gc-Vorschau: Wolfenstein 2: The New Colossus (Shooter)

von Marcel Kleffmann



Entwickler:
Publisher: Bethesda Softworks
Release:
27.10.2017
27.10.2017
29.06.2018
27.10.2017
Erhältlich: Digital, Einzelhandel, Importhändler
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Freie Erkundung vor Roswell

Der Eindruck, dass Machine Games die gewohnte Mischung aus Shooter-Passagen und langen Zwischensequenzen in The New Colossus beibehält, bestätigt sich in einem anderen Level, das ungefähr aus der Mitte der Story-Kampagne stammt. Ziel in diesem Roswell-Level es, eine in einem Feuerlöscher versteckte Atombombe in einer unterirdischen Forschungsanlage zu platzieren, um so den Führungsstab auszuschalten. Dazu muss sich der als Feuerwehrmann verkleidete Blazkowicz zunächst mit einer Kontaktperson in Joe’s Diner treffen - und zwar ausgerechnet am Jahrestag der Machtübernahme des Regimes in den USA. Während der feierlichen Parade darf man sich in einem etwas (Betonung auf "etwas") weitläufigeren Level frei umschauen, einen Blick auf das Buch „Victory“ von Frau Engel werfen und den mal mehr oder weniger gelungenen Gesprächen der Statisten lauschen, wobei die Vertonung laut Bethesda nicht final sei.
In Wolfenstein 2 hat das Regime die Kontrolle über die Vereinigten Staaten übernommen hat, vergleichbar mit dem Szenario aus The Man in the High Castle.
In Wolfenstein 2 hat das Regime die Kontrolle über die Vereinigten Staaten übernommen, vergleichbar mit dem Szenario aus The Man in the High Castle.


Dieses überschaubare, begehbare Areal bietet spielerisch wenig Möglichkeiten zur Interaktion, unterstreicht jedoch die Stimmung und die Atmosphäre enorm, denn die retrofuturistische, faszinierende, alternative Vergangenheit à la The Man in the High Castle lebt von der Detailverliebtheit, der schicken Kulisse sowie von kreativen Einfällen.

Im Diner folgt die nächste, drei Minuten lange, hochklassige Zwischensequenz, in der eine scheinbar von Hans Landa (Inglorious Basterds) inspirierte Figur den Geschehnissen sowie der Erdbeermilch auf den Grund geht. Nur am Ende verhält er sich etwas dämlich und unglaubwürdig. Im Anschluss an diese Cutscene geht es mit der nächsten, sechs Minuten langen Zwischensequenz weiter, in der ein „klischeehafter“ Area-51-Verschwörungstheorethiker neben vielen wirren Worten die eigentliche Mission erklärt. Obgleich dieses Video schön inszeniert ist, konnte die Sequenz nicht so sehr mitreißen. Sie war zu langgezogen und kam nicht auf den Punkt. Übrigens: Die meisten Einspieler ließen sich abbrechen, bis auf die Erdbeermilch-Szene.

Mit dem Raketenzug nach Roswell

Nach dem Erkundungsausflug und den beiden Cutscenes konnte es (endlich) losgehen. Durch einen Erdtunnel schlägt sich Blazkowicz zu einem unterirdischen Bahnhof eines Raketenzuges durch und hier zollte die frühe Version ihren Tribut, da der Charakter an einer Stelle im Stollen steckenblieb. Ich durfte das Level erneut spielen durfte, inkl. der unabbrechbaren Erdbeermilch-Zwischensequenz und der abbrechbaren anderen Verschwörungstheoretikersequenz. Gut: Optionen zum Schnellspeichern und Schnellladen sind diesmal vorhanden. Dafür liegen die automatischen Kontrollpunkte etwas weiter auseinander.
 Die Gewaltdarstellung wurde nicht verändert und ist stellenweise sehr explizit (Gliedmaßen abtrennen) und blutig.
Die Gewaltdarstellung wurde im Vergleich zur internationalen Version bisher nicht verändert und ist stellenweise sehr blutig. Auch Gliedmaßen können abgetrennt werden.


Action oder Schleichen?

