NBA Street Showdown20.11.2005, Benjamin Schmädig
NBA Street Showdown

Im Test:

Ihr liebt Sport, habt aber keinen Bock auf Regeln und das Ausklügeln taktisch sinnvoller Spielzüge? Dann kennt ihr wahrscheinlich EAs Basketballserie "Street". Und falls ihr euch als Konsolenbesitzer in die Coolness und die mächtigen Dunkings der NBA-Street-Serie verliebt habt, müsst ihr in diesem Jahr aufs Handheld-Lager schielen, denn "Showdown" erscheint exklusiv auf PSP. Ist Teil vier so gut, dass Gamepad-Trickser eine tragbare PlayStation benötigen?

Das Gesetz der Straße

Ihr seid gerade erst auf der Straße angekommen und fragt euch, was genau Streetball eigentlich ist? Ganz einfach: Zwei Teams mit jeweils drei Spielern zocken wie im Pendant aus der Halle um den Sieg – mit dem Unterschied, dass das Regelwerk auf das Wesentliche entschlackt wurde. Normale Treffer bringen hier nur einen Punkt, Fernwürfe zwei und gespielt wird gerade mal so lange, bis die erste Mannschaft eine vorher festgelegte Punktzahl erreicht. Und wem das nicht reicht, für den hält NBA Street Wettbewerbe parat, in denen es darum geht, das Konto der Trickpunkte am schnellsten zu füllen. Fouls werden übrigens nicht gepfiffen; wer am Boden liegt, fehlt in der Verteidigung - basta.

Ohne fetzigen Einführungsfilm wirft euch NBA Street

Und los geht's: Ihr arbeitet euch Platz für Platz an die Spitze der Streetballer.
Showdown direkt ins Geschehen und lässt euch entweder in ein schnelles Match einsteigen oder den Spieler erschaffen, mit dem ihr euch auf 15 Courts zum King der Asphaltdecke schießt. Männlich oder weiblich ist egal, das Outfit spielt ebenfalls keine Rolle. Da ihr aber aus angenehm vielen Klamotten und Extras wählen dürft, lassen sich allein hier schon Unmengen freier Minuten totschlagen. Wichtiger sind aber die Werte, mit denen ihr den "Baller" ausstattet: Spart Entwicklungspunkte für bestimmte Fähigkeiten wie Würfe, Rebounds oder Steals oder erschafft einen groß gewachsenen Charakter, der wie eine Wand unter dem Korb steht.

Personalunion

Ihr dürft auch ein komplettes eigenes Team aufstellen. Das kostet zwar mehr Zeit, dafür fällt es leichter, sich mit den selbst kreierten Individuen zu identifizieren. Auf eine ausgewogene Truppe müsst ihr allerdings keinen Wert legen: Selbst wenn eure Mannen bei komplizierten Tricks oft patzen, lassen sich mit geschickter Spielweise ausreichend Punkte sammeln und genug Bälle versenken, um klarzustellen, wer der Platzherr ist. Schade nur, dass EA die Heim-Courts und Persönlichkeitsprofile der Basketballer aus dem Vorjahr ersatzlos gestrichen hat. Nörgeleien und sonstige Kommentare eurer Teammitglieder fallen komplett weg, was eure Mannen zu vergleichsweise gesichtslosen Statisten degradiert.

Wie sehr ihr eure selbst erstellten Sportler aufbauen im weiteren Verlauf trainieren könnt, kommt darauf an, wie erfolgreich ihr punktet und trickst. Deshalb ist es an der Zeit, im Karrieremodus an den Start zu gehen: Einen Court nach dem anderen sollt ihr hier für euer Team erobern, wobei ihr nicht selbst wählen dürft, sondern brav eine festgelegte Reihe von Turnieren absolviert. Gehört ein Platz einmal euch, müsst ihr

Genau so kraftvoll wie es hier aussieht, bringt "Showdown" das Geschehen auch rüber.
das Revier in späteren Matches immer wieder gegen aufstrebende Herausforderer verteidigen. Gelingt euch das nicht, verliert ihr den Court und müsst ihn euch erst wieder erkämpfen.

