Fight Night 200408.02.2004, Mathias Oertel
Fight Night 2004

Vorschau:

Der letzte Box-Ausflug von Electronic Arts liegt schon ein Weilchen zurück. Da zudem Rocky scheinbar alle Wünsche der Faustkampf-Fans zu erfüllen scheint, waren wir gespannt, als wir in Nürnberg auf einem Event das neue EA-Boxspektakel Fight Night 2004 intensiv anspielen konnten. Kann Rocky die Handschuhe endgültig an den Nagel hängen? Wie die Chancen stehen, verrät euch die Preview!

Taktik statt Draufhauen

Für lange Zeit hat Rocky der Redaktion die Mittagspausen versüßt. Eine durchdachte Steuerung, klasse Grafik und vor allem die Möglichkeit, taktische Kämpfe zu führen, haben für spannende Duelle gesorgt, die nicht selten erst durch die Punktrichter entschieden wurden.

Durch das Edel-Boxen von Rage "vorbelastet", war die Skepsis groß, ob das in den Videos groß angepriesene System der "Total Punch Control" eine ähnliche Spannung und Dynamik entfachen kann.

32 Boxer in vier Gewichtsklassen werden vertreten sein. Leider sind nach derzeitigem Stand aber keine deutschen Kämpfer vorgesehen.

Buttonmashen ist passé

Viele Box- und andere Prügelspiele verlassen sich auf eine herkömmliche Knopfsteuerung für die Schläge, was nicht selten dazu führt, dass derjenige gewinnt, der die Knöpfe am schnellsten und am wildesten bedienen kann.

Fight Night 2004 schaltet dieses Problem weitestgehend aus. Dazu man bedient sich eines kleinen Tricks, der schon in Spielen wie Mark of Kri und auch bei dem im April erscheinenden Rise to Honour zum Einsatz kommt: Die Schlagbewegungen des Boxers werden mit wenigen Ausnahmen über den rechten Analogstick gesteuert. Eine Bewegung nach links bzw. rechts oben führt zu einem kurzen Jab; führt man den Stick vor der Bewegung nach oben nach rechts oder links wird daraus ein Haken; und beginnt man den Schlag mit einer Bewegung nach schräg unten und führt den Stick dann im Halbkreis nach oben, wird auf dem Bildschirm ein lupenreiner Uppercut abgeliefert. __NEWCOL__Hört sich kompliziert an? Dachten wir auch, doch bereits im ersten Kampf wurden sämtliche Zweifel zerstreut. Das Prinzip, die Armbewegungen auf den rechten Stick zu legen, ist intuitiv und ermöglich sofort einen schnellen und unkomplizierten Einstieg in rasante und dynamische Kämpfe.

Wer jetzt allerdings denkt, dass man das Buttonmashen durch eine Sticktortur ersetzt hat, sieht sich ebenfalls getäuscht. Denn genau so durchdacht wie das Schlagsystem präsentiert sich die Block- und Ausweichmechanik: Im Zusammenspiel mit der rechten Schultertaste nimmt der Boxer die Fäuste hoch und fängt an zu blocken. Da man mit dem rechten Stick die Richtung angeben soll, die abgewehrt werden soll, haben Angreifer, die einen mit wilden Schlag-Kanonaden eindecken wollen, kaum eine Chance. Denn mit richtigem Timing könnt ihr den Schlag nicht nur abblocken, sondern ablenken, wodurch sich eine verwundbare Stelle beim Gegner offenbart, so dass ihr sofort aus dem Block heraus kontern könnt.

Zusätzlich habt ihr mit der Kombo linker Stick/linke Schultertaste die Möglichkeit, den Oberkörper des Boxers in voller 360-Grad-Freiheit rotieren zu lassen und so den ankommenden Schlägen geschickt auszuweichen, um eurerseits nahtlos einen Schlag folgen zu lassen.

In Fight Night 2004 warten spannende Kämpfe, die eine für Boxspiele bislang ungeahnte taktische Komponente bieten.

Die Taktikmöglichkeiten sind daher immens hoch und sorgen nach kürzester Zeit für spannende Kämpfe. Selbst wenn ihr kurz vor dem Niederschlag steht und noch zwei Minuten abzureißen sind, könnt ihr es schaffen, die Runde zu überstehen, ohne zu Boden gehen zu müssen.

Unter Umständen könnt ihr den Gegner sogar noch in arge Bedrängnis bringen – und sei es mit Zuhilfenahme illegaler Schläge.

Doch auch für den Fall, dass alle Stricke reißen und ihr mit den Brettern Bekanntschaft macht, verzichtet EA in Fight Night 2004 auf wildes Knopfdrücken. Stattdessen tauchen in einem verschwommenen Blickfeld der Ringrichter und zwei Schattenbilder auf, die ihr mit den Analogsticks vor Ende des Countouts zusammenführen müsst – ebenfalls eine klasse Idee, die nach kurzer Eingewöhnung wunderbar funktioniert.

Allerdings fehlt in der derzeitigen Fassung noch etwas das Feintuning, um die Kämpfe perfekt zu machen, denn die Energieleiste füllt sich definitiv zu langsam auf. Dass unter diesen Bedingungen ein Kampf über die volle Distanz geht und die Punktrichter entscheiden müssen, ist eher zweifelhaft. Doch bis zum Release im Mai haben die Entwickler noch genügend Zeit, um dieses Manko zu beheben.

