Skies of Arcadia Legends09.06.2003, Jens Bischoff
Skies of Arcadia Legends

Im Test:

Zwei Jahre ist es inzwischen her, seit Vyse und seine Piratenfreunde im Dreamcast-Original von Skies of Arcadia die hiesigen Luftmeere unsicher gemacht hatten. Mittlerweile hat es die zu Legenden gewordenen Freibeuter auf den GameCube verschlagen, wo sie in Skies of Arcadia Legends (ab 485,59€ bei kaufen) nicht nur ihr ursprüngliches Abenteuer ein zweites Mal erleben, sondern auch eine ganze Reihe neuer Aufgaben zu bewältigen haben. Welche das sind und ob der Titel nach wie vor das Zeug zum Platin-Award hat, verrät unser Testbericht.

Robin Hood der Luftmeere

Vyse ist der Protagonist in Skies of Arcadia Legends. Zusammen mit seiner Sandkastenfreundin Aika und anderen Samariter-Piraten, die sich übrigens Blue Rogues schimpfen, überfällt er reiche valuanische Kriegsschiffe, um die Beute anschließend mit Notleidenden zu teilen - eine Art Disney-Piraterie eben. Wirklich böse Freibeuter gibt es aber auch: Die so genannten Black Pirates. Bei denen darf man als Spieler jedoch leider nicht mitmachen, denn zusammen mit den machthungrigen Valuanern stellen diese die Gegner der Blue Rogues dar.

Überhaupt sind Story und Charaktere recht klischeehaft und kindisch. Aber bei Videospielen ist man es mittlerweile ja gewohnt als Liebling aller Schwiegermütter irgendeine fiktive Welt zu retten - so auch in Skies of Arcadia Legends. Der Spielverlauf ist aber trotzdem spannend und abwechslungsreich. Schritt für Schritt eröffnet sich eine liebevoll designte Welt, in der jede Menge Abenteuer auf Vyse und seine Gefährten warten und Langeweile ein Fremdwort ist.

Vom Luftpiraten zum Weltenretter

Das Spiel beginnt mit dem folgenschweren Überfall auf ein valuanisches Kriegsschiff, das kurz zuvor einen mysteriösen Flüchtling gestellt hat. Während Vyse und Aika an Deck des feindlichen Kreuzers auf Beutejagd gehen, begegnet ihnen Admiral Alfonso, der mit einer Gefangenen zu flüchten versucht.__NEWCOL__Doch da hat er die Rechnung ohne die beiden Blue Rogues gemacht, die das Mädchen aus seinen Fängen befreien und anschließend mit zu ihrem geheimen Stützpunkt nehmen.

Dort stellt sich jedoch heraus, dass das alles andere als eine gute Idee war, denn das Mädchen steht bei den Valuaner hoch im Kurs und schon am nächsten Tag kreuzt die kaiserliche Armada vor Pirate Isle auf, legt das Heimatdorf der Blue Rogues in Schutt und Asche und nimmt alle mutmaßlichen Piraten gefangen - darunter auch das mysteriöse Mädchen und Vyses Vater.

Als der verschont gebliebene Sohnemann erfährt, dass seine Kameraden hingerichtet werden sollen, kann er natürlich nicht tatenlos zusehen und macht sich auf den Weg nach Valua, um den großen Retter zu spielen. Doch bis zur Befreiung der verschleppten Verwandten ist es ein weiter Weg und zudem warten noch ganz andere Abenteuer auf den entschlossenen Nachwuchspiraten, denn schon bald erfährt er, dass das gesamte Inselreich in Gefahr ist und das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Auf in den Kampf

Was gleich zu Beginn Laune macht, ist, dass man Vyse nicht nur auf irgendwelchen Inseln steuert, sondern auch die Kontrolle über sein aktuelles Schiff erhält, wobei dieses nicht nur als Fortbewegungsmittel, sondern auch als fliegende Festung dient. Während des Fluges wird man nämlich nicht nur in zufällige Kämpfe gegen irgendwelches Monstergesocks verwickelt, sondern man trifft auch auf feindliche Piraten- und Kriegsschiffe, die es dann in fulminanten Gefechten in ihre Einzelteile zu zerlegen gilt.

