Die Siedler: Das Erbe der Könige10.11.2004, Marcel Kleffmann
Die Siedler: Das Erbe der Könige

Vorschau:

Weniger Wirtschaftselemente, keine Geologen, keine Warenstapel, eine Universität zur Erforschung von Technologien und Helden in der Armee - ist das tatsächlich noch Siedler? Auf der Games Convention präsentierte Blue Byte den fünften Teil, der auf den ersten Blick nichts mehr mit dem Wuseloriginal zu tun hatte. Es wirkte eher wie ein Age of Empires mit aufgepeppter Optik. Aber die aktuelle Preview-Version hat uns vom Gegenteil überzeugt: Bereits kurz nach dem Start kommt die alte Begeisterung wieder auf!

Evolution

Die Siedler: Das Erbe der Könige (ab 23,95€ bei kaufen) ist spielerisch und technisch ein großer Sprung im Vergleich zum Vorgänger - vergleichbar mit dem Unterschied zwischen dem zweiten und dem dritten Teil, bei dem das Wegbausystem weggefallen ist. Sämtliche Völker aus Siedler 4 sind nämlich verschwunden, das Wirtschaftssystem wurde entschlackt und das Kampf-System ist jetzt zugänglicher sowie interaktiver. Daher gewinnt das Gameplay deutlich an Geschwindigkeit, ohne dabei jedoch den eigentlichen Charme zu verlieren - was hauptsächlich an der wunderschönen 3D-Welt liegt.

Trotz aller Änderungen steht der Aufbau einer Siedlung noch immer im Vordergrund.
Alle Rohstoffe müssen raus…

Achtung, festhalten! Die Anzahl der Rohstoffe wurde von sechshundertvierundachtzigtausend auf fünf reduziert - sprich Holz, Steine, Eisen, Silber und Schwefel! Selbst viele Zwischenstufen sind weggefallen, so produzieren die Holzfäller jetzt keine Baumstämme mehr, sondern gleich Holzbalken. "Aber was bringt dann das Sägewerk?", werden sich die Aufbau-Fans fragen! Ganz einfach: Das Sägewerk produziert schneller den wertvollen Baustoff, der direkt nach der Produktion in euer globales Warenlager übergeht. Neue Gebäude oder sonstige Investitionen erfolgen direkt aus diesem Pool, ohne lange Lieferumwege mit Trägern & Co.

Während Holz logischerweise aus wild in der Gegend wachsenden Bäumen entsteht, läuft die Produktion von Eisen komplett anders ab, da ihr keine Geologen mehr ins Gebirge schicken könnt, um nach entsprechenden Adern zu suchen. Ihr müsst einfach das Gelände in typischer RTS-Manier erkunden und findet problemlos Erz-Quellen, auf denen ihr sofort passende Minen errichten könnt; das Erz geht danach zur Weiterverarbeitung.

Horny says: "Zahltag!"

Neben den Rohstoffen gibt es noch das Geld. Das erhaltet ihr als Steuerabgabe von euren Untertanen - immer wenn Zahltag ist und basierend auf der Steuerrate. Aber wie kommen überhaupt Siedler in eure Siedlung? Nun ja, die Bevölkerung hängt von der Anzahl der Dorfzentren ab, die ihr besitzt. Auf den Karten haben die Entwickler spezielle Punkte verteilt, auf denen solch ein Zentrum errichtet

Selbst große Siedlungen mit enorm viel Gewusel sind möglich.
werden kann. Kaum gebaut, können zunächst 25, nach Upgrade sogar 50 Einwohner aus dem Gebäude herauskommen. Errichtet ihr danach ein anderes Gebäude und braucht einen qualifizierten Arbeiter, dann geht automatisch ein Siedler aus dem Dorfzentrum in das frisch errichtete Haus und übernimmt z.B. den Job als Holzfäller - ein spezielles Werkzeug wird nicht mehr benötigt.

Ein Siedler kann natürlich nicht Tag und Nacht arbeiten. Deswegen solltet ihr für eine Wohnung sorgen und eine Farm für die Nahrungsversorgung wäre auch nicht schlecht - am besten in der Nähe von der Arbeitsstätte, damit der Heimweg nicht zu lang wird. Baut ihr diese Zusatzgebäude nicht, gehen die Arbeiter zwischendurch einfach am Lagerfeuer schlafen oder essen, wobei sich die Worker längst nicht so gut und schnell erholen, wie in einem bequemen Bett. So wurden also die umfangreichen Warenproduktionsketten durch ein kleines System an Siedler-Bedürfnissen, Logistik und Produktion ersetzt.

