Im Test:
Ein Feind ist ein Feind ist ein Feind
Video: So funktioniert das Ballern und Navigieren in Big Bang Mini (ab 26,98€ bei kaufen).In Hong-Kong erwarten den Spieler z.B. goldene Schweinchen, welche in majestätischer Anmut an Heliumballons gebunden durch die Lüfte schweben. Auf der Baller-Safari rund um die Welt gibt es Piraten-Schneemänner, fliegende Rockabilly-Fischgräten, grimmige Skellette mit Flamenco-Fächern, aggressive afrikanische Ureinwohnermasken, Comic-Superschurken, messerwerfende Clowns und natürlich jede Menge dicke fette Bosse wie das bereits erwähnte Walross. All die niedlichen Monstrositäten sehen derart cool und knuffig aus, dass ich sie lieber ins Regal stellen würde, statt sie vom Himmel zu pusten.
Das Schönste an den Gegnern ist aber, dass man ihrem Handeln weder eine Hintergrundgeschichte noch eine andere Rechtfertigung übergestülpt hat. Bösewichte sind nun mal böse und fliegen marodierend durch die Lüfte beliebter Reiseziele, um bunt leuchtende Projektile auf Touristen zu schleudern.
Die lesenswerte Anleitung beschreibt das Phänomen folgendermaßen: "Luxor: Reise zurück in eine einfachere Zeit, in der Pharaonen über das uralte Land herrschten und Tempel für ihre Götter bauten; an einen Ort, wo Technomusik die Bevölkerung am Leben hält und zufällig Punkte erstellt, die dich zerstören wollen." Besagte Maschinenmusik stammt übrigens von den französischen Elektro-Künstlern Yubaba. Das raue Sägezahn-Gedudel im Retro-Stil sowie die lustigen Gutturallaute im Afrika-Level haben mir fast genau so ein fettes Grinsen ins Gesicht gezaubert wie die abstrusen Gegner.
Nicht nur das überaus hübsche Design von Figuren und Kulissen profitiert von den Brainstorming-Sessions der Franzosen. Auch die Spielmechanik wirkt dank intensiver Touchscreen-Nutzung erfrischend neu und funktioniert erstaunlich gut. Schon nach ein paar Minuten Spielzeit fragte ich mich, wie ich mein Schiff früher nur mit dem Steuerkreuz durch den tödlichen Kugelhagel navigieren konnte. In Big Bang Mini tippe ich mit dem Stylus direkt auf das Schiff und ziehe es blitzschnell über den Touchscreen.
Tödlicher Stylus
Der Clou an der Sache: Auch meine Projektile schicke ich direkt mit dem Plastikstab auf die Reise. Ein schneller Strich über den Bildschirm und schon huscht eine Rakete mit lautem Pfeifen in die gezeichnete Richtung. Meist ist das der obere Bildschirm, auf dem sich die kunterbunte Gegnerschar tummelt. Die meisten von ihnen zerplatzen schnell, andere benötigen mehr Treffer. Damit die Action nicht in ein wildes Dauergerubbel ausartet, haben sich die Entwickler einen geschickten Kniff ausgedacht: Sobald eine meiner Raketen sein Ziel verfehlt, explodiert sie mit lautem Knall und schleudert leuchtende Kugeln in alle Himmelsrichtungen - ganz wie bei einem echten Feuerwerk.
Ahhhhh! Ohhhhh! Autsch!
Die Crux an den Explosionen ist folgende: Die leuchtenden Punkte sehen zwar hübsch aus, sind aber genauso tödlich wie gegnerische Schüsse. Wer also ziellos drauflos ballert, muss sein Schiff kurz darauf in hektischem Zickzack durch das selbst verursachte Kugel-Inferno lotsen. Glücklicherweise fällt die Hitbox relativ klein aus, so dass das eigene Schiff nur dann explodiert, wenn der Kern getroffen wird. Ab und zu dürfen auch die grauen Zellen aus dem Tiefschlaf geweckt werden, denn die Bosse und einige Zwischengegner lassen sich nur mit einer bestimmten Taktik vom Himmel pusten.
