South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe16.08.2017, Alice Wilczynski
South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe

Vorschau: Derber Humor und taktische Kämpfe

Vor vier Jahren bewies Obsidian mit South Park: Der Stab der Wahrheit, dass es sehr wohl möglich ist, aus einer beliebten TV-Serie ein gutes Videospiel zu machen. Auch der Nachfolger South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe (ab 11,94€ bei kaufen) machte 2016 auf der E3 bereits einen sehr guten Eindruck. Dieses Jahr durften wir endlich selbst Hand anlegen und uns vor allem von den Qualitäten des Kampfsystems überzeugen.

Furztanz im Stripclub

Schon die ersten Sekunden der rektakulären Zerreißprobe fühlen sich an wie nach Hause kommen: Alles ist schräg, alles ist grenzwertig und gerade das macht so viel Spaß. Zusammen mit meinem Mitstreiter Captain Diabetes mache ich mich im Peppermint Hippo Stripclub auf den Weg, um einem Katzen-Entführer das Handwerk zu legen. Wen die Vorstellung von Kindern in so einem Etablissement bereits abstößt, sollte besser nicht weiterlesen. Denn

Auch in der rektakulären Zerreißprobe werden wieder Grenzen überschritten, wenn man als Kind einen Lapdance machen muss.
die Entwickler scheinen weiterhin alle Freiheiten zu genießen, um die Grenzen des guten Geschmacks auszuloten. So muss ich als erstes zwei Geschäftsmännern einen heißen Schoßtanz im VIP-Raum geben. Während ich die Kinder mit dem Drehen des Thumbsticks twerken lasse was das Zeug hält, kann ich dieses Minispiel erst erfolgreich beenden, wenn ich meine Kunden ausreichend dabei anfurze. Mir steht zwar die Kinnlade offen, aber gleichzeitig muss ich bei dieser Schonungslosigkeit genauso lachen wie bei der TV-Serie. Als ich den beiden Anzugträgern offenbare, dass mein Partner und ich eigentlich keine Stripperinnen sind, kommt es zum ersten Kampf. Und spätestens hier beweisen die Entwickler, dass sie mehr können als nur zu schockieren.

Runden-Strategie mit Superhelden

Anders als im Vorgänger bietet das Kampfsystem mehr Bewegungsfreiheit und Fähigkeiten. So ist es möglich, sich je nach persönlichem Radius über das schachbrettartige Spielfeld zu bewegen. Jede Superhelden-Persona hat unterschiedliche Stärken. Captain Diabetes kann z.B. mit seinem „Zuckerrausch“ über viele Felder rennen, Gegnern mit dem „Insulinschock“ erheblich schaden und sie auf ein hinteres Feld stoßen. Der Spielercharakter nutzt hingegen elementare Zustandsveränderungen wie den „Venus-Schmutzfänger“, oder das „Schneeball-Gestöber“, um Gegner einzufrieren, oder zu verlangsamen. Durch clevere Positionierung kann man mehrere Feinde gleichzeitig zu Fall bringen, oder die Umgebung nutzen, um sie ins Mobiliar zu stürzen.

Gerade der spätere Kampf gegen eine Armee von Stripperinnen, die vom übergewichtigen schwarzen Mann in Frauenkleidung

Das Kampfsystem bietet mehr Bewegungsfreiheit und coole Superhelden-Fähigkeiten.
bis zur White-Trash-Oma reichen, verdeutlicht die taktischen Möglichkeiten. Gegnerische Angriffe können mit dem richtigen Timing per Knopfdruck abgeschwächt werden und man muss sich genau überlegen, ob man aggressiv zuschlägt oder sich erstmal die Gegner vom Hals hält. Beim Endgegner wurde das gemütlich Überlegen der Runden-Strategie plötzlich komplett umgekehrt: Wenn man sich nicht schnell genug entscheidet, wird man von der Stripclub-Anführerin irgendwann einfach plattgewalzt. Man darf gespannt sein, ob einen noch weitere Überraschungen beim Kampfsystem erwarten. Ein kleines Highlight sind die Spezialattacken jedes Helden, die sich im Kampf langsam aufladen. Captain Diabetes haut dann nicht nur unheimlich stark zu, in einer schön gestalteten Zwischensequenz darf man auch dabei zusehen, wie er sich mit endlos vielen Kalorienbomben vollstopft.

Viel Liebe zum Detail

Es gibt viele Details in der Spielwelt, die wunderbar ins South-Park-Universum passen. Neben dem derben Humor und den fantasievollen Attacken wurden selbst die Fähigkeiten der Charaktere passend benannt. So verleiht einem „ADHS“ zwar Stärke, führt gleichzeitig aber dazu, dass man Leute stalkt.

Während die Erkundung der Umgebung erneut mit spaßigen Rätselpassagen kombiniert wird, kann man diesmal Objekte mit einem Sensor anvisieren und danach z.B. mit einem lauten Furz zum Explodieren bringen. Diesmal lassen sich weitaus mehr Gegenstände in der Umgebung finden, die man verändern kann und die einem u.a. Vorteile im Kampf bringen. Diese sind nicht nur nützlich, sondern spielen auf bestimmte Folgen der TV-Serie an, was dementsprechend die Sammelmotivation erhöht.

Ausblick

Auch wenn ich den provozierenden Humor von South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe bisher sehr unterhaltsam finde, bleibt die Hoffnung, dass die Entwickler nicht nur sexuelle Anspielungen und Fäkalhumor inszenieren, sondern wie die aktuellen Staffeln der Serie auch das tatsächliche Weltgeschehen kommentieren. Spielerisch scheint der Nachfolger einen großen Schritt nach vorne zu machen: Man hat mehr Bewegungsfreiheit im Kampf und kann spürbar taktisch gegen Gegner vorgehen. Auch die Erkundung wirkt durch die zahlreichen neuen Gegenstände und Gadgets umfangreicher.

Einschätzung:
sehr gut

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.