Wario World24.06.2003, Jörg Luibl
Wario World

Im Test:

Mit Mario Sunshine und Rayman 3 liegen die letzten hüpfenden Großereignisse auf dem GameCube lange zurück. Doch jetzt betritt mit Wario ein schnauzbärtiger Miesepeter das Jump`n Run-Parkett und will mächtig aufräumen. Ob der gierige Kraftprotz in der ersten Liga mistpielen kann, verrät der Test!

Wo ist mein Schatz?

Geizhals Wario kann eigentlich die Beine hochlegen und im Gold schwimmen. In seiner Burg funkelt es an allen Ecken und Ende vor lauter kostbaren Schätzen. Doch seine Gier hat ihm auch einen finsteren Edelstein eingebracht, der plötzlich seine dämonische Kraft entfaltet. Wario muss mit ansehen, wie der funkelnde Schmarotzer seine Schätze frisst und dann am laufenden Band üble Monster ausspuckt. Er hat nur eine Wahl: Ärmel hochkrempeln und aufräumen!

Klassische Struktur

In Zeiten riesiger 3D-Welten à la <4PCODE cmd=DGFLink;name=Mario Sunshine;id=2525> oder epischen Abenteuern à la <4PCODE cmd=DGFLink;name=Rayman 3 Hoodlum Havoc;id=2926> wirkt Wario World (ab 144,47€ bei kaufen) zunächst wie ein Relikt aus alten Zeiten: das Leveldesign ist zwar ab und an recht verwinkelt, aber es hüpft sich fast wie in guter alter 2D-Zeit von links nach rechts durch die kunterbunten Abschnitte.

Eine frei drehbare Kamera ist Fehlanzeige; nur ab und zu lässt sich der Blickwinkel neigen. Das stört nur an wenigen Stellen, denn die Welt hat deutliche Grenzen und der Weg ist meist linear - trotzdem fühlt man sich perspektivisch gehemmt. Insgesamt gibt es vier Welten mit je drei Abschnitten, die sich thematisch mal dem Wald, mal dem Zirkus, dem Eis oder einem Spukschloss widmen.

__NEWCOL__Saubere Steuerung

Aufgrund der blitzsauberen Steuerung macht die actionreiche Schatzjagd einen Riesenspaß: Wario lässt sich punktgenau bewegen, führt auf Knopfdruck gut berechenbare Sprünge aus und kann auf ein ansehnliches Kampfrepertoire zurückgreifen.

Neben einfachen Hieben kann der fluchende Miesepeter Stampfangriffe sowie Tempoattacken ausführen und so gleich mehrere Gegner in Sichtlinie zu Fall bringen. Sehr hilfreich ist es auch, Statuen, Felsen oder bewusstlose Gegner aufzunehmen und als Wurfgeschoss einzusetzen.

Spirale & Wirbel

Die effektivste Methode bieten jedoch zwei klasse inszenierte Spezialattacken: Spiralsturz und Monsterzentrifuge. Hat man einen Gegner oder Gegenstand aufgenommen, kann man entweder mit ihm hochspringen und zu einem mächtigen Bodenangriff ansetzen, der Bereichsschaden anrichtet. Oder man kann damit derart wild herumwirbeln, dass sich Wario wie ein Kreisel durch die Gegnerhorden hauen. Auch manche Schalter und Bosskämpfe verlangen nach einer dieser beiden Spezialtechniken.

Kampf ist Trumpf

Der Fokus von Wario World liegt eindeutig auf fulminanten Kampforgien. Das kann in manchen Bereichen so weit gehen, dass man sich wie in <4PCODE cmd=DGFLink;name=Super Smash Bros. Melee;id=1582> fühlt. Das Prügelfutter ist allerdings nie wirklich bedrohlich oder gar so gerissen wie z.B. in Maximo: zwar wird hier und da geblockt und ein Sturmangriff gestartet, aber Wario ist damit nur selten zu beeindrucken.

In speziellen Arenen wird der kraftstrotzende Schnauzbart immerhin von allen Seiten umzingelt und muss sich eine Zeit lang gegen Wellen von Gegnern zur Wehr setzen - auch nicht allzu schwer. Manche Gegner tauchen übrigens immer wieder auf, was allerdings nicht nervt, da man erstens wieder wertvolles Gold einsammeln kann und zweitens immer wieder dringend Wurfgeschosse braucht.

Rätsel für zwischendurch

Für Abwechslung und wichtige Bonusgegenstände sorgen nette Zwischengegner, die eine bestimmte Taktik verlangen, und vor allem die vielen Rätselräume. Zwar erinnern die Aufgaben mit rotierenden Kisten und Plattformen teilweise deutlich an Mario Sunshine, aber sie bieten abseits vom hektischen Kampfgeschehen beschauliche Pausen. Mal muss man an gefährlichen Stachelkugeln vorbeihüpfen, mal Schalter klug bedienen oder einfach geschickt über Abgründe springen.

__NEWCOL__Leider zieht der Schwierigkeitsgrad selbst innerhalb einzelner Welten nicht konsequent genug an - es kann ultraleicht sein und dann wieder anspruchsvoll. Besser wäre es gewesen, Schritt für Schritt mehr vom Spieler zu fordern.