Zu schnell zu viel des Guten?

Leider haben geübte Zocker die Karriere schon nach wenigen Stunden hinter sich gebracht – ein kurzer Spaß. Und vom einfachsten Schwierigkeitsgrad solltet ihr übrigens Abstand halten: Fernwürfe versenkt ihr hier so zielsicher, dass ihr die Partien im Eiltempo gewinnt, was kaum noch Spaß macht. Dazu kommt, dass ihr nach gewonnen Auseinandersetzungen einen Spieler vom gegnerischen Team in euer eigenes aufnehmen dürft. Mit den Neuzugängen habt ihr jedoch schon nach wenigen Partien eine fast perfekte Truppe zusammen, die fast alle Moves beherrscht, was den Anreiz zum "Sammeln" weiterer Streetball-Stars spürbar schmälert. Aber sei's drum: Der "Showdown" läuft auch so zur Höchstform auf!          

Asphalt-Trickser

Ihr könnt eine Unmenge an Moves ausführen, die noch dazu edel in Szene gesetzt werden. Abgefahrene Tricks, mit denen ihr Punkte sammelt und krachige Dunkings: Teil vier inszeniert die Action ebenso stylisch wie seine Vorgänger und protzt mit eleganten sowie flüssigen Animationen. Aber damit nicht genug, denn auch die Gamebreaker geben sich erneut ein Stelldichein, was den Spaß noch mal zwei Stufen in die Höhe schraubt. Habt ihr genug Tricks kombiniert (separat ausgeführt füllen die Moves das Punktekonto nur spärlich), bekommt ihr euren ersten Gamebreaker und wenn ihr jetzt innerhalb eines Zeitlimits den Korb trefft, zieht ihr dem Gegner gleich noch einen Punkt mit ab. Spart euch das Extra auf und legt noch mal ausreichend Kombos auf den Asphalt und dann kracht es erst richtig:

Im Arcade-Shootout geht es in die Spielhalle.
Der Gamebreaker zwei bringt euch nicht nur mehr Punkte für den nächsten Treffer, sondern klaut dem anderen Team gleich drei bzw. vier nach einem Fernschuss! Und falls ihr ein Match um Trickpunkte statt um Körbe spielt, erhält euer Konto massiven Aufschub für die Gamebreaker. Mit einem fetzigen Soundtrack untermalt und in Zeitlupe präsentiert sind die Gamebreaker ganz klar das Highlight.

Lasst die KI zum Schuss kommen!

Das Feature ist perfekt ausbalanciert, denn ein zweiter Gamebreaker ist in kurzen Partien kaum zu erreichen. Außerdem versteht es die KI hervorragend, selbst jede Menge Kombos hinzulegen und im Gegenzug so lange Zeitspiel zu betreiben, bis euer knapper Countdown abgelaufen ist. Abgesehen davon ist es verdammt selten, dass ihr mit dem Extra ein Spiel komplett herumreißen könnt. Schade nur, dass sich Gamebreaker-Dunkings nicht blocken lassen. Lasst den Gegner deshalb von der 6,25-Meter-Linie zum Schuss kommen und fangt den Ball mit einem großen Verteidiger ab. Gegen diesen Kniff ist die KI meistens nicht gewappnet.

