Inspiration im eigenen Haus
Immerhin wurde auch die Art und Weise verändert, mit der man Waffen und Rüstungen erhält: Man kann sie weiterhin kaufen, erhält sie aber auch als Belohnung bzw. Beute. Und auch das ist grundsätzlich eine gute Idee, allerdings passt es schlecht in das historisch angehauchte Szenario, dessen Museumscharakter Ubisoft eigentlich stärker als bisher
betonen will, dass man viele nutzlose Gegenstände findet, die man lieber zu Ressourcen verarbeitet, anstatt sie anzulegen.
Diese und andere Materialien benötigt man, um Ausrüstung zu verbessern – wieder wie in einem Rollenspiel und ganz ähnlich den jüngeren Vertretern der
Far-Cry-Serie. Man tötet sogar Tiere, um Pelze oder sonstige Ressourcen zu erhalten.
„Töten“, weil von „Jagd“ nicht die geringste Rede sein kann. Genau wie in Far Cry rennt man ja einfach irgendwo hin und erschlägt Löwen oder Nilpferde. Die leisten mitunter lange Widerstand, so ein Kampf kann sich also ziehen. Finesse braucht es aber nicht, ausweichen und zuschlagen reicht. Spaß macht das also nicht – es ist eine langweilige Geduldsprobe und ein absurder Fremdkörper, um den ein Krieger des antiken Ägyptens ja aber offenbar nicht
Die Kämpfe fordern gutes Timing und den richtigen Einsatz der Waffe.
herum kam...
Taktik und Timing
Das Kampfsystem an sich ist dabei eine der Neuerungen, die mir richtig gut gefallen! Das Reaktionsspiel, in dem der oder die Attentäterin inmitten eines Pulks von Gegnern wirbelt, gehört schließlich der Vergangenheit an. Stattdessen liegt der Schwerpunkt jetzt auf Duellen, in denen die Kamera näher am Geschehen bleibt und Bayek im richtigen Moment ankommende Hiebe, Stiche oder Streiche abwehrt, sie mit gutem Timing sogar aktiv zurückwirft und natürlich selbst attackiert.
Steckt er einen Treffer ein, fügt ihm das mächtig großen Schaden zu; gedankenloses Draufhauen funktioniert nur gegen flankierte Gegner halbwegs zuverlässig, nicht aber im direkten Duell. Und auch das ist in der Form neu: Recht häufig kämpfen befreundete Männer an Bayes Seite, denn zwischen der Bevölkerung Ägyptens und ihrer Staatsmacht kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen.
Nicht zuletzt macht die Wahl der Waffe einen großen Unterschied, da das Hantieren mit zwei kurzen Klingen ein ganz anderes ist als das behäbigere Abstandhalten mit einem Speer oder das Hieven einer wuchtigen Axt. Auch eine Klinge wie die der
In manchen Gebieten halten sich besondere starke Gegner auf. Mit denen hat Bayek alle Hände voll zu tun.
späteren Attentäter steht Bayek zur Verfügung – wertet er die nicht auf, ist sie allerdings weit davon entfernt vor allem starke Gegner mit nur einem Überraschungsangriff zu töten.
Ägypten im Chaos?
Ganz rund laufen die Kämpfe nur leider nicht, da manche Angriffe auch gegen anvisierte Gegner ins Leere laufen und insgesamt sowohl Genauigkeit als auch Logik und Übersicht ausgewachsener Actionspiele fehlen. In manchen Kämpfen war ich mir zudem nicht sicher, ob alle Gegner zur Mission gehörten oder zufällig vorbeikommende Wachen alarmiert wurden. Das ist im Sinne einer lebendigen Welt natürlich hervorragend – besitzt jedoch wenig Unterhaltungswert, wenn diese Wachen so hochstufig sind, dass aus einer interessanten Nebenmission zähe Fleißarbeit wird. Als sich dann noch ein Nilpferd dazu entschloss mitzumischen, wirkte das virtuelle Ägypten sogar dermaßen unkontrolliert chaotisch, dass es keinen Spaß mehr machte.