Commander - Europe at War22.04.2009, Bodo Naser
Commander - Europe at War

Im Test:

Braucht ein Hearts of Iron 2-Klon, der auf dem Rechner allenfalls durchschnittlich war, eine DS-Version? Das Team von Slitherine (Legion) geht davon aus und portiert Commander - Europe at War (ab 14,00€ bei kaufen) für Nintendos tragbare Daddelkiste. Kann das rundenbasierte Weltkriegs-Strategiespiel hier vielleicht sogar einen etwas besseren Eindruck hinterlassen?

Hearts of Iron light

Das Spielprinzip von Commander scheint wie gemacht für Konsolen, da es stark vereinfacht ist, keine große Einarbeitung braucht und einen leichten Einstieg ermöglicht. Wer schon mal mit einem Vertreter der rundenbasierten Strategiezunft Bekannschaft gemacht hat, kommt trotz einer gewissen Unübersichtlichkeit ohne Probleme zurecht, nicht zuletzt weil alles Wichtige erklärt wird - allerdings in oft kleiner Schrift. Inhaltlich bleibt alles wie gehabt: Man kann Alliierte oder Achsenmächte auswählen, deren Kampagne jeweils zu Beginn der Jahre 1939 bis 1944 startet. Hobby-Feldherren können den Polen-, Frankreich- oder Russlandfeldzug nachspielen, sollten aber die anderen Fronten nicht vergessen. Dabei sind die wichtigsten Frontlinien des Zweiten Weltkriegs inklusive Nordatlantik und Nordafrika spielbar - einzig der ferne Osten fehlt.

Gegenüber dem großen Vorbild Hearts of Iron 2 bestehen allerdings viel weniger Möglichkeiten, was insbesondere Kriegswirtschaft, Diplomatie und Forschung betrifft, die nur stiefmütterlich abgehandelt werden. Daran ändern auch die original Wochenschauberichte nichts, die sowieso selten über den Bildschirm flimmern. Die Produktion eines Landes ist z.B.

Trotz des abgespeckten Spielprinzips bietet es die Möglichkeit, die Geschichte zu ändern. Wie wäre es, den Suezkanal für die Achsenmächte einzunehmen?
nur steigerbar, indem man fremde Länder besetzt oder sie durch Forschung effizienter macht. Fabriken bauen ist nicht möglich. Die Forschung ist nur auf Schwerpunkte wie Infanterie, Luftwaffe oder Panzer begrenzt, gezielte Erfindungen wie Radar, Raketenbau oder bessere Panzerung lassen sich nicht bewerkstelligen. Bis auf die optisch biederen Hexfeld-Schlachten gibt es recht wenig zu tun, auch wenn man selbst neue Truppen ausheben darf.

Was wäre wenn?

Beim Vorrücken auf der übers Steuerkreuz zu scrollenden Karte herrscht Freiheit, auch wenn die nicht so weit geht wie bei Hearts of Iron 2. Man kann selbst entscheiden, wem man den Krieg erklären möchte. Das ist es dann aber schon, denn  Frieden schließen gehört bereits nicht mehr zu den Optionen. Wer etwa Norwegen den Krieg erklärt, muss erst die Hauptstadt Oslo besetzen, um die Kapitulation zu erreichen. Die Invasion ist einfacher als einstmals bei Panzer General, denn hier reichen eine Einheit, ein Jagdbomber und ein Schlachtschiff. Von einem Run auf Narvik, als Deutsche und Engländer darum buhlten, wer den wichtigen Erzhafen besetzen kann, ist nichts zu sehen, da die Karte nur bis Trondheim geht. Zu Beginn ist Deutschland am Drücker, um die Welt zu erobern, später versuchen die Alliierten, Europa wieder zu befreien.

Man kann Schwerpunkte bilden, wenn man an einzelnen Fronten besonders aktiv wird. So lässt sich die tatsächliche Geschichte bis zu einem gewissen Grad verändern und man kann bereits 1940 mit der Achse Alexandria einnehmen. Wenn die Italiener endlich einsteigen, kann man entweder in Norditalien Richtung Frankreich losschlagen oder die wenigen Truppen nach Nordafrika verschiffen, um dort gegen die Briten zu kämpfen. Auch auf alliierter Seite sind alternative Geschichtsverläufe möglich, etwa wenn man 1939 gleich massiv mit französischen Truppen ins Reich einmarschiert. Jedoch sind die Alliierten anfänglich auf einen großen Krieg weniger vorbereitet als Deutschland, das wiederum eine schwache Flotte hat. Entsprechend passiv verhält sich zunächst die KI, die erst 1941 in Russland anzieht.

