MySims Kingdom06.11.2008, Jan Wöbbeking
MySims Kingdom

Im Test:

Verdammt, wo sind die Streichhölzer für meine Augenlider? Ich wusste es doch, der Job als Spieleredakteur birgt auch einschläfernde Schattenseiten - eine davon heißt MySims Kingdom (ab 29,99€ bei kaufen). Wie schon beim Vorgänger hat EA die mobile Fassung beschnitten, und zwar um genau das Element, welches das bezaubernde Baukasten-Abenteuer so interessant macht: den Baukasten. Stattdessen dürft ihr euch an noch mehr öden Minispielchen erfreuen. Hurrah!

Mogelpackung Teil 2

Komplett weggelassen wurde das Gestalten eurer Stadt zwar nicht, doch in der DS-Fassung schrumpft der kreative Part auf einen bedeutungslosen Nebenaspekt zusammen. Statt hübsche Häuser, Möbel und Zahnrad-Maschinen aus einzelnen Teilchen zu basteln, schaltet ihr lediglich allerlei vorgefertigte Häuser und Dekorationsobjekte frei,

Minispiele statt Konstruktions-Editor: Bei der spaßfreien Kajak-Tour streicht ihr z.B. rechts und links vom Boot über den Bildschirm.
um sie auf der Übersichtskarte bzw. im eigenen Haus zu platzieren. Doch erstens sieht all das Zierrat ähnlich trist aus wie die Umgebungsgrafik und zweitens interessiert eure Mitbewohner herzlich wenig, was ihr mit ihrer Stadt anstellt. Eure Verschönerungen wirken sich kaum auf den Spielverlauf aus. Schon nach rund vier Stunden funkelten in meiner Fortschrittsleiste vier von fünf Sternen - und das, obwohl ich bis dato kaum etwas an meiner Stadt verändert hatte.

Statt kreativ tätig zu werden, seid ihr die meiste Zeit damit beschäftigt, Adventure-Aufgaben zu lösen. Ein unbekannter Fiesling hat ein paar Häuser aus der Pixel-Einöde gestohlen und ihr dürft nun Detektiv spielen. Eure im einfachen Editor erschaffene Figur steuert ihr recht annehmbar mit dem Stylus oder den konventionellen Tasten durch die Welt - nur die ständigen Pausen beim Wechsel zwischen den Menüs nerven ein wenig. Ihr holt euch z.B. täglich nach Sonnenaufgang ein Gemüsepaket von der Bürgermeisterin ab. Habt ihr genügend davon zusammengerafft, überreicht ihr die geballlte Ladung Vitamine an den Koch, der euch im Gegenzug ein auf dem Feld gefundenes Elektronikteil schenkt. Mit Hilfe des Elektroschrotts rüstet euch der verrückte Klischee-Professor mit zerzausten Haaren eure elektrischen Gadgets auf.

Essentielle Unterschiede

Anders als auf Wii wachsen die für eure Bauwerke benötigten Essenzen nicht auf Bäumen und im Boden. Stattdessen stellt ihr euch mit einer Art Mini-Staubsauger vor ein beliebiges Objekt und saugt den magischen Baustoff aus ihm heraus. Das Sammeln der wichtigen Elemente wirkt extrem austauschbar: Ein Baum spuckt z.B. Feuer-Essenzen aus, der nächste braune Sechsecke. In der Wii-Fassung haben die Essenzen dagegen meist einen Bezug zum jeweiligen Fundort: Auf einem Baum wachsen Apfel-Essenzen, im Steinbruch baut ihr Steine und Metall ab.

Aber zurück zur DS-Version: Ein Cyber-Reiskocher erledigt den Rest der Arbeit und erzeugt Gegenstände aus den Essenzen. Zum Glück könnt ihr das fummelige Minispiel umgehen und den Computer die Arbeit erledigen lassen. Um die anderen spaßfreien Diziplinen könnt ihr euch aber nicht drücken: Am Gemüsestand tippt ihr unter Zeitdruck auf die richtigen Gemüse-Symbole, bei der Kajakfahrt streicht ihr rhythmisch über den Touchscreen. Am erträglichsten fällt noch das Tennisspiel aus - doch selbst macht noch um Welten weniger Spaß als die beinah zwanzig Jahre alte Umsetzung des "weißen Sports" auf dem Ur-GameBoy. Wenn ihr eure Freunde ärgern wollt, könnt ihr ihnen übrigens ein Minispiel auf den DS senden. Wenn sich das Spiel, warum auch immer, ebenfalls gekauft haben, könnt ihr sogar Gegenstände tauschen.   

Fazit

Vorsicht vor dieser Mogelpackung! Das Cover-Motiv der DS-Version von MySims Kingdom sieht zwar genau so knuddelig aus wie auf Wii, doch hinter der Fassade steckt bei weitem nicht so gute Unterhaltung. Statt im Editor an lustigen Häusern, Möbeln und Maschinen herumzubasteln, dürft ihr euch durch ein zähes und ideenloses Adventure quälen. Triste Grafik, eine öde Geschichte, belanglose Smalltalk-Dialoge, ideenlose Aufgaben - alles an diesem Machwerk wirkt schrecklich langweilig und austauschbar. Wer hat denn Lust darauf, sich in einer derart tristen Welt häuslich einzurichten? Es wirkt fast so, als sei das komplette Abenteuer mit einem Zufallsgenerator erschaffen worden. Kein Wunder - jede Menge Grafik-Elemente, Soundeffekte und Musikstücke wurden einfach aus dem nicht weniger öden Vorgänger übernommen. Mit dieser Schlaftablette macht ihr junge Familienmitglieder jedenfalls nicht glücklich - es sei denn, ihr wollt sie früh ins Bett bringen. Wenn ihr ein niedliches Aufbauspiel sucht, gibt es deutlich bessere Alternativen. Greift lieber zu einem der Wii-Teile von MySims, Animal Crossing oder Harvest Moon DS.

Pro

<P>+&nbsp;das ideenlose Adventure macht nichts, aber auch gar nichts besonders gut</P>

Kontra

<P>
das Gestalten von Häusern und Möbeln aus der Wii
Fassung fällt komplett unter den Tisch
stattdessen gibt es noch mehr sinn
und spaßfreie Minispiele
einschläfernde Adventure-Aufgaben
todlangweilige Dialoge
eintönige Kulissen
Figuren sehen bei weitem nicht so putzig aus wie auf der Wii-Konsole
viele recycelte Sound
und Grafikelemente aus dem Vorgänger</P>

Wertung

NDS

Langeweile statt Kreativität: Lieblos zusammengeschustertes Adventure ohne den spaßigen Editor der Wii-Version.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.