Worms: Open Warfare 209.09.2007, Jan Wöbbeking
Worms: Open Warfare 2

Im Test:

Achtung, auch euer zarter, weißer DS ist vom Wurmvefall bedroht. Aber keine Bange - diese britische Mutation des aggressiven Ungeziefers liefert sein Vernichtungsmittel gleich mit. Außer wirksamen Hausmittelchen wie dem fliegenden Superschaf sind auch richtig dicke Keulen wie der alles zerstampfende Betonesel dabei. Außerdem helfen Kammerjäger aus dem Internet beim Kampf gegen die Plage.

Was gibt's Neues?

Das Grundprinzip der Würmerschlacht hat sich auch diesmal nicht geändert. Ähnlich wie im allerersten Teil von 1994 stehen sich zwei bis vier Mannschaften aus jeweils vier 2D-Krabblern gegenüber und bomben sich rundenweise die Grütze aus dem Schlauch. Das ganze geschieht sowohl mit konventionellen Waffen wie der Bazooka und der Splittergranate, als auch mit modernen Massenvernichtungswaffen wie einem fliegenden Superschaf, dass auf Knopfdruck detoniert. Einen guten Überblick über Modi, Waffen und Besonderheiten bekommt ihr übrigens in Pauls Vorschau. Die neuen Entwickler von Two Tribes haben sich einiges einfallen lassen, um das fröhliche Weichtiergemetzel noch lustiger zu gestalten.

Die gefährlichste Massenvernichtungswaffe unserer Zeit: Der Betonesel stampft sich bis an den unteren Bildrand.
Wie immer bekriegt ihr euch an unterschiedlichen Schauplätzen wie der Wüste und einem Schlachtfeld aus dem ersten Weltkrieg. Doch diesmal wirken sich die Hintergrundthemen direkt auf den Spielverlauf aus. Im Weltall könnt ihr z.B. weitere Distanzen springend überwinden, und die im Eis verkeilte Titanic bringt ab und zu das komplette Spielfeld zum Beben. Das kann sowohl Fluch als auch Segen sein, denn am Abgrund stehende Würmchen rutschen dadurch nicht selten ins tödliche Nass. Zum zocken auf zwei Handhelds benötigt ihr nur ein Modul.

Allerdings sind dann die Optionen stark eingeschränkt. Profis sollten sich lieber gleich zwei Module besorgen oder den DS an den Mitspieler weitergeben, der gerade am Zug ist. Dann könnt ihr von den Waffen über den Schauplatz bis hin zum Untergrund alles nach Herzenslust konfigurieren. Seil-Veteranen werden sich vermutlich über das starre Ninja-Rope ärgern. Interessant sind dagegen die neuen defensiven Waffen wie das automatische Geschütz und der Geschosse anziehende bzw. abstoßende Magnet. Leider kam ich bisher kaum dazu, sie einzusetzen. Seinen ersten Auftritt auf dem DS hat der riesige Betonesel, der wirklich alles gnadenlos in die Erde stampft, was ihm unter die Hufe gerät.

Auch für einsame Kammerjäger geeignet!

Außerdem machen viele interessante Solo-Modi das Modul auch für lange Zugfahrten attraktiv. Am interessantesten ist der neue Rätselmodus, bei dem ihr einen Wurm ins Ziel bringt oder die an abgelegenen Orten stehenden Attrappen zerstört. Nebenbei bemerkt ist dieser Modus ein prima Tutorial für die neuen Waffen. Auch in der Kampagne gibt es recht unterschiedliche Aufgaben zu meistern. Mal sollt ihr einfach das gegnerische Team erledigen, ein anderes mal einen einsamen Piratenkapitän auf einer hohen Bergspitze erreichen.

Die KI-Würmer treffen allerdings immer noch bei so gut wie jedem Schuss, verhalten sich als Ausgleich aber taktisch nicht sonderlich clever. Ironischerweise grübeln sie aber kürzer als ihren genau so dämlichen Artgenossen auf der Xbox 360, obwohl der Microsoft-Konsole bekanntlich gleich drei Prozessorkerne zur Verfügung stehen. Auch die Minispielchen sind immerhin ein paar Minuten lang unterhaltsam: Besonders spaßig ist es, das am Fallschirm baumelnde wirbellose Tierchen mittels Mikrofon in Bestzeit durch das Level zu pusten.            

