Trackmania Turbo07.03.2016, Benjamin Schmädig

Vorschau: Drei, zwei, eins...

Wusstet ihr, dass 50 Reinigungskräfte den Belag im Stadion polieren, damit die Strecke immer picobello glänzt? Immerhin ist das Stadion das einzige Bauwerk, das man vom Weltall aus sehen kann! Woher ich das weiß? Aus Trackmania Turbo (ab 9,91€ bei kaufen). In dem versprühen nämlich schon die Hinweise im Ladebildschirm mehr Esprit als andere Spiele von Start bis Ziel. Schön, Schmädig, schön! Aber was hat's spielerisch auf dem Kasten?

Drei, zwei, eins, Go!

Das fette "GO!" blinkt saftig Grün, der Wagen wird vom Hubschrauber ausgeklinkt, landet sanft auf einer Rampe und donnert mit Vollgas in die erste Kurve. Dort legt man ihn per Analogstick in den Drift oder besser: übers Digikreuz. Die Steuerung ist ja pixelpräzise, minimales Antippen bewirkt feinste Kurskorrekturen: So bewegt man gute Arcade-Racer und Trackmania gehört zu den besten! Das war schon immer so und wird mit dem "Turbo" im Schlepptau, also erstmals auf PC, Playstation 4 und Xbox One, nur noch besser.

Mit diesem perfekten, millimetergenauen Werkzeug schiebt man das Fahrzeug bei halsbrecherischen Geschwindigkeiten durch enge Kurven, in Mehrfach-Loopings und nach unscheinbaren Rampen in absurd weite Sprünge. Am Ende zählt die Zeit: Medaillen schalten weitere Herausforderungen frei, Ranglisten locken Nimmersatte.

Im Stadion trifft der Minimalismus eines fiktiven Formel-Sports...
Ein halbdurchsichtiges Replay der eigenen Bestzeit, der Goldmedaille oder eines Kumpels aus der Freundesliste rast immer mit. Irgendwann ist man Platz vier der Welt und will trotzdem mehr. Ein Knopfdruck und schon hängt man wieder am Helikopter...

Three, two, one, Go!

Ähnlich wie Trackmania United vereint Turbo (hat mit dem gleichnamigen DS-Titel nicht viel gemein) vier Umgebungen, in denen es jeweils einzigartige Streckenteile und Fahrzeuge gibt. So besticht jeder Schauplatz mit individuellen Eigenheiten. Im Stadion ist es die Reinheit einer Art "Formel Minimalismus", gemischt mit den Sandpisten einer Dirt-Track-Serie . In Valley rast man off-road durchs Gelände, in Lagoon "klebt" man nach zweieinhalbfachem Looping kopfüber an der Decke und der Flitzer im Canyon driftet wie ein Ridge-Racer.

PC-Spieler kennen die meisten Umgebungen natürlich schon; aus Trackmania 2: Canyon, Trackmania 2: Stadium und Trackmania 2: Valley. Auch die 200 Herausforderungen wirken vertraut: Mir kamen viele Abschnitte der ersten Strecken jedenfalls bekannt vor. Wie viele Kurse aus den Trackmania-2-Pendants übernommen wurden, darauf werde

... auf die dreckigen Drifts einer Dirt-Track-Serie.
ich beim Vergleich mit dem fertigen Spiel schauen. Dass Turbo zu einem großen Teil vorhandenes Material aufbereitet, ist aber unverkennbar. Und in meinen Augen ist das auch eine Stärke. Denn dieses Trackmania wirkt ausgewachsen. In gewisser Weise ist es nach United endlich der komplette zweite Teil.

Tri, Dwa, Odin, Go!

Es ist ja nicht nur die Vielfalt an Umgebungen und Strecken oder der enorme Sog der Suche nach Bestzeiten. Es ist auch das Erstellen eigener Herausforderungen und Turniere, das Basteln komplett eigener Rennstrecken (in drei Schwierigkeitsgraden, damit sich Anfänger nicht in komplexen Konstruktionen verlieren) sowie das Lackieren und Bekleben der eigenen Boliden. Es ist wie immer...

