The Rub Rabbits!13.02.2006, Paul Kautz
The Rub Rabbits!

Im Test:

Project Rub, einer der Starttitel fürs Nintendo DS, war mit Sicherheit auch einer der ungewöhnlichsten: Im Grunde seines Herzens eine Wario Ware Inc.-kompatible Ansammlung von Minigames, brillierte das Game vor allem mit seinem ungewöhnlichen Grafikstil – und enttäuschte mit Abwechslungsarmut. Ob der Nachfolger endlich die Flammen der Begeisterung entfachen kann?

Die Liebe, die Liiiiiiiiebe…

…ist eine Himmelsmacht! Ach ja, die Liebe: So schön, so traurig, so herzerwärmend, so wehmütig, so wichtig, so nervend. All diese und noch mehr Gefühlsregungen macht nicht nur der Protagonist in Rub Rabbits durch, sondern auch der Touchpadschwerstarbeiter am DS. Denn das Spiel könnte man ohne größere Probleme als Project Rub 1 ½ bezeichnen. Grafikstil, Missionsstruktur, Erzähl- und Spielweise, Missionseinleitungen – selbst das schmissige »Rub it!«-Sprachsample zum Levelstart ist gleich geblieben. Fast jede der 35

Der Erzählstil ist ebenso außergewöhnlich wie das Figurendesign.
Missionen (doppelt so viele wie gehabt!) besteht aus fünf stetig schwerer werdenden Runden, in der ihr alle DS-Eigenheiten nutzen müsst, um die Frau eurer Träume von euren Qualitäten überzeugen: Auf dem Touchpad schaben, ins Mikrofon pusten, beides teilweise gleichzeitig machen – und gelegentlich müsst ihr gar den DS um 90-180° kippen, um spezielle Games spielen zu können. Die vor Spielbeginn eingeblendete Warnung »Ununterbrochenes Streicheln, Pusten und Stupsen in der Öffentlichkeit könnte ungewolltes Aufsehen erregen!« hat schon ihren Grund.

Wie im Vorgänger dreht sich alles um die aufkeimende Liebe eines namenlosen Jungen (der dieses Mal keinen Sturzhelm, sondern eine Mütze mit Fliegerbrille trägt) zu einem ebenso wenig benannten Mädchen. Oh, und da wären da noch die elf Widersacher, die sich auch spontan in sie verliebt haben. Nicht zu vergessen natürlich die eifersüchtige Nebenbuhlerin, die alles tut, um die zarten Gefühlsbande so fies wie möglich zu zerschneiden. Zwischen der ersten Begegnung von Junge und Mädchen liegen wie gewohnt Missionen, die in ihrer Abgefahrenheit problemlos mit Wario Ware und Co. mithalten können. U.a. müsst ihr Giganto-Stieren entkommen, Liebesbomben ausweichen, Viren-verseuchte Fenster wegklicken, in einer Dragon Ball-ähnlichen Sequenz Schnick-Schnack-Schnuck spielen, auf einem Einrad auf einem Dach herumeiern, um rechtzeitig zu einem Foto zu gelangen, die Angebetete beim Yoga mit Rosenduft einlullen, ohne ihr zartes Gesicht mit Dornen zu zerkratzen, Piranhas und Zitteraale mit dem eigenen Finger von der badenden Freundin weglenken, sehr simple Melodien auf einem noch simpleren Piano spielen, der Liebsten ein schickes Blätterkleid basteln und gelegentliche Bosskämpfe bestehen. Zwischen den Missionen wird die alberne Geschichte in Standbildern weitererzählt, die komplett ohne Dialoge auskommen. Pro Level habt ihr meist drei Versuche, allerdings müsst ihr euch auf Frustmomente einstellen – der Schwierigkeitsgrad ist im Vergleich zum Vorgänger spürbar gestiegen. Allerdings ist jedes Minigame nach einigen Versuchen schaffbar, auch könnt ihr ein Mal pro Spiel eine Herausforderung überspringen.   

Hier kommen die kleinen Babies her!

