Final Fantasy: Crystal Chronicles - Ring of Fates21.03.2008, Jan Wöbbeking
Final Fantasy: Crystal Chronicles - Ring of Fates

Im Test:

Kinofilme, Online-Abenteuer, Chocobo Racing – 1987 hätten sich die Square-Gründer bestimmt nicht gedacht, welche Wellen ihr Rollenspiel Final Fantasy einmal schlagen würde. Es sollte das finale Spiel des Herstellers werden, doch bis heute erfreut sich die Serie vor allem im Land des Lächelns ungebrochener Beliebtheit. Der neuste Streich ist der DS-Nachfolger des Hack&Slay-Ablegers Crystal Chronicles.

Das Böse ist immer und überall

Die Story dreht sich wie so oft um magische Kristalle und einen düsteren Bösewicht, der die Welt ins Chaos stürzen will. Das wirkt zwar altbekannt, doch nach ein paar Dialogen muss man die Figuren einfach ins Herz schließen:

»Nicht schon wieder so ein blöder Vogel!« Der übermütige Zwilling Yuri hat vor nichts und niemandem Angst.
Da sind zunächst einmal die Zwillinge Yuri und Chelinka, die allein mit ihrem verwitweten Vater in einem idyllischen Dorf leben. Der vorlaute Yuri hat vor nichts und niemandem Angst und beschwert sich dementsprechend lautstark, wenn als Level-Boss schon wieder »nur« ein bildschirmfüllender Vogel auftaucht. Chelinka versucht natürlich, gegenzuhalten und betont ständig, dass sie zwei Minuten früher geboren wurde und Yuri somit öfter einmal auf seine ältere Schwester hören solle.

Außerdem trefft ihr auf den altklugen Alhanarlem vom Volk der Yukes, dessen hochgestochenes Alchemisten-Geschwafel die Geschwister ohnehin nicht verstehen und auf die kleine Meeth vom Volk der Liltys, die trotz ihrer rigorosen Art alles und jeden verniedlicht. Auch der Mogu ist mit von der Partie: Er und seine Armee von kleinen, mit Bommeln versehenen Mogry-Knuddelwesen weisen euch in Kampf- und Magie-Techniken ein. Außerdem könnt ihr sein Aussehen in einem Editor nach Herzenslust verunstalten und ihn mit Freunden oder über das Internet tauschen.

Zuckersüß und kunterbunt

Zwischen den Kämpfen wird die Geschichte mit ausführlichen Zwischensequenzen in Spielgrafik erzählt.
Ihr seht schon: Es stecken liebenswerte Charaktere hinter den knuddeligen Pixel-Heroen. Aber auch Widersacher wie der wirbelnde Fuchs und die kugelrunde Fledermaus sehen derart possierlich aus, dass man ihnen eigentlich gar nichts zu leide tun möchte. Nun aber ans Eingemachte: Sobald euch ein paar Sequenzen in Spielgrafik in die Vorgeschichte eingeweiht haben, geht es in düsteren Dungeons und auf verschneiten Berggipfeln auf Jagd nach wilden Kreaturen. Leider erinnert der eckige Aufbau der etwas karg gestalteten Landschaften an einen einfachen Level-Editor. Ihr betrachtet die Kulissen wie im Klassiker Landstalker aus der Iso-Perspektive. Die Kampfsteuerung ist ebenso simpel wie eingängig: Ein Knopf ist zum Springen da, mit einem zweiten gebt ihr den Monstern Saures. Ihr könnt ihnen Kombos verpassen, das Schwert aus der Luft gen Boden rammen, ihnen auf dem Kopf herumtrampeln und sie an die Wand schmettern. Oder aber ihr hängt euch an eine Fledermaus und bearbeitet sie von unten.         

Metzeln per Zeigefinger

Sobald Alhanarlem zu eurer Party stößt, könnt ihr ihn anwählen und aus der Distanz mit magischen Kugeln schießen. Außerdem besitzt jedes Volk eine eigene Spezialfähigkeit: Per Druck auf die R-Taste wird eine verzerrte Ansicht des Geschehens auf den Touchscreen verfrachtet. Wählt ihr z.B. Yuri als Anführer an, startet er nach einer Berührung mit dem Zeigefinger einen kraftvollen Zielsuch-Angriff. Alhanarlem kann dagegen mit seinem Magieschweif versteckte Plattformen materialisieren, die euch in den zahlreichen Hüpfpassagen über weite Abgründe helfen. Außerdem löst ihr ab und zu ein paar einfache Schalter-, Schlüssel- und Verschieberätsel.

