Constantine06.02.2005, Mathias Oertel
Constantine

Vorschau:

Vom Comic zum Film zum Spiel: diese Metamorphose haben mittlerweile einige namhafte Stars von DC Comics und dem dazugehörigen Label Vertigo durchgemacht. Doch nicht immer waren die Ergebnisse von Erfolg gekrönt. Ob SCi mit dieser Umsetzung etwas Licht ins Lizenz-Dunkel bringen kann, konnten wir anhand einer ersten spielbaren Version überprüfen.

Pakt mit dem Teufel

Obwohl das Spiel auf dem gleichnamigen Film und dieser wiederum auf den Hellblazer-Comics basiert, muss man weder die Literatur- noch die Comic-Vorlage kennen – trotzdem ein paar kleine Infos zum Hauptcharakter John Constantine (ab 37,61€ bei kaufen):

Als John Constantine seid ihr nicht nur auf der Erde, sondern auch in der Hölle unterwegs.
Um seiner tödlichen Lungenkrebs-Erkrankung zu entgehen, hat der kettenrauchende Antiheld einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, sich aber kurz darauf wieder aus dieser Vereinbarung zurückgezogen. Jetzt ist Belzebub sauer und will John das Leben schwer machen. Und dass Gott und Luzifer ihrerseits eine Wette um die Seelen der Menschen am Laufen haben, erleichtert die Arbeit des übersinnlichen Detektivs nicht gerade. Inmitten aller Fronten –und hier kommt der Film ins Spiel- bittet ihn die Polizistin Angela Dodson um Hilfe, um den mysteriösen Selbstmord ihrer Schwester aufzuklären. Constantine bewegt sich auf einem schmalen Pfad zwischen Gut und Böse, der ihn immer wieder in die Hölle führt.

Von Buffy zu Payne

Zugegeben: die Entwickler der Bits Studios erfinden das Third-Person-Action-Rad nicht neu und haben sich (nicht nur in punkto Klamottenauswahl des Hauptcharakters) an Remedys Max Payne orientiert.

Dementsprechend ballistisch geht die Action ab: Bei seinem Versuch, die Geheimnisse des Lebens und die der Hölle aufzuklären, stellen sich Unmengen an Dämonen in den Weg, die mit einer Vielzahl von Waffen und im Zweifelsfall auch im Nahkampf ausgeschaltet werden müssen.

Doch John ist nicht nur auf seine Schusswaffen angewiesen. Im Laufe der Zeit lernt er Zaubersprüche à la Buffy, mit denen ihr Gegner z.B. exorzieren oder mit einer himmlischen Blitzunterstützung wieder in die Hölle schicken könnt. Und mit seinem Superblick kanner geheime Orte entdecken sowie im Dunkeln sehen.

Neben ballistischer Action kann der Held auch Magie anwenden.
Einen besonderen Reiz gewinnt Constantine durch die Möglichkeit, von der realen Welt in die Hölle zu wechseln: eine düstere Kopie der Erde, in der die Umgebung zerstört ist. In diesem Zusammenhang seien auch noch die Rätsel erwähnt, die sich zumeist dimensionsübergreifend präsentieren, so dass ihr auf der Erde Gegenstände manipulieren müsst, um in der Hölle weiter zu kommen und umgekehrt.

Zusammen mit den gut in Szene gesetzten Bosskämpfen dürfte sich Constantine schnell als gelungene Unterhaltung für alle diejenigen etablieren, die einem übersinnlichen Max Payne nicht abgeneigt sind.

Doch trotz allen Optimismus fallen ein paar Kleinigkeiten auf, die Constantine zum Verhängnis werden können: Da haben wir z.B. die 180-Grad-Drehung. Wenn ihr spürt, dass Gegner von hinten anrücken, könnt ihr per Knopfdruck eine blitzschnelle Kehrtwendung durchführen, wobei gleichzeitig das Spielgeschehen verlangsamt wird. Der Effekt ist zwar gelungen und erinnert positiv an die Payne-Bullettime.  

Doch damit einher geht eine Einschränkung eures Schuss-Radius: vom aktuellen Ziel aus geht es etwa 45 Grad in alle Richtungen. Und dabei kann es passieren, dass der Gegner nur um ein paar Pixel außerhalb liegt – was wiederum etwas frustrierend sein kann.

Im Leichenschauhaus hat der Teufel viel Rohmaterial zur Auswahl.
Und auch das automatische Springen bei entsprechenden Löchern im Boden ist sicherlich nicht jedermanns Sache.

Doch falls diese kleinen Mankos nicht mehr zur finalen Version ausgebügelt werden, bilden sie nur einen kleinen Tropfen, der sich nur unwesentlich auf die Gesamtmotivation auswirken dürfte. Denn dafür gibt es eine Menge Spannung, viel Action und das nötige Quäntchen Gore.

Technisch viel versprechend

Dass sich SCi die Mitwirkung von Keanu Reeves gesichert hat und der Spielfigur ein entsprechendes Aussehen verpasst hat, wirkt sich von Anfang an positiv auf die Atmosphäre aus. Zwar ist das digitale Ebenbild des Matrix-Stars in manchen Momenten besser gelungen als in anderen, doch die Ähnlichkeiten sind unverkennbar.

Auch die Umgebungen können sich sehen lassen: Abwechslungsreiche Abschnitte und vor allem die Flimmereffekte in der Hölle, in der euch ständig irgendwelche Sachen um die Ohren fliegen, zeigen, dass es den Entwicklern wichtig war, dem düsteren Szenario der Comics gerecht zu werden.

Einzig die deutschen Sprachsamples bleiben derzeit etwas hinter dem Standard zurück, wobei dies eher dem Soundmix als der Professionalität der Sprecher zuzuschreiben ist, da diese ihren Job nach besten Kräften und meist mit einem guten Gespür für den Charakter der Figur erledigen.

 

Ausblick

Angesichts zahlreicher Lizenzgurken, die im Laufe der letzten Zeit über die Bildschirme geflimmert sind, spielt sich Constantine wie eine kleine Erlösung. Sicher: das Action-Prinzip ist nicht neu und erinnert in vielen Momenten an Max Payne. Doch durch die übersinnliche Thematik, die Anwendung von Zaubern, die wiederum an Dämonenjägerin Buffy erinnern und eine rundum stimmige Atmosphäre, die einen gelungenen Spagat zwischen Spannung à la Exorzist und sorgsam eingesetztem Horror schafft, gewinnt Constantine an Eigenständigkeit. Technisch ist es mit Ausnahme der etwas lauen Zaubereffekte bereits jetzt sehenswert, ausgestattet mit einer durchdachten und auf allen Systemen gut funktionierenden Steuerung und einer im Großen und Ganzen stimmigen Soundkulisse. Nach derzeitigem Stand könnte sich der übersinnliche Ausflug in die Hölle in einem Bereich jenseits der 80-Prozent-Marke einpendeln. Ob es sogar für einen Award reicht, muss die finale Fassung zeigen – Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden.

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