Nachdem sie das Zeitlich gesegnet haben, wollen allerdings noch die herunter fallenden Sterne aus dem Kugelhagel geangelt werden. Nur sie sorgen dafür, dass sich die Fortschrittsleiste füllt und der Level endet. Zusätzlich kommen diverse Extras zum Einsatz. Der Homing-Schuss und andere nützliche Dinge lassen sich erst nach und nach aktivieren, so dass zu Beginn niemand überfordert wird. Sie werden durch Gesten auf dem Touchscreen ausgelöst. Bei manchen Extras wie dem Kugeln absorbierenden Luftstrudel klappt das prima, bei anderen wie dem Schild sorgt erfolgloses Gekrickel nicht selten für Frust. Wenn sich forsche Gegner wie die breit grinsenden New Yorker Clowns auf den unteren Bildschirm wagen, darf man ihnen sogar die Waffe stibitzen. Ein Tipp auf die Pappnase und schon wird man selbst zum Messerwerfer. Knackig: Die dicken Bosse strecken erst nach mehreren Angriffsphasen die Waffen.
Ahhhhh! Ohhhhh! Schön!
Da der Schwierigkeitsgrad angenehm ausbalanciert ist und jedes der rund 80 recht kurzen Spielstufen unendlich oft neu gestartet werden darf, wurde meine Geduld nicht all zu sehr strapaziert. Am Ende jedes Abschnitts darf man ein paar Raketen unter Zeitdruck mit dem Stylus verbinden und bei Erfolg ein kleine Show am Himmel genießen. Hat es nicht geklappt, ist das kein Beinbruch, denn die Minispiele sind nur eine Bonus-Dreingabe. Sind alle gemeistert, wird zur Belohnung der Relax-Modus freigeschaltet, in dem man sich bei automatisch ablaufenden Feuerwerken von der hektischen Action erholen darf.
Je nach Geschick und Reflexen dauert es nur grob vier Stunden, bis man alle Levels gesehen hat. Doch danach können sich Hardcore-Zocker aber immer noch an 25 extraschweren Missionen verbeißen. Dazu gehört das Besiegen eines Endgegners in 45 Sekunden oder das Meistern des ersten Hongkong-Levels, ohne auch nur eine Wolke zu treffen. Außerdem wartet im Hauptmenü der "Challenge-Modus" mit komplett anderen Regeln. Die minimalistische Kombo-Jagd im Geometry-Wars-Design verfügt sogar über eine weltweite Highscoreliste, auf die man direkt per Wifi zugreift.
Wenig Stoff für Highscore-Junkies
Im großen Arcade-Modus gibt es dagegen überhaupt keine Punktzahl und dementsprechend auch keine Vergleichsmöglichkeit. Schade außerdem, dass für geselliges Ballern nur einen simpler Zweispielermodus zur Verfügung steht. Glücklicherweise muss dank Gamesharing aber nur ein Teilnehmer das Spiel besitzen. Beide Kontrahenten halten den DS seitlich wie ein Buch, bugsieren Projektile auf den gegenerischen Bildschirm und ärgern ihr Gegenüber mit diversen Extras wie einem reflektierendes Schild oder einer Schockwelle. Das klingt lustig, ist im Gegensatz zu den Einzelspieler-Varianten aber nur leidlich unterhaltsam.
Fazit
Och wie hübsch: Wenn bunt leuchtende Explosionen und angriffslustige Gehrine im Einmachglas den Himmel bevölkern, geht einem Parodius-Fan wie mir das Herz auf. Der französische Grafiker Aurelien Régard ist einfach eine coole Sau! Derart putzig-skurrile und stilsicher gezeichnete Monstrositäten fliegen schließlich nicht in jedem Spiel über den Bildschirm. Zugegeben: Die minimalistischen Animationen der Figuren erinnern an Flash-Spiele und auch die Hintergründe wiederholen sich ständig - doch was der kleine Entwickler Arkedo hier auf die Beine gestellt hat, ist trotzdem beachtlich. Das gilt insbesondere für das Spieldesign: Alle Elemente wirken durchdacht und gut ausbalanciert und gerade das direkte Schießen und die blitzschnelle Schiffnavigation per Stylus bringt frischen Wind ins Genre. Die Kehrseite der Medaille ist der Umfang: Die 80 Levels sind jeweils nach wenigen Minuten durchgezockt und die Zwei-Spieler-Duelle werden schnell fade. Zum Glück gibt es aber noch spezielle Herausforderungen und eine kleine, aber feine Punkte-Jagd mit Kombos und weltweiter Highscore-Liste. Schade, dass ich nicht auch im regulären Arcade-Modus Punkte sammeln darf. Trotzdem: Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß mit einem Shooter!
Pro
Kontra
Wertung
NDS
Saucooles Design und innovative Steuerung: Big Bang Mini ist ein echtes Feuerwerk für Freunde unkomplizierter Arcade-Action.
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