Spyro: Enter the Dragonfly31.12.2002, Mathias Oertel
Spyro: Enter the Dragonfly

Im Test:

Wie der Kollege Crash Bandicoot unternahm auch der lila Drache Spyro seine ersten Schritte auf der PSone und konnte sich dort mit mittlerweile drei Teilen unter die Spitze der Jump&Run-Stars mischen. Für seinen ersten GameCube-Ausflug in Spyro: Enter the Dragonfly (ab 49,00€ bei kaufen) agiert der Feuerspucker jedoch unter neuer Regie, nachdem das ursprüngliche Team von Insomniac Games für Sony mit Ratchet&Clank ein kleines Meisterwerk abgeliefert hat. Ob das Team von Check Six Games an alte Spyro-Erfolge anknüpfen kann, verraten wir Euch in unserem Test.

Libellen-Armut

Zum Abschluss des "Jahr des Drachen" bekommen die Jungdrachen im ganzen Reich ihre eigene Libelle, die sie von nun an durch ihr Leben begleiten wird. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Denn böse Mächte haben alle Libellen des Landes entführt. Nur Spyro kann versuchen, die Libellen zu finden und das Land wieder in einen normalen Zustand bringen.

Alles wie gehabt

Fans der Serie werden sich vom ersten Moment an wie zu Hause fühlen, denn am grundlegenden Spielprinzip hat sich wenig geändert. Ihr steuert Spyro durch groß angelegte Abschnitte, sammelt Edelsteine ein und haltet Euch mit Hilfe Eures Feueratems die Gegner vom Hals, während Ihr auf der Jagd nach den Libellen seid.

Um sich von den Vorgängern abzusetzen, gibt es jedoch ein paar kleine Neuerungen. So könnt Ihr z.B. mit bestimmten Runen neue Atemtechniken wie Eis oder Elektro erlernen. Da einige Gegnertypen empfindlicher auf bestimmte Angriffe reagieren, kommt damit ein gewisser Strategieeffekt ins Spiel, der für ein bisschen Abwechslung vom ansonsten herkömmlichen Jump&Run-Alltag sorgt.

Weiterhin könnt Ihr mit jedem neuen Atemtyp magische Schlösser sprengen, die Euch weitere Gebiete öffnet.

Neben der Libellenjagd als Hauptaufgabe warten in jedem Abschnitt noch zahlreiche weitere Aufgaben auf Euch, die das Spiel angenehmer gestalten sollen. Doch so nett die Aufgaben, Mini-Spielchen und Möglichkeiten, Fahrzeuge zu benutzen auch sind - alles wirkt ein wenig zusammengestückelt und erreicht nur selten die homogene Form, wie sie z.B. beim Hüpfkollegen Crash Bandicoot zu finden ist.

Und das war es eigentlich auch schon. So hüpft und faucht man sich von Abschnitt zu Abschnitt, sammelt alles ein, was zu finden ist und betätigt sich in den eingestreuten Mini-Games.

Insofern wirkt Spyro fast wie eine der in Hollywood populären Fortsetzungen, in denen man zwar auf die Stärken der Vorgänger setzen möchte, aber nur selten ihre Qualität erreicht. Der Rest ist schlicht zu durchschnittlich, um langfristig bei der Stange halten zu können. Und um spielerisch über das Prädikat "nett, aber nicht zwingend notwendig" hinaus zu kommen, sind mehr und vor allem auffälligere Neuerungen nötig.

Im Prinzip hat man permanent das Gefühl, ein X-beliebiges Jump&Run vor sich zu haben.

Und mehr ist es auch nicht.

Mal schnell, mal Diashow

Durch schöne Grafik schaffen es viele Spiele, ein durchschnittliches Gameplay aufzuwerten und ein nettes Gesamtwerk auf die Beine zu stellen. Bei Spyro: Enter the Dragonfly gelingt dieses Kunststück leider nicht.

Die Umgebungen sind zwar recht großräumig angelegt, bieten in punkto Texturauswahl aber wenig Aufregendes. Bieder, eintönig und bei weitem nicht den GameCube ausnutzend, hat man eher den Eindruck, dass man hier eine schlechte hochauflösende Version der PSone-Spiele vor sich hat.

Die netten Animationen und Spezialeffekte wie Spyros Atemtechniken können sich zwar positiv aus dem Grafik-Einerlei abheben, sind aber nicht aufwändig genug, um den grafischen Gesamteindruck retten zu können.

Zu alledem hat die Engine massive Probleme, die Geschwindigkeit aufrecht zu erhalten. Permanent schwankt die Qualität zwischen butterweich und Ruckelorgie und macht es einem schwer, sich auf die unter dem Strich nette Jump&Run-Kost zu konzentrieren oder gar zu erfreuen.

Wenigstens die Kamera arbeitet meist optimal und macht einem keinen Strich durch die Rechnung.

Der Sound als Retter

Nachdem sich die Grafik nicht wirklich ins Gedächtnis brennen kann, ist es kaum verwunderlich, dass die soundtechnische Untermalung von Spyro fast schon das herausragendste Merkmal ist. Die Sprachausgabe ist sauber, niedlich und passt wunderbar zum Spiel. Auch die Musik mit ihren unauffälligen Melodien kann einen passablen Job abliefern. Zwar gibt es kaum Kompositionen, die man sich auch ohne das Spiel im Vordergrund anhören würde, doch wenigstens wurde der Nerv-Faktor auf ein Minimum reduziert.

Die üblichen Effekte reihen sich nahtlos ein, kranken jedoch hin und wieder an einem üblen Wiederholungswert, was aber im Endeffekt nicht wirklich stört.

Fazit


Obwohl Spyro durch eine gelungene Steuerung und zahlreiche nette Ideen überzeugen kann, wird dem lila Drachen in seinem ersten Next-Generation-Abenteuer der große Erfolg wohl versagt bleiben. Denn im Vergleich zur Genre-Konkurrenz bleibt der Knuddel-Feuerspucker schlicht zu blass, um fesseln zu können. Das Gameplay ist auf Dauer trotz eingestreuter Mini-Spiele zu eintönig und dürfte höchstens jüngere Spieler auf Grund einer kaum zu übertreffenden Unkompliziertheit ans Pad fesseln. Doch selbst die werden von den grafischen Abgründen, die sich auf tun, nicht begeistert sein. Die Schwankungen der Bildwiederholrate sind extrem und erst recht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Abschnitte wahrlich nicht aufwändig designt wurden. Unter dem Strich ein geradezu durchschnittliches Jump&Run, das auch nicht mehr von dem eigentlich guten Namen gerettet werden kann.

Pro

<li>unkomplizierte Steuerung</li><li>nette Sprachausgabe</li><li>schöne Mini-Games</li><li>großräumige Abschnitte</li><li>passable Musik-Untermalung</li><li>gelungene Animationen</li>

Kontra

<li>unspektakuläre Umgebungs-Grafik</li><li>alles schon mal dagewesen</li><li>Grafik schwankt massiv zwischen butterweich und Ruckelorgie</li><li>wenig homogene Mischung bekannter Elemente</li>

Wertung

GameCube

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