Auch der vermutlich bekannteste Boxer aller Zeiten ist mit von der Partie - und gefährlich wie nie zuvor!

Ebenfalls ist überlegenswert, den Spottgesten einen zusätzlichen Zweck zu geben. Denn nur als optische Verschönerung sind die Verhöhnungen zwar nett anzusehen, doch wenn zusätzlich die Energieleiste einen kleinen Push bekommen würde, hätten die "Taunts" auch noch einen spielerischen Zweck.

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Karriere mit Alter Ego

Was Spielmodi betrifft, bietet Fight Night 2004 bekannte und spartanische Kost. Einzelkämpfe (vornehmlich für Multiplayer-Duelle geeignet) und ein Online-Modus auf der PS2 werden nur von dem Karrieremodus begleitet.

Der hat es allerdings in sich: Ähnlich wie in Rocky startet ihr als unbekannter Boxer und müsst euch über eine Karriere von 20 Jahren nach oben boxen.

In insgesamt acht Arenen habt ihr die Möglichkeit, vom unbekannten Kämpfer zum Schwergewichts-Champ zu avancieren!

Mit jedem Kampf erhaltet ihr Geld, das ihr für Trainingslektionen ausgeben könnt, um eure breit gestreuten Fähigkeiten zu verbessern.

Dieses Modell ist zwar ebenfalls nicht neu, bekommt aber durch den mächtigen Editor zusätzlichen Zündstoff.

Mit Geduld und Feinarbeit könnt ihr euch einen Boxer erschaffen, der euch aus dem Gesicht geschnitten ist und diesen dann an die Weltspitze führen. Selbst die Einmärsche lassen sich bis ins kleinste Detail editieren.

In 20 Jahren Karriere kann viel passieren: Boxer treten zurück, andere kommen groß auf und wieder andere kommen möglicherweise niemals über das Mittelmaß hinaus. Doch auch euer Alter Ego bleibt nicht verschont: Neben einem sichtbaren Altersprozess besteht immer die Gefahr einer Verletzung.

Und bei einer Narbe oder einer gebrochenen Nase verändert sich das Aussehen eurer Figur entsprechend – ein kleines, aber feines Detail, das für viel Atmosphäre sorgen könnte.

Feine Grafik und Akustik

Überhaupt muss man sagen, dass die Grafikabteilung ganze Arbeit geleistet hat. Sowohl die 32 integrierten Athleten (u.a. Lennox Lewis und Muhammad Ali) als auch die selbst erstellten Kämpfer in vier Gewichtsklassen  bewegen sich unheimlich geschmeidig und mit schönen Lichteffekten versehen durch den Ring.

Das i-Tüpfelchen wird jedoch von den Gesichtsanimationen und -Veränderungen geliefert.

Der Schlag sitzt genau. Dank der ausgefeilten und leicht zu erlernenden Steuerung habt ihr aber jederzeit die Möglichkeit, solche Treffer zu blocken oder ihnen auszuweichen!
__NEWCOL__Bei jedem Treffer verziehen die Boxer das Gesicht, Schwellungen werden sichtbar und Blutergüsse lassen einen schon fast mit den Kämpfern mitleiden.

Feine Animationen, schöne Texturen und ausgefeilte Gesichtsmorphing-Effekte sorgen für optisches Vergnügen!

In den Pausen bekommt ihr von eurem Trainer nicht nur nützliche Hinweise, wie ihr euch in den nächsten Runden verhalten solltet, sondern könnt einen ausgedehnten Blick auf euren Recken werfen: Schweiß perlt genauso an ihm herunter wie das Blut aus einem kleinen oder größeren Cut – Detailverliebtheit pur.

Auch die Akustik kann mit passenden Schlaggeräuschen und einer dynamisch reagierenden Zuschauerkulisse bereits jetzt für viel Stimmung sorgen.

Ausblick

Wenn die Alpha-Fassung genau so konsequent und durchdacht weiterentwickelt wird, wie sie sich uns schon jetzt präsentiert hat, kann Box-Altmeister Rocky abdanken. Bereits nach kurzer Zeit geht einem das kompliziert scheinende Kontrollsystem in Fleisch und Blut über. Und hat man die Finessen des Block- und Ausweichsystems erkannt, kommt es zu Duellen, die actionreicher und taktischer bislang in keinem Boxspiel zu finden waren. Damit sind spannende Multiplayer-Kämpfe vorprogrammiert. Doch auch Einzelspieler dürften mit dem mächtigen Editor, der euch sogar ein Festlegen der Einmarschroutine ermöglicht, und dem Karrieremodus, der euch über 20 Jahre durchs Box-Business führt, lange gefordert werden. Und dann stehen –zumindest auf der PS2- noch heiße Online-Duelle an. Kleinere Unzulänglichkeiten, wie das zu langsame Auffüllen der Energieleiste und die nur optisch, aber sich sonst nicht auf das Spiel auswirkenden Taunts bieten zwar derzeit noch Ansatz zur Kritik, sollten aber bis zur endgültigen Version der Vergangenheit angehören. Box-Fans sollten sich den Mai ganz dick im Kalender anstreichen und evtl. vorsichtshalber Urlaub einreichen.

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