Die Gilde DS09.02.2009, Bodo Naser
Die Gilde DS

Vorschau:

Der DS mausert sich immer mehr vom reinen Touchscreen-Daddelkistchen zum Geheimtipp für Strategen. Den mittelalterlichen Pfeffersack kann man bald auch in Die Gilde DS raushängen lassen, das im ersten Quartal 2009 bei RTL Playtainment erscheinen soll. Wird es dem großen Namen gerecht?

Kommt mein Wagen an?

Der mittelalterliche Handel war eine höchst ungewisse Angelegenheit, denn insbesondere der Transport in fremde Städte galt als wenig sicher. Das lag hauptsächlich an der unstabilen politischen Lage: Gab es die Stadt überhaupt noch, mit der

Man schickt die Waren in fremde Städte los. Ob sie unbehelligt dort ankommen, steht in den Sternen. Überall lauert Gesindel. 
man handeln wollte? Wurde sie belagert oder fiel sie den Flammen zum Opfer? Dann die Handelswege selbst, von denen man eigentlich nur mit dem Schiff einigermaßen rechnen konnte. Ein Transport mit dem Karren war schon aufgrund der schlechten Straßen ein Wagnis. Von Raubrittern und Zolleintreibern mal ganz zu schweigen, die einem Händler das Leben zusätzlich schwer machten. Und dennoch war der Warenaustausch höchst lukrativ, da die Städte sich auf bestimmte Güter spezialisierten. So gab es etwa den leinenähnlichen Stoff Barchent fast nur in Ulm oder Augsburg; entsprechend gesalzen waren die Preise und die Gewinne hoch.

Auch bei Die Gilde DS wird man nie sicher sein können, ob die Waren nun unbeschadet dort landen, wo man sie hingeschickt hat. Schiffe wird es leider nicht geben und so ist man auf den Landweg angewiesen, wenn man Waren durch die grüne Landschaft mit ihren fiktiven Ortschaften schicken möchte. In erster Linie sind es die Räuber, die den Handel gefährden. Immer wieder wird man überfallen - und dem kann man eigentlich nur durch Flucht, Verhandeln oder Kampf entgehen. Die gesetzlosen Gesellen haben im Niemandsland ihre Lager aufgeschlagen, die der Spieler auch betreten darf. Dort kann man sie anheuern, damit sie die Konkurrenz ein wenig ärgern. Dem eigenen Ruf wird das aber schon schaden, denn mit Gesindel lässt man sich halt nicht ungestraft ein.

Klassische Handelssim

Ansonsten dürfte Die Gilde DS wehmütige Erinnerungen an die gute alte Zeit aufkommen lassen, was aber nicht nur am mittelalterlichen Szenario liegt. Nein, die klassische Wirtschaftssimulation lebt hier im Miniformat auf, bei der man eifrig Taler scheffelt, um aufzusteigen, Titel einzuheimsen und Konkurrenten auszustechen. Sofort wird man wieder reingezogen in die Gildenaktivitäten: Man wird als kleiner Händler starten, der wenig Geld und Einfluss hat. Hocharbeiten heißt da die Devise, was allein durch Warenverkäufe geschieht. Dennoch wird es verschiedene Wege geben, um das Spiel zu gewinnen: Man überzeugt alle Kaufleute davon, in die Gilde einzutreten, besiegt die anderen mehrfach im Schwertkampf oder wird Kurfürst, was der höchste erreichbare Titel sein wird.

Als ehrbarer Händler hat man stets einen Ruf zu verlieren, da das Ansehen wichtig sein kann. Will der Spieler seine Konkurrenten davon überzeugen, dass sie ihm folgen sollen, muss er einen tadellosen Ruf vorweisen. Seinen Ruf kann man im Laufe einer Partie ruinieren, was sich auf einer bunten Skala ablesen lässt, die von "ehrenvoll' bis "niederträchtig' reicht. Wer zu oft um Preise feilscht, Konkurrenten überfällt oder die Räuber anheuert, dessen Ehre wird schnell angekratzt. Da hilft meist nur noch, im Rathaus Geld zu spenden, was das Ansehen wieder hebt. Allerdings ist ein schlechter Ruf auch bisweilen wichtig, wenn man die Konkurrenten z.B. abschrecken will. So richtet sich das Vorgehen immer danach, was man will.

Geldmachen, leicht gemacht

Dieser Freiheit gilt allerdings nur bedingt, denn ums Geldmachen kommt man nicht herum, da alle drei Spielziele nur mit Zaster zu erreichen sind. Man findet sich als Sohn eines verstorbenen Kaufmanns wieder, der wenig mehr hat, als was er auf dem Leib trägt. Zuerst sollte man sich einen Überblick darüber verschaffen, wo was am günstigsten zu haben ist. Es wird fünf Waren geben, mit denen man handeln kann: Brot, Fleisch, Bier, Geschmeide und Stoffe. Brot ist z.B. in der Stadt günstig, in der es auch eine Bäckerei gibt. Teuer verkaufen lässt sich Nahrung in den großen Städten, die von einer Stadtmauer geschützt werden. Erste Geschäfte sorgen für erste Erfolge und Routen werden ausgekundschaftet, die besonders lukrativ sind. Runde um Runde wächst der Geldsäckel. Bald hat man genug beisammen, dass es für ein eigenes Kontor reicht.

