Phoenix Wright: Ace Attorney - Trials and Tribulations27.10.2008, Bodo Naser
Phoenix Wright: Ace Attorney - Trials and Tribulations

Im Test:

Phoenix Wright ist zurück. Dieses Mal muss der forsche Anwalt von Capcom einige knifflige Fälle gewinnen, die es in sich haben. Nach bewährtem Muster seid ihr wieder als Ermittler und vor Gericht unterwegs. Klar, dass es in Trials and Tribulations wieder die eine oder andere Wendung gibt, die man nicht für möglich gehalten hätte.

Diener der Rechtspflege

Der Strafverteidiger ist Organ der Rechtspflege. Nach deutschem Recht ist ein Verteidiger also nicht nur seinem Mandanten verpflichtet, sondern auch noch dem Rechtsstaat. Er hat eine Funktion, die über das bloße Vertreten hinaus geht und der

Sitzung mit Godot. Manch ein Staatsanwalt wirkt reichlich seltsam. Ob das Absicht ist? Das Spiel ist jedenfalls auf Deutsch, auch wenn verfahrenstechnisch wie in England verhandelt wird.   
 Wahrheitsfindung vor Gericht dient. Das klingt bedeutend, aber manchem Strafverteidiger scheint dieser elementare Grundsatz schlicht Schnuppe, da sie sich bisweilen bedingungslos an Angeklagte ketten. Das führt sogar so weit, dass sie das Gericht mit sinnlosen Anträgen bombardieren, um den Prozess zu verschleppen. Man denke nur an Befangenheitsanträge, die fast schon regelmäßig gestellt werden. Dient das etwa einem schnellen Verfahren?

Ein hiesiger Anwalt sollte sich also ruhig ein Beispiel an Phoenix Wright und seinen virtuellen Kollegen nehmen, die sogar eine eigene "Hundemarke" schwenken. Das sind noch echte Staatsdiener, die es genau nehmen. Obwohl das Ganze im fernen Japan spielt, ermittelt Phoenix auf eigene Faust, sammelt Beweise und zerlegt sogar seine eigenen Zeugen im Kreuzverhör vor Gericht. Etwas, das einem deutschen Anwalt in 100 Jahren nicht einfallen würde. Dafür hat man schließlich keine Zeit und außerdem ist doch der Staatsanwalt für Ermittlungen zuständig! Allerdings orientiert sich Phoenix auch eher am angelsächsischen Prozess, der etwas anders läuft.

Fall um Fall

Natürlich hat das Spiel mit der Realität in etwa so viel zu tun wie ein Manga mit dem heutigen Japan. Es spielt in einer künstlichen Comicwelt, in der Polizisten, Anwälte und Richter genauso selbstverständlich agieren wie Hellseherinnen, Meisterdiebe mit eigener Visitenkarte und bunte Clowns. Von der Handlung bewegt sich das Ganze irgendwo zwischen nachmittäglicher Gerichtsshow, Comicsendung und bisweilen langatmigem Krimi-TV, ohne aber je richtig tiefgründig zu werden. Meist beginnt alles harmlos, dann aber gelangt durch Fragen immer mehr ans Licht und schließlich kommt die Handlung vom Hundertsten ins Tausendste. Dann weiß selbst Phoenix oft nicht mehr, was nun Sache ist, und ihr als Stylus-Anwalt vor dem Doppelschirm erst recht nicht.

Im ersten Fall verteidigt ihr Phoenix in der Vergangenheit, der angeblich seinen Studienkumpan ermordet haben soll. Ihr spielt eine junge Anwältin Mia bei ihrem ersten Fall und bekommt auf Wunsch Hilfe. Zunächst versucht ihr zu klären, wie es überhaupt zum Tod kam. Ein Stromschlag soll verantwortlich sein. Die Verteidigung versteift sich darauf, dass alles nur ein Unfall gewesen sei. Möglicherweise ist ein Blitz verantwortlich. Doch der gewiefte Staatsanwalt präsentiert ein Gutachten, wonach es keine Blitze an dem fraglichen Abend gab. Plötzlich tritt noch eine Zeugin auf, die angeblich dem Angeklagten nix Böses will. In der Folge stellt sich raus, dass nicht alles stimmt, was die unschuldige Dame von sich gibt.

Sag die Wahrheit!

In solchen Fällen kommt es regelmäßig zum Kreuzverhör, dem Hauptbestandteil des spielerischen Krimidramas. Ihr müsst nun die Zeugenaussage auf Widersprüche durchforsten. In Deutschland würdet ihr das freilich nur mit dem Zeugen der Anklage machen, hier aber könnt ihr alle und jeden in die verbale Mangel nehmen. Die Aussage wird in kleinen

Um manchem Zeugen Herr zu werden, müsst ihr schon mal härtere Psycho-Bandagen anziehen. Nur so bekommt ihr so einen "Keuschheitsgürtel" auf.  
Worthäppchen präsentiert, die fehlerfrei übersetzt sind und welche ihr erst mal durchlesen müsst. Bisweilen ergibt sich hier schon ein Widerspruch. Habt ihr den Verdacht, fragt ihr einfach mal nach, indem ihr Stylus oder Aktionsknopf benutzt. Nun fragt ihr vertieft nach, denn nur wer fragt, erfährt auch was. Bisweilen werdet ihr gefragt, ob ihr nachhaken wollt. Das kann ins Auge gehen, den der unfähige Richter hat euch ständig aufm Kieker.