Erfolge angeln mit Netz und Würmern

Daneben!
Eine der wichtigsten Neuerung ist das Online-Spiel. Endlich könnt ihr Menschen rund um den Erball ärgern - oder wahlweise aus eurer näheren »Umgebung«, auf welche Länder auch immer dieser Modus beschränkt sein mag. Entscheidet ihr euch für ein gewertetes Ranglistenspiel, könnt ihr davon abgesehen nur den Spieltyp festlegen. Zur Wahl stehen unter anderem das klassische Deathmatch und der Modus Festungen. Bei der zweiten Variante stehen sich die zwei Mannschaften auf zwei Bergen gegenüber, die durch ein gutes Stück todbringendes Wasser voneinander getrennt sind. Außerdem könnt ihr euch im Rennen gegen einen anderen Mitspieler versuchen. Schwingt euch mit dem Ninja-Seil durch die Schikanen und erreicht als erstes die Zielflagge, um zu triumphieren.

Beim nicht gewerteten Zufallsspiel könnt ihr außerdem die Zahl der Mitspieler auf zwei, drei oder vier Personen festlegen. In der Lobby darf danach demokratisch über Details wie Schauplatz, Form des Untergrundes und Spielschema abgestimmt werden. Trotz stundenlanger Suche habe ich es aber nur einmal zustande gebracht, mit drei anderen Spielern eine solche Partie zu starten. Leider lief die komplette Action in Zeitlupe über den Bildschirm und zwei der Teilnehmer flogen schon wenige Sekunden nach dem Start vom Server. Die Zwei-Spieler-Partien liefen zwar flüssiger, aber auch dabei gab es ab und zu Verbindungsprobleme. Außerdem dürft ihr erst einmal minutenlang auf einen Ladebildschirm starren, bevor das Match beginnt. Teilweise konnte ich sogar überhaupt nicht online gehen und bekam statt dessen diverse Fehlermeldungen präsentiert.

Freund oder Feind?

Beim Spieltyp Festungen trennt euch ein weiter See vom Gegner.
Doch lasst euch nicht zu sehr verunsichern. Meistens liefen die Zwei-Spieler-Partien ohne Probleme. Und dann wurde wirklich jedes Spiel zur Gaudi oder zum knallharten Duell. Doch so sehr sie euch auch triezen, ihr dürft eure Widersacher am anderen Ende der Leitung nicht durch den DS anschreien. Es gibt weder Voice-Chat noch vorgefertigte Flüche und Grüße wie in Ridge Racer 7 auf der PS3. Nicht einmal meine wunderschönen Namenskreationen wie »Torben Brotbombe«, »Olololaf« und »ROFLMAO Tse Tongue« durfte ich meinen Gegnern präsentieren. Lediglich eure Freunde auf der Friend Code-Liste dürfen die eigens erstellten Namen sehen. Alle anderen bekommen ein vorgefertigtes englisches Synonym eingeblendet, dass ihr euch auswählen dürft. Vermutlich will THQ oder Nintendo damit verhindern, dass jüngere Spieler ihr Vokabular mit unerwünschten Kraftausdrücken erweitern.

Auch die selbst gebastelten Stages aus dem mitgelieferten Editor dürft ihr online nur mit denen zocken, die euren Freundes-Code kennen. Schade, denn nach ein paar Minuten Eingewöhnung lassen sich mit dem einfachen aber etwas umständlichen Baukasten recht nette Level zaubern. Löblich ist hingegen, dass es neben der Liste für Freunde auch ein Pendant für Rivalen gibt. Darin könnt ihr Gegner eintragen, gegen die ihr kurz zuvor gespielt habt. Allerdings müsst ihr dazu erst einmal die passende Option finden: Klickt in der Spielerauflistung nach einem Match auf den Namen und wählt die Option zum Hinzufügen aus.

Fummel dich durch...

