Elite Beat Agents23.07.2007, Paul Kautz
Elite Beat Agents

Im Test:

Rhythmusspiele sind mittlerweile ein alter Hut - von Rez über Amplitude bis zu den populären Guitar Hero-Games wird im Takt gerockt, bis die Prothese wackelt. Jetzt die Preisfrage: Wie oft habt ihr beim Zappeln schon einen Babysitter und einen Footballspieler verkuppelt? Einem erfolglosen Regisseur zu einem Superhit verholfen? Nicht sehr oft, oder? Besorgt euch Elite Beat Agents (ab 11,03€ bei kaufen), dann könnt ihr es!

Osu! Tatakae! Ouendan!

Es gibt Spiele, in die verliebt sich selbst der Grinch vom ersten Augenblick an - oder kennt ihr jemanden, der nicht beim Anblick eines Nintendogs sofort in »Oooooooch!«- und »Süüüüüüüüüß!«-Lauten zerschmolzen wäre? Und dann gibt es Games wie Elite Beat Agents (EBA), die derart abgefahren

Oben wird die Geschichte erzählt, unten zappeln sich die Agenten einen ab - und mittendrin müsst ihr im Takt der Musik die richtigen Symbole treffen!
sind, dass man sie entweder vom ersten Moment an liebt oder hasst! Das Spiel ist so japanisch, wie man es sich hierzulande nur vorstellen kann, obwohl das Nippon-Vorbild noch mal eine ganze Ecke abgefahrener war - aber zu Japanpop die Welt rettende Super-Cheerleader hätten wohl hierzulande nicht mal die abgebrühtesten Manga-Sammler ächzend ertragen.

Aber worum geht es eigentlich? Die EBA sind gewissermaßen die Men in Black des Grooves - für diese Sondereinsatztruppe gibt es kein Problem, das sich nicht mit einer gut geschwungenen Hüfte und dem entsprechenden Rhythmus lösen ließe! Ein Taxifahrer, der eine hochschwangere Frau schnellstmöglich in ein Krankenhaus bringen muss? Die Agenten können helfen! Viren im Körper eines Olympioniken? Die Agenten (inkl. einer sexy Krankenschwester samt gigantischer Spritze) retten Leben! Tochter und Mutter betrauern den Tod des Vaters an Weihnachten? Die Agenten spenden rhythmischen Trost! Gäbe es die EBA in Wirklichkeit, müssten wir uns weder dem Klimawandel noch mit dem Hunger in der Dritten Welt und schon gar nicht mit George W. Bush herumschlagen. All diese Geschichten werden in gut gezeichneten, herrlich bescheuerten Comicbildern präsentiert. Achja - Aliens kommen auch noch ins Spiel!

Tanz für eine bessere Welt

Und wie rettet ihr nun die Menschheit? Wie in jedem anderen Rhythmusgame auch: Die Musik legt los, ihr müsst auf dem Touchscreen erscheinende Symbole im Takt der Beschallung und in der richtigen Reihenfolge erwischen, dann gibt's Punkte - je mehr ihr verfehlt, desto schneller naht nicht nur das »Game Over«, sondern auch eine saftige Standpauke eures Bosses Commander Kahn. Neben den Standard-Symbolen warten noch Kombo-Leisten (in denen ihr den Stylus auf dem Touchpad ruhen lassen müsst, während ihr einen kleinen Ball von A nach B begleitet) sowie eine Art Schallplatte am Ende jedes Levels, die ihr schnellstmöglich rotieren müsst, um viele Extrapunkte abzustauben - all das wird euch in einem vierteiligen Replay beigebracht.

Euch erwarten 19 Levels voller frenetischer Musikaction, was auch bedeutet, dass es 19 Songs gibt - die zwar nicht unbedingt jedermanns Geschmack sein dürften, aber oft genug verblüffend gut zum Levelinhalt passen: Ihr rettet zwei dumpfbackige Blondinen zu Madonnas »Material Girl«, vereitelt einen Überfall auf ein Casino zu den Klängen von Stray Cats' »Rock this town« oder 

Die Geschichten sind durch die Bank bekloppt - wer hier nicht einen gewissen Sinn für das Skurrile hat, wird mit EBA nicht viel Freude haben.
verliebt Leonardo und Mona mithilfe von »I was born to love you« von Queen. Allerdings  dröhnen keine Originalsongs aus den DS-Lautsprechern (bzw. idealerweise Kopfhörern), sondern wie bei Guitar Hero größtenteils kompetente Coverversionen - nur gelegentlich (wie bei Avril Lavignes »Sk8er Boi«) geht's mit der Qualität hörbar nach unten. Während ihr den Touchscreen rockt, legen die Polygonagenten einen heißen tanz auf den Bildschirm, oben kommt noch die sich entfaltende Geschichte dazu - zuviel, um alles gleichzeitig mitzubekommen. Genau dafür gibt es am Levelende ein komplettes Replay, das ihr darüber hinaus speichern dürft. Besitzt ihr das Rumble Pak, könnt ihr es auch in EBA nutzen - allerdings ist der praktische Nutzen, wie immer, sehr begrenzt bis nicht vorhanden.

Im Einzelspielermodus werden die Levels nach und nach auf der rotierbaren 3D-Weltkarte freigeschaltet, ihr dürft selbst auswählen, wo es weitergeht. Anfangs gibt es nur zwei Schwierigkeitsgrade, zwei weitere können freigespielt werden. Noch mehr Action erwartet euch in der Multiplayervarante, die umso besser wird, je mehr Kumpels samt Module ihr habt - zwar wird auch der Singlepak-Modus unterstützt, aber dabei wird nur ein Lied übertragen, und das eine halbe Ewigkeit lang. Bis zu vier Spieler können sich in zwei Teams entweder gegeneinander messen, oder jeden einzelnen Level kooperativ in Angriff nehmen.       

Fazit

Was für ein wundervoll beklopptes Spiel - das Design ist völlig bizarr, Grafikstil, Comicrasanz und Ideenreichtum würden für sieben Games reichen! Die Musikauswahl mag hier und da streitbar sein, doch selbst Ashlee Simpsons »La La« oder Plastikweibchen Cher samt ihrer Auto Tune-Vergewaltigung »Believe« sind wunderbar spielbar, und passen im Idealfall sogar thematisch zur Levelgeschichte! Dazu kommt noch der hervorragende Mehrspielermodus, der besonders kooperativ für beste Laune vor dem im Groove wippenden DS sorgt. All das und mehr macht Elite Beat Agents zum besten Rhythmusgame für den kleinen Doppelscreener - okay, es gibt bislang keine Konkurrenz, aber das soll das Ergebnis nicht schmälern. Bin mal gespannt, wie sich Jam Sessions im Vergleich dazu macht...

Pro

völlig abgefahrenes Design
coole Grafik
einfache Steuerung
herausforderndes Spielprinzip
hervorragender Mehrspielermodus, inkl. Koop-Variante

Kontra

beachtlicher Schwierigkeitsgrad
Koop benötigt mehrere Module

Wertung

NDS

Ein wundervoll beklopptes Spiel - das beste Rhythmusgame für den DS!

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