English Learning: Spielend Englisch lernen06.11.2006, Paul Kautz
English Learning: Spielend Englisch lernen

Special:

Hello, I'm your Nintendo DS! I'm a multi purpose device: I have fancy looks, I can play your games, I can measure your brain age - you can even use me to browse the Internet! Isn't that marvellous? Yes, indeed! And speaking of which... um, wait a minute - you don't understand what I'm talking about? Well, bummer - if only you had bought that english learning game-application-thingy...

Englisch lernen, schubidu!

Wer heutzutage noch ohne angelsächsisches Idiom durch die Welt wandert, dürfte an vielen Plätzen auf Sprachbarrieren stoßen, die anschließend nur mit ausschweifender Gestik oder dem Flaggenalphabet zu überwinden sein könnten. Nintendo hat dieses 

Das Programm führt über eure Erfolge und Misserfolge wieder peinlich genau Buch.
Problem scharf erkannt, und sich zur Mission gemacht, es mittels »English Training - Spielend Englisch lernen« aus der Welt der DS-Nutzer zu schaffen. Eine lobenswerte Absicht, aber eines sollte dabei beachtet werden: Englisch von Grund auf lernen werdet ihr hier nicht. Das Programm setzt gewisse Basiskenntnisse voraus, denn Rechtschreibung, Grammatik, Vokabeln oder SPO werden euch hier nicht beigebracht.

Der wichtigste Teil des Lern- oder vielmehr Trainingsprozesses ist das in immer schwerer werdende Lehrstufen unterteilte Diktat: Ihr hört einen kurzen Text, vorgetragen von guter, meist klar verständlicher und mit einem reizenden britischen Akzent versehenen Frauenstimme (später kommt auch ein etwas brummelnder Mann dazu), den ihr anschließend mittels Stylus und unter Zeitdruck aufs Touchpad malen müsst. Es beginnt mit sehr einfachen Sätzen wie »My cat is pretty«, steigert sich im Laufe der Lektionen aber bis zu Konstrukten á la »She's a member of an association for protecting birds.« - auf Kommas oder Apostrophe müsst ihr nicht achten, die fügt das Programm automatisch ein, außerdem werden separat noch Präpositionen und Idiome drangenommen. Hier wird schon klar, wieso das Programm Kenntnisse voraussetzt: Ihr müsst die Sätze ja verstehen, um sie niederschreiben zu können. Habt ihr das geschafft, werden die Sätze zur Steigerung des Lerneffekts noch nach Subjekt, Prädikat, Objekt, Ergänzungen und Adverbien farblich dargestellt. Kommt ihr mit einer Aufgabe gar nicht klar, könnt ihr sie als knifflig markieren und später im Intensivkurs wieder und wieder angehen.

Renn um deinen Wortschatz!

Wer mit Dr. Kawashimas Gehirnfriteuse  vertraut ist, der dürfte hier keine Bedienprobleme haben: Der grundsätzliche Aufbau der Applikation ist derselbe, die simple Darstellung ebenso. Das gilt auch für die Buchführung, denn natürlich wird jeder eurer Schritte überwacht und protokolliert: Ihr solltet

Ihr kritzelt das diktierte Wort auf das Touchpad ein, erkannte Buchstaben werden im oberen Bildschirm dargestellt.
idealerweise jeden Tag üben und den Englischtest ausführen, damit das Programm genau euren Fortschritt verfolgen kann - ihr könnt bis zu vier Spielerprofile anlegen. Mit fortschreitender Diktat-Herausforderung spielt ihr auch weitere Spielmodi frei: z.B. den »Halbmarathon«, in dem ihr einen auf dem oberen Bildschirm trabenden Läufer mit schneller und korrekter Wortschreibweise ordentlich Beine macht. Oder dem Kreuzworträtsel, in dem ihr anhand der deutschen Übersetzung das richtige englische Wort raten und eintragen müsst. Entspannend wird's mit den Hörübungen, die am ehesten einem Hörbuch entsprechen: Begriffe und Phrasen werden wir bei einem Audiobuch vorgelesen, nutzt ihr Kopfhörer, könnt ihr dabei sogar den DS zuklappen - ganz praktisch bei einer längeren Fahrt. Ab und ab gibt es spezielle Ereignisse, in denen ihr z.B. einen Satz ins Mikro nachsprechen oder ein Bild malen müsst. Und nicht zuletzt, da gemeinsames Lernen ohnehin mehr Spaß macht: Ihr könnt eine Demo an Freunde verschicken und euch auch gleich mit bis zu acht Spielern einen Wettkampf im Vokabeltest oder einen Diktatlauf geben.

Die höchste Aufmerksamkeit verdient die Texterkennung, die ja die Crux beim Gehirnjogging war. Und tatsächlich funktioniert sie hier erstaunlich gut: Selbst Geschmiere auf Montagmorgenklaue-Niveau wird oft genug anständig erkannt: Man sollte allerdings nicht zu groß schreiben, und sich außerdem darauf einstellen, zu Missverständnissen neigende Buchstaben wie »n« oder »h« immer wieder zu kritzeln. Außerdem ist leicht nervig, dass das Programm auf exklusive Schreibweisen besteht, die natürlich nicht immer eindeutig erkennbar sind: hat man z.B. flott »alright« geschrieben und sich gedanklich schon auf die nächste Herausforderung eingestellt, wundert man sich, dass es nicht weiter geht - English Learning beharrt auf »all right«. Nichtsdestotrotz geht das Geschreibse flott von der Hand, Wutanfälle meinerseits wie auf Dr. Kawashimas Untersuchungstisch blieben diesmal aus. Vielleicht lag das auch an der einschmeichelnden Fahrstuhlmusik, die die ganze Zeit nebenbei klimpert.

»Ein simples, unkompliziertes Training liefert Ihnen in kürzester Zeit die Basis zum Verständnis der Englischen Sprache« macht der Verpackungstext das English Learning-Modul schmackhaft. Glatt gelogen! »Spielend Englisch lernen« ist weniger Lern- als vielmehr Trainingsprogramm, das erhebliches Grundwissen voraussetzt - wenn man keine Ahnung vom Englischen hat, wird man mit dem Gesprochenen wohl kaum viel anfangen können. Genau so wenig ist dieses Programm für jene zu gebrauchen, die über das Schulenglisch hinaus gekommen sind - denn wahrlich komplexe Sätze gibt es hier kaum. Die dazwischen liegende Gruppe dürfte mit dem Modul allerdings ihre Freude haben, ebenso Instant Messenger-Freaks, die mit der korrekten Schreibweise von Begriffen wie »are«, »you« oder »see« nicht mehr vertraut sind. Unterm Strich eine nette Idee, die hoffentlich zukünftig auch auf andere Sprachen ausgeweitet wird.   

 
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