Soulcalibur 226.09.2003, Mathias Oertel
Soulcalibur 2

Im Test:

Auf PSone und Dreamcast haben Namcos Prügler Soul Blade bzw. Soul Calibur Kultstatus erreicht. Und wie bei kaum einem anderen Spiel der Softwaregeschichte haben die Fans auf eine Fortsetzung gewartet. Doch jetzt hat die Wartezeit ein Ende. Im Test könnt Ihr erfahren, ob Soul Calibur 2 alle Erwartungen erfüllt.

Perfekter als perfekt?

Auch wenn es etwas hoch gegriffen klingen mag: Soul Calibur auf der Dreamcast gilt bei Genre-Fans als das perfekte Prügelspiel und hat vollkommen zu Recht Kultstatus erreicht. Doch nach Definition kann man etwas Perfektes nicht mehr verbessern. Insofern kann man natürlich gespannt sein, was die Prügelspezialisten von Namco aus dem Hut gezaubert haben, um Soul Calibur 2 wenigstens zu einem gleichwertigen Titel zu machen. Denn selten hatte es eine Fortsetzung so schwer, den Vorgänger zu übertreffen.

Dementsprechend hat Namco auf die Stärken von Soul Calibur aufgebaut und diese nahezu 1:1 übernommen. Großartige Veränderungen finden sich eher im Detail und werden alteingesessene Soul Calibur-Fans auch nicht übermäßig überraschen.

Gewohnte Klasse

Fangen wir doch einmal bei der Steuerung an. Da jeder der Charaktere, von denen die meisten den Soul Calibur-Veteranen wohlbekannt sein dürften, über Dutzende von Schlag- und Kombomöglichkeiten verfügt, bleibt es wie beim Vorgänger erstaunlich, dass Namco die Steuerung so einfach gehalten hat. Mit vier Knöpfen lassen sich alle Aktionen erreichen, wobei komplexere Kombos natürlich viel Einarbeitungszeit und noch mehr Timing erfordern. Doch schafft man es, eine dieser verheerenden Attacken zu starten, ist die persönliche Genugtuung gar nicht zu beschreiben.

Doch man muss kein Hardcore-Kämpfer sein, um an Soul Calibur 2 Spaß zu haben. Auch mit den Standardattacken vertikaler bzw. horizontaler Waffen-Angriff und Tritt haben Neulinge gegen den variabel einstellbaren Computergegner eine Chance. Und nach und nach eignet man sich auch die ersten Kombos an, die jederzeit im Pausenmenü eingesehen werden können und die man im exzellenten Trainingsmodus vollkommen ohne Stress ausprobieren kann.

In diesem Zusammenhang sollte auch die klasse funktionierende Kollisionsabfrage erwähnt werden, die niemals einen Zweifel aufkommen lässt, ob ein Schlag jetzt getroffen hat oder nicht.

Hier kommt der Waffenmeister

Hat man nach den ersten Trainingsmatches ein Gefühl für die Steuerung bekommen, kann man sich an die zahlreichen Spielmodi wagen. Davon sind die meisten wie der leider viel zu kurz geratene Arcade-Modus, der Zeitangriff, der Überlebenskampf sowie der Teamkampf weitestgehend selbsterklärend.

Den größten Motivationsschub für Einzelspieler dürfte der Waffenmeister-Modus bringen: Auf der ewigen Suche nach dem Schwert Soul Edge kämpft Ihr Euch durch Dutzende Stages und Dungeons, die Euch immer wieder vor neue Aufgaben stellen. Mal könnt Ihr den bzw. die Gegner nur durch bestimmte Attacken besiegen, dann wiederum wartet ein extrem herbes Zeitlimit auf Euch oder merkwürdige Winde treiben Euch beispielsweise unaufhörlich an den Rand der Kampfplattform.

Schafft Ihr es, die Aufgabe zu bewältigen, warten Geld, Erfahrungspunkte und möglicherweise eines der nahezu zahllosen freispielbaren Elemente auf Euch. Dies können neue Waffen, neue Spielmodi, neue Features und im besten Fall sogar neue Kämpfer und Kostüme sein. Insgesamt gibt es mehr als 200 Waffen, die Ihr finden bzw. genau so wie neue Kostüme und weitere Features von dem gewonnenen Geld kaufen könnt, so dass man am liebsten gar nicht mehr aufhören möchte, bis man alles freigespielt hat.

