Dungeon Explorer29.04.2008, Jens Bischoff
Dungeon Explorer

Im Test:

Dungeon Explorer (ab 18,85€ bei kaufen) ist Monsterplätten in Reinkultur. Allerdings unterscheiden sich die beiden Versionen teils erheblich voneinander. Während auf der PSP eindeutig Diablo Pate stand, versprüht das DS-Abenteuer eher klassisches Zelda-Flair. Beides große Vorbilder mit viel Potential - jedenfalls in der Theorie. Doch wer nutzt seine Chancen besser?

PSP mit Startvorteil

Die ersten Unterschiede stechen bereits bei der Charaktergenerierung ins Auge:

Bei der Charaktergenerierung haben PSP-Spieler noch die besseren Karten...
Während PSP-Besitzer aus anfangs sechs Jobklassen wählen können, müssen sich DS-Spieler mit drei begnügen. Die Rassenvielfalt ist hingegen auf beiden Plattformen identisch. Allerdings beginnt ihr auf dem Sony-Handheld euer Abenteuer je nach Rasse in einer anderen Stadt, während auf Nintendos System alle drei Rassen am selben Ort starten. Die unterschiedlichen Ausgangssituationen auf der PSP sind aber nicht wirklich von Bedeutung, da sie sich eigentlich nur grafisch voneinander unterscheiden. Später könnt ihr ohnehin alle drei Städte besuchen; auch die individuellen Story-Ansätze unterscheiden sich kaum voneinander und fließen später gar zusammen. Auf den ersten Blick sind PSP-Spieler aber allein schon aufgrund der größeren Jobvielfalt, die im Lauf des Spiels sogar noch zulegt, im Vorteil.

Auch spielerisch scheint die PSP-Version zunächst überlegen: 

...im Spiel selbst macht die DS-Variante aber die deutlich bessere Figur.
Ihr könnt je nach Quest oder Mission bis zu drei NPCs in eure Party einladen, das KI-Verhalten sehr facettenreich mitbestimmen und in  Reaktionstests zu verheerenden Teamattacken ansetzen. DS-Spieler müssen sich hingegen mit einem einzelnen Robo-Begleiter begnügen, der sich zwar individuell aufrüsten, aber in seinen Aktionen nur minimal beeinflussen lässt. Das ist aber gar nicht mal so schlecht, da man sich so mehr auf die eigenen Aktionen konzentrieren kann. So führt man z. B. je nach Ladung des automatisch ansteigenden Angriffsbalkens unterschiedlich starke Attacken aus. Ist der Balken gänzlich gefüllt, setzt man sogar zu vorher festgelegten Spezialmanövern an. Auf der PSP füllt sich im Kampf hingegen ein Team-Balken, dem man bei Bedarf Energie abzwacken kann, um Gefährten in Not zu helfen oder selbst Hilfe anzufordern. Zwei verschiedene Systeme, die beide ihren Reiz haben.

Die Wende

Bis hierher scheint die PSP-Fassung noch immer im Vorteil. Das ändert sich jedoch schlagartig, wenn man die ersten Aufträge angenommen und Schauplätze besucht hat. Während DS-Spieler von Ort zu Ort reisen, unterschiedlichste Gegner plätten, Rätsel lösen und nach versteckten Geheimabschnitten Ausschau halten, durchlaufen PSP-User immer wieder dieselben trostlosen Areale, wo sie immer wieder auf dieselben öden und völlig hirnamputierten Gegner treffen. Auch die Aufträge unterscheiden sich oft nur minimal voneinander, so dass man trotz unterschiedlicher Auftraggeber und Party-Konstellationen schnell die Lust am völlig stupiden Monstermetzeln verliert. Auch der Vorteil der größeren Jobvielfalt relativiert sich später, wenn DS-Besitzer verschiedenen Schulen beitreten und entsprechende Fertigkeiten lernen können.           

Zudem genießen DS-Spieler die komfortablere Kartenfunktion, 

Während die PSP-Version nur monotones Hack'n'Slay-Einerlei bietet...
kürzere Reisewege und stressfreiere Menüzugriffe, da auf der PSP das Spiel zu keiner Zeit pausiert wird - nicht einmal, wenn man im Hauptmenü neue Rüstungen anlegt, Fertigkeiten zuweist oder Statuspunkte verteilt. Immerhin lassen sich auf beiden Systemen praktische Shortcuts festlegen, so dass man jederzeit die wichtigsten Items und Fertigkeiten auf Knopfdruck parat hat. Auch in punkto Spielansicht sind DS-Besitzer im Vorteil: Die Kamera lässt sich zwar auf beiden Systemen weder kippen, noch drehen - auf Nintendos Handheld könnt ihr aber zumindest die Zoomstufe jederzeit variieren. Dafür könnt ihr auf dem DS bei Shopbesuchen neu erworbene Ausrüstungsgegenstände nicht gleich direkt anlegen, was ein durchaus lästiges, aber vergleichsweise kleines Manko darstellt.

