Devil May Cry 401.05.2007, Jörg Luibl
Devil May Cry 4

Vorschau:

Tradition verpflichtet: Nach zwei Jahren Pause schlägt Capcom noch dieses Jahr das vierte Kapitel in einer Reihe auf, die für lupenreine Action und stylische Kämpfe vor grandiosen Kulissen steht. Was Kratos für die antiken Götter, ist Dante für die Dämonen - der Untergang. Unter der Regie von Hideaki Itsuno feiert allerdings ein neuer Held auf einer neuen Plattform Premiere. Wir konnten mit Nero die Monsterjagd auf der PlayStation 3 eröffnen!

Die alte Klasse

Devil May Cry bleibt sich auch im vierten Anlauf treu: Freut euch auf spektakuläre Hiebe, imposante Sprünge und Kombos bis zum Abwinken. Dazu stylische Kampfmanöver der ansehnlichsten Sorte: Monster anvisieren, mit einem Schwerthieb in

Manchmal hilft nur ein Rundumschlag: Auch der neue Held Nero ist ein begnadeter Schwertkämpfer. Spielszenen findet ihr hier: Exklusiver Trailer.
die Luft befördern, die Pistolen zücken und ein martialisches Hochhalten inszenieren - sieht klasse aus, kennt man, liebt man. Wer die Vorgänger gespielt hat, wird sich in null Komma nichts auch mit dem neuen Helden Nero anfreunden.

Moment mal - neu? Ja, der junge Dämonenjäger mit dem weißen Haar soll den alten mit dem weißen Haar zur Strecke bringen. Warum? Weil Dante scheinbar durchgedreht ist und ein Blutbad unter den Anhängern der ehrenwerten Zunft des Schwertordens angerichtet hat. Also schlüpft ihr in die Rolle des ebenso rechtschaffenen wie unerfahrenen Bestrafers und nehmt die Fährte auf. In Sachen Steuerung bleibt fast alles beim Alten: Mit R1 visiert ihr Gegner an, mit dem Viereck wird gefeuert, mit dem X gesprungen, mit dem Dreieck zugeschlagen. Auch elegante Ausweichrollen sind kein Problem.

Feine Unterschiede

Allerdings gibt es feine Unterschiede: Mit L2 könnt ihr z.B. eine kleine Kettensäge am Schwert ins Rattern bringen, um eure Hiebe noch stärker zu machen - hört sich vor dem Treffer gut an, endet nach dem Treffer böse. Hinzu kommen zig neue

Nicht so gut gefallen hat uns der Kampf im Schnee: Hier muss Capcom noch Feintuning ansetzen, damit die Kulisse prächtiger wirkt. (PS3)
Wurf-, Rundum- und Schussmanöver sowie eine Art Supersprung. Nero kann über die blaue Magie seiner dämonischen rechten Klaue selbst weit entfernte Abgründe überwinden. Das führt zu eleganten, dutzende Meter reichenden Sprüngen von Balkon zu Balkon. Manchmal wird das auch in Rätsel eingebunden, von denen es ansonsten nur gewöhnliche Schaltersuchspiele gab, um Türen zu öffnen oder Zugbrücken runter zu lassen.

Bisher waren die Wege streng linear angelegt, hoffentlich öffnet sich das Leveldesign noch im weiteren Verlauf. Trotzdem sind die Aussichten klasse, denn die PlayStation 3 lässt ihre Muskeln spielen, um euch vor gestochen scharfen, europäisch anmutenden Kulissen ein skurriles Monster nach dem anderen zu servieren. In den edlen Gemäuern mit ihren roten Teppichen und parkähnlichen Außenanlagen samt Springbrunnen herrscht immer erst eine bedrückende Stille, bevor die Dämonen auftauchen. Dabei weht sogar ein Hauch von Resident Evil, wenn man von einem Dach auf einen Platz mit hunderten schlurfenden Monstern blickt.

           

Fulminante Kulisse?