Den neuen Waffen kommt im Waffenmeister-Modus jedoch noch eine weitere Bedeutung zu. Denn jede Waffe hat verschiedene Eigenschaften, die sich mal positiv (z.B. mehr Schaden) und mal negativ (Blocks können leichter durchbrochen werden) äußern können, so dass der Einsatz jeder Waffe wohl überlegt sein sollte.

Multiplayer-Fest

Angesichts der spielerischen Qualitäten, die sich schon im Einzelspieler-Modus zeigen, ist es nicht weiter verwunderlich, dass die steuerungstechnischen Stärken von Soul Calibur 2 bei Mehrspieler-Duellen noch deutlicher zum tragen kommen. Denn auch, wenn die berühmt-berüchtigten Button-Masher auch bei Soul Calibur 2 immer noch hin und wieder Erfolge erzielen, sind Spieler, die ihre Figur kontrolliert steuern, klar im Vorteil.

Und stehen sich zwei gleichwertige Gegner gegenüber, können die Duelle nicht spannender sein und enden meist in dem unvermeidlichen "Ach nee, jetzt komm, ich will ne Revanche!".

Wahlweise könnt Ihr im Verlauf des Spieles auch mit den im Waffenmeister-Modus freigespielten Waffen gegeneinander antreten und so eine neue Spannungs- und Taktikkomponente ins Spiel bringen.

Wer darf´s denn sein?

Beispiellos in der Softwaregeschichte ist der Versuch, Besitzern jedes Systems ein Gefühl der Exklusivität zu geben. Nicht nur, dass die aus Soul Calibur bekannten Charaktere wie beispielsweise Mitsurugi, Sophitia, Kilik oder Ivy durch diverse neue Figuren ergänzt wurden. Jede Fassung hat einen eigenen Kämpfer spendiert bekommen. GameCube-Spieler können sich über Zelda-Held Link freuen, PS2-Spieler feiern ein Wiedersehen mit Tekken-Obermotz Heihachi und Xbox-User können mit Todd McFarlanes Comic-Held Spawn ins Gefecht ziehen, um Charade, ebenfalls ein Todd McFarlane-Charakter, sowie den bekannten Gestaltwandler Inferno zu entthronen.

Dass es den Entwicklern dabei gelungen ist, die Exklusiv-Figuren absolut stimmig ins Soul Calibur-Universum zu integrieren, ist hoch anzurechnen.

Unter dem Strich ist Soul Calibur 2 momentan der Vorzeigeprügler schlechthin, der von der kommenden Konkurrenz nicht so einfach vom Thron zu stürzen ist.

Grandiose Spielbarkeit eingepackt in eine lupenreine Präsentation machen das Spiel nicht nur für die absoluten Hardcore-Prügelspieler zu einem absoluten Pflichttitel - ganz egal, auf welchem System.

Wer allerdings mehrere Systeme im heimischen Wohnzimmer lagert, steht vor der Qual der Wahl. Da Soul Calibur 2 aber auf jeder Konsole das bestmögliche aus Grafik (dazu gleich mehr) und Steuerung herausholt, bezieht sich die Wahl eigentlich nur auf den Zusatzcharakter. Und hier entscheidet der persönliche Geschmack - spielerisch liegt Ihr mit keiner Version falsch.

Grafisch erste Sahne

Bis heute gilt Soul Calibur auf Dreamcast grafisch als eines der besten Spiele für Segas Konsole. Und Soul Calibur 2 lässt gewaltig die Grafikmuskeln spielen, um dieses Kunststück auch auf den Next-Generation-Konsolen zu vollbringen. Das fängt an bei klar strukturierten Menüs, die eine spielend einfache Navigation ermöglichen und hört erst bei fantastischen Spezialeffekten auf. Und dazwischen liegen so viele Punkte, dass alle aufzuführen den Rahmen des Tests sprengen würde. Trotzdem wollen wir ein paar Grafikbonbons aufführen, die selbst das Zuschauen zum Vergnügen machen - und das auf jeder Konsole, auch wenn die PS2 im direkten Vergleich zu den anderen Fassungen geringfügig schlechter aussieht und mit mehr Rucklern zu kämpfen hat als die Kollegen.

Wie wäre es denn mit jederzeit flüssigen und umfangreichen Animationen der aufwändig texturierten Charaktere? Oder imposanten Lichteffekten beim Aufeinandertreffen der Waffen? Reicht Euch immer noch nicht?

