Professor Layton und der Ruf des Phantoms25.11.2011, Jan Wöbbeking
Professor Layton und der Ruf des Phantoms

Im Test:

Pünktlich zur Vorweihnachtszeit bekommen Layton-Fans neues Knobel-Futter: Zwei Jahre nach dem Japan-Release startet der Professor auch hierzulande in sein viertes DS-Abenteuer. Diesmal geht es zurück an den Anfang der Geschichte: Im nebelverhangenen Misthallery erfährt man, wie der Rätsel-Profi seinen späteren Sidekick Luke kennenlernte.

Nebulöse Verwüstungen

Der Grund für den Besuch ist wieder einmal ein geheimnisvoller Brief mit einem Hilferuf: In dem verschlafenen Örtchen treibt ein riesiges Phantom sein Unwesen und legt im Schutz der Dunkelheit ganze Häuser in Schutt und Asche. Also reist Layton mit seiner neuen Assistentin zu seinem alten Studienfreund Clark Triton. Nachdem ich seinen Sohn Luke mit einem Rätsel-Test überzeugt habe, geht es wie in den übrigen Teilen auf Entdeckungsreise. Zu entspannten Akkordeon-Klängen streife ich durch das Dorf und nehme die Schneise der Zerstörung unter die Lupe, welche der Geist hinterlassen hat.

Das dynamische Trio: Assistentin Emmy, Professor Layton und sein neuer Gehilfe Luke Triton.
Das dynamische Trio: Assistentin Emmy, Professor Layton und sein neuer Gehilfe Luke Triton.
Wenn ich mit den skurrilen Einwohnern plaudere, geben sie ihr Wissen wie gehabt nur widerwillig preis. Es gilt das Prinzip „Eine Hand wäscht die andere“, also helfe ich ihnen bei allerlei Problemchen weiter, welche ihnen den Alltag vermiesen. Dann schaltet das Spiel in einen eigenen Rätsel-Bildschirm um. Im Aquarium der Fischzüchterin trenne ich das Becken auf, damit die unterschiedlich gefärbten Fische sich nicht in die Quere kommen. Einfach ein paar Striche mit dem Stylus ziehen – und schon ist es geschafft.

Bewährter Rätsel-Mix

Unter den abwechslungsreichen Kopfnüssen befinden sich auch Rechenaufgaben, Logik-Rätsel, einige Schiebepuzzles und vieles mehr. In diesen Momenten wird allerdings deutlich, wie wenig die Entwickler am Grundgerüst verändert haben: Auch drei Teile nach dem Debut wirkt der Großteil der Rätsel noch immer ziemlich aufgesetzt. Statt Gefälligkeiten zu erledigen, würde ich lieber mehr in die Geschichte eingebundene Umgebungsrätsel lösen. An einer Hängebrücke muss ich z.B. Seile entwirren, welche mir den Weg versperren, doch solche Aufgaben bleiben leider die Ausnahme.

Der Vorteil an den bewährten Strukturen ist aber, dass die Rätsel wieder sehr ausgefeilt und komfortabel sind. Es gibt zahlreiche Tagebucheinträge, einen Notizblock zum Herumprobieren und die mehrstufigen Hilfetexte, welche sich mit gefundenen Hinweismünzen freischalten lassen. Besonders gut gefällt mir, dass ich diesmal noch genauer aufpassen muss als in den Vorgängern: In den Aufgabenstellungen sind mitunter kleine Fangfragen versteckt, welche über die eigentliche Aufgabenstellung hinaus gehen. Ein schönes Beispiel dafür ist der im Zimmer verschanzte Luke. Er erzählt, dass nichts ihn dazu bringen würde, seine Tür aufzumachen. Reine Bockigkeit oder steckt mehr dahinter?

Um die Ecke gedacht

Mal wird ein Aquarium aufgeteilt...
Mal wird ein Aquarium aufgeteilt...

Statt die Lösung vorwegzunehmen, verrate ich lieber die eine der anderen coolen Lösungen, für die man wortwörtlich um die Ecke denken muss: Eigentlich muss ich lediglich auf einer Landkarte einen Treffpunkt markieren. Das erscheint aber auf den ersten Blick unmöglich, weil ich nicht exakt östlich von einer Statue, gleichzeitig aber auch südlich von einer anderen und nördlich von einer dritten stehen kann. Auch das Drehen des Bildschirms hilft mir zunächst nicht weiter. Erst als ich meinen DS diagonal halte, klappt es. Solche Aha-Erlebnisse machen gleich doppelt so viel Spaß als ein gewöhnliches Puzzle.