Leichte Schatzjagd

Die Herausforderungen im Actionbereich sind angenehm, nie unfair, nehmen ab und an allerdings kinderleichte Züge an. Zwar zwingen einige hektische Bosskämpfe zu Wiederholungen, aber die Kollegen Mario und Rayman mussten deutlich schwerere Passagen meistern. Genre-Profis werden Warios Schätze daher an einem Wochenende erobert haben. Die mögliche Freischaltung von GBA-Minigames tröstet da nur wenig drüber hinweg.

Spielfrust kommt an keiner Stelle auf: Das Speichersystem erlaubt Euch quasi jederzeit eine Sicherung, indem Ihr aus einem Level heraus einfach zum Auswahlabschnitt wechselt. Und solltet Ihr ein Leben an schwierigen Stellen wie einem Bosskampf verlieren, kostet ein erneuter Versuch nur ein paar Hundert Goldmünzen - und davon sackt Wario im Laufe des Spiels Tausende ein.

Kunterbunte Kulisse

Die Animationen befinden sich durchweg auf einem sehr guten Niveau und auch Wario kann sich sehen lassen - egal ob er schwitzend an einem Abgrund taumelt, Gegner vermöbelt oder mit aufgerissenem Rachen Goldstücke einsaugt.

Zwar gibt es innerhalb der Welten meist nur eine Hand voll unterschiedlicher Monster, aber die Saurier, Schildkröten, Skelette und sonstige bizarre Kreaturen bewegen sich geschmeidig und sind gut texturiert.

Sehr ansehnlich sind auch die Spezialeffekte wie die Spiegelungen im Eislevel oder die kunterbunten Detonationen von Bossmonstern. Die grafische Qualität schwankt jedoch enorm, gerade im Texturbereich. Hat man im ersten Waldlevel dank geschickt eingesetzter Lichtpunkte, aufgescheuchter Vögeln und bewegter Pflanzen noch einen sehr guten, lebendigen Eindruck, sieht man im Auswahlbereich und so manch anderen Abschnitten plötzlich fade Texturen und recht klobige Architektur. Trotzdem gibt es in jedem Level einige nette Hingucker und gute Lichteffekte, die den guten Gesamteindruck letztendlich retten.

__NEWCOL__Alles im Blick

Durchgestylt und übersichtlich ist die jederzeit aufrufbare Spielstatistik gestaltet, die Euch noch mal über alle eingeheimsten Gegenstände, Schätze und rote Kristalle informiert. Außerdem kann man sehen, wie viele Teile der goldenen Wariostatuen man bereits beschafft hat. Hinzu kommen die nützlichen Tipps der kleinen Wichtel, deren Ratschläge ebenfalls abrufbar sind. Diesen Service hätte ich mir auch für Mario Sunshine gewünscht.

In jedem Level lassen sich drei Orden verdienen: Einer für den besiegten Endgegner, einer für versteckte Herzen und einer für alle gefundenen Schätze. Wichtiger als diese Medaillen sind aber die roten Kristalle, die meist am Ende der Rätselpassagen warten. Nur wenn ihr davon genug habt, wird der Zugang zum Bossmonster freigemacht.

Exzellent!?

Leider gibt Wario nur eine sehr begrenzte Zahl von akustischen Motzereien und Jubeleien zum Besten, so dass einem nach einer Stunde jedes "Excellent!" Ohrenschmerzen bereitet. Immerhin übertünchen die meisten Schlag- und Explosionsgeräusche das Ganze ein wenig. Musikalisch wird man zwar nicht gerade verwöhnt, aber die Beats zwischen Pop und verspielter Dudelei bewegen sich auf einem akzeptablem Niveau.

Fazit


Wario World ist zwar bei weitem nicht so komplex wie Mario Sunshine, aber bietet einen guten Mix aus fulminanten Kämpfen und akrobatischen Rätseleinlagen. Die Steuerung ist blitzsauber, die Spezialattacken sind ansehnlich und die vielen Schätze locken immer wieder in die kunterbunten Monsterwelten. Und obwohl die grafische Qualität vor allem im Texturbereich stark schwankt, werden an einigen Stellen klasse Spiegel- und Explosionseffekte gezeigt. Eine höhere Wertung wird dem schnauzbärtigen Miesepeter aber vor allem durch den geringen Umfang verwehrt: Genre-Fans werden sich an einem Wochenende durch die teilweise viel zu leichten Herausforderungen kämpfen - schade! Jungen Hüpfern und Einsteigern ist der Titel trotzdem wärmstens zu empfehlen, denn das Speichersystem, die Statistiken und das Leveldesign sind vorbildlich. Unterm Strich ein viel zu kurzes, wenig spektakuläres, aber trotzdem spielenswertes GameCub-Debüt von Wario!

Pro

<li>coole Spezialattacken</li><li>nette Rätselpassagen</li><li>witzige Animationen</li><li>spannende Bosskämpfe</li><li>kunterbunte Comicwelt</li><li>blitzsaubere Steuerung</li><li>sehr ansehnliche Spezialeffekte</li><li>Schätze schalten GBA-Minigames frei</li>

Kontra

<li>schnell durchgespielt</li><li>teilweise viel zu leicht</li><li>kein freies Kameradrehen</li><li>schwankende Texturqualität</li>

Wertung

GameCube

Lasst die Fetzen fliegen und sackt Beute ein - Wario World ist actionreich & ansehnlich!

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