Nach den fast schon ausufernden Zwischensequenzen darf man als Blazkowicz wieder ordentlich austeilen. Den Bahnhof des Raketenzuges nach Roswell kann man auf die harte oder auf die leise Tour säubern. Als Verfechter der harten Tour ballert man sich einfach mit maximaler Feuerkraft, zwei unterschiedlichen Waffen pro Hand (Akimbo) und einem beinahe an DOOM erinnernden Tempo durch die Regimehorden. Sollte ein ranghoher Aufseher mitbekommen, was da passiert, schlägt er Alarm und dann kommen viele, nein: wirklich viele Soldaten aufmarschiert, die es ebenfalls auszuschalten gilt. Alternativ kann man die Gegner leise ausschalten, zum Beispiel mit einer schallgedämpften Knarre oder mit einer Axt im höchst effektiven Nahkampf. Letztere kann auch beim Lehnen um die Ecke geworfen werden. Im Idealfall meuchelt man sich bis zum Anführer durch, dessen Entfernung und Position praktischerweise angezeigt wird, und entledigt sich anschließend der restlichen Bagage - was einfacher gesagt als getan ist, schließlich lassen sich ausgeschaltete Gegner nicht wie bei Dishonored oder anderen Schleichspielen verstecken. Zudem sind die Feinde hellhörig. Zumindest in diesem Level bot sich eine Mischung aus beiden Vorgehensweise an, wobei man sich auch lauthals zum Aufseher vorkämpfen und einfach alles ausschalten konnte. Old-School-Shooter Feeling pur!

Hat man sich bis zum Raketenzug vorgekämpft und das Gefährt gestartet, geht es an Bord weiter. In hohen Tempo rast der Zug durch einen Tunnel und Blazkowicz kämpft sich im und auf dem Zug bis zum Führerstand durch, stellenweise auf engstem Raum und mit Regimesoldatenstau in den Gängen. Bis dahin dürfen normale Regime-Soldaten, dick gepanzerte Schergen mit Doppel-Laserkraftwerk, mechanisch verstärkte Superhunde und an Terminatoren erinnernde Kampfroboter bekämpft werden. Am Zielbahnhof geht es weiter zur Kommandozentrale, bis die Atombombe stilecht in einem Ufo platziert werden kann.
Sieben Schwierigkeitsgrade werden geboten.
Sieben Schwierigkeitsgrade werden geboten.
Danach folgen ein Zwischenendboss, der sich komplett umgehen lässt und ein Zwischenspurt zur Evakuierung.

Verbesserungen des Helden

Im Laufe der Story-Kampagne kann Blazkowicz in drei Bereichen verbessert werden. Je nach Spielweise wird er stärker in Sachen Heimlichkeit, Chaos oder Taktik. Gleichermaßen können die Waffen individuell mit Ausrüstungsupgrades angepasst werden. So lassen sich Munitionskapazitäten, Schaden und Laustärke zum Beispiel bei der Pistole verändern. Das Sturmgewehr kann man zu einem panzerbrechenden Scharfschützengewehr ausbauen und das MG wird zum Nagelwerfer mit erhitzten Projektilen. Das Dieselkraftwerk kann übrigens explosive Kanister verschießen, die an Gegnern oder Wänden haften bleiben und sich per Fernzünder in die Luft jagen lassen.
 

AUSBLICK



Machine Games baut bei Wolfenstein 2: The New Colossus konsequent auf die Stärken von Wolfenstein: The New Order. So gibt es wieder reichlich, teils sehr lange Zwischensequenzen, die hervorragend inszeniert wurden und mit starken Animationen punkten. Jedoch konnten nicht alle Cutscenes mitreißen, was eher am Drehbuch, der Figurenzeichnung oder den Dialogen und nicht an der Inszenierung lag. Während die Einführung von Frau Engel und die Erdbeermilchszene klasse sind, kommt das Video mit dem Verschwörungstheoretiker irgendwie nicht auf den Punkt. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Timing, die Qualität der Zwischensequenzen und die Charakterzeichnung insgesamt präsentieren werden, gerade weil versucht wird, sowohl Satire mit Slapstick-Einlagen als auch eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einem faschistischen Unterdrücker aufzubieten. Punkten kann Wolfenstein 2: The New Colossus mit einem faszinierenden Szenario, das detailverliebt umgesetzt wurde und an manchen Stellen lobenswerten Freiraum zur Erkundung bietet. Einen wirklich guten Eindruck hinterließen die Action-Passagen nach Oldschool-Shooter-Bauart, die diesmal eine Spur zügiger ablaufen, da das Aufsammeln von Gegenständen jetzt weitgehend automatisch passiert. Waffenarsenal, Upgrademöglichkeiten und Gegneraufgebot wirken stimmig und gut, wobei man wieder zwischen der Brachial-Actionmethode und einer Stealth-Mechanik lite wählen darf. Und wenn Machine Games jetzt noch mehr kreative und überraschende Level-Konzepte aus dem Hut zaubert wie z.B. die angespielte Fahrt auf einem Raketenzug, könnte Wolfenstein 2 der Auftakt zu einem erstklassigen Shooter-Herbst werden.