Der Handel wird vereinfacht, so dass es kein all zu großes Hexenwerk ist, an Gold zu kommen. Noch zusätzlich entschärft wird das dadurch, dass man nicht nur auf dem Markt sondern auch auf der Straße handeln kann, wenn man auf einen Kaufmann trifft. Deren Preise werden mehr oder minder zufällig bestimmt, was für gute Geschäfte sorgt. Doch danach ist die Runde leider zu Ende, so dass der Spieler im Straßengraben nächtigen müsst. Die eine oder andere Ware mehr, wäre doch wünschenswert. Mount & Blade hat es vorgemacht, wo der Handel zwar simpel durch die zeitgenössischen Waren aber zugleich interessant war. Immerhin sind die Betriebe selten und teuer, so dass es durchaus eine Herausforderung ist, einen zu erwerben. Leider kommen sie bislang nicht über reine Prestigefunktionen hinaus, da sie sich nicht sinnvoll nutzen lassen. Aber vielleicht wird das ja noch bis zum Release.

            

Flüchten, Feilschen und Fechten

Wie bereits angesprochen, ist außerhalb der Stadtmauer nicht jede Begegnung erfreulich, denn hier tummeln sich die

Fechten will gerlernt sein. In unserer Version sah das Kämpfen schon besser aus. Zudem fehlen hier unten die Kombinationen.  
Vogelfreien. Sie werden dem virtuellen Kaufmann den Aufstieg erschweren, da sie ihm Geld abknöpfen. Das hört sich nach Action an und so ist es auch, denn den Räubern wird man nur durch ein Minispiel entgehen können. Neben der Flucht, die nicht immer klappt, gibt es die Möglichkeit zu feilschen, zu beleidigen oder zu fechten. Beim Feilschen muss man Gewichte auf ein Waage packen; ohne zu wissen, was der Gegnern macht, was trotz guter KI noch am einfachsten ist. Allerdings wird die Summe dadurch auch nur gesenkt, aber blechen muss man trotzdem. Ohne kommt man davon, wenn man den Räuber beim Fechten besiegt, was aber nicht einfach ist, da die Schwertkombinationen einiges an Übung erfordern.

Ebenfalls etwas haarig ist der Beschimpfungswettbewerb, der fast etwas an Monkey Island erinnert. Der Spieler bekommt einen Satz wie: "Ihr seid selbst für die Schweine zu gut." an den Kopf geworfen und muss nun was entgegnen, das passt. Es muss intelligent und prägnant sein, außerdem muss man den Satz mittels Touchpad und Pen über die Auswahl einzelner Silben eintragen, was möglichst schnell und richtig sein sollte. Leider verhaspelt man sich hier öfters, so dass es nicht so einfach ist. Schade, dass es keine Sprachausgabe geben wird, die hier bestimmt witzig wäre.

Mittelaltermarkt auf dem DS

Insgesamt macht Die Gilde DS einen stilechten Eindruck, da man etwa Verträge nicht nur per schnödem Klick, sondern mit einem virtuellen Siegel beschließt, wie man das von einem Patrizier erwartet. Auch andere Aktionen sorgen für Atmosphäre, wie das Schließen der Hand beim Feilschen oder der Fechtkampf, bei dem sich kein Lebensbalken, sondern ein altmodischer Zeiger neigt. Die Städte, durch die man sogar ein wenig scrollen kann, sehen mittelalterlich aus - es gibt Burgen, Märkte und Spelunken, wo man den Wirt auch was fragen könnt, wenn man ein Bier erstanden hat. Die Landkarte mit ihren Flüssen und Pfaden kann sich durchaus sehen lassen, da sogar die Jahreszeit wechselt. Dennoch fehlt es insgesamt noch etwas an Leben.

Leider kann man in der Stadt bislang nur wenige Häuser betreten. Gerade einmal der Markt, das Rathaus, das Gasthaus, das Kontor und die Betriebe sind derzeit begehbar, die aber bis auf das Wirtshaus allesamt nur ihrem reinen Zweck dienen. Auch hier wären ein paar Überraschungen nicht schlecht, wie Zufallsbegegnungen auf der Straße, die einem lukrative Nebengeschäfte anbieten könnte. Ein paar besondere Gebäude wie etwa ein Schloss könnten nicht schaden, die es vielleicht nur in einer Stadt gibt. Dort könnte man dann Aufträge vom Landesfürst erhalten bzw. den einen oder anderen Spezialauftrag. Bislang plätschert das Spielgeschehen noch ohne große Höhen und Tiefen dahin.

      

Ausblick

Die Gilde DS hat was, das merkt man sofort beim ersten Spielen. Die leicht zugängliche Wirtschaftssim wird in erster Linie jede Menge Atmosphäre bieten, wofür stilechtes Ambiente, mittelalterliche Gepflogenheiten und Minispiele aus der Zeit sorgen. Hier wird gefeilscht, angeschwärzt und gefochten, was das Zeug hält - auch wenn einige der Spielchen mit Touchscreen und Stylus noch Feinschliff nötig haben. Doch wer mit dem aktiven Räuber verscheuchen nicht zurechtkommt, kann trotzdem Geschäfte machen. Das liegt daran, dass die periodisch auftretenden Räuber einem nie alle Dukaten abknöpfen, so dass immer noch genug übrig bleibt, um weiterzumachen. Auch der Handel ist vereinfacht, da es nur eine Hand voll Waren gibt. Darunter leidet die Langzeitmotivation aber kaum, da man natürlich den nächsten Titel einheimsen will. Es gibt aber drei verschiedene Wege, um zum Sieg zu kommen, so dass sich auch ein Wiederspielwert abzeichnet. Leider ist der Spielverlauf noch etwas zu glatt, so dass man nach ein paar Stunden ohne allzu große Anstrengungen der beste Kaufmann ist. So könnten ein paar Zufallsereignisse nicht schaden, die ein wenig Abwechslung ins Spiel bringen.

Ersteindruck: gut

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