Rainbow Six 317.07.2004, Mathias Oertel
Rainbow Six 3

Im Test:

Auf PC, Xbox und PS2 sind die Anti-Terror-Spezialisten der Rainbow Six-Einheit keine Unbekannten – wenn auch mit wechselndem Erfolg. Nun können auch die GameCube-User zu den Waffen greifen und global für Gerechtigkeit sorgen. Allerdings muss man zahlreiche Abstriche in Kauf nehmen. Im Test verraten wir euch, auf was ihr euch vorbereiten solltet.

Blick zurück im Zorn?

Skeptisch, ob sich die Xbox-Version nach den PC-Erfolgen einen Namen machen konnte, wurden die Zweifel schnell zerstreut: cleveres Leveldesign, schöne Grafik, gute KI und nicht zuletzt Headset-Unterstützung sowie ein feiner Online-Modus machten Rainbow Six 3 (ab 24,35€ bei kaufen) auf der Microsoft-Konsole schnell zum Hit.

Schöne Lichteffekte, schöne Leveltexturen, aber Animationen aus einem Vorhof der Hölle.
Kurz darauf erschien die PS2-Version, die zwar nicht ganz an die Xbox-Fassung anknüpfen konnte, spielerisch aber mit ähnlichen Features zu überzeugen wusste, wobei man allerdings technisch einige Abstriche machen musste.

Mit diesen beiden Fassungen hat die GameCube-Fassung allerdings nur noch den spielerischen Kern und den generellen Levelaufbau gemeinsam.

Viel weg, nix dazu

So ist z.B. der Online-Modus vollkommen rausgefallen, womit ein wesentliches Element der Rainbow Six-Spiele den GameCube-Usern verschlossen bleibt. Übrig geblieben ist der spielerisch immer noch faszinierende Einzelspieler-Modus, der euch als Anführer der Rainbow Six-Einheit durch 15 Missionen schleust.

Wie gehabt geht es nicht darum, sich als Rambo durch die Ansammlungen der Gegner zu ballern, sondern vor allem mit Hilfe des einfach zu steuernden Teams taktisch gegen die zahlenmäßig überlegenen Feinde vorzugehen.

Insofern könnte man trotz des fehlenden Multiplayer-Geplänkels eigentlich auf spannende und unterhaltsame Kost hoffen.

Ohne echten Multiplayer-Modus nur für gedudige Einzelspieler empfehlenswert: die Ladezeiten sind happig. 
Doch in der technischen Umsetzung gibt es einige gravierende Mängel, die stark auf die Motivation drücken und angesichts der anderen, guten Umsetzungen kaum zu verzeihen sind.

Davon ist weniger der Wegfall des Headset-Features betroffen, das technisch auf dem Cube wohl nicht zu realisieren ist.

Dass uns aber die KI (vor allem der eigenen Leute) immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht, haben wir so nicht erwartet.

Gibt man seinen Jungs z.B. den Befehl, eine Tür zu öffnen, dann eine Blendgranate zu schmeißen und daraufhin den Raum zu säubern, kommt es immer wieder zu Aussetzern.

Wie aufgescheuchte Hühner laufen die Rainbow-Sixer vor der Tür hin und her, bis derjenige, der die Granate werfen will, endlich in Position ist. Dass bis dahin gut 30 Sekunden vergehen können, in denen sich die "Helden" gegenseitig auf die Füße treten, macht viel der Spannung zunichte.

Auch in Feuergefechten scheinen die Mitläufer ihre Ausbildung vergessen zu haben: Während auf sie gefeuert wird, unternehmen sie hin und wieder keine Versuche, entweder auszuweichen oder gar zurückzuschießen. Ergebnis: unnötige Verluste.

Andererseits gibt es immer wieder Momente, in denen die Kameraden ihren Job nach bestem Wissen und Gewissen lupenrein erledigen. Und genau diese Situationen sind es, die die Motivation wieder steigen lassen und auch den GameCube-Spielern etwas von der Faszination der Rainbow Six-Serie vermitteln.

 

Zeit für ´nen Kaffee

Ähnlich wie bei der PS2 wurden die Abschnitte auf dem Cube zwar deutlich an das Design der Xbox-Fassung angelehnt, weisen für aufmerksame Augen aber einige Unterschiede auf: Türen sind nicht mehr da, wo sie mal waren, die Areale sind etwas geschrumpft.

