Pinball FX325.08.2017, Mathias Oertel

Vorschau: Flippern mit Hitpotenzial

Flipper-Puristen werden zustimmen, dass das echte Spielgefühl nur an einem richtigen Tisch zustande kommt – am besten in einer abgedunkelten Ecke einer Spielhalle. Doch auch ohne das physische Klappern und den spürbaren Widerstand kann Flippern in seiner virtuellen Form Spaß machen. Seit Jahren eine feste Größe sind dabei die Plattformen der Zen Studios, die sich mit dem im Herbst erscheinenden Pinball FX 3 zu neuer Hochform aufschwingen sollen. Wir haben eine frühe Version samt der frischen Universal-Tische angespielt.

Gemeinsame Plattformen

In den letzten Jahren haben die Zen Studios ihre Flipper-Community gespalten, die sich ohnehin in konstruktiven Diskussionen mit den Verfechtern des klassischen Flipper-Vergnügens ohne unrealistischen Firlefanz verstricken ließ. Auf der einen, der Sony-Seite, gab es Zen Pinball. Auf der anderen (PC, Xbox und eigentlich alles andere) Pinball FX. Allerdings fühlte sich FX hinsichtlich der Kugel- sowie Bumper-Physik einfach besser an – vor allem mit dem zweiten Teil. Dass auf beiden Plattformen mit nur wenigen Ausnahmen die gleichen Tische (u.a. Marvel Pinball, Star Wars Pinball, Aliens vs. Pinball) veröffentlicht wurden, machte die Aufspaltung noch unverständlicher. Dem tragen die Zen Studios nun Rechnung: Pinball FX 3 vereint alle Systeme unter einem Dach.

Der Fokus bei Pinball FX3 liegt auf der Community und asynchronen Wettbewerben.

Doch für die komplett runderneuerte Plattform, bei der sowohl Kulisse als auch Physik spür – und sehbare Fortschritte gemacht haben, bleibt es nicht bei kosmetischen Veränderungen. Mit dem neuen Fokus auf Langzeitmotivation hat man nicht nur einen Haufen individueller Herausforderungen für jeden Tisch gebaut, sondern vor allem an den Mehrspieler-Modi geschraubt: Man wird eigene Turniere erstellen können, es wird ein Ligensystem geben und mit kontinuierlich aktualisierten Wettbewerben auch jenseits der blanken Punktzahlen will man die Spieler ebenfalls langfristig binden. Doch natürlich kann man auch weiterhin solo oder wie gehabt im Hotseat mit Freunden versuchen, die Höchstpunktzahl an Land zu ziehen. Mit Pinball FX 3 werden aber unterschiedliche Systeme in den Ranglisten gebündelt. Auf Vergleiche von Xbox- und PlayStation-Usern in einer Tabelle wird dabei zwar verzichtet, doch auf der PS4 kann man sich immerhin mit Steam-Usern messen, während auf Xbox One nicht nur Steam-, sondern auch Windows-10-Spieler hinzugezogen werden können. Wer möchte, kann auf Konsolen seine Highscore-Listen allerdings auch auf das jeweilige System beschränken.

Der persönliche Aufstieg und der Service am Kunden

Zusätzlich zu den Vergleichen mit der weiten Online-Welt, die es ja auch schon in den Vorgängern gab, hat man als Solist aber auch noch andere Mohrrüben vor der Nase hängen. Zum einen kann man pro Flipper verschiedene Bonus-Stufen z.B. für Bumper, zurückgelegte Entfernung usw. erreichen und aktivieren, was wiederum für weiteren Punktezuwachs sorgt. Zum anderen bekommt man für erledigte Aufgaben, Rampenkombos usw. nicht nur Trophäen oder Errungenschaften, sondern auch Erfahrungspunkte die akkumuliert für einen Aufstieg des Spielers in eine neue Stufe sorgen. Damit einhergehend wird man nicht nur über den Level als Viel- oder Wenigspieler entlarvt, sondern kann sich auf seiner Spielerkarte auch noch mit besonderen Plaketten schmücken.

Neben Bethesda Pinball und Marvel Pinball werden auch die Star-Wars-Flippertische von Pinball FX3 unterstützt. Wer die Tische bereits in seiner FX2- oder Zen-Pinball-2-Sammlung hat, kann sie kostenlos importieren.

Und damit man gleich zum Start weg seine Stufe bestmöglich steigern darf, zeigt sich Zen von seiner spendablen Seite. Wie schon beim Konsolenaufstieg von Pinball FX 2 (von 360 auf Xbox One) darf man auch beim Upgrade auf Pinball FX3 bereits gekaufte Tische kostenlos importieren – inklusiver aller grafischer Verbesserungen und vor allem der neuen Herausforderungen, die es bei jedem Tisch gibt. Natürlich wird das Import-Upgrade jetzt auch am PC sowie auf PlayStation beim Wechsel von Zen Pinball 2 auf Pinball FX3 ermöglicht. Allerdings gibt es erneut kleine Einschränkungen, die teils mit auslaufenden Lizenzen zu tun haben dürften. Wir erinnern uns: Bereits beim Upgrade von 360 auf One gab es einige Tische, deren Import nicht möglich war wie z.B. Super League Football. Beim Aufstieg auf FX3 wiederum muss man auf die Flipper zu Street Fighter, Ninja Gaiden, Ms. Splosion-Man, Plants vs. Zombies sowie die beiden South-Park-Tische verzichten. Angesichts von über 60 möglichen Import-Tischen, darunter die exzellenten Aliens vs. Pinball, die Bethesda-Flipper,  The Walking Dead sowie alle bislang veröffentlichten Marvel- und Star-Wars-Pinball-Erweiterungen, hat man vom Start weg bereits eine breite Palette zur Verfügung.