Diese Entscheidung ist aber nur scheinbar frei, denn eigentlich ist der Weg vorgezeichnet. So verlaufen die Verhöre immer ähnlich, was auch für das ganze Spiel gilt, das sich als so linear wie eine Bahntrasse entpuppt. Ihr müsst nur noch den Beweis finden, der der Aussage widerspricht, was oft nicht schwer ist. Läuft das schief, geht etwas von eurem Lebensbalken verloren. Ist dieser ganz unten, ist der Prozess für euch gelaufen und ihr müsst neu anfangen. Zum Glück dürft ihr zusätzlich zu den festen Speicherpunkten jederzeit einen Sicherheitsspielstand anlegen.

Psychotricks eines Anwalts

Zudem müsst ihr noch die Vorermittlungen machen, die bei jedem Prozess anstehen. Das könnte man am ehesten mit einem einfachen Krimi-Adventure vergleichen, bei dem ihr eine Hand voll Schauplätze abklappert. Routinemäßig befragt ihr Zeugen, tütet Beweise ein und besorgt Schriftstücke. Hier könnt ihr auch Psychoattacken durchführen, wenn der Zeuge blockiert. So geschehen beim an Sherlock Holmes erinnernden Meisterdetektiv, dessen Mund verschlossen ist. Das funktioniert ganz ähnlich wie das Kreuzverhör, da ihr auch hier einen Widerspruch beweisen müsst.

Auch hier kommt es regelmäßig zu nervigen Wiederholungen und Unterstreichungen, die scheinbar selbst ganz Begriffsstutzige auf die richtige Fährte locken sollen. Es ist einfach unnötig, alles dreimal zu wiederholen, zumal ihr die Verhöre ohnehin lesen könnt, so oft ihr wollt. Weiter fällt negativ auf, dass es keine Sprachausgabe gibt, die die Bezeichnung verdient hätte. Zwar wird ab und an "Einspruch!" gerufen, das war's dann aber auch schon. Es ist eben nur halb so interessant, nur einen schnöden Text durchzulesen. Wenn man das als Hörspiel verfolgen könnte, wäre es doch besser. Zudem klingt die Begleitmusik oft kindisch, auch wenn fast alle Beteiligte eine Erkennungsmelodie haben.

Für Japan-Fans

Auch äußerlich betrachtet ist das Spiel ein zweischneidiges Schwert. Natürlich wird der Eindruck eines interaktiven Comics vermittelt, was sich schon aus dem Zeichenstil ergibt, der sich an Mangas orientiert. Allerdings in recht gezähmter Form, denn besonders brutal ist das Adventure nicht und kommt daher ohne Altersbeschränkung aus. Zudem fehlt es bisweilen an der Bewegung, dem filmische Sequenzen entgegen wirken, die jedoch meist nur wenig dynamisch sind. So gibt es etwa kaum Szenen zu sehen, bei denen mal jemand durchs Bild läuft.

           

Fazit

Der dritte Auftritt von Staranwalt Phoenix Wright bietet zwar fünf neue Fälle, die aber alle nach dem altbekannten Schema ablaufen. Dieses Mal sind es nicht nur Mordfälle und ihr erfahrt auch mal etwas über die Vorgeschichte, aber wirklich vom Hocker reißt das nicht. Obwohl ihr gelegentlich Spezialfunktionen und Psychotricks einsetzt, erstarren die Fälle fast in Routine, da sie im Grunde immer ähnlich sind. Es geschieht ein Verbrechen, ihr untersucht per Touchscreen den Tatort, sammelt Beweisstücke ein und verhört Zeugen. Wenn es reicht, kommt es zum Prozess, wo ihr die Verteidigung übernehmt. Ihr nehmt die Zeugen auseinander und versucht, Widersprüche zu finden. Läuft alles glatt, wird euer Mandant freigesprochen. Bis dahin dauert es, denn es gibt viele Wendungen und neue Leute treten auf, die Phoenix teils schon aus früheren Abenteuern kennt. Dennoch hat vieles seine Längen, ist nicht immer zu durchschauen und läuft linear ab. Zu tun gibt es recht wenig, da ihr halt ein paar Mal aufs Knöpfchen drückt bzw. den Stylus betätigt. Der Reiz der neuen Fälle verfliegt recht schnell. Gerade Jurastudenten seien gewarnt, da das Spiel keine rechtlichen Kniffe serviert. So wendet sich Trials and Tribulations in erster Linie an DS-Anwälte, die schon früher mit der Ace Attorney-Serie glücklich geworden sind.

Pro

japanische Anwaltssimulation
Vorgeschichte von Phoenix
Gerichtssaal und Ermittlung
fünf neue Fälle
Psychotricks anwenden

Kontra

bekanntes Schema
Story auf Gerichtsshowniveau
seltsame Wendungen
sehr linear
bisweilen langatmig
unnötige Wiederholungen

Wertung

NDS

Der Reiz der neuen Fälle verfliegt recht schnell, auch weil es wenig Abwechslung bietet.

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