X-Men: Wolverine's Revenge03.05.2003, Paul Kautz
X-Men: Wolverine's Revenge

Im Test:

Gerade stürmen die X-Men erneut die große Leinwand, da macht sich Raubein Wolverine zu einem eigenen Abenteuer auf - und zwar gleich auf allen bedeutenden Plattformen. Unser Multi-Review zeigt Euch, ob es sich lohnt, der Schlitzhand unter die Arme zu greifen.

Der Wolf in Dir

Wolverine, bürgerlich Logan genannt, ist eine der tragischsten X-Men-Figuren: ihm fehlt völlig die Erinnerung an seine Vergangenheit, außerdem wurden an ihm schlimme Experimente durchgeführt. Zwar brachten die ihm sein Adamantium-Skelett nebst der berühmten ausfahrbaren Krallen ein, aber der Schmerz und das Wissen missbraucht worden zu sein, verbessern die sowieso schon miesepetrige Laune Logans nicht gerade. Nach einem kurzen Ausflug in die Vergangenheit, in der Ihr Wolverines Flucht aus der Zentrale von Logans Peinigern »Waffe X« nachspielt, geht es zurück in die Gegenwart. Dort tobt ein heimtückischer Virus in Logans Blutbahn, der schon in kurzer Zeit toxisch wirken wird - seine einzige Chance besteht darin, zu »Waffe X« zurückzuhetzen, und dort nach einem Gegengift zu suchen. Ein klassisches X-Abenteuer also.

__NEWCOL__Licht im Dunkel

Wolverine´s Revenge ist ein geradliniges Action-Adventure mit leichtem Schleich-Einschlag. Denn wie Kollege Sam Fisher in Splinter Cell hat auch Logan die Möglichkeit, seine Umgebung verfremdet wahrzunehmen. In diesem Fall sind es Wolverines animalische Instinkte, die ihm Vorteile verschaffen. Drückt Ihr also die »Sinne«-Taste, verfärbt sich die Umgebung, und vieles verändert sich: Ihr seht Wärmequellen, Fußabdrücke, Fallen wie Minen oder rotierende Laser und vor allem Geruchsspuren, anhand derer sich die deutlich sichtbaren Gegner leichter orten lassen. Außerdem könnt Ihr Euch an Wände drücken und kriechen, wodurch Ihr viele Gegner umschleichen und unerkannt ausschalten könnt - das hat mehr als nur den Vorteil nicht gesehen worden zu sein, doch dazu gleich mehr.

Schlitzen und treten

In diesem Spiel wird gekämpft, viel gekämpft. Ihr verfügt über zwei grundlegende Angriffsmöglichkeiten: Schlagen bzw. mit den Krallen zustechen und treten. Ihr könnt aber durch Tastenkombinationen und verschiedenen Positionen zum Gegner auch mächtige Angriffswellen entfesseln, die gleich mehrere Gegner zu Boden bringen. Diese so genannten »Strikes« haben neben Ihrer Wirkung auch den Vorteil, dass Ihr für die saubere Ausführung belohnt werdet: nach einer gelungenen »Strike«-Attacke bekommt Ihr Namenskettchen, die mit steigender Anzahl neue Kampfstufen freischalten, von denen es insgesamt vier gibt. Neue Kampfstufen bedeuten neue spektakuläre Angriffsarten und immer wildere Tastenkombinationen, die trotzdem leicht zu handhaben sind - im Zweifelsfall hilft es auch, wild auf die Angriffsknöpfe zu hämmern.

Strike-Attacken gewinnen besonders im »Sinne«-Modus an Bedeutung: während Ihr Eure Umgebung verzerrt wahrnehmt, zeigen Euch Eure übernatürlichen Sinne Strike-Möglichkeiten bei Gegnern, die Euch noch nicht entdeckt haben. So könnt Ihr theoretisch einen ganzen Level durchstreifen ohne gesehen zu werden.

Im Laufe der Zeit und mit fortschreitender Zahl erledigter Gegner steigt Eure »Wut«-Anzeige. Hat sie einen bestimmten Punkt erreicht, dürft Ihr in »wilde Wut verfallen«, was Euch schneller, stärker und widerstandsfähiger macht - jedenfalls für kurze Zeit. Das ist gerade bei stärkeren Obermotzen eine sehr praktische Sache, mit denen Ihr Euch im Laufe des Spiels herumschlagen müsst: Sabretooth oder Lady Deathstrike warten schon auf eine Abreibung.

__NEWCOL__Killer-Kamera

Grafisch bekommt Ihr in Wolverine´s Revenge aus der Schulterperspektive wenig aufregende, aber dennoch gute Kost zu Gesicht: die Umgebungen, die sowohl innen als auch außen spielen, wirken etwas steril und nicht besonders abwechslungsreich. Freund und Feind sind nett animiert und schön designt, außerdem gibt es nette 3D-Effekte. Die GameCube-Version bewegt sich auf ungefähr gleichem Niveau wie die PC-Fassung (von der niedrigeren Auflösung abgesehen), bietet aber den schöneren »Sinne«-Modus, in dem sich Wolverine deutlich von der Umgebung abhebt. Insgesamt unterscheiden sich die vier Fassungen aber kaum voneinander - deutlichstes Trennungsmerkmal ist ein anderes Titelbild bei der PC-Version.