Universal Pinball: Drei verflipperte Film-Klassiker

Doch um Pinball FX 3 ins rechte Licht zu setzen, wird Zen zum Start der Plattform mit Universal Pinball drei Tische basierend auf den Lizenzen von Zurück in die Zukunft, E.T. - Der Außerirdische und Der Weiße Hai veröffentlichen. Diese hinterlassen im Vorabspiel einen durch die Bank guten Eindruck. Spielmechanisch sogar einen sehr guten. Zurück in die Zukunft z.B. lässt einen thematisch nicht nur im Jahr 1985 mit Kugeln über den Tisch jagen, die wie der DeLorean unter bestimmten Voraussetzungen eine Flammenspur hinter sich herziehen. Man kann auch in den anderen Zeiten der Trilogie von 1885 bis 2015 sein Unwesen treiben und clever gestellte Aufgaben auf den Rampen erfüllen. Bei Jaws (Der Weiße Hai) gibt es natürlich auch unrealistische Elemente, wie z.B. Nachtsequenzen, bei denen man den Taschenlampen folgen muss oder Momente wie der aus dem Wasser schießende Hai, der bei den Touren durch die Universal Studios seit Jahrzehnten die Touristen (nicht mehr) erschreckt. Ebenfalls schön: der Seegang-Modus, bei dem die Flipper-Platte wie ein betrunkener Seemann hin und her schwankt, die Kugel physikalisch korrekt folgt und damit die Berechnung des richtigen Timings für den Flipperdruck  besonders herausfordernd macht. Auch der E.T.-Tisch wartet mit einigen Überraschungen, abwechslungsreichen Aufgaben und sehr schönen Stimmungen auf.

Thematisch mit seinen unterschiedlichen Zeitebenen der interessanteste Tisch aus Universal Pinball: Zurück in die Zukunft.

Allen gemeinsam ist jedoch bei der technischen Umsetzung, dass die Akustik nicht die gleiche Qualität erreicht wie z.B. bei Aliens vs. Pinball, Bethesda Pinball und vor allem Star Wars Pinball. Während für die Sprachausgabe bei Zurück in die Zukunft immerhin Sprecher hinters Mikrofon gezerrt wurden, die zumindest ähnlich klingen wie Christopher Lloyd oder Michael J. Fox, klingt der Schauspieler von Haifischjäger Quint nur selten wie sein Filmvorbild, der 1978 verstorbene Robert Shaw. Noch bedauerlicher ist allerdings, dass in der Vorab-Version auf keinem Tisch die Original-Musiken der Filme eingesetzt werden, die mit ihren markanten Themen umgehend für eine Steigerung der Atmosphäre sorgen würden. Bei Zurück in die Zukunft dudeln im Hintergrund zwar je nach Epoche, in der man sich befindet, von den Filmen inspirierte Melodien. Doch angesichts der ansonsten hohen Produktions-Standards ist es bedauerlich, dass Zen hier auf Sparflamme kocht, zumal in älteren Lizenzablegern auch auf akustische Authentizität geachtet wurde. Und "Der weiße Hai" ohne das bedrohliche sowie sich steigernde "Da-Dumm... Da-Dumm... Da-Dumm-Da-Dumm-Da-Dumm..." ist eben nicht der richtige weiße Hai. Allerdings bleibt noch eine Resthoffnung, dass vielleicht zum finalen Release im Herbst zumindest die Musiken original sind und vielleicht sogar die Sprachsamples aus den Filmen verwendet werden.

Ausblick

Die Flipper-Front ist gespalten. Auf der einen Seite stehen die Puristen, die mit Sammlungen wie den Pinball Arcade Classics den Ruhm alter Spielhallen-Zeiten in virtueller Form auferstehen lassen. Und auf der anderen stehen die Fans der Zen Studios, die mit Pinball FX3 eine in jeder Hinsicht verbesserte Variante der mit unrealistischen Elementen, aber auch grandiosen Lizenzen wie Marvel, Star Wars oder Portal versehenen Flippertische erwarten dürfen. Der neue Fokus auf erweiterte Mehrspieler-Vergleiche, deren Ranglisten sich von Konsole sogar auf PC ausdehnen lassen, ist allerdings nur ein Aspekt. Alle kompatiblen Tische, wobei Käufer auf den alten Plattformen ihre Flipper kostenfrei importieren können, wurden nicht nur grafisch überarbeitet und an die optimierte Physik angepasst. Zusätzlich gibt es haufenweise Tisch-spezifischer sowie übergreifender Herausforderungen, die neben den obligatorischen Punktzahlvergleichen die Langzeitmotivation erhöhen sollen. Da die Kernelemente der Zen Flipper seit Jahren ihre Qualität beweisen, könnte sich die neueste Version als die Pinball-Plattform schlechthin etablieren – insofern man die unrealistischen Einflüsse zu schätzen weiß. Damit es zum Start im Herbst auch neue Tische gibt, werden die Zen Studios in Universal Pinbal Kugeljagden zu Zurück in die Zukunft, Der Weiße Hai und E.T. – Der Außerirdischen bündeln. Diese hinterlassen mit abwechslungsreichen Tischen und Aufgaben mechanische einen sehr guten Eindruck, lassen aber bei der akustischen Umsetzung bislang die gleiche Finesse und vor allem Verwendung von Original-Sounds, Sprachsamples und Musiken vermissen. Zumindest bei der Musik ist jedoch noch Hoffnung da, dass es sich in der Vorabversion noch um Platzhalter handelt.

Einschätzung:
sehr gut

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.