Sonic Colours10.12.2010, Paul Kautz
Sonic Colours

Im Test:

Sonic, Sonic, über ahalle, über alle Plattfohormen: Der blaue Blitz ist gegenwärtig aktiver als je zuvor! Gerade wurde die erste Episode des offiziellen vierten Teils veröffentlicht, sehr zur Freude der Retro-Fraktion der 4P-Redaktion, dann sorgte die farbenfrohe Wii-Fassung von Sonic Colours (ab 29,90€ bei kaufen) für gute Stimmung im Hause. Und die DS-Fassung?

Der Sonic und die Farben

Video: Mit dem richtigen Wisp geht die Igelpost ab: Die kleinen Leuchtaliens verliehen Sonic kurzzeitig neue Fertigkeiten.Langsam sollte es man es eigentlich gelernt haben: Traue keinem studierten Schnauzbartträger!  Egal, wie oft Dr. Wily oder Dr. Eggman  schon dem Bösen abgeschworen haben - am Ende war's doch immer nur ein Trick. So auch dieses Mal: Ist ja schön, dass Eggman einen interstellaren Vergnügungspark gebaut hat - doch der dient nicht in erster Linie dem Vergnügen zwischen den Sphären, sondern der Unterdrückung einer kleinen, leuchtenden, außerirdischen Rasse: den Wisps. Klar, dass sich Sonic und Tails diese Abscheulichkeit nicht mit ansehen können. Und ebenso klar, jedenfalls für den Sonic-Kenner, dass diese (in Standbildern und kurzen Videos präsentierte) Geschichte von größtenteils ziemlich hirnlosen Dialogen getragen wird.

Wer mit der Wii-Fassung von Sonic Colours vertraut ist, der nickt wissend: Aha, Geschichte, Szenario und diese Wisp-Dinger wurden direkt übernommen - nur das Spiel ist verständlicherweise ein anderes. Statt einer Mischung aus 3D- und 2D-Passagen erwartet den Sonicologen hier ein reiner 2D-Flitzer (mit gelegentlichen Ausflügen in den dritten Raum) in der Tradition von Sonic Advance oder Sonic Rush . Von links nach rechts, von  unten nach oben, flüssig wird zwischen

Spielerisch orientiert sich Colours stark an Sonic Rush - das bedeutet Hochgeschwindigkeitsraserei auf (meist) zwei Ebenen.
beiden Bildschirmen des Nintendo DS gewechselt - so, wie man es kennt. Neuerdings kann Sonic auch kurz über den Boden gleiten, die Zielsuch-Attacke aus Sonic 4 ist ebenfalls enthalten. Und die trägt ihren Teil dazu bei, das ohnehin sehr einfache Spiel nochmals leichter zu machen.

Ein Spaziergang im Vergnügungspark

Ein Spiel wie Sonic hat eigentlich noch nie ein Tutorial gebraucht: Sonic hier, Sprungtaste da, fertig ist der Lack. Und auch wenn zusätzliche Manöver ins Spiel kamen, waren sie immer selbsterklärend. In Sonic Colours wird man von Anfang an wie ein Pflegefall bei der Hand genommen und auch durch die simpelste Kleinigkeit ausführlich durchgelotst - sogar mit Zusammenfassung des gerade eben Gesagten am Ende der Ansprache, damit's wirklich ja keiner verpasst. Klugschwätzer Tails kann gar nicht oft genug betonen, dass Sonic springt, wenn man die Sprungtaste drückt. Ehrlich Leute, man kann's auch übertreiben mit der Fürsorge!

Diese Pflegeleichtigkeit zieht sich leider durch das ganze Spiel: Den Sonic-Fan erwarten sechs Zonen à zwei Levels, dazu jeweils eine Bossarena sowie zwei optionale Nebenmissionen. Ergibt unterm Strich ein Sonic-Abenteuer, das locker in zwei Stunden durchgespielt werden kann. Das ist jetzt per se nichts Schlimmes, auch die Mega Drive-Sonics dauern jeweils keine Stunde, wenn man weiß, was man macht. Der Unterschied ist nur: Um früher den Skill zu erlangen, die Spiele derart schnell und präzise durchzuzocken, musste man Wochen an harter, mitunter frustrierender Trial-and-Error-Kleinarbeit investieren. Sonic Colours ist dagegen einfach nur verdammt leicht! Die Levels gewinnen nur dadurch an Anspruch, dass am Ende derselben eine Abrechnung stattfindet - und wenn man einfach nur durchrauscht, was man ziemlich problemlos kann, dann steht da am Ende eben ein »D« statt einem »S«.           