So beeindruckend wie die Charaktere gestalten sich auch die Kampfarenen. Farblich und thematisch optimal auf den dazugehörigen Charakter abgestimmt, kann man sich anfangs einfach nicht an den Kulissen satt sehen.__NEWCOL__Auch die sehr gute Kameraführung ist lobenswert zu erwähnen. Jederzeit einen optimalen Überblick gewährend, zoomt die Kamera flüssig und blendet im Zweifelsfall auch die Wände aus, so dass kein Kämpfer einen Nachteil hat.

Doch nach der ersten Euphorie gibt es bei längerem Spiel immer wieder kleine Punkte, die sich zwar nicht als Motivations-Stolperstein herausstellen, aber dennoch im Vergleich mit der Konkurrenz auffallen: So sind beispielsweise alle Stages weitestgehend unbelebt. Nur selten gibt es irgendwo Bewegung, die von den statischen Umgebungen ablenken könnte.

Und dass ausnahmslos alle Fassungen (die PS2 allerdings am häufigsten) bei bestimmten Aktionen ein kleines, nicht sehr lange dauerndes Ruckeln anfangen, ist ebenfalls ein kleiner Wermutstropfen.

Doch da diese Mankos den Spielfluss niemals ernsthaft stören, können sich alle auf ein wahres Grafikfeuerwerk freuen.

Akustik-Pracht

Auch in punkto Akustik präsentiert sich Soul Calibur 2 von seiner besten Seite. Jede Stage hat ihre eigene Musik, die teilweise wunderschön die Umgebung in Töne verpackt und das imposant klingende Kampfgeschehen mit seinen Schwerthieben und dem tödlichen Aufeinandertreffen von Waffen unauffällig untermalt.

Die Sprachausgabe, die wahlweise Englisch oder Japanisch ertönt, ist ebenfalls klasse. Allerdings wiederholen sich die Sprachsamples trotz über 70 Taunts pro Charakter auf Dauer ein wenig.

Doch dies ist nur ein kleiner Tropfen auf dem heißen Akustik-Stein, der eine von vorne bis hinten passende Atmosphäre zaubert. Denn auch die Tatsache, dass es keine deutsche Sprachausgabe, sondern nur lokalisierte Untertitel gibt, wird niemanden ernsthaft stören.

Fazit

Auch wenn man im Vergleich zum Dreamcast-Vorgänger großartige Änderungen im grundsätzlichen Gameplay-Bereich mit der Lupe suchen muss - Soul Calibur 2 hat sich den Award redlich verdient. Denn alle Qualitäten des Originals wurden nahtlos übernommen: eine hervorragende Steuerung, ein beispielhaftes Block- und Kontersystem und Kombos ohne Ende sorgen für viel Vergnügen und unterstreichen den Ausnahmestatus des meist erwarteten Prüglers aller Zeiten. Nimmt man jetzt noch die neuen Spielmodi, den verbesserten Waffenmeister-Modus, die neuen Kämpfer und die sowieso über jeden Zweifel erhabenen Multiplayer-Duelle in die Rechnung auf, gibt es für Genre-Fans keinen Grund, sich das Spiel nicht zu kaufen. Doch auch Einsteiger werden sich schnell mit Soul Calibur 2 anfreunden und noch schneller Schwierigkeiten haben, wieder davon loszukommen. Hin und wieder auftretende Ruckler und kleine Clipping-Probleme, vor denen keine Fassung gefeit ist, nimmt man angesichts der durchweg atemberaubenden Grafik gerne in Kauf. Und auch die Frage für Multisystembesitzer, welche Fassung sie sich besorgen sollten, ist schnell beantwortet. Die Entscheidung solltet Ihr je nach Charaktervorliebe wählen. Denn egal, ob Heihachi, Link oder Spawn: Alle Figuren wurden behutsam ins SC2-Universum integriert und fügen sich nahtlos ein. Ein absoluter Pflichttitel.

Pro

<li>grandiose Steuerung</li><li>Kombo-Möglichkeiten ohne Ende</li><li>feine Grafik</li><li>Multiplayer-Spaß pur</li><li>massenhaft freispielbare Goodies (Charaktere, Boni, mehr als 200 Waffen)</li><li>exklusive Charaktere für jede Fassung</li><li>stimmige Akustik</li><li>ausufernder Waffenmeister-Modus</li><li>zahlreiche Spielmodi</li><li>sehr gute Kollisionsabfrage</li>

Kontra

<li>hin und wieder Grafikruckler</li><li>Arcade-Modus zu kurz</li><li>statische Kampfarenen</li>

Wertung

GameCube

Fantastisches Prügelspiel, optisch und spielerisch unerreicht.

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