Star Wars Rogue: Squadron 3 - Rebel Strike24.11.2003, Jens Bischoff
Star Wars Rogue: Squadron 3 - Rebel Strike

Im Test:

Die Rogue-Squadron-Reihe von Factor 5 gilt unter Star Wars-begeisterten Nintendo-Schützen als unangefochtene Weltraum-Baller-Referenz. In Rogue Squadron III: Rebel Strike wollten sich die Entwickler allerdings nicht länger auf rasante Flug- und Baller-Action beschränken, sondern den Spieler auch zu Fuß, an Bord diverser Walker, im Sattel eines Speeder-Bikes oder auf dem Rücken eines Tauntauns ins Abenteuer schicken. Ob es sich dabei um eine geniale Gameplay-Erweiterung handelt oder eher spielerischer Genickbruch zu befürchten ist, enthüllt der Test.

Zwei Helden

Auch in Rebel Strike muss sich der Spieler durch die klassische Star Wars-Trilogie kämpfen, um die dunklen Machenschaften des Imperiums zu durchkreuzen. Euer Weg ist dabei fix vorgegeben, die begleitende Story aber eher Nebensache. So hetzt ihr von Auftrag zu Auftrag und erfüllt brav Missionsziele, die mehr oder weniger vage auf bekannten Filmszenen basieren. Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es allerdings eine verzweigte Missionsstruktur, die Euch sowohl in die Rolle von Wedge Antilles als auch in die von Luke Skywalker schlüpfen lässt, da die beiden zeitweise an verschiedenen Fronten gegen das Imperium kämpfen. Sogar Han Solo wurde mit einem aktiven Part bedacht. Chewbacca, Yoda, Prinzessin Leia & Co sind hingegen nur passiv mit von der Partie.

Feuer frei!: Die Weltraum-Gefechte wurden einmal mehr grandios in Szene gesetzt.

Grafik vom Feinsten

Die Zwischensequenzen bestehen zum Teil sogar aus Original-Filmszenen. Die meisten Ereignisse und Dialoge werden aber in Spielgrafik präsentiert. Die zugrunde liegende Grafik-Engine hat man dabei aus dem technisch nach wie vor beeindruckenden Vorgänger übernommen.__NEWCOL__

Allerdings ist diese nun noch leistungsfähiger und zaubert nicht nur doppelt so viele Raumschiffe auf den Bildschirm wie bisher, sondern bietet auch noch hübschere Licht- und Spezialeffekte. Zu Slowdowns kommt es trotzdem äußerst selten und auch Grafikfehler müsst ihr mit der Lupe suchen. Im 60Hz-Modus kann man dann auch noch die dezenten PAL-Balken verschwinden lassen, während sich Heimkino-Fans über Fünfkanal-Ton via Dolby Pro Logic II freuen dürfen.

Frostige Reitstunde: Luke galoppiert auf einem Tauntaun über die Eiswüsten von Hoth.

Imposante Soundkulisse

Die audiovisuelle Präsentation lässt jedenfalls kaum Wünsche offen und wenn Dutzende imperiale Jäger um euch herumschwirren, die Bordkanonen surrende Lasersalven in die Dunkelheit des Alls hämmern, gewaltige Detonationen das Cockpit erzittern lassen und dazu noch der aufreibende Original-Soundtrack aus den Boxen dröhnt, ist das ein Fest für alle Sinne. Lediglich der Bordfunk hätte etwas hektischer ausfallen können, ansonsten sind Effekte und deutsche Sprachausgabe aber tadellos - auch wenn manche Dialoge unfreiwillig komisch wirken. Das ist bei englischer Sprachwahl aber meist auch der Fall und eher auf schwaches Scripting zurückzuführen...