Gemeinsam sind sie stark: Eure Helden können ihre Zauber miteinander kombinieren.
Eine Spezialität der Serie ist auch diesmal wieder dabei: Ihr greift eure Widersacher nicht nur mit einzelnen Zaubern wie Feuer und der betäubenden Eis-Attacke an, sondern könnt die Magie sogar stapeln. Dazu steuert ihr den Zielkreis auf den Gegner, wechselt den Charakter und schickt einen zweiten Kreis an die gleiche Stelle - doppelt hält schließlich besser! Je nach Mischung von Magie-Arten und Gegnertyp richten die kombinierten Zauber mitunter verheerenden Schaden an. Im Städtchen Rabena Te Ra dürft ihr übrigens zwischen den Missionen nach Herzenslust shoppen gehen. Im Angebot befinden sich neue Rüstungsteile, Waffen wie unterschiedliche Schwerter und Bögen sowie Magie-Gegenstände und Hitpoint-Erweiterungen. Außerdem könnt ihr die gesammelten Gegenstände, die getötete Feinde fallen lassen, zu diversen Materialien wie Stoff und Leder verarbeiten lassen.

Vier Gefährten = vier mal so viel Spaß?

Neben dem beschriebenen Abenteuer erwartet euch ein Missions-Modus, in dem ihr mit bis zu drei Mitstreitern in den Kampf zieht. Leider benötigt jeder Teilnehmer ein eigenes Modul. Zu Beginn sprecht beim König vor und holt euch einen Auftrag ab. Mal müsst ihr unter Zeitdruck eine bestimmte Zahl Monster niedermetzeln, ein anderes mal gilt es, diverse Schalterrätsel zu lösen. Das Mehrspielervergnügen ist zwar nicht in eine »echte« Story eingebettet, aber im Gegenzug könnt ihr eure Mitspieler nach Herzenslust durch die Gegend schmeißen, wenn sie zu vorlaut werden. Oder ihr schnappt ihnen die Bonusgegenstände vor der Nase weg, nachdem sie einen Angreifer niedergestreckt haben - diebische Freude ist in jedem Fall garantiert!     

Fazit

Altbekannt und trotzdem gut: Betrachtet man nur den Spielablauf, wirkt der neue Hack & Slay-Ableger der Final Fantasy-Reihe wie ein weiteres typisches 08/15-Gemetzel aus Nippon. Die Levels sehen aus wie mit dem Baukasten gestrickt und auch das simple Hau-Drauf-Prinzip mit Aufleveln hat man in dieser Form schon hundertfach gesehen. Doch trotzdem wollte ich den DS schon nach kurzer Zeit gar nicht mehr aus der Hand legen. Das liegt vor allem an den liebenswerten Charakteren – ich musste einfach wissen, wie die Geschichte um das Zwillingspaar weiter geht. Ich hätte beinah eine Träne verdrückt, als...pardon, ich will euch nicht die Geschichte verderben. Außerdem macht das Kämpfen dank der gelungenen Steuerung, interessanter Moves und Magiestapel jede Menge Spaß. Vor allem die Kämpfe gegen die riesigen Obermotze sind unterhaltsam – obgleich sie geübte Spieler kaum in Bedrängnis bringen. Kooperativ dürft ihr die Kampagne zwar nicht durchspielen, im Gegenzug geht ihr im speziellen Missions-Modus zu viert auf die vergnügliche Monsterjagd. Also - ob allein oder in Gesellschaft: Mit dem neuen Crystal Chronicles erwartet euch ein konservatives aber unterhaltsames Fantasy-Abenteuer.

Pro

liebenswerte Charaktere
altbekannte aber trotzdem mitreißende Story
unterhaltsame Bosskämpfe
Melodien gehen einem nicht mehr aus dem Kopf

Kontra

altbackenes Spielprinzip
Umgebungen wirken wie aus dem Baukasten
zu einfach
jeder Mitspieler braucht für den Multiplayer ein eigenes Spiel
Story-Modus nicht kooperativ spielbar

Wertung

NDS

Konservativ aber unterhaltsam: Hack&Slay-Abenteuer mit liebenswerten Charakteren und separatem Multiplayer für bis zu vier Krieger.

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