Auch die Rahmenhandlung macht das Spiel wieder zu einem gewohnt mysteriösen und gemütlichen Abenteuer. Das grüne Misthallery wirkt bei weitem nicht so interessant wie das Steampunk-London aus Teil 3 mit all seinen surrealen Apparaturen; trotzdem verstecken sich unter der biederen Oberfläche auch diesmal bizarre Geheimnisse. Nach und nach lüftet sich das Geheimnis um den nächtlichen Unruhestifter und den mysteriösen Garten, welcher der Legende nach unter dem Ort versteckt ist.

...an anderer Stelle löst man Schiebepuzzles und andere Rätsel,welche sich allesamt hervorragend mit dem Stylus bedienen lassen.
...an anderer Stelle löst man Schiebepuzzles und andere Rätsel,welche sich allesamt hervorragend mit dem Stylus bedienen lassen.

Unterirdische Geheimnisse

Wer den Kinofilm noch nicht gesehen hat, sollte ihn sich übrigens möglichst bis nach dem Spiel aufsparen, denn sonst kommt man deutlich flotter hinter das Mysterium. Auch Luke scheint schon zu Beginn mehr zu wissen, als er verraten mag. Zwischendurch unterhalten sich die urig gezeichneten Figuren immer wieder in kurzen Zwischensequenzen. Die Filmschnipsel klingen erfreulich klar und wurden professionell synchronisiert. Diesmal haben sich aber auch ein paar Übersetzungsfehler oder missverständliche Formulierungen eingeschlichen. Bei einer Aufgabe soll ich z.B. Tiere mit einem Floß ans andere Flussufer transportieren. Laut Text müssen immer mehr Küken als Katzen und mehr Katzen als Hunde an einem Platz sitzen. Doch wenn ich beide Katzen auf das Floß verfrachte und wegbringe, stört das die Hunde nicht im Geringsten. Manche Aufgaben wurden also schlicht zu schwammig formuliert - zum Glück bleibt das aber die Ausnahme.       

Ab und zu kann ich außerdem auf die Tierchen tippen, welche meinen Weg kreuzen oder kuriose Fundstücke wie ein Fossil sammeln. Oder ich versuche mich an den Bonus-Minispielchen, wie dem Aquarium oder der Modell-Eisenbahn: Bei letzterer platziere ich die Schienen geschickt auf einem engen Spielfeld, damit die Lok sicher zum Zielbahnhof tuckern kann. Ärgerlich ist dagegen, dass in den europäischen Fassungen das umfangreiche Bonus-Rollenspiel gestrichen wurde. In Japan und den USA bewarb Nintendo das beigelegte „Professor Layton’s London Life“ noch mit seinem üppigen Umfang: Über 100 Stunden soll man damit verbringen können.

Fazit

Der Ruf des Phantoms beweist wieder einmal, wie viel Spaß in einer Rätselsammlung stecken kann, wenn man sie richtig verpackt: Das verschlafene Dörfchen Misthallery ist nicht so interessant geraten wie das Steampunk-London in Teil 3, doch auch hier haben die Ermittlungen mich schnell in ihren Bann gezogen. Das Abenteuer bietet viele skurrile, hübsch gezeichnete Charaktere, eine professionelle Synchro und die serientypischen obskuren Story-Wendungen. Besonders gut gefallen hat mir, dass ich noch öfter um die Ecke denken und die Aufgabenstellungen ganz genau unter die Lupe nehmen musste. Das größte Manko ist aber, dass Level 5 es auch im vierten Teil nicht schafft, die Kopfnüsse besser in die Story einzubinden. Allgemein würde etwas mehr Mut zur Veränderung der Serie in Zukunft gut tun – vielleicht sorgt ja der geplante Crossover-Titel mit Phoenix Wright für frischen Wind.

Pro

170 clevere Kopfnüsse plus Minispielchen
ausgefeilte Hilfe und viel Komfort
sehr durchdachte Touchscreen-Steuerung
mysteriöse Geschichte
relaxtes Erforschen des verschlafenen Örtchens
entspannte Melodien sorgen für Urlaubsstimmung
liebenswert gezeichnete Figuren
professionell vertonte Dialoge

Kontra

Spielmechanik fast komplett mit Vorgängern identisch
Rätsel wieder kaum in die Geschichte eingebunden
Bonus-Rollenspiel "London Life" hierzulande gestrichen
manche Aufgaben wurden missverständlich formuliert

Wertung

NDS

Mystisch, unterhaltsam und voller cleverer Rätsel: Die bewährte Layton-Formel sorgt auch im vierten Teil für komfortables Knobeln.

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