In die Länge gezogen

Beim Scripting der Missionen wird aus Belustigung allerdings schnell auch mal Frust, denn die eigentlichen Ziele bzw. Aufgaben werden oft nur vage oder überhaupt nicht genannt, was zwar Experimentierfreiraum schafft, mangels alternativer Lösungswege aber schnell ad absurdum geführt wird und die an sich recht kurze Spielzeit nur künstlich in die Länge zieht. Auch der teils recht unausgewogene und unveränderliche Schwierigkeitsgrad trägt dazu bei. Motivierender ist da schon die freiwillige Hatz nach den zahlreichen freispielbaren Schiffen, Upgrades, Bonuseinsätzen und Extras wie einem Making-Of oder den beiden emulierten Star Wars-Spielhallen-Klassikern aus den 80ern.

Jedis unter Beschuss: Auf Yavin 4 müssen die Rebellen eine imperiale Invasion zerschlagen.

Doppeltes Vergnügen

Der beste Bonus ist aber wohl der Multiplayer-Modus, der euch unter anderem alle Missionen des Vorgängers nochmals kooperativ durchspielen lässt. Warum dieses Feature nicht auch bei den neuen Rebel-Strike-Missionen angeboten wird, ist allerdings unerklärlich. Dafür dürft ihr euch im Modus Luftkampf spannende Dogfights liefern, im Modus Schlacht eurer Zerstörungswut freien Lauf lassen, im Modus Eroberung feindliche Basen besetzen und im Modus Spezial Gleiter-Rennen und Walker-Schlachten veranstalten.__NEWCOL__

Einziger Wermutstropfen: Mehr als zwei Spieler können an den Splitscreen-Auseinandersetzungen nicht teilnehmen und zusätzliche KI-Mitstreiter sind auch nur eingeschränkt einsetzbar. Als Ausgleich kann man seinen Flügelmännern via GBA-Link geheime Befehle erteilen.

Lahme Krücke: Die Bodeneinsätze wirken trotz authentischer Gefährte unausgereift.

Optimale Handhabung

Ansonsten müsst ihr eure Kommandos wie Formieren, Position halten, Angreifen oder Fliehen situationsbedingt über das Steuerkreuz eingeben. Die Steuerung der Raumschiffe ist dabei mit der des letzten Teils identisch und auch Anfänger-Hilfen wie automatisches Rollen und Ausrichten können jederzeit aktiviert und deaktiviert werden.

Auch der Wechsel zwischen Cockpit- und dynamischer Außenperspektive ist jederzeit möglich. Aber wie auch immer ihr spielen wollt: dank intuitiver und direkter Steuerung habt Ihr X-Wing, B-Wing, Y-Wing uni Co. jederzeit perfekt im Griff und könnt zu Beginn auch wieder ein freiwilliges Tutorial absolvieren. Zudem wurde die Radarfunktion im Vergleich zum Vorgänger etwas verbessert, um Höhenunterschiede kenntlich zu machen. Gerade in den Cockpitansichten ist der Schirm aber nach wie vor viel zu klein und unübersichtlich.

Kleine Einschränkungen

Dafür dürft ihr hin und wieder euer Schiff für die nächste Mission selbst wählen oder sogar während eines Einsatzes wechseln. Schiffsverluste werden allerdings beim dritten Mal mit einem Scheitern des Auftrags bestraft und die an Bord befindlichen Waffensysteme sind nicht austauschbar. Nach den ersten beiden Ausfällen dürft ihr dafür an Ort und Stelle weiterspielen und jede Mission lässt sich beliebig oft wiederholen. Schade nur, dass feindliche Schiffe keine Energieanzeigen besitzen, sich manche Sequenzen nicht abbrechen lassen und unsichtbare Barrieren euren Erkundungsdrang stark einengen. Doch wer sucht, der findet: Mancherorts sind nämlich dauerhafte Schild- und Waffen-Upgrades versteckt, die euch das Pilotenleben ungemein erleichtern können und bei der Jagd nach Goldmedaillen genauso unverzichtbar sind wie das ein oder andere versteckte Bonusschiff.

Kostümball: Während Luke und Han als Sturmtruppen auftreten, brauchen Chewbacca, C-3PO und R2-D2 keine Verkleidung.

