Ace Attorney Investigations: Miles Edgeworth03.03.2010, Bodo Naser
Ace Attorney Investigations: Miles Edgeworth

Im Test:

In der neuesten Anwaltssimulation von Capcom spielt man nicht Phoenix Wright, sondern seinen oberschlauen Kontrahenten Miles Edgeworth. Der ist zwar eigentlich Staatsanwalt, ermittelt aber bei Mord auf eigene Faust - allerdings nicht wie gewohnt im Gerichtssaal mit hitzigen Verhandlungen. Was hat sich verändert? Und macht das noch Spaß?

Toter Ankläger

Der Hauptbestandteil der Reihe war bislang das Verhalten vor Gericht, auch wenn man zwischendurch etwas ermitteln durfte. Bei Miles Edgeworth ist das anders, denn dieses Mal gibt es gar keine Verhandlung. Also auch keinen Richter, kein

Ein Toter liegt im Büro ganz still und stumm und hat gar nicht seine Robe um. Wer hat den beliebten Staatsanwalt umgebracht und warum?
Kreuzverhör und auch kein "Einspruch euer Ehren!" - diese Markenzeichen werden Veteranen sicher vermissen, zumal eine Menge Dramatik verloren geht; manches wirkt hier fast handzahm im Vergleich zu den hitzigen Debatten.

Stattdessen kümmert sich der Staatsanwalt um die Aufklärung des Sachverhalts, wofür er im ersten Fall noch nicht mal das Gebäude verlassen muss. Denn das Ganze spielt sich quasi auf derselben Etage, auf der ein Staatsanwalt in seinem Büro ermordet wurde. Wer war der Täter? Was hat er gesucht? Ging es um eine berufliche oder private Sache?

Hinweise finden sich gleich im Büro, das der Spieler durchsuchen muss, was nicht sonderlich gelungen ist. Das liegt weniger an der Fülle der Details als daran, dass man nicht per Stylus sucht, sondern umherläuft. Dabei überschneiden sich leicht zwei Sachen. So ist es etwa schwer, die einzelnen Sporttrophäen zu sichten, die auf der Fensterbank stehen, da sie sich kaum unterscheiden. Schließlich entdeckt man auf dem Rücken einiger Akten eine blutige Aufschrift: Gumshoe. Das ist der Polizist, der Edgeworth begleitet. War er etwa der Täter?

Englischlehrer bevorzugt

Ansonsten bleibt es weitgehend beim bekannten Prinzip, das Fans der Serie kennen: Man sucht Beweise, kombiniert Ideen und befragt Zeugen. Selbst auf den Kontrahenten hat Capcom nicht verzichtet, denn auch hier gibt es einen findigen Widersacher, der die Tatsachen so auslegt, wie es ihm in den Kram passt. So ist beim ersten Fall schnell jeder verdächtig, was der Spieler widerlegen muss. Gelingt das nicht, landet der gerade Verdächtige in Haft. Man muss an der richtigen Stelle Kontra geben, wenn sich Ungereimtheiten auftun. Wenn man nachbohrt, fällt die Theorie oft zusammen wie ein Kartenhaus.

Für jede falsche Theorie gibt's wieder Abzug vom Lebensbalken, so dass man nicht unendlich Herumprobieren kann. Aber immerhin darf man dieses Mal speichern, wann man will und nicht nur an bestimmten Punkten. Leider sind die Sachverhalte nicht immer ganz eindeutig zu verstehen, da das Spiel nur auf Englisch erschien. Bis auf die Anleitung hat es sich Capcom gespart, die Fälle zu übersetzen. Insbesondere die Rechtsbegriffe machen einem zu schaffen, auch weil es hier um angelsächsisches Recht geht. Was ein "prosecutor" ist, sollte man ebenso wissen wie ein Kreuzverhör verläuft. Obwohl man wie gesagt nicht vorm Richter steht, muss man immer etwas auf Behauptungen entgegnen, was die Fälle anspruchsvoll macht.

Deus ex machina

Die typischen Wendungen in der Fallstory dürfen ebenso wenig fehlen; allerdings sind sie nur für ganz Aufmerksame komplett nachvollziehbar. Immerhin ist es dieses Mal nicht mehr ganz so übertrieben, was die Kehrtwendungen angeht, die steht's von einem Ausdruck des Erstaunens begleitet werden. Aber das einer zunächst verdächtigt wird, dann entlastet und anschließend im Knast landet, kommt eigentlich fast in jedem Fall vor. Es wiederholt sich auch dutzendfach, dass ein Unbekannter auftaucht, neue Verwirrung stiftet und gleich zum Verdächtigen mutiert.

Obwohl die Mördersuche durchaus Charme besitzt, kommt sie leider nicht an Phoenix Wright ran, auch weil es an einer charismatischen Hauptperson fehlt. Miles Edgeworth ist eben kein jugendlich frischer Sympathieträger, da er schon zu oft als oberfieser Anwalt der Gegenseite auftrat. Da ist ihm der ewige Kämpfer für Gerechtigkeit nicht immer abzunehmen, den Phoenix trotz aller Gerissenheit sehr glaubwürdig symbolisierte. Zudem bleibt Edgeworth ein wenig blass um die Nase, wenn man ihn seiner altmodischen Robe beraubt - von seinem Charakter erfährt man kaum etwas.

       

Fazit

Zwar ist Miles Edgeworth Auftritt nicht mehr ganz so kindisch, aber er leidet unter drei großen Mängeln: Erstens reicht die bei Phoenix Wright immer schon recht dröge Ermittlung allein einfach nicht, um ein ganzes Spiel zu gestalten. Es wird rasch langweilig, wobei die wendungsreiche Suche nach Hinweise zudem an der oft unübersichtlichen Steuerung krankt, bei der man manches übersieht. Zweitens entfernt sich das Ganze dann doch nicht all zu sehr vom alten Prinzip, da man ebenfalls kombiniert, Zeugen auseinander nimmt und Widersprüche aufdeckt. Wozu also dann das Gericht streichen, wenn es doch das dramatische und beste Element in Ace Attorney war? Und drittens werden die treuen deutschen Fans, die kein Englisch können, nicht erfreut sein, dass sich Capcom die hiesige Lokalisierung gespart hat. Das Einzige, was bei der Verkaufsversion auf Deutsch vorliegt, ist die Anleitung. Also, liebe Publisher: Bitte reaktiviert den viel charismatischeren Phoenix Wright fürs nächste DS-Gerichtsdrama, baut seine Stärken aus und spart nicht an der Übersetzung!

Pro

Ermittlungen als Staatsanwalt
investigatives, einfaches Spielprinzip
wendungsreiche Fälle
anspruchsvolles Widerlegen von Anklagen

Kontra

macht weniger Spaß als Phoenix
Hauptcharakter bleibt blass
Spannung der Gerichtsdramatik fehlt
zu viele Wiederholungen in Ermittlungen
manches schwer zu finden

Wertung

NDS

Miles Edgeworth kann Phoenix Wright nicht das Wasser reichen, auch weil er partout nicht Deutsch spricht.

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