Star Wars: The Clone Wars - Republic Heroes20.10.2009, Benjamin Schmädig
Star Wars: The Clone Wars - Republic Heroes

Im Test:

Wie viele Ostfriesen braucht man, um eine Glühbirne einzuschrauben? Die Antwort: Fünf. Einer hält die Birne, die anderen drehen den Tisch. OK, der ist alt. Wenn auch irgendwie charmant. Aber kennt ihr den: Wie viele Jedi braucht man, um eine Tür zu öffnen? Zwei natürlich! Einer ruft den Fahrstuhl, der andere fährt in den ersten Stock, drückt einen Schalter, damit sich der erste auf ein Podest stellen kann, was den Weg freigibt, über den der zweite an einen Hebel kommt, mit dem er die Plattform in Bewegung setzt, mit der der erste zum Türöffner fährt. Witzig? Mitnichten. Ein Hoch auf die Schildbürger des Star Wars-Universums!

Der lange Weg zum Klo

Man fragt sich ja schon als Tomb Raider manchmal, wie die uralten Völker, in deren heiligen Hallen eine gewisse Archäologin nach Heiligtümern sucht, im Falle einer schnellen Evakuierung eigentlich an ihre Schätze kommen wollten. Hier noch ein Hebel, da noch ein Mechanismus... Nachdem ich mich durch die furchtbar vertrackten Militär-Einrichtungen dieses Star Wars-Ablegers gerätselt habe, gibt es für mich allerdings nur noch eine Frage: Was zum

Ein weiterer Raum, drei weitere Gegnerwellen - danach wird gepuzzelt und dann geht's von vorne los.
Henker macht ein Klon eigentlich, wenn er mal dringend aufs Klo muss? Und vor allem: Was, wenn er lieber alleine gehen wollte?!

Klon und Jedi - die besten Kumpel!

Gefühlt waren es bestimmt drei Viertel meiner Zeit gewesen, in denen ich mich durch diverse Mechanismen schalten, hebeln oder quicktime-reagieren musste, damit ich endlich den nächsten Raum betreten durfte. Zur Begrüßung gab's meist ein kurzes Gefecht, dann tauchte die zweite, manchmal auch die dritte Gegnerwelle auf, und schon stand wieder Knobeln auf dem Plan. Mit welchen aus der Fernsehserie bekannten Figuren ich dabei unterwegs war, spielte kaum eine Rolle - auf die Auswahl hatte ich ohnehin keinen Einfluss. Es gibt zwei Charakter-Typen: Die mit Laserkanone aufgewachsenen Klone ballern ganz klassisch, gehen hinter kniehohen Hindernissen in Deckung und bringen an markierten Punkten Minen an; die eleganten Jedi springen hingegen mit gezücktem Laserschwert auf ihren Feind zu, blocken Schüsse ab und erreichen über kleine Stege, Haken oder per Wandlauf ferne Plattformen - alles ausschließlich per Stylus. Durch Antippen eines Gegners schießen die Klone und springen die Jedi; Letztere führen nach drei ungestörten Kombo-Hieben zudem einen besonders mächtigen Schlag aus, wenn ich den Stift über den Touchscreen ziehe. Unterschiede innerhalb der Typen, etwa zwischen Anakin und Ahsoka oder Rex und Padmé, sind allerdings rein kosmetischer Natur. Immerhin teilt mir der belanglose Plot aber mal zwei Klone, mal zwei Jedi und mal ein gemischtes Doppel zu.

In Actionmomenten ist die Zusammenstellung dabei schnuppe; den normalen, den gut gepanzerten und selbst den besonders flinken Droiden erledigen aus der Deckung feuernde Klone ähnlich zuverlässig wie übers Schlachtfeld hüpfende Jedi-Ritter. Allerdings kämpfen beide auch mit einer Steuerung, die nicht nur manche (ohnehin kaum vorhandene) Finesse, sondern selbst einfachste Manöver verhindern kann. So gehen die Klone z.B. eigenständig in den entsprechenden Positionen in Deckung. Will man sie von dort wegbewegen - etwa weil ein großer Blechstampfer anrumpelt - bleiben sie aber schon mal hängen, wenn man sie mit dem Stift nicht gaaanz deutlich um das "Hindernis" herum lenkt. Die mangelnde Fehlertoleranz stört außerdem beim Betätigen von Schaltern oder anderen Objekten: Steht eine Figur nur schräg vor dem Bedienfeld, geschieht beim Antippen desselben rein gar nichts. Wie viele Bögen ich hier geschlagen habe, um endlich präzise vor meiner nächsten Konsole zu "landen"...