So weit, so gut. Aber reicht das schon, um NBA Street, Teil vier in höchste Wertungskategorien zu hieven? Nicht ganz. Aber Showdown kann noch mehr: Zum einen lohnt es sich, eine Ewigkeit im Menü zu verbringen, sobald ihr neue Moves für euren erstellten Spieler freigeschaltet habt, denn ihr könnt frei wählen, welche Tricks ihr eurem aufstrebenden Star zuweisen wollt. Einige Moves ähneln sich zwar zu sehr, doch das tut dem Spaß keinen Abbruch. Zum anderen bieten die Herausforderungen um neue Courts viel Abwechslung, da ihr immer wieder um einen unterschiedlich hohen Endstand zockt, kleine Turniere austragt, als Erster eine festgelegte Anzahl Trickpunkte einheimsen oder im Shot-Blocker-Modus vor dem Korb steht und Schüsse abfangen müsst. Keine Frage: Ihr werdet bestens unterhalten, denn das Spiel ist immer wieder erfrischend abwechslungsreich. Dazu kommen jede Menge NBA- und Streetball-Stars sowie Courts und Trophäen, die es für das Freie Spiel zu gewinnen gibt.

Rauschender Minimalsoundtrack

Natürlich dürft ihr in allen Spielvarianten auch per AdHoc-Verbindung gegen einen Kumpel antreten. Die Partien lassen sich beliebig auf eure Bedürfnisse zurecht schneiden, nur die Möglichkeit des Game Sharing vermisse ich nach wie vor bei Titeln aus dem Hause EA. Ist es tatsächlich so schwer, wenigstens einen Court auf die PSP eines Freundes zu übertragen, um eine schnelle Runde mit nur einer UMD zu starten? Im Einzel- und Mutiplayerspiel (auch zu viert an einer PSP) könnt ihr außerdem die Varianten Shot-Blocker und Arcade-Shootout starten;

Weil's so schön war: noch einer der mächtigen Dunkings im Bild.
Letztere lässt euch wie vor der Spielhallen-Maschine unter Zeitdruck Bälle in drei Körben versenken.

Ein Wort noch zum Soundtrack: Da hat sich der Publisher ausnahmsweise mal nicht übernommen und präsentiert gerade mal 13 Tracks. Die coolen HipHop-Klänge untermalen das Geschehen zwar perfekt, wiederholen sich allerdings schnell. An dieser Stelle wäre mehr definitiv mehr gewesen. Und noch drei Tropfen fallen auf den heißen Stein, wenn der ansonsten coole Kommentar selbst bei Spielen, in denen es nur um Trickpunkte geht, die Anzahl getroffener Körbe zählt, sich mitunter ein Rauschen ins Programm einschleicht oder die Musik plötzlich wegfällt und man die Kameraperspektive nach jeder Auswahl eines Spielmodus neu einstellen darf. Ist aber egal: Da sehe ich dank des lässigen Gameplays einfach drüber hinweg!    

Fazit

Da sitze ich als jemand, der dem Basketball eigentlich nicht viel abgewinnen kann, die PSP in meinen schwitzigen Händen, und freue mich wie ein kleines Kind über gelungene Tricks und krachige Dunkings nach erfolgreichen Kombos: NBA Street Showdown unterhält wie kaum ein anderer Funsporttitel auf Handhelds und Konsolen. Zugegeben: Dass der Karrieremodus im Vergleich zur Vorjahresversion beschnitten, die Personalisierung des eigenen Teams gestrichen und der Heim-Court gekürzt wurde, ist ein Jammer. Dafür ist die PSP-Fortsetzung vom Menü über die schicken Animationen bis zum Gamebreaker in Zeitlupe perfekt durchgestylt, lässt sich auch noch einwandfrei steuern. Die wenigen Bugs hätten den Augen der Betatester aber nicht entgehen dürfen und nerven immer wieder für ein paar Sekunden.

Pro

sehr coole Moves
flüssige Spielerbewegungen
lässige HipHop-Musik
jede Menge Klamotten und Moves
witziger Kommentar
viele Spielvarianten
Multiplayer an einer und zwei PSPs
starke KI
gut ausbalancierter Gamebreaker
reale NBA-Stars zum Freispielen

Kontra

englischer Kommentar
Bugs nerven manchmal
keine Spielerpersönlichkeiten & Heim-Courts
kurzer Soundtrack

Wertung

PSP

Trotz Rückschritten zum Vorgänger ein großartiger "Showdown".

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