Need for Speed: Most Wanted Handheld (2005)25.12.2005, Michael Krosta
Need for Speed: Most Wanted Handheld (2005)

Im Test:

Während die illegalen Straßenrennen auf Xbox und PC einen Award absahnen konnten, fiel die DS-Version der Raserei auf unserem Prüfstand gnadenlos durch. Jetzt gilt es auch auf Sonys PSP, sich auf der Blacklist nach oben zu arbeiten. Top oder Flop?

Abgespeckter Umfang

Wer die PC- und Konsolenfassungen von Most Wanted bereits kennt, wird in der PSP-Umsetzung, die den Untertitel 5-1-0 trägt, das eine oder andere Feature schmerzlich vermissen: Die Zeiten, in denen ihr noch vollkommen frei durch Rockport cruisen konntet, sind auf der PSP endgültig vorbei. Hier gilt es nur, eine Rennveranstaltung nach der anderen abzuklappern, bis ihr genügend Respekt-Punkte auf eurem Konto habt, um den nächsten der insgesamt 15 Blacklist-Fahrer zu einem Duell herauszufordern. Und wie verschafft ihr euch den notwenigen Respekt? Ganz einfach, indem ihr gegen sämtliche

Die Wagenmodelle können mit vielen Details aufwarten.
Verkehrsregeln verstoßt, rücksichtslos über den Asphalt brettert und euch dabei haarsträubende Verfolgungsjagden mit den Cops liefert.

Nervige Gesetzeshüter

Allerdings fallen diese weit weniger spannend und spektakulär aus als auch auf den stationären Systemen. Warum? Zum einen wurden die coolen Pursuit Breaker komplett gestrichen. Die einzige Chance, die lästigen Verfolger loszuwerden, besteht darin, sie durch Zufall in einen Unfall zu verwickeln oder darauf zu hoffen, dass sie selbst in eine Polizeiabsperrung knallen – was oft genug vorkommt. Kleben euch die Cops dagegen an der Stoßstange, geht es meist unfair zur Sache: Anstatt sich unterhaltsame Rempeleien mit euch zu liefern, schießen sie euch mit einer Kamikaze-Aktion ab, krachen euch ins Heck und sorgen so für fatale Dreher eures Wagens – und ihr könnt nichts dagegen unternehmen. Gerade bei Veranstaltungen, bei denen es auf Zeit ankommt, ist dieses Vorgehen extrem nervig. Wollt ihr euch nach einem Event noch mehr Respektpunkte verdienen, habt ihr oft optional die Möglichkeit, an einem Outrun teilzunehmen. Dabei müsst ihr die Cops innerhalb eines bestimmten Zeitlimits abzuschütteln. Schafft ihr es nicht und werdet erwischt, müsst ihr das komplette Event erneut in Angriff nehmen. Die meiste Zeit schlagt ihr euch allerdings nicht nur mit den Gesetzeshütern, sondern auch mit bis zu drei gegnerischen Fahrern herum. Konnte man schon auf den Konsolen und dem PC einen Hang zur Gummiband-KI beobachten, setzt EA dem Ganzen in der PSP-Version die Krone auf. Egal, wie hoch getunt euer Bolide auch ist und wie fehlerfrei ihr fahrt: ihr habt fast immer einen Konkurrenten am Heck kleben. Hängt ihr umgekehrt der Rennfahrer-Meute hinterher, fahren diese anscheinend mit angezogener Handbremse weiter, so dass ihr problemlos wieder Anschluss findet. Anders dagegen die Blacklist-Fahrer: Diese sind in jeder Situation deutlich leichter zu bezwingen als auf anderen Systemen und leisten keine große Gegenwehr.

Optik und Power

Neben den Respektpunkten erhaltet ihr für siegreiche Rennen nicht nur visuelle Verschönerungen wie Spoiler, Karosserieverkleidungen oder Vinyls, sondern auch Leistungsupgrades für Motor, Fahrwerk, Turbos, Chassis und Nitros. Und was braucht man dafür? Richtig: Geld - viel Geld. Was für ein Glück, dass ihr für die Siege auch noch Cash in die Hand gedrückt bekommt, das ihr nicht nur ins Tuning, sondern auch gleich in neue

Nervig: Die Cops gehen mit unfairen Rempelattacken gegen euch vor!
Fahrzeuge wie den RX-8, Audi TT und sogar in solche Schmuckstücke wie einen BMW M3 GTR oder einen Porsche Carrera 4S investieren könnt. Die meisten Flitzer sind zu Beginn allerdings noch gesperrt und stehen erst zur Verfügung, wenn ihr euch auf der Blacklist nach oben gearbeitet habt. Doch welche Intention verfolgt ihr dabei? War die Raserei auf PS2 & Co noch in eine kleine Rachegeschichte und die Zurückgewinnung eures Wagens verpackt, gilt es auf der PSP ohne jegliche Motivation der meistgesuchte Fahrer der Blacklist zu werden. Schon seltsam, wenn man in der Beschreibung einer Blacklist-Fahrerin lesen muss, dass diese Razor noch mehr hasst als ihr und ihr dabei ohne den Hintergrund der Konsolen- und PC-Fassung gar nichts mit dem Namen Razor anfangen könnt. Kein Wunder, denn von den bekannten Zwischensequenzen gibt es auf Sonys Handheld nichts mehr zu sehen. Damit ist der Karrieremodus auf der PSP nicht viel mehr als eine simple Aneinanderreihung von Herausforderungen wie K.O., Zeitfahren oder Turnieren, bei denen ihr auf Rundkursen oder Strecken von A nach B Gas gebt. Die spaßigen Bounty-Events und Blitzgerät-Rennen sucht ihr vergebens. Und was hat Most Wanted außerhalb der Karriere noch zu bieten? Nicht viel. Startet beim Quick-Race entweder sofort in die Rennaction, richtet ein eigenes Event nach euren Vorlieben bezüglich Gegneranzahl, Verkehrsdichte und CPU-Niveau aus oder startet eine Verfolgungsjagd.

