Nintendo DS15.02.2005, Paul Kautz
Nintendo DS

Special:

Als Fusajiro Yamauchi im Jahre 1889 die Firma Nintendo gründete, konnte wohl keiner ahnen, dass diese Firma knapp 100 Jahre später eine ganze Welt revolutionieren würde – die der Videospiele! Diese Firma hat wie keine andere die piepende und blinkende Branche geprägt, und speziell im Bereich der Handhelds immer wieder Pionierarbeit geleistet. Unser Special zeigt euch den beschwerlichen Werdegang vom LCD Game bis zum Nintendo DS (ab 16,37€ bei kaufen).

Am Anfang war die Spielkarte

Kyoto, Japan, 1889: Fusajiro Yamauchi, der Urgroßvater des 2002 zurückgetretenen Nintendo-Vorstandschefs Hiroshi Yamauchi, gründet unter dem Namen »Marufuku Company« das spätere Imperium Nintendo - zur Herstellung von japanischen Spielkarten, genannt »Hanafuda«, vergleichbar mit 

Aller Anfang war schwer: Mit Game & Watch begann die Erfolgsstory.
westlichen Karten, aber kleiner und farbenprächtig verziert. Erst im Jahre 1907, als das Unternehmen bereits expandiert, benannte man sich in »Nintendo Koppai« um - ein Wort bestehend aus drei Kanji-Zeichen, das soviel bedeutet wie »liegt in den Händen des Himmels«.

Erst in den frühen Siebzigern tendierte das Unternehmen in Richtung mechanischer und elektronischer Spielereien: Eine ausfahrbare Hand (»Ultra Hand«), eine Lichtpistole (»Beam Gun«) und die »Wild Gunman«-Arcademaschine (eine obskure Mischung aus Filmbox und Lichtpistole) sind die bekanntesten Errungenschaften dieser Periode. Nach einigen Ausflügen in die Welt der TV-Spiele (u.a. Vertrieb von Magnavox Odyssey, Entwicklung und Vertrieb von TV-Game 15 und Computer Othello) gründete Nintendo eine eigene Abteilung, die sich ausschließlich der Entwicklung von Arcade Games widmete.

Der Urahn aller Handhelds

1980 entwickelt Gunpei Yokoi nicht nur das digitale Steuerkreuz, sondern gleichzeitig auch das »Game & Watch«-System: Dieser Urgroßvater aller Handhelds setzte auf verschiedene vorgefertigte Bilder, zwischen denen der Spieler hin- und herschalten durfte, um z.B. fallendem Werkzeug oder gegnerischen Autos auszuweichen - eine frühe Form von Interaktivität. Die kleinen G&Ws, die es in verschiedenen Varianten inkl. einer Dualscreen-Version oder einem Schlüsselanhänger gab, enthielten jeweils nur ein Game, und, wie man dem Namen entnehmen kann, eine Uhr -

Der Megaseller: Der Game Boy brachte Nintendo den Durchbruch.
sehr simpel, aber ein Riesenerfolg, denn aus den anfänglichen Eigenentwicklungen wurden später immer mehr Lizenzspiele wie Mickey Mouse. Einen umfassenden Überblick über dieses Thema finden GBA-Spieler übrigens in den optisch und spielerisch aufgemöbelten »Game & Watch Gallery«-Games von Nintendo.

In den nächsten Jahren wuchs Nintendo zu einer gewaltigen Größe im Videospielsektor heran - Das NES (Nintendo Entertainment System, in Japan »Famicom« genannt) eroberte Wohn- und Kinderzimmer gleichsam mühelos. Games wie »Donkey Kong«, »Super Mario Bros«, »Punch-Out!!« (in den USA erfolgreich mit Mike Tyson als Zugpferd) und »The Legend of Zelda« hielten Spieler weltweit nächtelang wach. Doch erst Ende der 80er Jahre sollte der Handheld-Bereich ähnlich gewaltig auftrumpfen: mit dem 1989 veröffentlichten Game Boy. Dieses kleine graue Gerät, erneut ein Geniestreich von Gunpei Yokoi, sollte sich letzten Endes am Markt durchsetzen. Ungeachtet der technisch überlegenen Konkurrenz wie Segas Game Gear, Ataris Lynx oder SNKs Neo Geo Pocket zog das pixelige, tüdelige Gerät einfach von dannen - was auch an den Starttiteln Super Mario Land und Tetris lag. Heute, 16 Jahre und über 500 Spiele später, ist der Game Boy mit mehr als 100.000.000 verkauften Geräten das erfolgreichste Videospielsystem aller Zeiten, was auch ein Beweis für Nintendos bekannte Spielepolitik ist: »Technologie ist nicht wichtig. Spiele sind es.«               

