Madden NFL 200420.09.2003, Mathias Oertel
Madden NFL 2004

Im Test:

Nachdem die europäische GameCube-Premiere der Madden NFL-Serie von Electronic Arts letztes Jahr trotz minimaler Unstimmigkeiten die Referenz für American Football stellen konnte, waren wir gespannt, mit welchen Mitteln der Titel als unbestrittene Nummer 1 im Genre verteidigt werden soll. Und natürlich stellt sich wie fast immer bei den jährlichen Updates die Frage, ob sich mehr getan hat als nur ein Mannschafts-Update. Im Test gibt´s die Antwort!

Gewohnte Klasse und Spielmodi

Auf den ersten Blick unterscheidet sich die diesjährige Ausgabe gar nicht so stark vom Vorgänger. Doch als ob man es geahnt hätte, weist man in den übersichtlichen Menüs mit einem dezenten "New" auf neue Features hin, die wir gleich noch besprechen werden.

Was weitestgehend gleich blieb, sind die Spielmodi: Freundschaftsspiele, das aus dem Vorgänger bekannte Mini-Camp, 2-Minuten-Drills, Turniere oder auch selbst erstellbare Situationen sind den Madden-Fans genau so bekannt wie die Madden-Karten, die umfangreichen Statistiken und die Saison, werden aber auch Neueinsteigern eine Menge Spaß bringen. Gelegenheitsspieler werden allerdings im Vergleich zur Vorjahresversion neue Modi vermissen, weswegen wir dieses Jahr nur eingeschränkt eine Kaufempfehlung aussprechen können.

Auch auf dem Spielfeld hat sich nicht viel getan: Die KI ist gewohnt gut und die Playbooks bis zum Anschlag mit den verschiedensten offensiven und defensiven Spielzügen gefüllt, so dass man als Anfänger fast erschlagen wird.

Spielmacher inklusive

Dass die Steuerung so gut reagiert wie eh und je -auf dem GameCube bedingt durch das Layout jedoch nicht ganz so intuitiv wie z.B. auf der PS2 ist-, braucht bei Madden-Neuauflagen kaum noch gesagt zu werden.

Höchst erwähnenswert ist jedoch das neue Playmaker-Feature: Hier könnt Ihr jederzeit über den rechten Stick kurzfristige Änderungen durchführen, die sich allerdings nicht nur auf die Zeit vor dem Spiel des Balles beschränken. Denn während der Ball gespielt wird, könnt Ihr Euch rasend schnell einen weiteren Spieler zur Seite holen, der als zusätzlicher Blocker fungiert.

Bis man sich an diese zusätzliche Funktion gewöhnt hat, dauert es zwar ein Weilchen, doch später fragt man sich unwillkürlich, wie man die letzten Jahre ohne dieses Feature spielen konnte.

Saison mit Manager

Die größte Änderung zum Vorjahr findet sich neben dem Playmaker in dem nochmals erweiterten Saison-Modus. Wie gehabt könnt Ihr ein Team über 30 Saisons hinweg zur absoluten Football-Dynastie entwickeln und Eurer Fantasie freien Lauf lassen, was die Zusammenstellung von Mannschaften betrifft.

Für Hardcore-Fans gibt es jedoch die Möglichkeit, über die so genannte Owner´s Box aktiv in die Finanzplanung des Teams einzugreifen. Eintrittspreise lassen sich genau so festlegen wie Parkgebühren oder die Endkundenpreise der Fanartikel. Und je nachdem, wie gut Ihr Euch als Manager -und gegebenenfalls auch als Spieler in der Mannschaft- anstellt, sinkt oder steigt das Budget, das Ihr für die nächste Saison zur Verfügung habt. Erfolg bringt vollbesetzte Ränge und dementsprechend auch ein prall gefülltes Konto. Der Management-Anteil geht sogar so weit, dass Ihr (entsprechende finanzielle Mittel vorausgesetzt) mit der Mannschaft in eine neue Stadt umziehen und ein neues Stadion bauen könnt.

Gegenüber reinen Managern, wie man sie beispielsweise in den Anstoss- und Fussball Manager-Serien findet, sind die Optionen vergleichsweise gering. Doch für ein auf das eigentliche American Football-Spiel ausgelegtes Game bietet Madden NFL 2004 (ab 16,95€ bei kaufen) mehr als genug Möglichkeiten und bringt so einen vollkommen neuen Aspekt ins Spiel, der allerdings nur den harten Fan-Kern ansprechen dürfte.