Einschätzung: gut

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Kommentare

Dr.Khaos schrieb am
Ich weiss, dass ich jetzt damit der einzige bin aber ich hätte mir einen Multiplayer gewünscht. Mir ist schon klar, dass man sich besser mal auf eine Sache konzentriert (eine gute Kampagne) aber ich hätte doch gerne mal wieder ein neues Enemy Territory. Ohne Aliens. Allies gegen Axis. Die Karte Goldrush bitte. Ende.
Dunnkare schrieb am
BigEl_nobody hat geschrieben: ?12.08.2017 13:18
Weeg hat geschrieben: ?12.08.2017 00:58 Allerdings frage ich mich gerade, wer sich Wolfenstein in dieser Fassung antun möchte. Mehr aus sprachlicher und Synchro Hinsicht als die Zensurfrage, weil der Wortwitz und Co. offenbar stark nachlässt ohne das Original (der Grammar-Nazi, Franz from Frankfurt usw.)
Ich! Ich tue mir das an, mir ist das nämlich furzpipenegal ob die jetzt Regime oder Nazis genannt werden, ob man jetzt überall Hakenkreuze sieht oder was anderes.
Und da die Synchro bei New Order und Old Blood wirklich sehr ordentlich war und mir im Kontext des Spiels teils auch einfach besser gefallen hat als das englische Original, hab ich auch hier keine Probleme.
Und selbst wenn sie schlecht wäre, ich kaufe das Spiel nicht für ne tolle Story mit tiefen Charakteren und authentischem dritten Reich, ich kaufe es weil ich einen hervorragenden Ego-Shooter haben möchte mit wuchtigem Gunplay, fiesen Gegnern und einem motivierenden Leveldesign!
Mir gehen die ganzen angedeuteten Storyelemente und Zwischensequenzen aus dem Trailer jetzt schon gehörig auf die Nerven, die stören nämlich nur den Spielfluss (Das schlechte Pacing war schon bei New Order das größte Problem). Ich hoffe man reduziert sie auf ein Minimum und bietet ausreichend Gameplay dazwischen!
So verschieden sind die Geschmäcker. Mir hat gerade dieser Mix aus dem großartigem Shooter Gameplay und den herrlich trashigen Sequenzen und Dialogen mit den vor Klischees triefenden Charakteren so gut gefallen.
Und ein Teil dieser tollen Atmosphäre ist in der deutschen Synchro leider verloren gegangen, wie fast immer. Ob Nazis oder Regime spielt für mich dabei weniger eine Rolle als Wortwitz und Stimmen.
Vulnavia schrieb am
Dieser Titel ist momentan mal auf der Wunschliste für spteren kauf bookmarked, da ich die vorherigen Titel auch schon gekauft habe. Der kauf wird jedoch dann davon abhängen ob es Denuvo Anti Konsumenten verseucht ist oder nicht. Von der Shopseite her könnte man zwar annehmen das nicht, jedoch traue ich diesem Publisher nicht mehr bei seinen Shopangaben, da ich als Kunde dahingehend bereits mit Vorab-Falschinformationen geködert wurde. Es wird für mich dieses mal also leider keine Vorbestellung geben.
Ryo Hazuki schrieb am
Irgendwie erinnert mich das Fahrzeug am Ende an...:
Bild
Dunnkare schrieb am
Todesglubsch hat geschrieben: ?11.08.2017 16:03
dRaMaTiC hat geschrieben: ?11.08.2017 15:52 Den so gut eine deutsche Vertonung auch sein kann, meistens sind die Original Fassungen einfach besser.
Bei Wolfenstein? :D
Die Frage ist: Möchtest du Amerikaner, die versuchen Deutsch zu sprechen?
Oder Deutsche, die tatsächlich Deutsch sprechen? :lol:
Keine Frage, ersteres natürlich! Das macht doch einen wichtigen Teil der großartigen Atmosphäre bei den neuen Wolfensteins aus. TNO und TOB habe ich deshalb auch auf PS4 als EU Import gespielt - auf PC hat man ja leider auf legalem Weg keine Chance, die Originalfassung zu bekommen. Ich hoffe das funktioniert mit TNC genauso, vorbestellt hab ich die EU Version jedenfalls schon und freue mich sehr darauf. Wolfenstein ist für mich die beste Shooter Serie seit langem.
schrieb am