Auch an anderer Stelle sind die Menüs in Worms: Open Warfare 2 (ab 15,08€ bei kaufen) etwas gewöhnungsbedürftig aufgebaut. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich herausgefunden habe, dass sich hinter dem Menüpunkt »Laden« keine gespeicherten Spielstände verbergen. Statt dessen gelangt ihr dadurch in das Geschäft, in dem ihr eure im Solospiel verdienten Kohlen in neue Waffen und Gimmicks wie lustige Sprachsets investiert. Okay, das hätte ich auch durch einen Blick in die Anleitung herausfinden können, aber das Hinzufügen von Rivalen zur entsprechenden Liste wird dort z.B. nicht erklärt.

Bei der Steuerung setzen die Entwickler von Two Tribes auf die klassischen Buttons und das Steuerkreuz, was bestens funktioniert. Manche Aktionen wie die Waffenwahl und die Namenseingabe könnt ihr auch mit dem Touchscreen erledigen, müsst es aber nicht. Der Bildschirm lässt sich diesmal glücklicherweise mit den L- und R-Tasten scrollen. Der obere Teil dient wahlweise als nach oben verlängertes Sichtfeld und, nach einem Druck auf die Select-Taste, als Übersichtskarte.        

Fazit

Jawoll, so mag ich das! Ich hatte noch nie so viel Spaß am Würmer metzeln wie mit dem neuen DS-Teil. Diesmal gibt es nicht nur eine lauwarme Neuauflage mit ein paar neuen Waffen und Szenarien. Statt dessen wartet ein umfangreicher Online-Modus auf euch, bei dem ihr nicht nur Bekannte mit einem Freundescode, sondern auch ebenbürtige Mitspieler aus dem Matchmaking in einer Liste sammeln dürft. Außerdem bringen Erdbeben, die Sicht verdeckende Wolken und andere Zufallsereignisse frischen Wind in den Spielverlauf. Auch Solisten werden dank dem neuen Rätselmodus und den Minispielchen gut unterhalten. Leider merkt man an allen Ecken und Enden, dass das Spiel offenbar mit der heißen Nadel gestrickt wurde: Die Menüs sind unübersichtlich, die KI-Würmer immer noch nicht schlauer und im Rätselmodus müsst ihr nach jeder Aktion sekundenlang warten, bis euer winziger Kriechtier zum tausendsten mal »Verstanden!« gebrüllt hat. Warum überhaupt das Festhalten an diesem seltsamen Sprachsample? Ich bin in dem Moment doch erst im Begriff, dem elenden Wurm Befehle zu erteilen. Außerdem läuft der Online-Modus reichlich unstabil. Keine Panik, meist kommen trotzdem spannende Schlachten zustande. Aber Titel wie Custom Robo laufen deutlich problemloser und flüssiger – und dabei handelt es sich immerhin um einen blitzschnellen Prügler und nicht um gemächliche Rundenstrategie wie bei Team 17s Würmer-Klassiker. Doch wenn ihr über die vielen kleinen Macken hinweg seht, erwartet euch bombiger Spaß für unterwegs.

Pro

Das Spielprinzip sorgt auch heute noch für wunderbare Schadenfreude.
umfangreiche Internet-Duelle für bis zu vier Spieler
Tragt Gegner aus der Spielersuche in eine eigene Rivalen-Liste ein.
Schauplätze wirken sich aufs Gameplay aus, z.B. durch Erdbeben+ netter Puzzle-Modus für einen Spieler
Auch die vielen anderen Single-Player-Modi unterhalten einige Zeit lang.
gelungene Tasten-Steuerung

Kontra

- Online-Modus läuft technisch leider nicht immer sauber
starres Ninja-Seil
Warum schliddern die Würmer im Eislevel nicht?
Eigene Maps und Namen dürfen online nur bei Matches gegen Friend Code-Freunde benutzt werden.
lange Wartezeiten vor Online-Matches
unglücklich designte Menüs
zu knappe Anleitung
etwas unausgewogene KI

Wertung

NDS

Der zweite DS-Ableger bietet bombigen Online-Spaß und unterhaltsame Einzelspieler-Rätsel.

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