Meister Miyazaki lädt zum Kampf
Eine Nebelwand tut sich vor dem Eingang des Präsentationsraumes auf: Sichtliches Schmunzeln bei den anwesenden Pressevertretern. Wir treten ein. Drinnen wartet der Endboss Hidetaka Miyazaki. Ein paar Powerpointseiten weiter tauchen Sätze wie „Die Evolution der Serie durch Größe der Welt vorantreiben“ auf. Oder: „Der Serie treu bleiben, aber Dinge verändern.“ Aber wie immer gilt nur das Gezeigte. Man hat eine Kulisse à la Bloodborne erwartet und eines steht fest: Dark Souls 3 wird sich zu Grafikreferenzen der jetzigen Konsolengeneration verhalten wie Dark Souls zu Uncharted 3. Ernüchterung. Der Held und seine Widersacher können dem Grafikanspruch gerecht werden, die
An die prächtige Kulisse von Bloodborne wird Dark Souls 3 nach jetzigem Stand zwar nicht herankommen...
Welt hingegen leider nicht. So weit also alles beim Alten. Ebenso wie die Leuchtfeuer, die Online-Optionen, partiell auftauchende Nebelwände wie in Bloodborne, Angriffe, Blocken, Konterattacken, unerwartete Überfälle, fiese Levelpassagen – selbst der Einstieg wirkte schön vertraut. Niederknieende Skelette vor düster designten knochigem Baumgestrüpp. Ein verbrannter Drachenkorpus, dessen Asche die Luft erfüllt. Schöne Animationen der Gegner – dann wie im ersten Teil eine Brücke, ein Schloss und obendrauf ein Feuer spuckender Drache, der den Zugang verwehrt. Die Atmosphäre stimmt, denn Licht- und Partikeleffekte fangen irgendwie das grafische Manko auf.
Bloodborne 2 im Souls-Gewand
Dann zeigte man wuchtige Angriffsarten der untoten Ritter sowie einen schnell
...aber Artdesign, Animationen und vor allem die Stimmung über Licht und Schatten sind wieder sehr stimmungsvoll. Spielerisch neu: Man kann vor dem Schlagabtausch eine Haltung einnehmen, um einen speziellen Angriff vorzubereiten.
ausweichenden Helden, der wie Legolas mit einem Kurzbogen hantiert und den Gegner mit Pfeilen durchsiebt. Moment mal. Das ist doch hier nicht Bloodborne 2, oder? Doch ist es. Der Kampf hat mehr mit Bloodborne gemeinsam als mit Dark Souls 2. Und hätte ich das auf der 360 gespielt und würde mit meiner One auf den dritten Teil warten, wäre ich jetzt sehr skeptisch. Ein Glück hat Bloodborne gezeigt, dass schneller nicht zwangsweise schlechter bedeutet. Die Gegner stecken in Dark Souls 3 auch sehr viel ein. Nach wie vor sind die Animationsabläufe ein Genuss und die durch die verschiedenen Waffen hervorgerufenen unterschiedlichen Kampfstile eine Augenweide. Aber auch hier hat Miyazaki leichte Veränderungen eingeführt: Ein Rundumschlag mit Doppelschwertern verschafft Luft und kann etliche kleinere Gegner niederstrecken.
Einfach? Mitnichten!
Und dann wurde der „Ready Stance“ präsentiert. Wie bei Kampfsportarten kann man den Helden in einer abwartenden Verteidigungshaltung verharren lassen, um eine Spezialattacke auszuführen. Ein schnelles Vorpreschen oder ein Hieb, der Gegner in die Luft schleudert. Wieder Skepsis? Mitnichten. Die gegnerischen Ritter attackieren
Dark Souls 3 soll größer und verschachtelter sein als bisherige Teile.
bedrohlich, wollen nicht zu Boden gehen, heilen sich selber, beißen selbst nach einem Stun-Angriff nicht ins Gras und werden schon zu zweit zu einer tödlichen Begegnung. Und über eine mysteriöse schwarze Masse, die sich aus den betenden Skeletten bildet und den Helden relativ schnell niederstreckt, wird sich ausgeschwiegen. Man soll den Lord of Cinder niederstrecken. Gwyn also? Der im Trailer gezeigte auferstandene gesichtslose Herr des Sonnenlichts mit seinem markanten Feuerschwert? Verbales Wegrollen. Denn warum zeigt man ihn gesichtslos? Vielleicht eine veränderte Reinkarnation? Egal. Die Geschichte wird wieder andere Wege gehen. Grabsteine sollen aber verstärkt mit ihren Inschriften die Welt stückweise näherbringen. Natürlich kann man wieder durch genaue Beobachtung der Umgebung Feinde ausschalten. Ein Umstand, den man öfters einbauen wird. Bis hierhin okay. Ich bin absoluter Fan der Reihe. Ich kann über den schnelleren Kampf aus Eigenerfahrung sehr gut hinwegsehen und die Befürchtungen anderer im Raum nicht teilen, die Miyazaki mit den Worten beruhigt: "Namco Bandai würde mir einen Einlauf geben, wenn ich das Spiel in irgendeiner Art einfacher machen würde." Ein Schmunzeln huscht über sein Gesicht. Welcher Entwickler kann das schon von seinem Publisher sagen?