Durchwachsener Zieleinlauf

Auch bei der Präsentation hat die PSP die Nase vorn. Die Story hat zwar in beiden Fassungen nur Alibi-Charakter, wird auf Sonys Handheld aber immerhin von kurzen Zwischensequenzen in Spielgrafik begleitet, während auf dem DS alle Ereignisse in schnöder Textform präsentiert werden. Doch trotz wesentlich detaillierterer Texturen und Charaktermodelle auf der PSP versprüht die DS-Optik mehr Charme:

...kommen auf DS auch Forschernaturen und Rätselfüchse auf ihre Kosten.
Die Schauplätze sind abwechslungsreicher, die Kulissen stimmungsvoller und die Figuren wirken lebendiger. Die Soundkulisse ist hingegen deutlich schwächer und nervt teils mit extrem ödem Gedudel. Sprachausgabe gibt es aber nirgendwo - von ein paar unmotivierten Uhs, Hms und Ahs abgesehen... Die Texte wurden übrigens bei beiden Fassungen auch ins Deutsche übersetzt, wobei die Qualität jedoch sehr mau ist. Von unverständlichen Abkürzungen über wirren Satzbau und unpassende Wortwahl bis hin zu peinlichen Rechtschreib- und Grammatikfehlern ist eigentlich alles vertreten - vor allem auf der PSP.

Nervig auch, dass man immer nur in der Stadt speichern kann. DS-Spieler können im Gegensatz zu ihren PSP-Kollegen zwar jederzeit auf die Speicherfunktion zugreifen und ihre Fortschritte festhalten, finden sich beim erneuten Laden aber ebenfalls stets innerhalb der Stadtmauern wieder. Der insgesamt recht moderate Schwierigkeitsgrad lässt sich auch nicht verändern und die Gauntlet-typischen Monstergeneratoren sind gerade auf der PSP ziemlich lästig, da man hier im Gegensatz zur DS-Fassung keine speziellen Angriffsmöglichkeiten hat und zudem immer wieder von Schallwellen zurückgeworfen wird, was vor allem als Nahkämpfer extrem nervtötend sein kann.

Wer nicht gern allein spielt, kann sich via WiFi auch mit bis zu zwei Freunden ins Getümmel stürzen - auf der PSP dank Game-Sharing sogar mit nur einer UMD, wenn auch teils mit erheblichen Abstrichen. Allerdings stehen euch im Multiplayer nur sterile 08/15-Dungeons zur Verfügung, die ungemein trostlos wirken und natürlich keinerlei Story-Begleitung bieten. Eine gewisse Zeit ist es zwar trotzdem ganz amüsant, sich kollektiv einen Weg durch die Zufallslabyrinthe zu bahnen, aber der Reiz verfliegt recht schnell...       

Fazit

Dungeon Explorer richtet sich an Fans traditioneller RPG-Action, wobei die PSP-Adaption klar in Richtung Hack'n'Slay geht, während die DS-Umsetzung eher an klassische Zelda-Abenteuer erinnert. Beide Ansätze haben ihren Reiz, wobei sich auf der PSP trotz facettenreicherer Charaktererschaffung, Partygestaltung und Teamaktionen wesentlich schneller Langeweile breit macht: Zu oft grast man dieselben öden Areale ab, zu wenig unterscheiden sich die schablonenhaften Quests voneinander. Die Story gewinnt hingegen in beiden Fassungen keinen Blumentopf. Auf dem DS wird aber zumindest durch kleine Rätseleinlagen und das Aufstöbern versteckter Geheimräume spielerische Abwechslung geboten. Auch das Aufladen von Angriffen bringt etwas Taktik in das ansonsten eher stupide Monsterschlachten. Wer will, kann auch kooperativ los ziehen - auf der PSP sogar mit nur einer UMD. Allerdings sind die Mehrspieler-Gemäuer ungemein steril und trostlos. Kurzzeitig spaßig, ist's dennoch - aber wirklich brauchen tut man Dungeon Explorer nicht und wenn, sollte man eher zur deutlich charmanteren und abwechslungsreicheren DS-Version greifen.

Pro

solide Hack'n'Slay-Kost
kurzweiliger Koop-Modus
taktische Ladeangriffe (DS)
verheerende Teamangriffe (PSP)
auflockernde Rätseleinlagen (DS)

Kontra

mäßige Story
ödes Leveldesign
unspektakuläre Kulisse
trostloser Mehrspieler-Dungeon
sehr monotoner Spielverlauf (PSP)

Wertung

NDS

Auf DS metzelt es sich wesentlich charmanter und abwechslungsreicher.

PSP

Auf Dauer extrem ödes Monsterkloppen vor langweiliger Kulisse.

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