Wenig Tiefgang

Hört sich auf dem Papier alles ganz nett an und spielt sich anfänglich auch durchaus unterhaltsam. Es wird aber mit der Zeit deutlich, dass viele Dinge nicht ausgefeilt genug sind, was die Kehrseite der Zugänglichkeit ist. Weder kommen irgendwelche Waffensysteme wie etwa Panzer IV vor noch sind die Generäle mehr als bloßes Beiwerk, da man eigentlich keine Kommandeure braucht, um zu gewinnen. Gänzlich anspruchslos sind oft die Schlachten, bei denen alles ziemlich reibungslos über die Bühne geht. Ich stehe bereits nach einer Stunde am Suezkanal - Rommel und sein Afrikakorps sind daran verzweifelt. Dabei habe ich noch nicht einmal einen Wehrmachtssoldaten nach Ägypten verfrachtet, denn die von mir kontrollierten Italiener schaffen das trotz zweifelhafter Kampfwerte ohne Hilfe. Die dichten Kämpfe erinnern allerdings eher an Stellungskrieg im Ersten Weltkrieg denn an Blitzkriegstrategie, selbst in der Wüste oder Russland, wo die Karte mehr Platz bietet.

Zudem wird die DS-Version von einem fiesen Bug geplagt, der auf dem PC nicht vorkam. Einmal eingestellt kann die Forschung nicht mehr verändert werden, was sowohl bei den Briten als auch den Deutschen auffiel. Wer die Einstellung seiner Schwerpunkte verändern möchte, dem friert der kleine Bildschirm ein, was sich auch nicht umgehen lässt. Das ist besonders hinderlich, da es auf dem DS keine Patches gibt. Man sollte sich also genau überlegen, welche Forschungsoption man wählt, obwohl auch diese nicht kriegsentscheidend ist. Entscheidend ist hingegen die Einsatzbereitschaft der Einheiten, die mit steigender Entfernung von der Heimat abnimmt. Erfahrene Truppen haben eine höhere Moral, ebenso gibt es dabei Unterschiede bei den Nationen.

        

Fazit

Auf dem DS kommt das rundenbasierte Strategiespiel von Slitherine doch etwas besser rüber als auf dem Rechner, wo es zu sehr nach Hearts of Iron-Klon roch. Für die kleine Daddelkiste ist das simple Spielprinzip mehr geeignet, da es einen leichten Einstieg bietet. Man muss sich nicht groß einarbeiten, um ein paar Stunden als General im Zweiten Weltkrieg spielen zu können. Allerdings präsentiert es sich nicht nur optisch bieder - auch Forschung, Diplomatie und Wirtschaft bieten immer noch zu wenig, um langfristig interessant zu sein. Außerdem ist es oft zu einfach, die Geschichte zu ändern, wie der Vorstoß der Achsenmächte auf Alexandria zeigt, der trotz mit der Entfernung fallender Moral problemlos über die Bühne geht. Zudem plagt Commander - Europe at War ein fieser Bug, der leider die ohnehin spärliche Forschung zusätzlich beschneidet, da sich die Optionen nicht ändern lassen, weil das System sonst einfriert. Obwohl die Forschung sich nicht als entscheidend zeigt, ist dieser regelmäßig wiederkehrende Absturz natürlich ein böser Spielverderber. Unterm Strich haben die Stylus-Generäle allerdings mehr Spaß mit Commander - Europe at War als ihre Rechenknecht-Kollegen.

Pro

relativ freies Vorgehen
Geschichte veränderbar
leichter Zugang
Konzept der Einsatzbereitschaft

Kontra

wenig Möglichkeiten
oft anspruchslos
abspeckte Forschung
Kriegwirtschaft wenig ausgefeilt
Diplomatie spielt keine Rolle
Absturz bei Forschung

Wertung

NDS

Auf dem DS macht das Spiel etwas mehr Spaß, obwohl sich im Prinzip nichts geändert hat.

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