Leider hat sich seit unserer Preview nicht viel an der vermurksten Kamerasteuerung geändert. Wenigstens habt Ihr bei allen Fassungen die Möglichkeit, per Knopfdruck schnell den Blickwinkel hinter Wolverine zu zentrieren. Dennoch seid Ihr die meiste Zeit des Spiels damit beschäftigt, die nicht akkurat folgende Kamera neu auszurichten - das muss wirklich nicht sein. Wenigstens ist das im Kampf kein Problem, da sich Wolverine automatisch auf den nächsten Gegner ausrichtet.

Abgesehen von der Kamera macht die Steuerung insgesamt nirgends echte Mucken. Zwar sind recht viele Knöpfe zu verinnerlichen, aber das geht schon nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut über.

Versteckspielchen

Wie es sich für ein ordentliches Action-Adventure im Superhelden-Universum gebührt, gibt es hier jede Menge einzusammeln. So findet Ihr Heilpäckchen in unterschiedlicher Größe, Comic-Cover, die Euch neue Kostüme verschaffen und Wut-Energie, die Euch sofort in »wilde Wut« versetzt. Außerdem warten noch Cerebro-Dateien auf Ihre Entdeckung, die Euch von Patrick Stewart vorgelesene Charakterbeschreibungen einbringen. Und nach einem erfolgreichen Durchspielen dürft Ihr Euch schließlich noch an verschiedenste Herausforderungen wagen, die versteckte Artworks freischalten.

Bei all den Kämpfen und der Sucherei müsst Ihr natürlich auf Eure Lebensenergie achten. Diese kann auf zwei Arten erneuert werden: entweder sammelt Ihr Heilpäckchen auf, oder Ihr fahrt Eure Krallen ein, dann regeneriert sich Wolverine langsam selbst. Natürlich seid Ihr dann verletzlicher, außerdem könnt Ihr dann keine Gegenstände wie Kisten oder Türen mehr zerstören. Trotzdem solltet Ihr lieber warten, als halbtot drauflos zu rennen, denn das Speichersystem ist nicht gerade spielerfreundlich: gespeichert wird immer automatisch zum Levelbeginn.__NEWCOL__

Wenn Ihr irgendwo in den teils sehr langen Welten draufgeht, müsst Ihr in aller Regel ganz von vorn anfangen - nicht mal in der PC-Fassung dürft Ihr jederzeit einen Spielstand anlegen.

Dichte Atmosphäre

Die Story um Wolverine`s Suche nach Gegengift und Vergangenheit wird Euch in vielen gerenderten Zwischensequenzen präsentiert. Dazu gibt es sehr gute englische Sprachausgabe sowie deutsche Untertitel. Wolverine wird leider nicht von Original-Darsteller Hugh Jackman gesprochen, dafür leiht ihm Mark Hamill sein erstaunlich fieses Organ. Außerdem bekommen Professor X und Lady Deathstrike mit Patrick Stewart und Kelly Hu Ihre »leiblichen« Stimmen verpasst, was der Atmosphäre zugute kommt. Die wird von der dramatisch-guten Musik noch weiter verdichtet, die mit guten Kompositionen die Action standesgemäß begleitet. Allein die Soundeffekte reißen keine Bäume aus, fallen aber auch nicht negativ ins Gewicht.

Fazit


Ein schlechtes Spiel ist Wolverine`s Revenge nicht, im Gegenteil. Es bietet viele gute Ideen, spannende Kämpfe, eine nette Story und gar nicht mal schlechte Grafik. Außerdem ist das Stealth-System sehr reizvoll, besonders, da es noch schön belohnt wird. Doch trotzdem empfiehlt sich besonders bei der PC-Version ein Probespiel, denn die Kameraführung ist auf Dauer schlicht nervend. Teilweise fällt es wirklich schwer sich aufs Spiel zu konzentrieren, wenn man dauernd mit dem Nachjustieren der Perspektive beschäftigt ist. Auf den Konsolen fällt das dank der analogen Sticks nicht so stark ins Gewicht. Wenn Ihr also schon mit <4PCODE cmd=DGFLink;name=Spider Man - The Movie;id=2686> Euren Spaß hattet, ist Wolverine der logische Nachfolger. Wenn Ihr mit Superhelden-Spielen im Allgemeinen nichts anfangen könnt, dürftet Ihr auch jetzt kaum warm damit werden.

Pro

<li>schöne Comic-Atmosphäre</li><li>gute Sprachausgabe</li><li>klasse Musik</li><li>praktisches Kombo-System</li><li>ausgefeiltes Stealth-System</li><li>lange Levels</li><li>viele versteckte Extras</li><li>nette Grafik</li>

Kontra

<li>nervende Kameraführung</li><li>schwammige Steuerung</li><li>kein Original-Sprecher für Wolverine</li><li>abwechslungsarme Optik</li>

Wertung

GameCube

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