Aus vor langer Zeit...

Und manchmal hilft selbst das nicht - oder zumindest nicht sofort. Mitunter registriert das Spiel mein Tippen jedenfalls nicht, was besonders für die Jedi eine Qual sein kann. Die müssen nämlich oft

Die zwei Protagonisten verständigen sich sogar durch Sprachausgabe. Erzählerisch kommt freilich trotzdem wenig rum.
im Stil des persischen Prinzen über nur kurzzeitig verfügbare Plattformen springen oder an Hangelhaken schwingen. Timing spielt dabei die zentrale Rolle, denn beim Wandlauf fallen sie einfach runter, wenn ich nicht schnell genug auf den nächsten Vorsprung zeige. Umso frustrierender, WENN ich denn schnell genug tippe und trotzdem nichts passiert - vom tiefen Fall an den Rücksetzpunkt zu dem kniffligen Kampf davor mal abgesehen... Mitunter ist daran auch die im ungünstigsten Moment drehende Kamera Schuld. Auf diese Art habe ich mich durch einige Versuch-mich-ich-lass-dich-scheitern-Abschnitte gefrustet und mich gefragt, ob ich irgendwann eigentlich mehr tun darf, als stets zwei Charaktere durch geschicktes Hin- und Herschalten zum Ausgang zu puzzeln.

Nun, es gibt Reaktionsspielchen, Punkte für die Highscore-Liste sowie zum Freischalten von Hintergrundinformationen und Konzeptzeichnungen. Mal müssen beide Figuren auch schnell einem Satz Minen ausweichen oder unter Beschuss eine Kombination von Schaltern betätigen. Doch all das bleibt behäbig, ungenau, unbefriedigend. Einige Boss-Droiden fordern dabei oberflächlich gesehen sogar zum spannenden Tanz - z.B. jener, den ich erst von hinten beschießen muss, um ihm anschließend eine Mine ans Bein zu kleben. Aber spätestens dann, wenn es mein KI-Kumpel nicht mal fertig bringt, den Riesen von vorne abzulenken, so dass ich mich nach hinten schleichen kann, wo ich dank des cleveren Kamerawinkels noch dazu komplett hinter der Blechbüchse verschwinde, dann zeigt sich einfach, dass die DS-Version von Republic Heroes kaum mehr ist als ein sehr altes Relikt aus einem weit entfernten Spiele-Universum. Und nein: Auch mit einem kooperativen Kumpel wird die Action nicht besser. Wie auch - auf die Mehrspieler-Optionen der großen Versionen verzichtet es ja!      

Fazit

Einen hab ich noch: Wie viele Entwickler braucht man, um eine Star Wars-Lizenz zu verwursten? Die Antwort: fünfzig! Einer kauft die Rechte, der andere klaut bei Ninja Gaiden: Dragon Sword – und die restlichen 48 machen Urlaub. Dabei ist die Idee der Gestensteuerung gar nicht schlecht und wenn es denn klappt, über Haken, Plattformen und an Wänden entlang in großer Höhe zu balancieren, wirkt sie sogar richtig eingängig. Es klappt aber zu selten. Immer wieder reagiert das angetippte Bedienfeld nicht, man steht mal wieder nicht an der vom Spiel verlangten Position, stürzt in die Tiefe oder hängt irgendwo fest. Ganz davon abgesehen, dass es auf Dauer zermürbend ist, sich ständig aus völlig abstrusen Puzzle-Räumen zu befreien. Wenn’s auf Coruscant mal brennt, sehe ich jedenfalls für alle Klone und Jedi schwarz, die Rubiks Würfel nicht in weniger als einer Minute lösen können. Die Gestensteuerung ist zwar auch im Kampf ein guter Ansatz und vor allem Jedis tippen sich gegen die immer gleichen Gegnerwellen durch Momente akrobatischer Action – unterm Strich ist Republic Heroes auf dem DS trotz guter Ideen und guter Musik aber zu eintönig. Genau wie die Musik spult das Spiel nämlich immer wieder dieselbe nur im Ansatz gute Leier ab.

Pro

viele fordernde Rätsel...
grundsätzlich gute Gestensteuerung...

Kontra

- ... aber wenig abwechslungsreicher Ablauf- ... die aber zu ungenau und träge funktioniert
zahlreiche zu weit entfernte Rücksetzpunkte
belanglose Geschichte
unübersichtliche Perspektiven
keine Mehrspieler-Möglichkeit

Wertung

NDS

Die "kleinste" Version versucht mit Gestensteuerung und kniffligen Rätseln zu überzeugen, verliert sich aber in träger Monotonie.

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