In diesem Zusammenhang sind auch die bekannt leistungsstarken Editoren erwähnenswert, mit denen Ihr dieses Jahr gleich ganze Teams kreieren könnt.

Und auch das Mini-Camp gewinnt durch den Franchise-Modus zusätzlich an Bedeutung: Denn vor der Saison könnt Ihr Spieler Eurer Wahl ins Training schicken und nach erfolgreicher Bewältigung ihre Eigenschaften aufwerten - eine klasse Idee.

Multiplayer wie gehabt

Muss man eigentlich noch erwähnen, dass Madden NFL 2004 unter Gleichgesinnten für einen Heidenspaß sorgen kann? Dies war allerdings beim Vorgänger auch schon so. Und wer sich Madden fast ausschließlich für Multiplayer-Duelle besorgen möchte, sollte sich überlegen, ob das Playmaker-Feature und neue Spielzüge als Rechtfertigung ausreichen. Denn ansonsten reicht voll und ganz auch die Vorjahresfassung, die kaum Unterschiede aufweist.

Grafisches Feintuning

So ziemlich alles, was wir an der Grafik der letztjährigen Fassung loben konnten, findet sich auch in Madden NFL 2004: Feine Animationen, aufgeräumte Menüs und eine fernsehreife Präsentation suchen ihresgleichen und geben wieder einmal den Standard vor. Doch man hat sich nicht nur auf Altbewährtes verlassen, sondern an allen Ecken und Enden gefeilt.

So gibt es dieses Jahr noch mehr Animationen zu bewundern und die Texturen sehen im Allgemeinen noch sauberer aus als in der Fassung vom letzten Jahr.

Im direkten Vergleich mit der PS2 beispielsweise bekommt man deutlich schönere und plastischere Grastexturen zu Gesicht.

Doch auch gewisse Mankos des Vorgängers wurden beibehalten: Denn die Aktionen der Spieler auf regennassem und aufgeweichtem Untergrund lassen optisch nicht viele Spuren zurück. Doch dies sind wie bei Madden NFL 2003 nur Kleinigkeiten, die die Gesamtwertung nur unwesentlich beeinflussen.

Immer noch Englisch

Kennern der Serie dürfte bekannt sein, dass EA wie jedes Jahr den Kommentar von John Madden und Kollegen im englischen Original belässt. Doch wo sich manche evtl. wegen der fehlenden Lokalisation beklagen, werden die anderen entgegen halten, dass es kein deutscher Sprecher schaffen würde, die Stimmung und das Football-Flair ansprechend zu vermitteln - und da können wir nur Recht geben.

Die Soundeffekte sind gewohnt gut und für den brachialen Soundtrack wurden wieder zahlreiche namhafte Künstler lizenziert - so z.B. Blink-182, Alien Ant Farm und Nappy Roots. Insofern bleibt so ziemlich alles beim Alten.

Fazit

Madden NFL ist und bleibt ein Synonym für den American Football-Platzhirsch. Doch in diesem Jahr sind die Änderungen, so gut sie in Form des Playmakers und des exzellent erweiterten Franchise-Modus auch ausfallen, hauptsächlich für eingefleischte American Football-Fans interessant. Alle, die die Fassung des letzten Jahres kennen und nur gelegentlich ein Spielchen einlegen, werden mit den neuen Features wenig anfangen können und sollten sich daher überlegen, ob neue Animationen und erweiterte Playbooks den Kauf wert sind. Eine Überlegung, die durch die nur unwesentlich verbesserte und gewohnt gute Grafik und die seit Jahren gleichbleibend stimmige Sounduntermalung nur verstärkt wird.
Neueinsteiger und Hardcore-Footballer hingegen finden mit Madden NFL 2004 das momentane Nonplusultra, das langfristig für fantastische Unterhaltung sorgt.

Pro

<li>gewohnt gute Spielbarkeit</li><li>umfangreicher Franchisemodus mit Management-Teil</li><li>feine Grafik</li><li>gute KI</li><li>Mini-Camp</li><li>starke Editoren</li><li>klasse Sounduntermalung</li><li>neues Playmaker-Feature</li>

Kontra

<li>nur in Englisch</li><li>im Kern wenig Änderungen zum letzten Jahr</li>

Wertung

GameCube

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