Call of Duty 4: Modern Warfare09.01.2008, Paul Kautz
Call of Duty 4: Modern Warfare

Im Test:

Eine 4P-Wertung von 91%, Leserspiel des Jahres, PC-Spiel des Jahres, jeweils Zweitplatzierter bei der Wahl zum 360- und Actionspiel des Jahres - Call of Duty 4 hat bei uns eigentlich alles abgesahnt, was ein packendes Game nur absahnen kann. Ob Activision diese Erfolgsgeschichte mit der DS-Version fortführen kann?

Krampf in der Kiste

Auf dem DS gibt es kaum Ego-Shooter. Warum? Aus zwei Gründen: Erstens hat Nintendos Handheld in Sachen 3D-Power ungefähr so viel Feuer unterm Deckel wie ein besseres Handy. Zweitens sind die Steuerungsmöglichkeiten sehr eingeschränkt, was gerade für Spiele in einer offenen 3D-Welt ein Finger im Auge ist. Resultat: Selbst Highlights wie Metroid Prime: Hunters sehen nur für Plattform-Verhältnisse gut aus und erfordern viel Gewöhnung bei der Steuerung. 

Technisch ist CoD 4 für DS-Verhältnisse beeindruckend: Flotte 3D-Grafik, glaubwürdige Umgebungen, gute Effekte.
Das Gleiche gilt für Call of Duty 4 (CoD 4): Die Grafik ist für DS-Standards wirklich sehr gut, läuft meist flott, bietet viele 3D-Objekte, gute Effekte und dicke Explosionen - aber eben nur innerhalb dieser engen Grenzen, die aktuellen Standards etwa zehn Jahre hinterher hängen. Und die Kontrolle macht zwar das Beste aus ihren Möglichkeiten, was aber nicht bedeutet, dass man daran Freude hat: Mit dem Digipad (Linkshänger greifen zu den Buttons auf der anderen Seite) lauft ihr in alle Richtungen, die Sicht kontrolliert ihr per Stylus auf dem Touchpad. Doppeltapser bewirken u.a. einen flotten Sprint, einen Waffenzoom oder schnelles Ducken, gefeuert wird mit der Schultertaste.

Das Problem ist dabei zum einen die Zuverlässigkeit, besonders der Zoom kann einem den letzten Nerv rauben: Kaum batscht man zwei Mal auf den Screen und will den Feind ins rote Visier nehmen, schon wird durch die erneute Berührung gelegentlich auf einmal wieder rausgezoomt - das macht man ein paar Mal, dann ist man tot, weil der Gegner dieses Problem logischerweise nicht hat und munter weiterballert. Ein weiterer Knackpunkt ist, dass man z.B. zum Umdrehen den Stylus ständig absetzen, zentrieren und neu ansetzen muss - mitten in der Action kann das fatal sein. Und nicht zuletzt ist die Haptik ein Problem: Hält man den DS in der Hand, riskiert man schnell Krämpfe, legt man ihn auf den Tisch, ist die Bedienung von D-Pad und Schultertaste gleichzeitig ein fummeliges Problem. Wie gesagt: Das ist nicht nur das Problem von CoD 4, sondern generell von allen Shootern auf dem DS. Was natürlich mal wieder die Frage nach der Existenzberechtigung dieses Genres auf dieser Plattform aufwirft.

Angriff der Klon-Dschihadisten

Von der Technik mal abgesehen bietet CoD 4 auch in Klein eine Menge Balleraction: Als Soldat der US Marines bzw. der britischen SAS fegt ihr durch üblich verdächtige Schurkenstaaten und erledigt Gegner mit Pistole, MG, Raketenwerfer oder vom fahrenden Truck aus mit der Minigun. Immer wieder müsst ihr auch mit Bomben hantieren, die ihr in einem »Pipe Dream«-ähnlichen Minigame entweder scharf macht oder unter Zeitdruck hervorgehobene Drähte nachmalt, um sie zu entschärfen. All das und mehr wird euch im Tutorial beigebracht, das wie der größte Teil des Spiels komplett von qualitativ hochwertiger deutscher Sprachausgabe begleitet wird.

Auf dem oberen BIldschirm findet die Action statt, während das Touchpad die Karte zeigt, das Inventar beherbergt und zum Umsehen dient.
Die Kampagne hat mit ihrem großen Vorbild mit Ausnahme des generellen Szenarios nichts zu tun, bleibt vielen Serientraditionen nichtsdestotrotz treu: Das Gesundheitssystem ohne Medipacks, dafür bei Treffern immer röterem Bildschirm ist ebenso bekannt wie die Granatenwarnung, der Einsatz im Team oder die Vielzahl von Skriptsequenzen, die dafür sorgen, dass Kameraden Türen eintreten oder Gegner von heranschwirrenden Helikoptern zerschnetzelt werden. Apropos: CoD 4 ist eines der wenigen ab 18 Jahren freigegebenen DS-Spiele - warum auch immer, denn die kruden Klonarmeen (pro Level gibt es grundsätzlich nur einen Gegnertypen, den aber dutzendfach) bluten nicht und verabschieden sich nach dem Ableben sofort ins Pixelparadies. Vorher scheinen sie aber noch eine Art Hydra-Fluch zu verbreiten, das würde jedenfalls das ständige, dezent unmotivierte Feind-Spawning erklären. Zwischen den Aufträgen wird automatisch gespeichert und die Story mittels Standbildern und Echtzeit-Filmchen weitergeführt. Und außerhalb der Kampagne wartet natürlich noch der zweigeteilte Mehrspielermodus: Besitzer lediglich eines Moduls dürfen zwar auch zu viert spielen, müssen aber mit lediglich einem Spielmodus, zwei Levels und langen Ladezeiten leben. Besser wirds, wenn jeder DS-Soldat ein eigenes Modul hat, denn dann warten vier Spielvarianten, sieben etwas kleine Levels und regelbare Punkte- und Zeitlimits. Das Ganze spielt sich innerhalb der Steuerungsmöglichkeiten recht flott, der Komfortfreund in mir vermisst allerdings einen Online-Modus - da war Metroid Prime: Hunters schon weiter.    

Fazit

Ich vertrete eine pragmatische Design-Ansicht: Wenn ein Genre nicht für eine Plattform geeignet ist, verzichte ich lieber darauf, als mit »Naja, es geht ja irgendwie«-Mittelmaß abgespeist zu werden. »Shooter« und »Handheld« passt einfach nicht richtig zusammen, selbst mit Metroid Prime: Hunters bin ich aufgrund der fummeligen Steuerung nie richtig warm geworden. CoD 4 erinnert in vielerlei Hinsicht an den Kopfgeldjägerinnen-Konkurrenten, ganz besonders technisch legt es sogar noch die eine oder andere Kohle nach. Für einen DS-Shooter macht es seine Sache also gar nicht schlecht, aber eben nur für einen DS-Shooter. Wenn ihr mit dieser Einschränkung leben könnt, dürftet ihr ohnehin froh sein, mal wieder neues Ballerfutter für den Doppelscreener zu bekommen.

Pro

Steuerung zwar flüssig...
detaillierte, meist flüssige 3D-Grafik
viel und sehr gute deutsche Sprachausgabe
tolle Soundkulisse

Kontra

aber dennoch fummelig
simples Spielprinzip
doofe Gegner
verbuggtes Zielsystem

Wertung

NDS

Technisch beeindruckende Hosentaschen-Ballerei, die aber besonders an der gewöhnungsbedürftigen Steuerung krankt.

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