Nintendo DSi XL04.02.2010, Paul Kautz
Nintendo DSi XL

Special:

Nintendo gibt Vollgas: Der DS ist noch keine fünf Jahre alt, da durchlebt er schon seine dritte Wiedergeburt - die meisten Menschen brauchen 30 Jahre, bis sie zur ersten Midlife Crisis kommen! Außerdem ignorieren die Japaner »Kleiner ist besser«-Trend der letzten Jahre und gehen mit dem DSi XL voll auf die »Wir können es noch größer!«-Schiene. Wir haben einen Nachmittag mit dem Basketballer-Handheld verbracht.

Ein dickes Ding!

Aber nur den ganzen Batzen: Der DSi LL/XL ist deutlich größer als der DSi.
Seit dem 21. November 2009 können Japaner ihre Taschen füllen - womit allerdings weniger ihre Hosen gemeint sind, denn der DSi LL (der bei uns der besseren Verständlichkeit wegen DSi XL heißen wird, wenn er im März erscheint) ist groß. Für Handheld-Verhältnisse sogar erstaunlich groß. Bislang wurde ja alles irgendwie kleiner, was spätestens beim GBA micro an seine physikalischen Grenzen stieß. Der LL ist das genaue Gegenteil davon: Technisch entspricht der Handheld seinem Vorgänger DSi bis auf den letzten Microchip; es gibt keinen schnelleren Prozessor oder mehr RAM wie bei den unterschiedlichen iPod touch-Modellen. Nein, Nintendo setzt einzig und allein auf das Pferd der besseren Erkennbarkeit und der komfortableren Bedienung, gerade für Menschen mit größeren Händen.

Liegt der LL vor einem und idealerweise neben einem zum direkten Vergleich platzierten DSi, schnappt man erstmal unwillkürlich nach Luft: Der Unterschied ist bemerkenswert. Waren schon die Bildschirme des DSi im Vergleich zum DS größer, ist der Sprung jetzt weitaus deutlicher - im Vergleich zum DS haben beide Bildschirme des DSi LL um 93% an Größe gewonnen, im Vergleich zum DSi sind das immer noch gut 70% an zusätzlicher Gesamtfläche! Allerdings bleibt die Auflösung mit 256x192 Pixeln identisch; Spiele werden also einfach etwas größer dargestellt. Das dürfte vor allem bei textlastigen Adventures oder Rollenspielen eine Hilfe sein, weil alles etwas greifbarer wirkt. Und unter uns Nörglern gesprochen: Auch etwas kantiger, denn durch die größeren Bildschirme sieht man natürlich auch die Pixel deutlicher. Und das sogar, falls man ein Halsproblem hat und den DSi LL nur von der Seite betrachten kann, denn der Kontrast der Mini-Fernseher wurde 

Links der DSi-Stylus, mittig sein DSi LL-Bruder - und rechts tummelt sich der mächtige Bonusstift, welcher der DSi LL-Packung beiliegt.
erhöht, so dass das Bild jetzt auch aus ungewöhnlichen Winkeln betrachtet scharf bleibt.

Bleibt alles anders

Die vergrößerten Monitore sind nicht das einzige Element, das gewachsen ist: Die Schultertasten haben ebenfalls an Länge gewonnen und sind dadurch leichter greifbar. Und natürlich gehört auch der Stylus zu den Profiteuren der Wachstumskur, ist er doch etwas länger als sein DSi-Kollege. Und das betrifft nur den Standard-Stylus, denn Nintendo legt der voluminösen LL-Verpackung wieder einen zusätzlichen Stift bei - der sich allerdings nicht im Handheld verstauen lässt, hat er doch Form und Volumen eines dicken Kugelschreibers. Ebenfalls neu an Bord: Ein runderneuerter Akku, der jetzt, je nach Helligkeitsstufe, bis zu drei Stunden zusätzlicher Laufzeit im Vergleich zu DSi ermöglichen soll. All das ergibt in Kombination ein Paket, das problemlos als DSi-Hülle durchgehen könnte: Legt man den Vorgänger-Handheld in den DSi LL, wird der von ihm komplett umschlossen.         