       

Leibeigene sind echt praktisch…

Tja, als ob das nicht genügend Neuerungen wären, wollte Blue Byte noch eins draufsetzen und hat die Leibeigenen eingebaut. Diese hilfreichen Arbeitskräfte können von euch direkt gesteuert werden und sind zu allem fähig. Sie können Holz hacken, Steine besorgen, Erz abbauen und Gebäude basteln, einfach alles. Diese praktischen Universal-Helferlein brauchen außerdem kein Dach über dem Kopf, keine Nahrung, kein Sold und keine Pause - lediglich Rekrutierungskosten im Haupthaus fallen einmalig an. Aber einen Nachteil haben die Leibeigenen trotz ihrer Vielseitigkeit: Sie können zwar viel

Kleine Schlacht im Winter.
erledigen, aber dafür nichts richtig gut. So seid ihr hauptsächlich in der Startphase auf die Leibeigenen angewiesen und wenn es zu einem Rohstoff-Engpass kommen sollte, ansonsten seid ihr mit den Spezialisten besser bedient.

Forschung und Kampf

Kaum steht die rudimentäre Siedlung, solltet ihr über den Bau einer Universität nachdenken. Dort forschen schlaue Köpfe gegen einen gewissen Unkostenbeitrag nach neuen Technologien und Upgrades, z.B. um die Wohnfläche in den Häusern nachhaltig zu vergrößern. Währenddessen solltet ihr euch um die Verteidigung bzw. die Armee kümmern und in der Kaserne erste Truppen ausbilden. So könnt ihr jetzt nur noch "Anführer" ausbilden, an die sich weitere Mitstreiter anschließen. Steuern könnt ihr dabei nur den Anführer, über die weiteren Personen habt ihr bis auf die Auswahl der Formation keine direkte Kontrolle. Der Truppen-Chef ist im Kampfeinsatz übrigens so lange unverwundbar, bis alle Kämpfer gefallen sind. Gelingt schließlich der Sieg oder die Flucht, lässt sich in der heimatlichen Siedlung die Truppe wieder verstärken. Da aber letztendlich nur der Anführer an Erfahrung gewinnt, solltet ihr außerdem gut auf die Truppenköpfe aufpassen.

Ein weiteres taktisches Element bringen die individuellen Helden-Persönlichkeiten mit in die Partie, denn diese schillernden Figuren sind nicht nur enorm stark, sondern mit besonderen Fertigkeiten

Hier posieren die Helden vor idyllischem Hintergrund.
gesegnet. Mit diesen heldenhaften Persönlichkeiten wird übrigens die Story in der Kampagne erzählt. Dort geht es hauptsächlich um den Königssohn Dario, dessen Vater vom Schwarzen Ritter ermordet wurde und nun sinnt Dario auf Rache…

Bombast-Optik

Das Spiel basiert auf der Renderware-Engine, die u.a. bei GTA Vice City zum Einsatz kam, aber komplett umgebaut wurde. Das Resultat kann sich mehr als sehen lassen, denn noch nie hat ein Strategiespiel solch wunderschöne, teils malerisch idyllische Landschaften auf den Monitor gezaubert. Es ist schlichtweg unglaublich, wie es die Entwickler schaffen, mit kräftigen Farben, lebendigen Animationen und süßen Details die Welt zum Leben zu erwecken. Hinzu kommen die niedlichen kleinen Figuren und deren liebevolle Bewegungen. Man kann sich an der wunderschönen Landschaft gar nicht satt sehen - Blue Byte zaubert also erneut ein virtuelles Pracht-Aquarium zum Zuschauen. 

     

Ausblick

Zuerst war ich sehr skeptisch, denn die Veränderungen passten scheinbar gar nicht in das bekannte Siedler-Szenario. Aber als dann die spielbare Version in die Redaktion flatterte, änderte sich die Meinung schnell! Das charmante Siedler-Feeling kommt trotz der Neuerungen schnell wieder auf. Es ist einfach unglaublich motivierend, eine Siedlung mit dem frischen und zugleich flotten Wirtschaftssystem aufzubauen, sich um die Einwohner zu kümmern, dem regen Treiben zuzuschauen und schließlich das Reich zu verteidigen. Dabei spielt das Auge eine ganz große Rolle, denn an jeder Ecke gibt es etwas zu bestaunen! Jetzt müssen die Entwickler das ganze gelungene Grundgerüst noch mit einer abwechslungsreichen Kampagne verknüpfen. Nützlich wären auch etwas mehr Universitäts-Upgrades, damit nicht zu schnell alles bekannt ist. Aber das sind alles Kleinigkeiten, denn schon jetzt zeichnet sich ab, dass dieses Spiel hitverdächtig ist.

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