Die rote Gefahr

Da der Game Boy die Kassen zuverlässig füllte, widmete sich das Unternehmen dem immer härter werdenden 16Bit-Markt, wo sich Sega mit dem Mega Drive (auch als »Genesis« bekannt) zu einer immer stärkeren Konkurrenz entwickelte. Erst im Jahre 1995 gab es einen neuen Funken auf dem Handheld-Markt, und er war rot: der Virtual Boy. Ein merkwürdiger 32Bit-Apparatus, den man auf den Tisch stellte, 

Nicht Fisch, nicht Fleisch - der Virtual Boy brachte Nintendo kein Glück
den Kopf in eine wackelige Auflage drückte, und über zwei kleine Displays eine Art räumliches Bild sah - und zwar ein rotes, da das Gerät, aus welchen Gründen auch immer, lediglich Rottöne darstellte! Nintendo wählte allerdings den falschen Weg, auf den gerade populären »Virtual Reality«-Zug aufzuspringen, denn in der wirklichen Welt verursachte die machina obscura Nacken- und Kopfschmerzen, tränende Augen sowie, mangels brauchbarer Software, fluchtartige Abwendung vom ersten großen Handheld-Flop Nintendos.

Game Boy's Comeback

Was tut man in einer solchen Notsituation? Man kehrt zu den Wurzeln zurück! In Nintendos Fall manifestierte sich das im Game Boy Pocket: 30 Prozent kleiner als das Original, flacher, in einer silbernen Hülle und mit verbessertem Display, aber keine Revolution. Die kam erst 1998 mit dem Game Boy Color, welcher den seit Jahren herbeigeflehten Wunsch nach einem farbigen Bildschirm endlich erfüllte - wenn auch nur in 56 Tönen. Aber dafür konnte man alle Game Boy-Spiele endlich bunt genießen, von »Tetris« und »The Legend of Zelda« gab es gar spezielle, auf Farbe optimierte Versionen im Handel. Die Fans waren glücklich, der Handel war glücklich, und Nintendo sowieso. Ein Jahr später gingen die Verkaufszahlen sogar noch mal rasant nach oben, denn das Pokémon-Fieber brach aus...

Vom GBA zum DS

2001 kam endlich die lang erwartete Innovation: der Game Boy Advance! Ein 32Bit-Gerät mit scharfem Farbdisplay, umfangreichen Spielmodulen, viel Prozessorpower - und ohne Hintergrundbeleuchtung, was das Zocken im Dunklen unmöglich, und bei hellem Sonnenlicht zur Beweglichkeitsübung werden ließ. Es sollte noch zwei Jahre dauern, bis dieser Makel mit dem Game Boy Advance SP endgültig aus der Welt geschafft wurde: klein, klappbar, mit laufstarkem Lithium-Ionen-Akku und (abschaltbarer) Beleuchtung. Ein Spieler-Traum wurde endlich wahr, was sich auch sofort in den Verkaufszahlen niederschlug - in den

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Bilderserie: von LCD zu NDSersten sechs Monaten wurden europaweit mehr als zwei Millionen GBA SP verkauft! Kein Wunder, dass Nintendo eifrig ein Spezialmodell nach dem anderen hinterherschob. Den SP gibt es nun in allen möglichen Farben und Prägungen, selbst als Tribal-, Retro- oder frauenkompatibles Rosa-Modell. Und jetzt, zwei Jahre später, steht der Nintendo DS vor der Tür - kann er die erfolgreiche Handheld-Geschichte fortsetzen?         

 
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