Dead'n'Furious20.05.2007, Jan Wöbbeking
Dead'n'Furious

Im Test:

Ein Mann, eine Schrotflinte und Zombies - manchmal sind es die einfachen Dinge im Leben, die am meisten Spaß machen. Ein zünftiger Lightgun-Shooter zum Beipiel. Dank Dead'n'Furious feiert das Genre jetzt auf dem DS seinen Einstand, und zum frohen Ereignis liefert das Studio Dream On eine köstliche Schlachtplatte. Statt mit einer Lichtpistole auf den winzigen Handheld anzulegen, zerhackt ihr die modernde Brut gleich direkt mit dem Stylus.

Touch the Dead!

Ballern bis der Arzt kommt - treffender lässt es sich nicht beschreiben, was sich gerade auf und vor meinem Nintendo DS abspielt. Da humpelt er mir auch schon entgegen, der Doktor im seinem weißen Kittel.

Dick und doof: die Standard-Gegner im Gefängnistrakt haltet ihr noch mit wenigen Schüssen auf.
Ein wenig überanstrengt schaut er aus und nicht gerade freundlich, die Augen gesäumt von tiefschwarzen Rändern. Wie ein Besessener hacke ich im Stakkato auf den Touch-Screen ein, um mich seiner Behandlung zu entziehen. Gut, dass mich jetzt niemand sehen kann. Ich will schließlich nicht als abschreckendes Beispiel für einen Killerspielkonsumenten in Frontal 21 enden. Aber kommen wir zurück zum Geschehen auf dem Bildschirm. Um Missverständnissen vorzubeugen: Da wir es mit einem On-The-Rail-Shooter zu tun haben, bewegt sich meine Spielfigur selbstständig durch die Umgebung. Bis auf meine Entscheidung an alternativen Abzweigungen kann ich keinen Einfluss auf Laufweg und -geschwindigkeit nehmen. Meine einzige Aufgabe besteht darin, Zombies abzuschießen, die durch die Krankenhausflure streunen. Von wegen Notstand im Gesundheitswesen - diese Klinik ist geradezu vorbildlich ausgestattet. Durch beinah jedes verglaste Medizinschranktürchen funkelt mich ein frisches Päckchen mit Shotgun-Munition an. An Personal scheint es der Einrichtung ebenfalls nicht zu mangeln. Kaum habe ich einen Arzt a.D. von seinem Dasein als Untoter befreit, wanken auch schon zehn seiner Kollegen auf mich zu.

Mit den Hygienevorschriften nehmen es die Krankenhausbediensteten dagegen nicht so genau. Kein Mundschutz hindert Keime und Verwesungsbakterien daran, aus den zerfledderten Gesichtern in die Umgebung zu entfleuchen. Gut, dass ich mich vor kurzem mit dem passenden Gegenmittel eingedeckt habe: genügend Munition für meine Flinte. Da ich die Waffe kurz zuvor aufgerüstet habe, haut die normale Dosis Schrot gleich doppelt rein. Mit jedem Schuss dezimiere ich das Zombie-Kollegium um ein Mitglied. Wäre ich auf meine einfache Pistole angewiesen, müsste ich noch schneller mit dem Stylus auf den Touch-Screen einhämmern und meinen Gegnern erst einmal ein halbes Kilo Blei injizieren, um sie ruhig zu stellen. In solchen Situationen kommt es auf gutes Timing an. Nur wer in den richtigen, ruhigen Situationen nachlädt, hat kurz darauf genügend Munition zur Verfügung.

Arm dran oder Arm ab?

