Contact20.02.2007, Jan Wöbbeking
Contact

Im Test:

Als Jörg mir Contact (ab 29,00€ bei kaufen) für den DS in die Hand drückte, wusste ich nicht so recht, was ich da eigentlich vor mir hatte. Ein "Rollenspiel, in dem nichts so ist, wie es zu sein scheint" verspricht die eigentümlich gestaltete Hülle. Auf der Vorderseite ein pixeliger Professor in sechsunddreißig Animationsphasen. Hinter dem Titel stecken die Jungs von "Grashopper Entertainment", die zuletzt durch das durchgeknallte "Killer 7" auffielen. Eine Chance für eine bizarre Spielerfahrung?

Begegnung der dritten Art

"He! Kannst du mich hören?" Die Zeile leuchtet am unteren Bildschirmrand meines Touchscreens auf. Darüber der Professor im weißen Kittel auf der Verpackung, der genau so simpel und stilisiert gestaltet ist, wie der Raum, der direkt aus einem 8-

Während Terry nach den Edelsteinen sucht, wuselt der Professor oben im Raumschiff herum.
Bit-Spiel zu stammen scheint. Er schaut mich an. "Mach das noch einmal!" Ich tippe ihn ein weiteres mal mit meinem Stylus an und wieder fällt er auf den Hosenboden. "Dann ist also DOCH jemand da draußen. Äh Hallo?" Contact lautet der schlichte Titel vom neuen DS-Rollenspiel der Killer 7 -Entwickler Grashopper Interactive und passender hätte der Name nicht ausfallen können. Aber ich bin nicht der einzige, der Kontakt mit dem kopffüßigen Greis aufnimmt. Auch der Junge "Terry" wird in die Geschichte mit hineingezogen. Zufällig findet er einen funkelnden Edelstein im Gras und kurz darauf setzt das Raumschiff des Professors direkt vor seiner Nase auf. Der Wissenschaftler scheint Feinde zu haben und genau die sorgen dafür, dass er und seine neuer Bekannter Terry nach einer wilden Verfolgungsjagd auf einem fremden Planeten abstürzen. Die Edelsteine, die für den Antrieb des Raumschiffs zuständig waren, wurden bei dem Absturz in alle Himmelsrichtungen verstreut.

Von nun an zeigt euch der DS zwei Schauplätze: Auf dem Touchscreen dirigiert ihr Terry mittels Stylus oder Steuerkreuz über die Planetenoberfläche, sucht nach den verlorenen Schmucksteinen und kämpft gegen allerlei Monster. Auf dem oberen Bildschirm seht ihr den Professor, der in seinem Labor herumwuselt und Kommentare abgibt. Meist tippt er irgendetwas in seinen Großrechner ein oder spielt mit seinem Weltraumhund Nyan Nyan. Der sieht allerdings eher aus wie eine Katze und bewegt sich auch so. Sein Verhalten rührt daher, dass er viel lieber ein interstellarer Stubentiger wäre. Eine transspezielle Katze gefangen im Körper eines Hundes quasi. Von Zeit zu Zeit dürft ihr das putzige weiße Wesen auch selbst mit dem Stylus streicheln. Interessant am grafischen Konzept von Contact ist, dass jede Handlungsebene seinen eigenen Grafikstil besitzt. Der kauzige Wissenschaftler und sein Raumschiff sehen aus, als seien sie komplett einem 8-Bit-Titel entsprungen. Terry und die übrige Umgebung bestehen aus vorgerenderten Sprites. Der Spieler befindet sich quasi auf einer dritten Ebene, nämlich in der Realität.

Hack'n'Wait

Wie Benjamin schon in seiner Vorschau erwähnte, hat das Konzept aber weniger Einfluss auf das Spielgefühl, als ich mir gewünscht hätte. Die meiste Zeit seid ihr nämlich mit Terry unterwegs und kämpft gegen unzählige Monster. Dass der Professor auch noch da ist, merkt ihr nur daran, dass er jede Minute etwa sechs seiner Kommentare im Textfenster eingeblendet werden und er dabei jedesmal stöhnt. Genau so oft erklingt das hohe Miauen von Nyan Nyan. Bei einer Spieldauer von gut zehn Stunden werdet ihr den alten Kauz also rund 3600 mal stöhnen und die Katze 3600 mal quietschen hören. Zuerst wirkt das putzig, nach kurzer Zeit dann unheimlich nervig und nach ein paar Stunden nimmt man die Geräusche gar nicht mehr war, ähnlich wie beim Ticken einer Uhr.

Auch die anderen Charaktere geben einen kurzen, charakteristischen Laut von sich, wenn ihre Dialogzeilen im Textfenster erscheinen. Die Musik wirkt von der Instrumentierung her simpel, unterstützt das Erlebnis aber mit passenden Melodien, die mir trotz ihres unaufdringlichen Charakters im Gedächtnis geblieben sind. Aber zurück zu Terry. Leider dürft ihr nicht selber mit den zahlreichen Waffen auf euer Gegenüber einprügeln. Stattdessen stellt euch vor den Widersacher und schaltet mit der B-Taste in den Kampfmodus. Nun geben sich die beiden Streithähne abwechselnd saures, bis eine der beiden Energieleisten leer ist. Ihr könnt euch auch von hinten an die Monster heranschleichen und sie mit einem schnellen "Stealth-Schlag" ausschalten. Werdet ihr vorher entdeckt, dauert es deutlich länger, bis sie über den Jordan wandern.