Böse Bruchlandung

Verzichtet hätte man stattdessen lieber auf die neuen Bodeneinsätze. Vor allem die Missionen zu Fuß sind an technischer und spielerischer Stümperhaftigkeit kaum zu unterbieten. Man bekommt regelrecht das Gefühl, dass die Entwickler diese Abschnitte von irgendeinem gelangweilten Hobby-Programmierer zugekauft haben. Was hier in Sachen Kameraführung und Leveldesign geboten wird, ist eine absolute Frechheit.__NEWCOL__

Die ersten 3D-Gehversuche im Action-Adventure bzw. Jump`n´Run-Bereich wirken um Klassen ausgereifter als das, was einem hier zugemutet wird. Keine Ahnung, wie so etwas die interne Qualitätsprüfung passieren konnte. Ihr spurtet als Luke, Wedge oder Han durch öde Levels, löst primitivste Aufgaben, erledigt massenweise stupide Gegner, meistert vorsintflutlich anmutende Hüpfpassagen und ertragt dabei haarsträubende Kameraeinstellungen, grauenhafte Kollisionsabfragen, grottenschlechte Animationen und die völlige Abstinenz jeglichen Spielwitzes.

Multiplayer: Via Splitscreen könnt ihr sowohl mit- als auch gegeneinander in den Kampf ziehen.

Kein Vergleich

Im Gegensatz dazu sind die ebenfalls neu implementierten Speeder-Bike-Rasereien ja fast schon hitverdächtig - und das obwohl sie objektiv betrachtet alles andere als berauschend inszeniert sind und ebenfalls antiquiert wirken. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Reiten von Tauntauns und Manövrieren von AT-ST-Walkern - man lässt es sich gefallen, diese Abschnitte zu absolvieren, hat aber wenig bis gar keinen Spaß dabei und wartet eigentlich nur darauf, wieder ins Cockpit eines vertrauten Rebellen-Gleiters oder gekaperten Imperial-Fighters klettern zu dürfen. Verglichen damit wirken die verbockten Bodeneinsätze nämlich einfach nur peinlich und markieren den traurigen Tiefpunkt der Serie.

Fazit

Auf den ersten Blick knüpft Rebel Strike erfolgreich an die Tugenden der beiden Vorgänger an und bietet darüber hinaus auch endlich einen Mehrspieler-Modus - wenn auch nur für zwei Spieler. Technische Verbesserungen halten sich zwar in Grenzen, waren angesichts der auch heute noch erstklassigen Qualität von Rogue Leader aber auch gar nicht nötig. Trotzdem freuen sich Veteranen über noch zahlreichere und detailliertere Gegner sowie verbesserte Licht- und Spezialeffekte. Die Framerate geht dabei nur selten in die Knie, die akustische Präsentation steht der grafischen in nichts nach und auch spielerisch sind die pompösen Weltraumschlachten erneut top. Die neuen Bodeneinsätze wirken mit ihren starren Kamerabahnen und plumpen Hüpfpassagen hingegen eher wie Relikte aus längst vergangenen Zeiten und entpuppen sich technisch wie spielerisch als mittelschwere Katastrophe. Hinzu kommen oftmals unklare Missionsziele sowie ein nicht sehr ausgewogener Schwierigkeitsgrad. Zudem sind die beiden Solo-Kampagnen alles andere als umfangreich und aus unerklärlichen Gründen nur die Missionen des Vorgängers kooperativ spielbar. Die Jagd nach punkteträchtigen Medaillen und versteckten Extras motiviert zwar auch längerfristig, richtet sich aber eher an Profis und Hardcore-Fans. Alle anderen sollten lieber zum mittlerweile günstigeren und wesentlich ausgereifteren Vorgänger greifen.

Pro

60Hz Modus
hervorragende Optik
tadellose Weltraum-Action
bombastische Soundkulisse
Original-Filmmusik & -szenen
abwechslungsreiches Mehrspieler-Angebot

Kontra

seltene Slowdowns
nervige Bodeneinsätze
oft unklare Missionsziele
unausgewogener Schwierigkeitsgrad
teils haarsträubende Kameraführung
verzweigte, aber relativ kurze Solo-Kampagne

Wertung

GameCube

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