UFC Throwdown02.11.2002, Jens Bischoff
UFC Throwdown

Im Test:

Beat`em-Up-Fans, denen Arcade-Prügeleien zu unrealistisch, Box-Simulationen zu eintönig und Wrestling-Titel zu Show-lastig sind, waren vor gut zwei Jahren sicher positiv überrascht, als Ultimate Fighting Championship auf Segas Dreamcast seinen virtuellen Einstand feierte. Die schnörkellose Kampfaction war spielerisch innovativ und grafisch beeindruckend. Inzwischen ist die Serie auf allen Next-Generation-Konsolen zu Hause, hat sich optisch allerdings nur minimal und spielerisch so gut wie gar nicht weiterentwickelt. Bei UFC Tapout auf der Xbox musste man trotz aufpolierter Grafik sogar Einbußen beim Spielumfang hinnehmen.

Authentisches Umfeld

Dank offizieller Lizenz bietet auch Throwdown authentisches UFC-Flair. Die insgesamt 30 Originalkämpfer wurden optisch als auch den Kampfstil betreffend originalgetreu umgesetzt. Ansager Bruce Buffer sowie Ringrichter John McCarthy und Mario Yamasaki wurden zudem von ihren realen Vorbildern synchronisiert und lassen sich neben anderen erneut auch als Bonuscharaktere freispielen. Natürlich entspricht auch die Octagon-Kampfarena der Originalvorlage. Aber etwas anderes hätte man ja auch nicht erwartet.

Die Charaktermodelle wirken allerdings nicht ganz so detailliert wie in UFC Tapout und die schlichte Stadionkulisse mit ihren primitiv vor sich hin zuckelnden Pappzuschauern würde selbst PSone-User beleidigen. In den Kämpfen bekommt man davon aber zum Glück sowieso nicht viel mit und bei den Einzugssequenzen gaukelt eine unterlegte Videokulisse wie schon zu Dreamcast-Zeiten ein fotorealistisches Publikum vor, neben dem die einmarschierenden Polygon-Prügler geradezu künstlich wirken.

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Alles schon da gewesen

Bei den Spielmodi freut man sich hingegen über die Rückkehr des in Tapout schmerzlich vermissten Karriere-Modus. So brandneu wie dieser auf dem Cover angekündigt wird, ist er aber keinesfalls, da er mit dem des zwei Jahre alten Dreamcast-Originals doch nahezu identisch ist. Auch die restlichen Spielmodi sind UFC-Veteranen trotz Umbenennungen allesamt bekannt und das im Prinzip schon seit dem ersten Teil. Zwar gilt dieser nach wie vor als der beste, aber ein paar neue Ideen hätte man schon erwarten können.

Im Meisterschafts- und Legenden-Modus muss man sogar weitaus weniger Kämpfe für einen Titelgewinn bestreiten als zu seligen Dreamcast-Zeiten: einmal fünf und einmal sieben Begegnungen - Continues inklusive. Als Ausgleich gibt es nun allerdings fünf separate Gewichtsklassen und einen Arcade-Modus, wo man ohne eine einzige Niederlage und mit nur minimalen Energieauffrischungen nach jedem Fight alle anderen Originalkämpfer platt machen muss - sozusagen eine Art übertrieben schwerer Survival-Modus.

Karriere für zwischendurch

Wie üblich kann man selbstverständlich auch Schaukämpfe gegen die CPU oder einen weiteren Mitspieler bestreiten, bis zu sieben Freunde zu einem K.O.-Turnier herausfordern und in der Trainingsarena einen nach persönlichen Vorlieben konfigurierbaren Sparringspartner vermöbeln. Zudem ist, wie schon gesagt, der Karrieremodus wieder mit von der Partie, wo man einen selbst zusammengebastelten Kämpfer in belanglosen Sparringsduellen schrittweise aufleveln kann, um ihn dann später auch in den anderen Spielmodi einsetzen zu können. Besonders spektakulär ist dies allerdings nicht und der Ausdruck Karriere eher irreführend, denn schließlich geht es nur darum, in Trainingskämpfen ein paar Standardwerte zu maximieren und eine Handvoll neuer Moves zu erlernen.