Aber noch war nicht alles Gold, was glänzte: Erstens fühlte sich das Spiel trotz kleiner Zusätze noch nicht spektakulär genug

Die Zwischensequenzen sind famos: Die blaue Kugel der Macht verleiht Neros Klaue neue Fähigkeiten. Kann er Dante stoppen? (PS3)
an. Zweitens sah es in den Schnee- und Frostabschnitten nicht so aus, wie man es von einer PlayStation 3 erwarten könnte - keine Fußabdrücke im Schnee, kein weißes Gestöber, fade Hintergründe und zwei unspektakuläre Eismonster als Zwischengegner. In Lost Planet konnte man den Winter sehr viel besser simulieren. Laut Capcom waren diese Abschnitte allerdings noch nicht finalisiert.

Art und Design sind dennoch vom Feinsten: Bunte Vogelscheuchen hüpfen euch entgegen, Kreaturen auf Sichelbeinen stelzen auf euch zu, während sie fies lachen und im Finale wartet ein Boss der überdimensionierten Marke auf euch. Wir durften Bekanntschaft mit dem 2000 Jahre alten Dämon Berial machen, der uns nach einer famosen Zwischensequenz kaum Platz zum Ausweichen ließ und angenehme Erinnerungen an God of War II wecken konnte. Hier sind Taktik und ein gutes Auge für die Schwachstelle gefragt. Können die anderen Endgegner da mithalten?

Offene Fragen

Der Hauptkritikpunkt an Teil 3, der 85% einheimsen konnte, betraf den Schwierigkeitsgrad. Ich zitiere mal aus Mathias' Fazit anno April 2005:

"Es ein weiter Weg, gepflastert mit Blut, Schweiß und evtl. Tränen (der Wut versteht sich), gewürzt mit Schwielen an den Fingern und gelegentlich garniert mit einem an die Wand geknallten Gamepad."

Capcom verspricht hier Besserung. Noch können wir hier zwar keine Entwarnung geben, aber der spielbare Abschnitt war alles andere als frustrierend, sondern gut ausbalanciert. Lediglich im finalen Bosskampf ging es hart zur Sache - aber das war gut so.

Grandioses Finale: Der Bosskampf gegen Berial bildete den Abschluss unserer Spielsitzung. Macht euch auf God of War-Stimmung gefasst. (PS3)
Leider ließen sich anhand des Probespiels noch nicht alle Eigenheiten des vierten Teils erkennen. Obwohl wir fleißig rote Orbs zwecks der Verbesserung der Fähigkeiten aufsammeln konnten, blieb uns das Stöbern in den entsprechenden Menüs noch verwehrt - sprich: Wir wissen noch nicht, was es mit Waffenaufrüstungen & Co auf sich hat, welche Fähigkeiten Nero noch ausschöpfen kann.

Es soll auch einen Mix aus frei beweglicher, stationärer und automatischer Kameraführung geben. Unsere Abschnitte wiesen noch zu oft eine statische Perspektive auf, die bekannte Probleme mit sich bringen kann. Wenn man in einer engen Gasse ein Monster in die Luft befördert, kann es passieren, dass sich eine Wand zwischen euch und das Ziel schiebt - das ist ärgerlich, wenn man die Kamera nicht drehen kann. Diese Nachteile könnte die erwähnte Dynamik ausmerzen, die nur ansatzweise mit dem rechten Stick möglich war. Immerhin gibt es ein automatisches Rücksetzen auf die Ausgangsposition beim Druck auf R3.

      

Ausblick

Ein schweres Erbe: Wie will Neuling Nero die alte Klasse des Dämonenjägers Dante erreichen? Ja, er kämpft sich genau so stylisch durch genau so bizarre Monsterhorden. Ja, es gibt unheimlich imposante Bossmonster, die den Bildschirm füllen und das Adrenalin wallen lassen. All das weiß zu gefallen. Aber da sich am Spielprinzip trotz der neuen Sprünge scheinbar nicht viel ändern wird, muss der vierte Teil vor allem über die Technik punkten. Sprich: Capcom muss aus PC, Xbox 360 und PlayStation 3 alles rauskitzeln. Die Zwischensequenzen sind klasse, die Animationen ebenso, aber die Hintergründe haben mich noch nicht restlos überzeugt - vor allem im Schnee sah dieses Abenteuer nicht prächtig genug aus. Auch die Kamera darf nicht so störrisch sein, dass sie den Blick auf den Feind verwehrt. Noch haben wir erst einen Bruchteil der Dämonenjagd gesehen. Ich bin gespannt, wie sich der Titel weiter entwickelt.


Ersteindruck: gut

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