Diese Kämpfe laufen zwar wie auch die Standardkämpfe rundenbasiert ab, sind aber viel dynamischer und taktisch ansprechender inszeniert. Wie die Charaktere lässt sich auch das Schiff mit verschiedenen Waffen, wie Kanonen und Torpedos ausrüsten und mit entsprechenden Power-Ups verstärken, so dass die Gefechte mit der Zeit keineswegs langweilig werden - was man von den nach wie vor lästigen, wenn auch angeblich reduzierten Zufallskämpfen an Bord des Schiffes und an Land wohl nicht unbedingt sagen kann.

Die Kampfkommandos werden jeweils aus gut zu handhabenden Ringmenüs gewählt und dann kann man in aller Ruhe zuschauen, wie sich seine Mannen Runde für Runde schlagen. Im Hinblick auf modernere Kampfsysteme halten sich Spannung und Taktik zwar eher in Grenzen, aber durch das jederzeit mögliche Ändern der Waffenattribute, kann man zumindest einen nicht zu unterschätzenden Angriffsbonus aktivieren, wenn man die Waffe geschickt an die jeweiligen Feinde anpasst.

Kollektiver Energiehaushalt

Zudem bietet Skies of Arcadia Legends ein originelles Magiesystem: Zauber und Spezialangriffe sind nämlich nur möglich, wenn der sogenannte Spirit-Balken ausreichend aufgeladen ist. Das BGesondere daran ist, dass sämtliche Party-Mitglieder denselben Spirit-Vorrat benutzen, wodurch man mit dieser Energie entsprechend haushalten muss. Im Gegenzug kostet jeder Zauber jedoch nur einen Mana-Punkt. Stärkere Zaubersprüche belasten daher nur die Spirit-Energie stärker als schwächere.

Damit der Vorrat an Spirit stets gewährleistet ist, regeneriert sich dieser jede Runde zu einem gewissen Teil automatisch.__NEWCOL__Zudem kann durch den Fokus-Befehl, den jeder Charakter beherrscht, zusätzliche Spirit-Energie gesammelt werden - ein gleichzeitiges Angreifen ist während des Fokussierens allerdings nicht möglich. Als weitere Kampfoptionen stehen Magie-Einsatz und Angriff auch Flucht, Objekte benutzen, Verteidigen und Spezialangriff zur Verfügung.

Auf Kolumbus´ Spuren

Bei Schiffsreisen trifft man auf umherziehende Fischschwärme, die man übrigens auch einfangen und verspeisen oder verkaufen kann. Handelsschiffe können angesteuert und ein kleiner Plausch mit dem Kapitän geführt werden und manchmal bietet der Händler sogar Ware feil. Wenn an einer bestimmten Stelle der Kompass verrückt zu spielen scheint, verbirgt sich meist etwas Unbekanntes in der Nähe, für dessen Entdeckung man in den Seemannsgilden mit Gold belohnt wird. GameCube-Spieler dürfen sich dabei übrigens auf zwei Dutzend zusätzliche Entdeckungen freuen.

Auf Land steuert man Vyse stellvertretend für die gesamte Party durch abwechslungsreiches Terrain. Die Kamera folgt ihm dabei aus einer Third-Person-Perspektive und lässt sich mit den Schultertasten beliebig nachjustieren, wobei sichtversperrende Objekte automatisch transparent dargestellt werden. Per Knopfdruck kann man die Umgebung auch aus der Ego-Perspektive begutachten, um eventuell verborgene Schätze zu entdecken - ein gleichzeitiges Fortbewegen ist während dessen allerdings nicht möglich. Zudem lässt sich eine kleine Übersichtskarte der momentanen Umgebung einblenden. Rätsel- und Geschicklichkeitseinlagen, wie Schiebe-Puzzles oder Verfolgungsjagden sind ebenfalls mit von der Partie, wenn auch eher selten.

Gute Unterhaltung

Schade ist der Wegfall des ehemaligen VMU-Abenteuers Pinta-Quest, das man bestimmt auch auf dem GBA in irgendeiner Form hätte realisieren können. Dafür gibt es aber ein paar andere Erweiterungen, die für mehr Umfang und Abwechslung sorgen. So könnt Ihr Euch auf dem GameCube beispielsweise als Kopfgeldjäger verdingen und Jagd auf steckbrieflich gesuchte Schwarzpiraten machen, Euch mit anderen Kopfgeldjägern anlegen oder gar Eure Doppelgänger treffen. Eine weitere lukrative Angelegenheit ist die Mondfisch-Jagd. Das besondere an diesen Fischen ist, dass sie unsichtbar sind, sich gerne in entlegenen Winkeln verstecken und nur akustisch geortet werden können. Gefangene Exemplare kann man dann an einen schrägen Vogel verfüttern, der Euch dafür nützliche Items vor die Füße speit.