Übung macht den Meister

Aufgrund der zahl- und facettenreichen Kampfstile sowie des tragenden Stellungsspiels ist das Gameplay jedoch - unermüdliche Einarbeitung vorausgesetzt - nach wie vor äußerst abwechslungsreich. Nur wer die Vorteile seines Charakters geschickt einzusetzen weiß, wird sich in den meist schnell entschiedenen Fights auf Dauer durchsetzen können. Wer wahllos auf die Tasten hämmert, hat nicht den Hauch einer Chance und ist bei Throwdown völlig fehl am Platz. Die etwas träge anmutenden Kämpfe sind eher taktisch dominiert, was nicht nur an der miteinzurechnenden Kondition liegt. Dennoch hätte etwas mehr Dynamik nicht geschadet - schnelle Ausweichmanöver, athletische Sprungattacken oder akrobatische Showeinlagen sind nämlich nicht möglich.

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Vertraute Steuerung

Die eigentliche Steuerung kennen Prügelprofis unter anderem aus der Tekken-Serie: für jeden Fuß und jede Hand gibt es einen Aktionsknopf, um gezielte Schläge und Tritte auszulösen. Durch verschiedene Kombinationen werden je nach Stellung und Bewegung komplexere Manöver wie Würfe, Konter oder Grifftechniken ausgeführt. Schnelle Kombos fehlen dabei natürlich ebenso wenig wie flinke Befreiungsaktionen oder Blocks. Insgesamt ist der GameCube-Controller jedoch etwas ungeeignet, da manche Tastenkombinationen mit dem Daumen einfach unmöglich sind. Bei entsprechender Konfiguration lassen sich diese jedoch komfortabel auf die Schultertasten legen, was nach einiger Eingewöhnungszeit eigentlich recht gut funktioniert.

Technischer Stillstand

Technisch gesehen ist Throwdown allerdings kaum imposanter als das ehrwürdige Dreamcast-Original. Die Animationen hätten auf dem GameCube durchaus geschmeidiger und die Charaktere detaillierter sein können. Zudem kommt es aufgrund der ungenauen Kollisionsabfrage nach wie vor zu eklatanten Clipping-Fehlern und mysteriösen Trefferwertungen, die auch die unübersichtliche Kameraführung nicht vertuschen kann. Sicht- oder spürbare Verletzungen gibt es trotz der brutalen und wahlweise auch blutigen Kämpfe keine, die Ringuhr tickt erneut viel zu schnell, die Soundkulisse ist relativ unspektakulär und eine Lokalisierung hat man sich komplett gespart. Aber wenigstens gibt es keine störenden PAL-Balken und der Schwierigkeitsgrad lässt sich in drei Stufen regulieren.

Fazit


Wer noch nie mit einem UFC-Titel zu tun hatte, wird von der originellen Spielmechanik sicher überrascht sein. Ob positiv oder negativ hängt davon ab, ob Ihr eine gewisse Einarbeitungszeit in Kauf nehmt, um die zahlreichen Kampfstile und das facettenreiche Stellungsspiel richtig zu beherrschen. Wer hingegen schon auf Dreamcast oder Xbox an den recht brutalen Kämpfen teilgenommen hat, wird Neuerungen oder Verbesserungen mit der Lupe suchen müssen und sich mit Recht über nach wie vor bestehende Mankos wie die ungenaue Kollisionsabfrage, unübersichtliche Kameraführung oder die durchwachsene Präsentation ärgern. Irgendwie war alles schon einmal da und das meist sogar besser als es jetzt der Fall ist. Arcade-Klopper sollten sowieso einen großen Bogen um die etwas träge und undynamisch anmutenden UFC-Duelle machen, während Fans mit dem betagten Original nach wie vor am besten bedient sind. Wirklich schlecht ist Throwdown zwar nicht, aber zwei Jahre nach dem Dreamcast-Debüt hätte man weit mehr erwarten können als ein zweitklassiges Remake.

Pro

<li>über 30 Kämpfer</li><li>keine PAL-Balken</li><li>fünf Gewichtsklassen</li><li>authentisches Ambiente</li><li>taktische Spielkomponente</li><li>unvergleichbares Gameplay</li><li>variabler Schwierigkeitsgrad</li><li>frei konfigurierbare Steuerung</li><li>zahlreiche individuelle Kampfstile</li>

Kontra

<li>nicht lokalisiert</li><li>kaum Neuerungen</li><li>keine Verletzungen</li><li>mäßige Soundkulisse</li><li>unrealistische Ringuhr</li><li>ungenaue Kollisionsabfrage</li><li>teils massive Clipping-Fehler</li><li>unausgereifte Kameraführung</li><li>relativ träges Kampfgeschehen</li><li>eingeschränkte Bewegungsfreiheit</li><li>erfordert umfassende Einarbeitung</li>

Wertung

GameCube

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