      

Chefsache

Wesentlich spannender als das Massengeschrote der Standardgegner sind die Bosskämpfe: Dabei müsst ihr, wie in einem

Im Laufe des Spiels legt ihr euch eine stattliche Waffensammlung an. Ihr könnt die Items auch verkaufen.
Actiongame den unterschiedlichen Bewegungen der fetten Brocken ausweichen, im richtigen Zeitpunkt zum Schwachpunkt laufen und dann in den Angriffsmodus schalten. Leider sind die Meister so stark, dass ihr auch mit geschickter Taktik zu Beginn keine Chance habt. "Aha, außer Betrieb, was? Gib dir nächstes mal mehr Mühe!" lautet der lapidare Kommentar des Professors, wenn ihr den Kampf verliert. Er "programmiert" euch wieder lebendig und schon wacht ihr mit voller Energieleiste im Raumschiff auf.

Danach ist langweiliges Aufleveln angesagt, indem ihr euch einige Minuten durch Monster kloppt. Ausgeschaltete Feinde hinterlassen außerdem allerlei Goodies und Münzen, die ihr wiederum in Läden gegen hilfreiche Items eintauscht. Dazu gehören Waffen wie unterschiedliche Schwerter, Schlagstöcke und Zauberstäbe und ein Dietrich zum knacken von Schlössern. Euren Energievorrat könnt ihr mit diversen Lebensmitteln auffüllen. Aber nur zu einem gewissen Grad, denn irgendwann ist Terrys Magen voll. Jede Mahlzeit hat eine eigene Verdauungszeit, nach welcher der Magen wieder aufnahmefähig ist. Manche Zutaten wie rohes Fleisch könnt ihr nicht sofort verputzen, sondern müsst sie zuvor an Kochstellen in fertige Gerichte verwandeln. Allerdings erst, wenn ihr die Kochschürze besitzt. Sie ist eine der Verkleidungen, die euch spezielle Fähigkeiten verleihen. Ein weiteres Extra sind die Aufkleber, die der Professor für euch entwickelt. Ihr verwandelt z.B. alle sichtbaren Gegner in eine andere Spezies, indem ihr ein magisches Etikett auf den Screen pappt.

Ausflug ins Grüne

Auf den Inseln der Contact-Welt streift ihr durch grüne Wälder, über zerklüftete Hänge, an Stränden entlang, durch Industriekomplexe und düstere Dungeons. Die Landschaftsthemen fallen also duchaus abwechslungsreich aus. Innerhalb eines solchen Themas sieht aber alles ziemlich ähnlich aus. Die vielseitige Gegnerschar ist ziemlich spartanisch animiert. Ihre Palette reicht von bunten Würmern, blauen Wasser-Blobs über Schlangen und Killerschafe bis hin zu futuristischen Maschinen und geklonten Soldaten. Ganz recht, Klonkrieger. Die Widersacher des Professors experimentieren auf einer der Inseln wie in einem italienischen B-Movie an menschlichem Erbgut herum. Habt ihr die Koordinaten eines anderen Atolls gefunden, heißt es nichts wie zurück zum Schiff des Professors. Der hat sein Raumgefährt nach dem Absturz mit einem alten Piratenschiff zusammengebaut, mit dem ihr auf den Meeren des Planeten herumreisen könnt. Ist eines der Ziele angewählt, dürft ihr erst einmal ganze drei Minuten Däumchen drehen und dem Meeresrauschen lauschen. So lange dauert es nämlich, bis ihr an an einem Ziel angekommen seid. Wenigstens lässt sich ein Teil der Zeit aber sinnvoll nutzen, indem ihr währenddessen abspeichert, rohe Zutaten zu einem Energiespender kocht oder eure Hitpoints mit einem heißen Bad auffüllt.

   

Fazit

Als ich Contact zum ersten mal startete, bekam ich eine Gänsehaut. Das Intro hat mich beeindruckt, wie lange keins mehr und ich wähnte mich schon in der vom Hersteller angepriesenen Innovation eines völlig neuen Spielprinzips. Eines mit mehreren Ebenen, in denen ich einerseits mit Terry und andererseits mit dem Professor interagiere. Doch leider hält das Spiel nicht, was es verspricht. In der Verpackung der ungewöhnlichen Story steckt doch nur ein netter aber gewöhnlicher Hack'n'Slay-Titel. Und zwar einer, in dem ich nicht einmal selbst zuschlage, sondern meinen Protagonisten lediglich in einen Angriffsmodus schalte. Immerhin sorgen die spannenden Bosskämpfe und die ungewöhnliche Aufmachung für Abwechslung. Aber während des drögen aber notwendigen Auflevelns wären mir ein paar mal beinah die Augen zugefallen.

Pro

interessante Interaktion mit dem Spieler
Mix unterschiedlicher Grafikstile
spannende Bosskämpfe

Kontra

langweiliges "Aufleveln"
altbackene Technik
Soundeffekte wiederholen sich

Wertung

NDS

Hack-and-Slay-Rollenspiel im interessantem Retro-Design.

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