Doch das alles wäre ja noch zu verschmerzen, wenn nicht alle Nase lang nachgeladen werden müsste. Vor einer Mission, in einer Mission, nach einer Mission – immer wieder werden Daten mit erheblichem Zeitaufwand in den Speicher geschaufelt.

RS3 light: Kein Online-Modus, keine Headset-Unterstützung und durchwachsene KI.
Womit wieder deutlich die Atmosphäre gesenkt wird. Gerade eben noch in einem spannenden und Nerven aufreibenden Feuergefecht, kommt unvermittelt die Meldung, dass ein Kontrollpunkt erreicht wurde, woraufhin ein Ladebildschirm erscheint und erst einmal für gähnende Langeweile sorgt.

Geteiltes Leid ist halbes Leid

Als Ersatz für den weggefallenen Online-Modus gibt es wenigstens wie auf der PS2 die Möglichkeit, dem Terror kooperativ den Kampf anzusagen. Und umgehend nimmt der Spaß zu – zumindest bis der nächste Ladebildschirm kommt.

Doch das alles kann nicht darüber hinweg täuschen, dass Rainbow Six 3 auf dem GameCube nur noch ein Schatten des früheren Motivationswunders ist.

Schwach mit Lichtblicken

Angesichts der Fähigkeiten, die der GameCube bereits in zahlreichen Spielen unter Beweis gestellt hat, ist Rainbow Six 3 grafisch eine mittlere Enttäuschung. Das Leveldesign ist davon allerdings weniger betroffen: Saubere Texturen und feine Lichteffekte machen einiges her und bilden eine schöne Atmosphäre.

Wer schießt hier auf wen?
Doch sobald sich die aus vergleichsweise wenigen Polygonen bestehenden und damit recht grobschlächtig aussehenden Figuren bewegen, ist es schon vorbei mit der Grafikpracht: Abgehackt, unnatürlich und einfach nur öde stolzieren die Recken durch die Landschaft.

Und der im Tunnel der zweiten Mission umgestürzte Truck treibt einem das Wasser in die Augen: ein grober Klotz, der nur durch die Glastextur als Führerhaus erkennbar ist, ruft Erinnerungen an schlechte PSone-Spiele hervor. Sorry, Ubisoft, aber da war eindeutig mehr zu holen.

In vielen Bereichen zwar besser als die PS2-Fassung wird die Technik bei weitem nicht ausgenutzt, weswegen der grafische Gesamteindruck deutlich hinter dem Sony-Pendant bleibt.

Einzig die Akustik zeigt sich auf einer Höhe mit den anderen Fassungen: saubere und sehr gute Sprachausgabe, jederzeit passende Soundeffekte und eine Spannung fördernde Musikuntermalung bohren sich in den Gehörgang.  

Fazit

Für sich alleine betrachtet ist Rainbow Six 3 gar nicht so schlecht und weiß sowohl alleine als auch zu zweit durchaus zu gefallen: Die Atmosphäre und die einfache Steuerung des Teams lassen sich einfach nicht klein kriegen und bilden den Hauptbestandteil der Motivation. Nimmt man aber die Xbox-Fassung und in gewissen Punkten sogar die PS2-Version als Vergleich, werden die Schwächen der Rainbow-Einheit auf dem Würfel deutlich: Ohne Headset-Unterstützung ohne Multiplayer-Gefechte und zudem grafisch auf einer schmalen Gratwanderung zwischen grottig und passabel bleibt die Anti-Terror-Truppe auf dem Cube nur für Spieler empfehlenswert, die keine der anderen Konsolen zu Hause haben und unbedingt in das Rainbow Six-Universum hineinschnuppern wollen. KI-Probleme und üble Ladezeiten tragen ebenfalls wenig dazu bei, den Spaß nach oben zu treiben. Eine schwache Umsetzung, die technisch nicht in der Lage ist, die Möglichkeiten des GameCube auszureizen.

Pro

spannende Atmosphäre
schöne Effekte
gute, einfache Steuerung
Koop-Modus
gute Lokalisierung
schönes Missionsdesign
feine Akustik

Kontra

schwache Animationen
immer wieder KI-Aussetzer
keine Headset-Unterstützung
keine Multiplayer-Duelle
üble Ladezeiten
grafisch über weite Strecken enttäuschend

Wertung

GameCube

Taktik-Shooter sind auf dem GameCube rar gesät. Wer militärische Action sucht, kann zugreifen!

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.