Bedienung und Menüführung ändern sich nicht, hier bleibt alles beim DSi-Alten. Den rechts befindlichen weißen DSi LL bekommen wir hier allerdings nicht zu sehen - hierzulande gibt's nur dunkelrot und -braun.
Von den Schultertasten abgesehen ändert sich in Sachen Haptik nichts: Sowohl das Digikreuz als auch die normalen Digibuttons sind identisch zum DSi, was etwas verwundert - die hätten eigentlich auch an Größe zulegen können. Zwei Schritte zurück macht Nintendo dagegen beim Oberflächendesign: Verfügt der DSi über eine matte, leicht raue Struktur, erstrahlt der DSi LL jetzt wieder im Klarlack des DS lite - jedenfalls an der Oberfläche. Die Unterseite ist wieder leicht rau und dezent gummiartig, was einen stabilen Stand auf dem Tisch ermöglichen soll, falls der Arm vom Tragen des Schwergewichts schlaff werden sollte. Okay, war nur Spaß, der DSi LL wiegt nicht mal 100 Gramm mehr als sein Vorgänger. Allerdings sollten sich Schwarz-Weiß-Freunde von ihren gewohnten Farben verabschieden: Weiß gibt's aus irgendeinem Grund nur in Japan, hierzulande erscheint der LL in den Tönen »Bordeauxrot« und »Dunkelbraun«.

Auch mit dem DSi LL fährt Nintendo voll auf der Download-Schiene, auch wenn die sehnlich erhoffte Versorgung mit für DSi-Besitzer bis heute nicht spielbaren Game Boy-, Game Boy Color- und Game Boy Advance-Module über den DSiWare-Store immer noch nicht geplant ist. Dafür gibt es drei Programme von Anfang an zum Handheld dazu: Den (ohnehin kostenlosen) DSi-Browser, einen Wortspiele-Ableger der erfolgreichen Gehirnjogging-Reihe sowie das 6-in-1-Kamerawörterbuch, das ebenfalls schon erhältlich ist. Die Kamera nebst Fotostudio und Facebook-Hochlademöglichkeit bleibt unverändert, auch das restliche DSi-Programm ist an Bord: Ton-Editor, direkte Verbindung zum DSiWare-Store, umständliche Trennung der Nintendo-Punkte nach Wii und DSi, MP3-inkompatibler Musikspieler - alles bekannt. Nur der Preis, der steht noch nicht fest, soll aber etwas höher sein als beim DSi.

Als der DSi LL in all seiner Mächtigkeit auf einmal vor mir lag, war ich erschrocken: Nintendo-Handhelds trugen bei mir bislang immer das Bonus-Adjektiv »kompakt« mit sich - diese schöne Tradition ist nun für die Katz, denn der LL (oder XL) ist für einen Handheld wirklich groß. Größer als der DSi, größer als die PSP go, deutlich größer als der iPod touch. Klar passt das gute Teil zusammengeklappt immer noch in eine nicht zu enge Hosentasche, aber der Habitus des Handlichen, Mobilen geht mir bei diesem Mini-Laptop einfach ab. Stellt sich im Jahre Zwei nach DSi natürlich die Frage: Brauche ich einen Handheld, der einfach nur größer ist als der, den ich schon habe? Wenn man seine Schwierigkeiten mit zu kleinen Texten bei DS-Rollenspielen hat, dann mit Sicherheit. Aber sonst scheint mir der DSi LL eine Lösung für ein Problem zu sein, das es gar nicht gibt. Im Zweifelsfall ist es aber natürlich schön, die Wahl zu haben, zumal der Standard-DSi auch ganz normal weiterproduziert und -verkauft wird.     

 
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