The Legend of Zelda: Twilight Princess26.08.2005, Jörg Luibl
The Legend of Zelda: Twilight Princess

Vorschau:

Tolkien. Die Beatles. Ali. Es gibt Namen, die üben einen zeitlosen Reiz aus. Vor allem jene, hinter denen sich etwas so Großartiges verbirgt, dass es eine ganze Generation prägen konnte. Dazu gehört seit 1986 auch Zelda. Das Abenteuer aus der Feder Miyamotos hat ein ganzes Genre begründet und seinen Helden immer wieder neu erfunden. Welchem Link begegnet man Anfang 2006? Macht euch auf eine wölfische Wiedergeburt gefasst.

Trügerische Idylle

Es war einmal ein kleines Dorf namens Toaru. Dort wuchs ein junger Elf wohlbehütet zum Teenager heran. Mal ließ er sich die Sonne auf die spitzen Ohren scheinen, mal paddelte er gemütlich über rauschende Bäche. Er hütete die Ziegen, half seinen Nachbarn und versuchte sich unermüdlich als Reiter. Und wenn er nicht in einen Alptraum gestolpert wäre, hätte er vermutlich in ein paar Jahren seine Freundin Ilia geheiratet&

&aber während Link in abgeschiedener Idylle Katzen rettet und reiten lernt, ziehen woanders Schatten über das Reich von Hyrule. Der Himmel verkrampft sich zu einem mächtigen Gewitter und spuckt schwarze Kreaturen aus, die geifernd auf die Jagd gehen.

Erst 2006 schnappt sich Link ein letztes Mal auf dem GameCube Schild und Schwert...
Eine bösartige Macht droht das Land in eine ewige Dämmerung zu tauchen. Was geht da vor? Diese Frage stellt sich Link erst, als er auf dem Weg zu einer Versammlung von der Düsternis eingeholt wird. Er bricht schreiend zusammen und steht heulend wieder auf: als Zähne fletschender Wolf.

Im Angesicht der Finsternis

Die epische Story spielt zwischen den Ereignissen aus Ocarina of Time und Wind Waker. Ähnlich wie in Metroid Prime 2 geht es auch hier um zwei Welten: eine helle und eine dunkle. Aber im Gegensatz zu Samus Abenteuer sind die beiden nicht dauerhaft getrennt, denn die aggressive Welt des Zwielichts frisst sich Stück für Stück in das ehemals friedliche Reich. Link muss über gefährliche Reisen in diese Paralleldimension einen Weg finden, die feindliche Übernahme zu verhindern - verlassene Ruinen, nachtschwarze Wälder und gierige Monster erwarten ihn. Immerhin ist er in den alptraumhaften Abschnitten nicht alleine unterwegs: Nachdem er sich in einen Wolf vewandelt hat, wird er von einem mysteriösen Wesen namens Midna begleitet, das ihm Tipps gibt, tapfer mitkämpft und sogar auf ihm reitet.

Aber auch wenn er in der Wolfsgestalt nicht nur schärfere Sinne besitzt und besser mit Tieren kommunizieren kann, ist er auch als jugendlicher Held unterwegs - erst als unbewaffneter Hirte in einfachen Stoffen, später in waldgrünem Lederoutfit mit bekannten Waffen wie Schwert und Bumerang.

Die Musik spielt erneut eine wichtige Rolle, denn die Melodien der Blockflöte locken nützliche Helfer wie Adler oder Affen an. Link kann automatisch über Abgründe springen, Felsen werfen, blocken, gezielt parieren, nach der Fixierung eines Gegners in mehreren Varianten zuschlagen oder seine Feinde mit dem Schild wegstoßen. Wer Wind Waker gespielt hat, fühlt sich sofort zu Hause, denn das Kampfsystem ist fast identisch und schnell verinnerlicht - lediglich die Kamera wird ab und zu noch unglücklich postiert.

Trotz der neuen Düsternis zieht sich ein heller Faden der Vertrautheit durch das Abenteuer: Da wäre der charmante Witz, wenn ein Affe seinen roten Hintern schwingt; da ist das grelle Licht samt der lieblichen Melodien beim Öffnen von Schatzkisten; da sind die Textblasen in Dialogen - die heutzutage allerdings etwas veraltet wirken.

..., um sich in in ein episches Abenteuer zu stürzen.
All das erinnert genau so an die glorreiche Vergangenheit wie die Herzchen, Edelsteine und Tränke, die man beim Erkunden der zauberhaften Landschaft erbeutet. Die Kulisse protzt nicht nur mit dynamischen Schattenwürfen und schwelendem Hitzeflimmern, sondern auch mit intensiven Wetterwechseln, die euch ein Wechselbad von Wolkenbruch bis Sommersonne bescheren.

Fremdes & Vertrautes

Neben bekannten Elementen wird man auch viele kleine Neuerungen entdecken: Der Bumerang glüht bei gedrückter Taste z.B. magisch grün und wird zusammen mit einem Wirbelwind zum anvisierten Zielpunkt geworfen, so dass entfernte Gegenstände wie Bomben mit ihm zurück fliegen. Und wenn Link auf seinem Pferd sitzt, kann er es nicht nur wie in Ocarina of Time zum Galopp anspornen, sondern dabei über Hindernisse springen, kräftig zuschlagen oder Pfeile von der Sehne jagen - die Steuerung reagiert trotz des Tempos perfekt.

Zur Höchstform läuft Zelda in den Bosskämpfen auf: Wer eine Meute Orks besiegt, darf sich z.B. auf mittelalterliche Duelle freuen. Auf einer schmalen Brücke galoppiert man wie in einem Lanzenturnier auf den Anführer zu, um ihn im richtigen Moment aus dem Wildschweinsattel zu hauen. In einem Affentempel haben wir gegen eine Bildschirm füllende Riesenpflanze gekämpft, die sichlocker mit den gewaltigen Ungetümen aus Metroid Prime 2 messen kann und uns in mehreren schweißtreibenden Phasen alles abverlangte: Ausweichrolle, mehrere Ziele gleichzeitig fixieren, Bombe per Windbumerang holen, auf die Tipps des kletternden Affen achten. Aber bei aller Intensität sind diese spektakulären Showdowns immer mit der richtigen Taktik zu meistern: sie sind fordernd, aber fair.        

Ausblick

Nach dem fulminanten E3-Trailer konnte ich es gar nicht mehr abwarten, mit Link in die Düsternis abzutauchen. Als ich vier Abschnitte inklusive Quests, Erkundung, Kampf und Bossduell gemeistert hatte, machte sich trotz der Sommersonne eine Sehnsucht nach Winter breit: die Kulisse ist eine Wucht, die Steuerung flutscht perfekt, die Bosskämpfe sind schweißtreibend und die Gestaltwandlung sowie die Reiteraction bereichern den Klassiker um frische Nuancen. Lediglich die nervöse Kamera sowie die fehlende Sprachausgabe fallen negativ auf. Aber das sind Peanuts, wenn man Auge in Auge einen Ork taxiert, bevor man seinem Pferd die Sporen gibt! Verdammt, wenn man sich das dünne Restprogramm für den GameCube anschaut, wird das der letzte köstliche Leichenschmaus sein. Wer den Würfel nach Weihnachten einmotten wollte, muss jetzt allerdings noch bis 2006 warten.

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