Nanostray07.02.2006, Paul Kautz
Nanostray

Im Test:

Der Münchner Entwickler Shin'en hat einen gewissen Ruf zu verteidigen, gilt doch deren Iridion 2 nach wie vor als einer der technisch beeindruckendsten GBA-Shooter. Außerdem muss es neben Treasure noch einen anderen Entwickler geben, der die Flagge der Arcade-Shooter im Stile von Ikaruga, Gradius 5, Axelay oder Thunderforce 4 oben halten muss. Weckt Nanostray (ab 69,95€ bei kaufen) tief schlummernde Oldschool-Gefühle?

Könner am Werk

Technisch holt Nanostray alles aus dem DS heraus.
 Sehr viel arcadiger als in Nanostray wird es auf dem DS auch in naher Zukunft kaum zugehen: Story? Wurscht! Hauptsache, irgendwelche eroberungswütigen Außerirdischen sind im Spiel, mehr braucht man nicht zu wissen. Also schwingt ihr euch ins Cockpit eures schnittigen Raumgleiters und ballert euch acht kurze Levels lang zum Obermotz durch. Auf dem Weg dahin  durchquert ihr eine zerstörte Stadt, ein Asteroidenfeld, einen Lava-Planeten und eine düstere Maschinenwelt, bevor es auf der finalen Raumstation »Zenshou Station« dem Big Boss an die Roboter-Wäsche geht. Tradition ist Tradition, und so wartet am Ende jeder Welt ein Endgegner, der eine klar definiert Schwachstelle hat. Entweder ballert ihr drauflos und erratet sie, oder ihr drückt auf den einladend leuchtenden »Scan«-Button auf dem Touchpad, der die Achillesferse deutlich aufblinken lässt. Jeder Bösewicht hat ein spezifisches Angriffsmuster, welches man tunlichst schnell erlernen sollte, will man nicht ständig perforiert werden. Ähnlich wie bei den Klassikern Rebel Assault und Novastorm habt ihr keinen Einfluss auf die Flugrichtung: Es geht immer automatisch vorwärts, nach oben, nach unten oder alles auf einmal. So weit, so klassisch, ebenso wie der treibende Techno-Soundtrack.

Das neue Element ist die Touchpad-Nutzung: Neben dem Scan der Boss-Schwächen zeigt es auch die üblichen Anzeigen für Energie, Punktzahl, Restbestände an Schiffen oder Smartbombs. Außerdem, und ab hier wird es lästig, darf man ausschließlich hier die Waffen wechseln. Denn ihr verfügt über vier sehr unterschiedliche Wummen, die für erfolgreiches Spiel ständig gewechselt werden müssen. Nur ist das in der Hitze des Gefechts mit lediglich zwei Daumen kaum zu machen, schließlich müsst ihr einen davon von der Action lösen (könnt also entweder nicht mehr steuern oder nicht mehr ballern) und einen relativ kleinen Button drücken. Warum das Durchschalten der Knarren nicht einfach auf der L-Taste liegt, die hier etwas nutzneutral als alternativer Feuerknopf vor sich her schimmelt, ist nicht nachvollziehbar.

TNT an Bord

Die Endgegner haben spezifische Schwachstellen, die es herauszufinden gilt.
Egal ob Geradeaus-, Seitwärts-, Zielsuch- oder Blitzlaser, hier findet jeder Strahl sein Ziel: Die teilweise extrem abgefahrenen Gegnerdesigns wirken oft wie von Mutter Natur inspiriert, so dass ihr gegen mechanische Varianten von Krabben, Asseln, Walen, Bienen oder gehäuteten Haien antretet.Es rummst und kracht am laufenden Band, massig Objekte füllen den Screen, seien es Feinde, Geschosse oder dicke Explosionen. Irgendwann muss auch der DS die Notbremse ziehen, dann gibt es deutlich spürbare Slowdowns - die sich aber dankbarerweise nicht auf die Spielbarkeit auswirken.  Jede Wumme verfügt darüber hinaus über einen sekundären Feuermodus, der nochmal verstärkt reinhaut, dafür aber auch schnell die benötigte Energie leernuckelt. Ersatz gibt es nur durch spezielle blaue Kapseln, die sich wie auch die von zerschossenen Gegnern hinterlassenen Münzen per Knopfdruck einfach aufsaugen lassen - zwar sehr praktisch, zieht diese Luxusfunktion dem Schwierigkeitsgrad aber etwas den Zahn. Wem das problemlos in weniger als einer Stunde lösbare Abenteuer zu leicht ist, kann aus drei Stufen wählen.

Habt ihr das Abenteuer überstanden, warten noch weitere Spielvarianten: In der »Arcade« könnt ihr euch über Einzellevels einen Highscore samt »Nanocode« erspielen, den ihr auf der offiziellen Website zum internationalen Vergleich eingebt. Die »Prüfungen« beherbergen 22 Aufgaben, in denen ihr Highscores erballern oder mal ohne Power-Waffen auskommen müsst - kurz, herausfordernd und man spielt damit Bonusmaterial frei. Bleibt noch der Zweispielermodus, der in einer Kooperativ-Variante so schön sein könnte: Aber nein, ihr dürft nur parallel gegeneinander antreten, und das auch nur maximal 120 Sekunden bzw. 250.000 Punkte lang. Danach gibt es eine hässliche »Toll gemacht!«-Rendergrafik für den Sieger und lange Gesichter für beide Pad-Athleten - daraus hätte man viel mehr machen können! Immerhin wird fürs Zocken nur ein Modul benötigt.       

Fazit

Technisch zeigt Nanostray jedem anderen DS-Spiel ganz klar, wo es langgeht: Was sich hier an Objekten, Effekten und Geschossen auf dem Bildschirm tummelt, würde selbst in der Spielhalle von nebenan für Erstaunen sorgen. Okay, der DS geht des Öfteren in die Knie, aber das Ruckeln wirkt sich nie spielentscheidend aus. Die Technik geht also klar, doch was ist mit dem Spielspaß? Hat man ein Faible für japanisch angehauchte Arcade-Shootouts wie Ikaruga oder Gradius 5 und eine gewisse Frustresistenz sowie ein gutes Levelgedächtnis, geht alles klar: Die Action stimmt, der Umfang zwar nicht, aber dafür gibt es ja die Einzelprüfungen, die das Spielerlebnis anspruchsvoll strecken. Leider ist der Mehrspielermodus ziemlich in die Hose gegangen, außerdem ist die Touchpad-Nutzung selten dämlich – den Waffenwechsel hätte man kaum umständlicher platzieren können. Mangels echter Alternativen führt für Oldschool-Actionfreunde mit DS derzeit kein Weg an Nanostray vorbei. Für einen eventuellen Nachfolger ist allerdings noch genug Raum für Verbesserungen.

Pro

fette Action
dicke Explosionen
ideenreiches Gegnerdesign
herausfordernde Prüfungen
allerlei freizuspielen
abwechslungsreiche Levels

Kontra

mäßiger Mehrspielermodus
sehr kurz
gelegentliche Ruckelanfälle
doofe Touchpad-Nutzung
unnötig kniffliger Waffenwechsel
viel Auswendiglernen nötig

Wertung

NDS

Optisch beeindruckende Oldschool-Balleraction mit unnötigen Macken.

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