Freie Erkundung vor Roswell
Der Eindruck, dass Machine Games die gewohnte Mischung aus Shooter-Passagen und langen Zwischensequenzen in The New Colossus beibehält, bestätigt sich in einem anderen Level, das ungefähr aus der Mitte der Story-Kampagne stammt. Ziel in diesem Roswell-Level es, eine in einem Feuerlöscher versteckte Atombombe in einer unterirdischen Forschungsanlage zu platzieren, um so den Führungsstab auszuschalten. Dazu muss sich der als Feuerwehrmann verkleidete Blazkowicz zunächst mit einer Kontaktperson in Joe’s Diner treffen - und zwar ausgerechnet am Jahrestag der Machtübernahme des Regimes in den USA. Während der feierlichen Parade darf man sich in einem etwas (Betonung auf "etwas") weitläufigeren Level frei umschauen, einen Blick auf das Buch „Victory“ von Frau Engel werfen und den mal mehr oder weniger gelungenen Gesprächen der Statisten lauschen, wobei die Vertonung laut Bethesda nicht final sei.
In Wolfenstein 2 hat das Regime die Kontrolle über die Vereinigten Staaten übernommen, vergleichbar mit dem Szenario aus The Man in the High Castle.
Dieses überschaubare, begehbare Areal bietet spielerisch wenig Möglichkeiten zur Interaktion, unterstreicht jedoch die Stimmung und die Atmosphäre enorm, denn die retrofuturistische, faszinierende, alternative Vergangenheit à la The Man in the High Castle lebt von der Detailverliebtheit, der schicken Kulisse sowie von kreativen Einfällen.
Im Diner folgt die nächste, drei Minuten lange, hochklassige Zwischensequenz, in der eine scheinbar von Hans Landa (Inglorious Basterds) inspirierte Figur den Geschehnissen sowie der Erdbeermilch auf den Grund geht. Nur am Ende verhält er sich etwas dämlich und unglaubwürdig. Im Anschluss an diese Cutscene geht es mit der nächsten, sechs Minuten langen Zwischensequenz weiter, in der ein „klischeehafter“ Area-51-Verschwörungstheorethiker neben vielen wirren Worten die eigentliche Mission erklärt. Obgleich dieses Video schön inszeniert ist, konnte die Sequenz nicht so sehr mitreißen. Sie war zu langgezogen und kam nicht auf den Punkt. Übrigens: Die meisten Einspieler ließen sich abbrechen, bis auf die Erdbeermilch-Szene.
Mit dem Raketenzug nach Roswell
Nach dem Erkundungsausflug und den beiden Cutscenes konnte es (endlich) losgehen. Durch einen Erdtunnel schlägt sich Blazkowicz zu einem unterirdischen Bahnhof eines Raketenzuges durch und hier zollte die frühe Version ihren Tribut, da der Charakter an einer Stelle im Stollen steckenblieb. Ich durfte das Level erneut spielen durfte, inkl. der unabbrechbaren Erdbeermilch-Zwischensequenz und der abbrechbaren anderen Verschwörungstheoretikersequenz. Gut: Optionen zum Schnellspeichern und Schnellladen sind diesmal vorhanden. Dafür liegen die automatischen Kontrollpunkte etwas weiter auseinander.
Die Gewaltdarstellung wurde im Vergleich zur internationalen Version bisher nicht verändert und ist stellenweise sehr blutig. Auch Gliedmaßen können abgetrennt werden.
Action oder Schleichen?
Nach den fast schon ausufernden Zwischensequenzen darf man als Blazkowicz wieder ordentlich austeilen. Den Bahnhof des Raketenzuges nach Roswell kann man auf die harte oder auf die leise Tour säubern. Als Verfechter der harten Tour ballert man sich einfach mit maximaler Feuerkraft, zwei unterschiedlichen Waffen pro Hand (Akimbo) und einem beinahe an
DOOM erinnernden Tempo durch die Regimehorden. Sollte ein ranghoher Aufseher mitbekommen, was da passiert, schlägt er Alarm und dann kommen viele, nein: wirklich viele Soldaten aufmarschiert, die es ebenfalls auszuschalten gilt. Alternativ kann man die Gegner leise ausschalten, zum Beispiel mit einer schallgedämpften Knarre oder mit einer Axt im höchst effektiven Nahkampf. Letztere kann auch beim Lehnen um die Ecke geworfen werden. Im Idealfall meuchelt man sich bis zum Anführer durch, dessen Entfernung und Position praktischerweise angezeigt wird, und entledigt sich anschließend der restlichen Bagage - was einfacher gesagt als getan ist, schließlich lassen sich ausgeschaltete Gegner nicht wie bei
Dishonored oder anderen Schleichspielen verstecken. Zudem sind die Feinde hellhörig. Zumindest in diesem Level bot sich eine Mischung aus beiden Vorgehensweise an, wobei man sich auch lauthals zum Aufseher vorkämpfen und einfach alles ausschalten konnte. Old-School-Shooter Feeling pur!
Hat man sich bis zum Raketenzug vorgekämpft und das Gefährt gestartet, geht es an Bord weiter. In hohen Tempo rast der Zug durch einen Tunnel und Blazkowicz kämpft sich im und auf dem Zug bis zum Führerstand durch, stellenweise auf engstem Raum und mit Regimesoldatenstau in den Gängen. Bis dahin dürfen normale Regime-Soldaten, dick gepanzerte Schergen mit Doppel-Laserkraftwerk, mechanisch verstärkte Superhunde und an Terminatoren erinnernde Kampfroboter bekämpft werden. Am Zielbahnhof geht es weiter zur Kommandozentrale, bis die Atombombe stilecht in einem Ufo platziert werden kann.
Sieben Schwierigkeitsgrade werden geboten.
Danach folgen ein Zwischenendboss, der sich komplett umgehen lässt und ein Zwischenspurt zur Evakuierung.
Verbesserungen des Helden
Im Laufe der Story-Kampagne kann Blazkowicz in drei Bereichen verbessert werden. Je nach Spielweise wird er stärker in Sachen Heimlichkeit, Chaos oder Taktik. Gleichermaßen können die Waffen individuell mit Ausrüstungsupgrades angepasst werden. So lassen sich Munitionskapazitäten, Schaden und Laustärke zum Beispiel bei der Pistole verändern. Das Sturmgewehr kann man zu einem panzerbrechenden Scharfschützengewehr ausbauen und das MG wird zum Nagelwerfer mit erhitzten Projektilen. Das Dieselkraftwerk kann übrigens explosive Kanister verschießen, die an Gegnern oder Wänden haften bleiben und sich per Fernzünder in die Luft jagen lassen.