Illbleed31.01.2001, Mathias Oertel
Illbleed

Vorschau:

Survival-Horror-Spiele erfreuen sich großer Beliebtheit. Eine der ersten Firmen, die einen Versuch in diesem Genre auf Dreamcast wagte, war Climax Graphics mit Blue Stinger.

Survival-Horror-Spiele erfreuen sich großer Beliebtheit. Eine der ersten Firmen, die einen Versuch in diesem Genre auf Dreamcast wagte, war Climax Graphics mit Blue Stinger.

Leider blieb Blue Stinger der große Erfolg verwehrt, was größtenteils auf die ungenügend gelöste Kameraführung und die schlechten Lokalisierungen zurückzuführen war. Doch abgesehen davon bot Blue Stinger grundsolide Kost und zeigte viel Potenzial. Mit ihrem neuen Projekt Illbleed versucht Climax abermals in die von Capcom verteidigten Resident Evil-Bereiche vorzustoßen - jedoch auf etwas anderen Wegen.

Die Story wird allen, die den Film House on the Haunted Hill gesehen haben, leicht bekannt vorkommen: Der Unterhaltungs-Mogul Michael Reynolds bietet demjenigen 1 Million US-Dollar, der es schafft, sein Haus Illbleed lebend zu verlassen.

Dummerweise hat es noch niemand geschafft, diese Aufgabe zu lösen. Denn Monster und tödliche Fallen warten in Illbleed nur darauf, neue Opfer zu finden.

Ihr übernehmt die Rolle von Eiko, die neben der Million noch drei weitere Gründe hat, um in das Haus zu gehen. Drei Freunde von ihr sind schon vorher in Illbleed verschollen. In der Hoffnung, ihre Freunde lebend zu finden, macht Eiko sich auf den Weg durch das Horror-Haus...

Climax Graphics versucht mit Illbleed, den bereits ausgetretenen Weg der Survival-Horror-Spiele im Resident Evil-Stil zu verlassen und dem Genre neue Impulse zu geben.

So wird die Kamera zum Beispiel weniger statisch sein, als in vergleichbaren Titeln, und es soll auch die Möglichkeit geben, von der generellen Third-Person-Perspektive in eine Ego-Ansicht zu schalten, um die Umgebung eingehender zu betrachten.

Um Gefahren frühzeitig zu erkennen, wird es eine Anzeige geben, die drei wesentliche Sinne repräsentiert (Sicht, Geruch, Gehör) sowie den sogenannten sechsten Sinn, der sich immer dann einschaltet, wenn etwas Übersinnliches im Kommen ist.

Sollte eine der Sinn-Anzeigen anschlagen, ist Vorsicht geboten. So kann eine Gehör-Warnung durchaus bedeuten, dass sich hinter der quietschenden Tür eine Falle in Form einer Guillotine befindet. Oder der Sicht-Sensor schlägt aus, wenn sich zum Beispiel ein Monster in einem Busch versteckt hält und nur das Metall seiner Axt kurz im Licht aufblitzte.

Dadurch wird ein besonderes Spannungsmoment erzeugt, das sich wohltuend vom mittlerweile standardisierten Einerlei abheben soll.

Insgesamt soll es auf jedem der sieben Abschnitte knapp 300 versteckte Schock-Möglichkeiten geben, die nicht nur die übliche Monstergarde umfassen, sondern sich auch in einem ganz normalen Waschbecken auftun können.

Ein paar dieser Effekte, wie beispielsweise eine durch die Wand brechende übergroße Hand, sind auch in dem Trailer zu sehen, den Ihr hier downloaden könnt.

Und da die Schock-Momente auch eine sichtbare Wirkung auf die Spielfigur haben, muss man nicht nur die physische Gesundheit im Auge behalten, sondern auch die Anzeigen für die psychische Belastung und die Herzfrequenz auf einem niedrigen Niveau halten.

Denn im falschen Moment einen Panikanfall oder einen Kollaps zu bekommen, könnte den schnellen Abschied von der Million bedeuten.

Obwohl es natürlich auch Kämpfe geben wird, soll der Schwerpunkt auf Adventure- und Ausweich-Elementen im Stile von Dark Project liegen. Anfänglich unbewaffnet wird der Spieler kaum eine Möglichkeit haben, den Monstern Paroli zu bieten, so dass man alternative Wege finden muss.

Doch ganz ohne Kämpfe wird auch Illbleed nicht auskommen. Und auch hier geht Climax neue Wege. Denn der Splatter-Faktor bei Illbleed ist exorbitant hoch. Selbst bei einer vergleichsweise kleinen Verletzung spritzen übertriebene Flüssigkeitsfontänen, die jenseits aller Realität liegen und fast schon komisch wirken.

Ob diese Übertreibungen allerdings auch von den deutschen Sittenwächtern als "larger-than-life" angesehen werden, muss abgewartet werden. Aber schließlich kann ja für den deutschen Markt die Flüssigkeit grün oder -wie im Fall Resident Evil 3- grau gefärbt werden.

Grafisch macht Illbleed einen guten Eindruck. Die Kameraprobleme, die Blue Stinger quälten, scheinen gelöst zu sein. Im Vergleich zur Konkurrenz bewegt man sich nicht durch vorgerenderte Hintergründe, sondern durch in Echtzeit berechnete Abschnitte. Das Scrolling wirkt dabei sehr sauber und die Figuren sind größtenteils gut animiert. Inwieweit die angestrebte Horror-Atmsophäre in den verschiedenen Abschnitten rüberkommt, lässt sich leider noch nicht genau sagen.

Denn der Sound wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Und es bleibt zu hoffen, dass die Lokalisierungen nicht so schlecht werden wie beim kleinen Bruder Blue Stinger.

In Zeiten, in denen Horrorfilme im Stile von Scream Millionen in die Kinos ziehen, schlägt Illbleed mit seiner B-Movie-Atmosphäre eigentlich in genau die richtige Kerbe. Das "Sinn-System" klingt erfrischend neu und vielversprechend. Auch die Entscheidung, sich dem Klassenprimus Resident Evil mit einer Prise Selbstironie und Humor zu nähern, scheint weise. Wenn Climax Graphics es jetzt noch schafft, die grafischen und akustischen Fehler von Blue Stinger zu vermeiden, steht uns möglicherweise eine Überraschung ins Haus. Denn in Zeiten, in denen alle nur auf Capcom schauen, könnte Sega mit dem nach eigenen Angaben "scariest game ever" (das gruseligste Spiel aller Zeiten) einen echten Geheimtipp landen, der aber höchstwahrscheinlich in Deutschland nur überarbeitet erscheinen wird.

Ein Japan- und US-Release sind für Februar diesen Jahres geplant, für Europa ist noch kein Termin angekündigt.

Ausblick

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