Neben der Story warten noch weitere Spielmodi auf den Hormonüberkocher: Bereits gemeisterte Minigames könnt ihr in der »Erinnerung« bzw. im »Angriff« immer wieder spielen, allerdings unter erschwerten Bedingungen. Denn hier gibt es nicht nur mehr Levels, sondern auch weniger Leben. Lohn der Mühe sind möglichst viele »Liebespunkte«, die nach und nach immer mehr Klamotten für die Entzückende freischalten: Haare, Kleider, Hosen, Schuhe, Handschuhe, dir ihr frei auf sie verteilen könnt - seid ihr Opportunist, könnt ihr auch eigene Designs pinseln. Die Klamotten haben eigentlich keinen Sinn, da man sie, außer in den Erholungszwischenanimationen sowie dem Spielstart, nicht zu sehen bekommt. Nett und motivierend ist es aber trotzdem.

Torte voraus! Rub Rabbits nutzt alle Eingabemöglichkeiten des DS.
Wer mit dem Gedanken der Familienplanung spielt, ist im »Babys machen«-Modus bestens aufgehoben: Zwei Spieler, ein DS, möglichst viele Gemeinsamkeiten! Habt ihr einige persönliche Fragen nach Alter und Blutgruppe beantwortet, müssen beide Spieler möglichst harmonisch eine Hochzeitstorte zersäbeln, aus der dann, hoppala, das frisch Geborene meist mit sehr alberner Kopfbedeckung schlüpft, das gleich ein paar Eigenschaften (Geschlecht, Blutgruppe, Gruppenverhalten) zugewiesen bekommt. Sehr viel mehr macht das Balg auf einem DS nicht, aber habt ihr einen befreundeten DS mit Rub Rabbits in der Nähe, könnt ihr ganz nintendogsig die Kleinen gemeinsam im Park spielen lassen – oooooooooch! Aber auch wenn das Gegenüber kein Modul hat, könnt ihr ausgewählte Games bis zu vier Mann hoch per WiFi gegeneinander spielen.

Mein DS lebt!

Hektischer wird’s im »Hullabaloo«: Theoretisch können hier unendlich viele Spieler mitmachen, denn der DS wird fleißig weitergegeben. Bestimmte Tasten werden eingeblendet, die gedrückt gehalten werden müssen – und zwar von zwei Personen! Der erste drückt die vorgegebene Kombination und hält sie, danach ist der zweite dran. Der erste muss nun loslassen und weitergeben usw. – eine Art Twister am DS. Wie auch sonst überall im Spiel werdet ihr auch hier von sehr abgefahrener Musik begleitet, bestehend aus beschwingten Rhythmen, schrägem Gesang, Gepfeife und Gesumme. Sehr ungewöhnlich, sehr eingängig, sehr Fußwipp-kompatibel – aber wie schon bei We love Katamari keinesfalls jedermanns Sache.

Das gilt natürlich auch für den einzigartigen 2 ½D-Grafikstil, der irgendwie an eine Mischung aus Scherenschnitten (Figuren) und Art Déco (Hintergründe) erinnert. Sehr stilsicher, sehr anders – und detaillierter sowie besser animierter als noch beim Vorläufer! Alleine das fast schon psychedelische Intro kann man sich immer wieder ansehen, ohne das breite Grinsen aus dem Gesicht zu verlieren.      

Fazit

Ja, auch Rub Rabbits ist nach wie vor merkwürdig – aber auf eine gute Art und Weise! Der verrückte, ideenreiche und in jeder Hinsicht einzigartige Grafikstil ist nach wie vor stylisch, wird konsequent ausgenutzt und transportiert ganz elegant die bekloppte Story. Spielerisch halten sich die Innovationen in Grenzen, die Minigames sind abgefahren wie eh und je, der Umfang ist enorm angesprungen, der Schwierigkeitsgrad stellt liebestrunkene DSler teilweise vor harte Prüfungen. Okay, auf das Babymachen könnte ich verzichten, aber gerade die »Erinnerungen« bergen kaum geahntes Wiederspielpotenzial. Rub Rabbits ist seinem Vorgänger in jeder Hinsicht ähnlich – allerdings auch in jeder Hinsicht besser!

Pro

verrücktes Design
abgefahrener Grafikstil
herrlich bekloppte Musik
interessante Minigames
einfache Bedienung
außergewöhnlicher Erzählstil
massig freizuspielen
motivierende Nebenmodi

Kontra

<P>
einige Games ziehen sich unnötig in die Länge
nicht immer zuverlässige Touchpad-Abfrage
steil ansteigender Schwierigkeitsgrad</P>

Wertung

NDS

Abgefahren, ungewöhnlich, einzigartig, verrückt - aber gewöhnungsbedürftig!

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