   

     

Vom Gejagten zum Jäger

Dabei habt ihr nicht nur die Möglichkeit, euch von den Cops über die Pisten jagen zu lassen, sondern euch selbst hinter das Steuer eines Polizeiautos zu klemmen, um die Raser dingfest zu machen – ein Feature, das wir auf anderen Systemen schmerzlich vermisst haben. Allerdings gestaltet sich das Leben als Cop spaßfrei: Oft genügt ein einziger Rempler und schon sind der Tuning-Fan und dessen fahrbarer Untersatz ausgeschaltet. Als Belohnung gibt es einen Zeitbonus, mit dem ihr weitere Raser jagen und genau so schnell zum Stillstand bringen könnt - gähn! Auch der Multiplayer-Modus glänzt nicht gerade durch eine Vielfalt an Features. Zwar könnt ihr neben Wireless-Matches mit bis zu vier Spielern auch zu zweit über

Grafisch ist Most Wanted auf der PSP eine echte Augenweide.
das Internet rasen, doch stehen euch dazu lediglich Einzelrennen zur Verfügung. Weitere Spielmodi wie die K.O.-Rennen oder das Zeitfahren bleiben dem Solospieler vorbehalten.

Starke Technik, gewöhnungsbedürftige Steuerung

Obwohl das Gameplay von einigen schmerzhaften Beschneidungen geplagt wird, kann man eines dem Titel ganz sicher nicht vorwerfen: Technisch ist Most Wanted der Hammer und protzt selbst auf der PSP mit eindrucksvollen Motion-Blur-Effekten, schönen Texturen und detaillierten Karossen. Dabei kommt das Geschwindigkeitsgefühl exzellent rüber und wird nicht von fiesen Ruckeleinlagen gestört, wie es noch auf den Konsolen und dem PC der Fall war – Respekt! Dafür klingen die Motorgeräusche aus den Lautsprechern des Handhelds längst nicht mehr so kernig und das Sirenengeheul bringt einen manchmal an den Rand des Wahnsinns. Einen der größten Minuspunkte fängt sich das Rennspiel jedoch bei der Steuerung ein. Das Problem: Beim Lenken ziehen die Wagen sowohl bei der Kontrolle über den Analogstick als auch über das Digitalkreuz noch viel zu lange in die Lenkrichtung, selbst wenn ihr eigentlich wieder geradeaus fahren wollt. So werdet ihr gerade zu Beginn aufgrund der schwammigen Steuerung oft von einer Straßenseite zur anderen torkeln, weil die Karre einfach nicht so will, wie ihr es wollt. Zwar verbessert sich das Fahrverhalten mit den entsprechenden Fahrwerk-Upgrades, aber nervig bleibt das Handling trotzdem.  

Fazit

Was ist bloß los mit Electronic Arts? Anstatt eine ordentliche Umsetzung von Need for Speed: Most Wanted auf Sonys Handheld abzuliefern, kommt mir die PSP-Fassung wie eine Sparversion vor, bei der vor allem die spannenden Verfolgungsjagden auf den Konsolen verhunzt wurden. Und warum gibt es keine offene Stadt mehr?! Dass es auch anders geht, zeigte zuletzt Rockstar mit der Dub-Edition von Midnight Club 3, die auch in der Handheld-Umsetzung praktisch jedes Feature der großen Konsolen bieten konnte. Und Most Wanted? Keine offene Stadt, keine Pursuit Breaker, keine Bounty-Events, keine Zwischensequenzen, weniger Spielmodi. Von daher ist Need for Speed: Most Wanted auf der PSP ein technisch beeindruckendes Rennspiel, das spielerisch allerdings längst nicht so viel zu bieten hat wie die PC- und Konsolenfassungen und mit einigen Tücken bei der Steuerung zu kämpfen hat. Wer einen guten Tuning-Racer für die PSP sucht, findet in Midnight Club 3 sicher eine wesentlich bessere Alternative

Pro

detaillierte, flüssige Grafik
schöne Automodelle
gutes Geschwindigkeitsgefühl
diverse Rennmodi
Internet-Rennen
Tuning-Optionen

Kontra

keine freie befahrbare Stadt mehr
beschnittene Spielmodi
unfaire Cops
langweilige oder frustrierende Verfolgungsjagden
extreme Gummiband-KI
keine Zwischensequenzen mehr
gewöhnungsbedürftige Steuerung
schwachbrüstiger Sound
Karrieremodus ohne Story
Spiel als Cop öde
nur Einzelrennen über WLAN

Wertung

PSP

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