Auch die Bosskämpfe sind für jeden, der schon mal ein Sonic-Spiel gemeistert hat, keine Hürde: Sie finden wie in Sonic Rush in einer 3D-Arena statt, wobei die Angriffsmuster der Obermotze sehr einfach zu durchschauen und durch die Zielsuchattacke in den meisten Fällen auch

Die Bosskämpfe sind, wie der Rest des Spiels, leider sehr leicht geraten.
ohne größere Probleme ablaufen - und wem selbst das nicht genug ist, der bekommt auch noch jede Menge Tipps. Genau genommen fehlt nur das große, neongrüne »Hier bitte treffen!!«-Schild.

Die Bonuslevels, einst die Abschnitte, welche die Jungs von den Männern trennten, haben mittlerweile ebenfalls ihren Biss verloren: War früher das Erlangen eines »Chaos Emeralds« echte Knochenarbeit, wird Sonic jetzt mit dem Stylus durch automatisch scrollende 3D-Röhren gesteuert und muss verschiedenfarbige Kugeln aufsammeln. Die derart großzügig auf ihn niederprasseln, dass ich alle (!) Edelsteine beim jeweils ersten (!) Versuch erhielt. Natürlich gewinnt der Anspruch im letzten Drittel etwas an Fahrt, aber schwierig wird es, wenn überhaupt, erst bei den Nebenmissionen: Hier muss man mit einem Zeitlimit im Nacken soundso viele Gegner zerstören, Ringe aufsammeln oder Wisps retten.

Was denn für Wisps?

Wisps sind erwähnte Leuchtaliens, die in den Levels gefangen sind. Werden sie befreit, spenden sie Sonic kurzzeitig neue Fähigkeiten: So wird er unverwundbar und kann mächtig hoch springen, darf sich durch Grund bohren oder in eine Rakete verwandeln. Die Wisp-Kräfte bringen eine interessante Ebene ins Spiel, sind aber im normalen Sonic-Alltag ziemlich unnütz. Genau genommen haben sie nur einen echten Nutzen: Nur mit ihnen kann man die besser versteckten Extras in den Levels finden - sehr gut für den Wiederspielwert, denn natürlich darf man bereits gemeisterte Abschnitte jederzeit nochmal angehen. Und schau an, mit den Wisps wird aus dem »D« auf einmal ein »B«... und dann ein »A«...

Neben der Kampagne gibt es auch noch den Abschnitt »Game Land«, in dem »Eggmans Sonic-Simulator« seinen Dienst verrichtet. Hier kann man alle freien Levels im Zeitangriff durchrasen, verpassten Chaos Emeralds in den Speziallevels nachrennen - oder den Mehrspielermodus aktivieren, der gleich mehrere Optionen bietet: Man kann gegen die KI oder gegen einen Menschen antreten, entweder im Singlepak-, Multipak- oder Online-Modus. Der Spielmodus bleibt aber immer der gleiche: Ein unterhaltsames, aber nichtsdestotrotz recht simples Rennen. Online-Ranglisten sorgen dafür, dass man seine Bestzeiten mit denen der Welt vergleichen kann.

      

Fazit

Colours ist auf den ersten Blick ein klassisches Sonic: Es ist rasend schnell, es ist knallbunt, die Levels sind wunderbar verknotet. Colours ist auf den zweiten Blick allerdings kein klassisches Sonic: Mann, ist das leicht! Das Leveldesign ist per se durchaus herausfordernd, die im Großen und Ganzen nur durch geschickten Wisp-Einsatz erreichbaren Boni sind eine schöne Herausforderung. Aber auch die werden hier an jeder Ecke an der Hand genommen; die Bonusrunden sind ein Witz, die Bosskämpfe enttäuschend trivial - und dann ist das Ganze auch noch ziemlich kurz. Diese Kürze wird immerhin durch die Nebenmissionen, den netten Mehrspielermodus und die Wiederspielmöglichkeit etwas gewürzt - aber Enttäuschung bleibt dennoch zurück. Auf solidem Niveau.

Pro

irre Geschwindigkeit
solides Leveldesign
schöne Präsentation
netter Mehrspielermodus
interessante Wisp-Kräfte

Kontra

sehr kurz
sehr leicht
viele Blindflüge

Wertung

NDS

Spielerisch eigentlich ganz der alte Sonic - aber viel zu leicht und auch ziemlich kurz.

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