... und es ist auch das neue Artdesign – meine Güte, diese famose Freude an Form und Farbe, die gigantischen Werbetafeln, diese todschicken Boliden! –, es sind per Knopfdruck vom Zufall erstellte Rennstrecken, es ist das Spielen zu viert an einem Bildschirm und es ist das Spiel zu zweit, das so genannte "Double Driver". Zwei Fahrer steuern da ein und dasselbe Fahrzeug. Gleichzeitig. Was nichts anderes bedeutet, als dass jeder Spieler den halben Input übernimmt. Lenkt eine nach links, der andere nach rechts, rast der Karren also geradeaus. Nur wenn beide voll in dieselbe Richtung einschlagen, drücken sie den Wagen in eine enge Kurve. Ist nichts für Bestzeiten, klar, brilliert dafür beim hysterischen Herumalbern.

Set, Tul. Hana, Go!

Klasse auch die abwechselnde Jagd nach der schnellsten Umrundung im "Hotseat" – am besten auf einem zufällig erstellten Parcours, damit Spielkenner nicht im Vorteil sind. Da sind bis zu vier Teilnehmer abwechselnd an der Reihe, immer gegen den Druck ihrer eigenen "Eieruhr". Kommt man vor deren Ablauf ins Ziel, steht die restliche Zeit beim nächsten Durchgang zur Verfügung. Sind alle Uhren abgelaufen, wird es spannend: Knackt ein Anderer in seinem

Ein Markenzeichen der Trackmania-Serie: absurd weite Sprünge.
letzten Versuch noch den Rekord eines Gegners, darf der noch mal ran – und so weiter, bis ein Sieger gefunden ist. Ich erwarte heiße Finalrunden!

San, Ni, Ichi, Go!

Und dann gibt es da noch Codes: geheime Tastenkombinationen, die man ganz old-school – da gibt sich Entwickler Nadeo keinen Illusionen hin – in Cheatlisten finden wird. Was die freischalten? Gleich mehrere Bonusspiele. Dazu gehören Vier-Spieler-Rennen, in denen jeder ein "Leben" verliert, der ein paar Meter hinter den Führenden zurückfällt. Das passiert deshalb, weil diese Läufe auf nur einem Bildschirm stattfinden. Was den interessanten Nebeneffekt hat, dass die Kamera mittig der Pole Position folgt, anstatt auch nur einem der Fahrzeuge. Und das fühlt sich im besten Sinne verdammt ulkig an.

Der vielleicht interessanteste dieser Geheimcodes? Eine Art Mario Kart, wie es die Entwickler nennen: ein Party-Raser am geviertelten Bildschirm. Mit zwei klitzekleinen Besonderheiten: Erstens machen zufällig verteilte Extras das Auto riesig groß oder sehr klein oder ermöglichen einen Boost oder das manuelle Springen. Zweitens kollidieren die Vehikel miteinander. In einem Trackmania! Wo Kontrahenten selbst in Onlinerennen nur als gegenstandslose "Geister" auf Zeit um die Wette fahren. Gut, eine spielerische Offenbarung ist die nette Dreingabe wahrlich nicht. Ein amüsanter Zeitvertreib aber allemal!

Ausblick

Dass Trackmania Turbo vor jedem Lauf mal auf Deutsch, mal auf Französisch, mal Koreanisch und mal Japanisch auf "Go!" runterzählt, spricht Bände über die Leidenschaft, mit der Nadeo internationalen Rennsport inszeniert. Oder anders: Das neue Trackmania wird ein richtig schicker, spielerisch packender Heidenspaß! Klar geht es immer nur ums Bestzeitrasen – spezielle Partyvarianten mal außen vor. Nur sah das nie besser aus, es spielte sich nie besser und es war vor allem inhaltlich nie so viel dran wie hier. Dass Nadeo in den vorgefertigten Kursen viele Versatzstücke recycelt: doof! Trotzdem hab' ich mich mit der Vorschauversion schon von den ersten Sekunden an lange in den Herausforderungen verbissen. Vom klassischen Zeitkiller (unterschätzt das nicht!) über individuelle Herausforderungen, das Selberbasteln neuer Strecken bis hin zum Mehrspieler-Radau am geteilten Bildschirm: Trackmania dürfte in der Simulations-Generation mit ihren Forzas, Driveclubs, CARS' und Dirt Rallyes ähnlich wie Fast Racing Neo ein sattes, buntes Ausrufezeichen setzen!

Einschätzung: sehr gut

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