Zum Nachladen zieht ihr die Munition mit dem Stylus von rechts unten nach links. In der Hitze des Gefechts klappt das nicht immer einwandfrei.
Endlich, die Angriffswelle ist besiegt. Nach den widerstandsfähigen Göttern in weiß torkeln jetzt eine Hand voll grunzender, leicht besiegbarer Standard-Gegner auf mich zu. Die glatzköpfigen Normalo-Zombies kenne ich noch aus dem ersten Level, in dem mein an Bruce Campbell erinnernder Hauptcharakter aus dem Gefängnis geflohen ist. Na prima, nach der Pflicht kommt jetzt die Kür: es ist Zeit für eine orthopädische Behandlung. In aller Ruhe ballere ich den Untoten ihre faulenden Gliedmaßen ab, allerdings nicht nur zum Spaß. Am schnellsten zum Ziel führt zwar ein sauberer Kopfschuss, doch werden Chirurgen in diesem Spiel belohnt. Für eine gewisse Anzahl an Einschüssen in die Extremitäten und den Rumpf bekommt ihr nämlich am Ende eines Levels Energie zurück. Die Lebenskraft wird nicht etwa durch ein stilisiertes Herzchen symbolisiert wie in anderen Spielen, sondern thematisch passend durch eine anatomisch korrekte Nachbildung des Organs.

Das Energiesymbol passt bestens zum schroffen Charme, der sich durch das komplette Spiel zieht. Die minimalistisch-kahlen Flure und die sich häufig wiederholenden Zombies sind zwar technisch gesehen nicht gerade anspruchsvoll gestaltet und sorgen für eine gewisse Monotonie, doch genau das passt bestens zum trostlosen Setting. Dazu  kommt ein großartiger Ambient-Soundtrack aus Disharmonien, quietschenden Geräuschen und Schreien, der ein ähnlich mulmiges Gefühl hervorruft wie im indizierten Condemned auf der Xbox 360 und in Shadowman auf dem Nintendo 64. Kein Wunder, dass es so schaurig gut klingt, denn an der akustischen Untermalung hat der Sound-Guru aus Amiga-Zeiten Allister Brimble mitgewirkt. Nach jedem absolviertem Szenario wartet ein ebenso dicker wie entstellter Bossgegner auf euch. Habt ihr den besiegt, speichert das Spiel automatisch. Sinnvoller ist es allerdings, jedes Mal von vorne zu beginnen, denn so könnt ihr versuchen, in den leichten Levels Energie und Munition für später zu hamstern. Wer danach immer noch nicht durchkommt, kann die Untoten kooperativ mit einem Freund auf's Korn nehmen.      

Fazit

Endlich wieder eine Ballerina, die sofort zur Sache kommt. Keine lästigen Texte und Movies, keine riesigen Welten oder Sidequests, einfach schlichter, ehrlicher Splatterspaß wie an einem Lightgun-Automaten in der Spielhalle. Okay, die Grafik ist nicht gerade preisverdächtig, es gibt längst nicht so viele Gegnertypen wie in einem House of the Dead und die Untoten marschieren alle recht ähnlich auf euch zu. Aber trotz alledem hat mir Dead'n'Furious von der ersten Sekunde an Spaß bereitet und vermochte es darüber hinaus, mich stundenlang an den DS zu fesseln. Das liegt erstens an der präzisen Steuerung, den aufrüstbaren Waffen und dem motivierend ansteigenden Schwierigkeitsgrad. Zum anderen sorgt der unglaublich dichte Ambient-Soundtrack für Gänsehaut. Also: Gehirn aus - DS an und viel Spaß beim Ballern!

Pro

<P>+&nbsp;spaßiges Zombie-Zerlegen mit dem Stylus
einfaches aber ausgeklügeltes Leveldesign
ausbalancierter, motivierend knackiger Schwierigkeitsgrad
unheimlich atmosphärischer Ambient-Soundtrack
hübsch schaurig gestaltete Untote
kooperativer Zweispielermodus</P>

Kontra

-&nbsp;wenig&nbsp;Gegnertypen
etwas monotone Angriffsmuster der Zombies
Grafik wirkt technisch altbacken
Nachladen mit Stylus klappt in der Hektik nicht immer perfekt

Wertung

NDS

Ballern bis der Arzt kommt - gelungener Einstand des Lightgun-Shooter-Genres auf dem DS.

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