Im Test:
Soul Calibur in 2D?
Dabei kann man sich das Leben so einfach machen: Actionfan, nimm die Spieleschachtel in die Hand, ignoriere das Cover, drehe sie um und erblicke den Namen, der jeden Oldschool-Actionfan mit einem wohligen Schauer überzieht - Treasure! Ja, dieselben Japaner, die der Welt schon so wundervolle Titel wie Ikaruga, Gunstar Heroes , Gradius V oder Astro Boy: Omega Factor schenkte, tummelt sich jetzt auch im Beat-em-Up-Bereich. Und zwar so kompetent, dass man dahinter SNK vermuten könnte.
Für alle, die Bleach nicht kennen: Banget nicht, es ist auch ohne Kenntnisse der Vorlage problemlos spielbar. Zwar entgehen euch viele Insiderwitze, außerdem werdet ihr euch kaum daran erfreuen, dass die Figuren von den Original-Sprechern der englischen Serie vertont werden und ihre Trademark-Moves nutzen. Aber sofern ihr nicht gerade ein Faible für Ausdrücke wie
»Blumen-Kranich-Kanone« habt, werdet ihr mit diesem Verlust leben können. Viel wichtiger ist das zwischen die Mange-Filmchen gequetschte Spiel: Wenn ihr euch mit Samurai Showdown-Serie oder der Guilty Gear-Reihe auskennt, dann werdet ihr euch in Bleach sofort heimisch fühlen: Die Präsentation setzt auf detailverliebt animierte, rasant gepinselte Pixelfreude dicken Kalibers alter Schule. Je nachdem, wie nahe die Kombattanten zusammen stehen, zoomt die Kamera rein und raus, bis zu vier Kämpfer tummeln sich gleichzeitig in einem Gefecht - damit in diesen Fällen die Übersicht einigermaßen gewahrt bleibt, könnt ihr auf Knopfdruck zwischen zwei Grafik- und Action-Ebenen hin und her springen. Eure wichtigste Waffe ist das Schwert, das ihr mittels verschiedener Angriffstasten unterschiedlich stark schwingen könnt. Aber natürlich verfügt jeder der 28 Kämpfer über mannigfaltige Spezialmanöver, die auf zwei Arten ausgelöst werden können: Zum einen über die üblichen Richtungs- und Tastenkombinationen, zum anderen über einen entsprechenden Tippser auf das Touchpad. Das gibt Beat-em-Up-Unerfahrenen die Möglichkeit, mal mit den großen Jungs zu spielen, ohne gleich nach zweieinhalb Sekunden Pixelstaub zu fressen. Auf der anderen Seite ermöglicht diese Art von extremer Erleichterung (gerade in Kombination mit anderen Helferlein wie dem Auto-Blocking) sehr unausgewogene Matches - gerade im Online-Modus, aber dazu gleich mehr. The Blade of Fate bietet klassische 2D-Prügelaction im SNK-Stil - Kenner vom Samurai Showdown werden sich sofort heimisch fühlen.
Schwertschwinger-Kartentricks
Wenn ihr Bleach also »richtig« spielen wollt, führt kein Weg am Pauken von Tastenkombinationen vorbei - dann steht euch allerdings auch die Wunderwelt der Taktik offen. Denn neben dem reinen Gekloppe habt ihr noch viel tiefschürfendere Möglichkeiten, eurem Kontrahenten den Kimono über den Kopf zu ziehen: Kombos, Super Moves, mehrstufige Cancels, Luftattacken - The Blade of Fate bietet dem Prügelkenner erstaunlich viele Möglichkeiten.
Neben der Möglichkeit die Spezialattacken auszulösen, beherbergt das Touchpad noch einen viel gewichtigeren Passagier: die »Geisterkarten«. Das sind Eigenschaften verändernde Karten, die jederzeit ausgespielt werden können. So gibt es mehr Energie für euch oder kurzzeitig keine Spezialattacken für den Feind - eine taktisch gut eingesetzte
Geisterkarte kann eine Partie entscheidend wenden. Allerdings habt ihr keinen Einfluss auf die angezeigten Karten, die aus einem Fundus von über 100 zufällig gewählt werden. Darüber hinaus gibt es pro Match maximal 15 davon - wer also der Meinung ist, dem Gegner eine Karte nach der anderen vor den Latz knallen zu können, ist schief gewickelt. Anfangs verfügt ihr nur über einen eingeschränkten Fundus; neue Karten könnt ihr im spieleigenen Shop kaufen, die ihr dann auch zu personalisierten Decks zusammensetzen dürft. Bis zu vier Kämpfer tummeln sich gleichzeitig auf dem Spielfeld. Die Kamera zoomt fleißig rein und raus, um die Übersicht zu bewahren, außerdem kann man zwischen zwei Ebenen wechseln.
Zu viele Chis
Der wichtigste Hauptmenüpunkt ist die Story: Hier reist ihr als Ichigo Kurosaki zur Soul Society, um eine Shinagami namens Rukia Kuchiki zu befreien - habt ihr das geschafft, dürft ihr auch mit den anderen Figuren loslegen. Die Geschichte wird mit vielen Dialogen und noch mehr Manga-Bildern ausufernd, aber natürlich nicht gerade geschmacksneutral präsentiert. Was die Spielvariante aber so interessant macht ist, dass ihr vor den meisten Gefechten eine bestimmte Aufgabe bekommt - schafft ihr die (sich nicht treffen lassen, den Gegner mit einem bestimmten Manöver besiegen etc.), entwickelt sich die Geschichte anders weiter.
Neben der Story warten noch einige andere Spielvarianten - Arcade, Duell, Training. Herausforderung und natürlich Multiplayer. Der bietet gleich drei Vorteile: Erstens dürfen bis zu vier Spieler gleichzeitig gegeneinander antreten, zweitens brauchts dafür nur ein Modul - obwohl die Ladezeiten erheblich kürzer sind, wenn jeder Kämpfer sein eigenes Spiel hat. Und drittens dürft ihr gegen die ganze DS-Welt antreten, denn Bleach unterstützt den immer noch recht selten genutzten Online-Modus des Handhelds. Allerdings müsst ihr bei der Verbindung auf euer Glück hoffen, während des Tests hatten wir nur sehr selten ein Match, das nicht von Lags durchsetzt war.
Fazit
Gute Prügler sind auf Handhelds eine Seltenheit, was vor allem an der Steuerung liegt - die tendenziell eher schwammigen Pads von GBA, PSP und DS vergrätzen Arcadestick-verwöhnte Beat-em-Up-Liebhaber normalerweise. Das Problem kann auch Bleach nicht aus der Welt schaffen, bietet aber seinerseits mehr als genug Anreiz, sich durchzubeißen: Okay, die Präsentation ist nicht jedermanns Geschmack, mein Kitsch-und-Klischee-Toleranz-o-Meter war gerade während der Story mehrmals kurz davor, zu explodieren. Aber das darunter liegende Spiel ist eine Prügelperle in guter SNK-Tradition mit exzellenter Technik - Treasures Name verpflichtet nun mal. Fans der Show bekommen hier die gewohnt albernen Dialoge und Figuren präsentiert, Beat-em-Up-Freaks einen kompetenten Prügler mit vielen taktischen Möglichkeiten.
Pro
Kontra
Wertung
NDS
Eine Prügelperle in guter SNK-Tradition mit exzellenter Technik - die Präsentation ist allerdings Geschmackssache.
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