Finas magischer Begleiter Cupil musste man hingegen schon zu Dreamcast-Zeiten füttern, um seine Kampfkraft zu steigern und auch die Suche nach weiteren Crewmitgliedern kennen Sega-Veteranen bereits vom Original. Insgesamt gibt es aber genügend neuer Geheimnisse zu entdecken, neuer Aufgaben zu bewältigen, neuer Charaktere zu treffen und neuer Story-Details zu erfahren, um das motivierende Freibeuterdasein abermals interessant zu machen. Grundlegende Änderungen blieben zwar aus, aber spielerisch gesehen waren diese auch gar nicht nötig.__NEWCOL__Auf die herunterladbaren Goodies der Dreamcast-Version wie Bonusgegner, Geheiminsel und Extrawaffen müsst Ihr übrigens auch nicht verzichten, sind diese doch bereits fester Bestandteil des Spiels.

Technische Abnutzungserscheinungen

Grafisch ist Skies of Arcadia Legends trotz dezenter Überarbeitung hingegen weit weniger imposant als noch vor zwei Jahren auf dem Dreamcast. Zudem sieht nicht jeder Effekt wirklich besser aus, die Texturen wirken teils verwaschener und die Sichtweite hat sich im Vergleich zum Original sogar verringert. Auch die geringfügig detaillierteren Charaktermodelle sehen kaum besser aus. Eigentlich fällt der minimale Polygonzuwachs lediglich an den nicht mehr ganz so klobigen Händen der Hauptfiguren auf. Den Rest hat man einfach 1:1 übernommen - die teils ungelenken und abrupten Animationen inklusive. Aber wenigstens sind keine PAL-Balken hinzugekommen.

Die Soundkulisse kommt zwar nach wie vor hervorragend rüber, hat sich qualitativ aber merkwürdigerweise hörbar verschlechtert. Die Sound-FX sind zwar allgemein nicht mehr ganz so imposant und die englische Sprachausgabe nach wie vor kaum vorhanden, aber die musikalische Untermalung glänzt auch heute noch mit herrlichen Kompositionen und stimmungsvollen, wenn auch nicht mehr so klar erklingenden Melodien. Die deutsche Übersetzung der Texte ist im Allgemeinen recht ordentlich und die Ladezeiten wurden erheblich verkürzt, was dem Spielfluss nachhaltig zugute kommt.

Fazit


Aufgrund der nicht mehr ganz zeitgemäßen Technik und Präsentation bleibt Skies of Arcadia Legends der Platin-Status des Originals zwar verwährt, aber dennoch kann es sich rühmen nach wie vor ein Topp-Titel und zur Zeit das mit Abstand beste GameCube-Rollenspiel zu sein. Die strategischen Luftschlachten, sowie die Erschließung unbekannten Luftraums fesseln für lange Zeit an den Bildschirm und die herrliche Abenteurer- und Piraten-Atmosphäre dürfte selbst Genre-Abstinenzler in ihren Bann ziehen. Die etwas kindliche Präsentation und stereotypen Charaktere werden zwar den ein oder anderen abschrecken, der abwechslungsreiche Spielverlauf und die enorme Handlungsfreiheit lassen darüber allerdings gerne hinwegsehen. Zudem gibt es ein Reihe neuer Aufgaben, Story-Elemente, Items, Charaktere und Geheimnisse sowie deutlich kürzere Ladezeiten, wodurch auch die etwas biederen Zufallskämpfe an Lästigkeit verlieren. Freibeuterherz, was willst du mehr?

Pro

<li>verkürzte Ladezeiten</li><li>erhöhter Spielumfang</li><li>eingängige Steuerung</li><li>ordentliche Lokalisierung</li><li>tolle Freibeuteratmosphäre</li><li>jede Menge Handlungsfreiraum</li><li>abwechslungsreicher Spielverlauf</li><li>neue Charaktere, Items & Quests</li>

Kontra

<li>veraltete Technik</li><li>biedere Zufallskämpfe</li><li>angestaubte Präsentation</li><li>recht kindliche Aufmachung</li><li>teils audiovisuelle Rückschritte</li>

Wertung

GameCube

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