Ghettos aufbrechen
Was sich die Tage in Berlins "Problemstadtteil" Neukölln abspielt, ist ein Paradebeispiel dafür, was man bei der Städteplanung, Bau und Verwaltung alles verkehrt machen kann. Kümmert sich der Staat nicht um die Belange der Unterprivilegierten, so führt das über kurz oder lang wie letztes Jahr in
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Derart bescheiden sieht euer Stadtchen zu Beginn einer Partie aus. Immerhin sind die Bewohner schon mit wenig zufrieden. |
Frankreichs Banlieues zu sozialen Unruhen. Auch bei City Life könnt ihr sehen, dass der soziale Frieden ein hohes Gut ist, das es zu schützen gilt. Unruhen treffen die ganze Stadt, ruinieren ihren Ruf und schaden so auch Wirtschaft und Tourismus. Bei der Lösung kann man auf mehr Polizeikontrolle und Repression setzen oder aber auf nachhaltige Faktoren wie Sozialarbeit, Kultur oder Bildung. Vielleicht sollte man die verantwortlichen Politiker mal eine Runde City Life spielen lassen - schaden könnte es jedenfalls nichts. Freilich geht es ins echt nicht so schnell wie in der Computersimulation.
Freiheit statt Stadtmauer
City Life beginnt ganz ähnlich wie Medieval Lords, indem ich mir einen schönen Platz für mein Stadtzentrum aussuche. Fünf Klimazonen von gemäßigt bis tropisch werden spielbar sein, die alle eine andere Lebensqualität bieten. Da schlechte Gebiete schwerer zu besiedeln sind, wird so auch gleich die Schwierigkeit einer Karte festgelegt. Auch wenn nicht immer alles wie oben angesprochen ohne Ärger abgeht, muss ich mich nicht mehr auf die Verteidigung des Fleckens gegen Wikinger und Co. konzentrieren, sondern wie bei Sim City für Wohnviertel, Infrastruktur und Wirtschaft sorgen. Ich sehe außerdem, dass es noch Landstriche nebenan gibt, die der Erweiterung dienen. Wenn ich genug Steuergelder eingenommen habe, kann ich sie erwerben und ebenfalls ausbauen. Meine Stadt wuchert schließlich munter vor sich hin.
Zunächst werde ich jedoch aufgefordert, neue Wohnhäuser zu errichten. Das geht sehr flott von der Hand, da sich die Straßen automatisch anpassen und daher einfach zu verlegen sind. Wer die Verkehrsachsen lieber nach seinem Gusto bauen möchte, kann das natürlich auch tun. Zieht ihr den Cursor über die
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Und so soll alles mal aussehen, wenn die Metropole wächst und gedeiht. Sogar Reiche wohnen hier gerne. |
3D-Landschaft, könnt ihr sehen, welche Bevölkerungsgruppe wohl am wahrscheinlichsten einziehen wird. Ganz sicher ist aber nie, wer dann letztlich kommt. Natürlich verlangen die Bürger auch Müllabfuhr, medizinische Versorgung, Einkaufsmöglichkeiten und Strom. Im fertigen Spiel wird es noch wesentlich mehr sein, denn Themen wie Bildung, Sicherheit und Tourismus kommen noch hinzu. Je größer meine Stadt wird, desto mehr Gebäude werden freigeschaltet. So kann ich nicht nur Einfamilienhäuser, sondern auch größere Häuserblocks errichten.
Vollbeschäftigung
Außerdem möchte jeder Bürger den passenden Job haben, damit er nicht unruhig wird. Das Interessante daran ist, dass meine Bevölkerung aus Schichten bestehen wird. Als Mechaniker arbeitet z.B. nur die Mittelklasse, für den Copyshop brauche ich die zweitunterste Schicht und in der Destille malochen die besitzlosen Proletarier. Die Errichtung von Betrieben dient aber nicht nur der Verbesserung meiner Arbeitslosenstatistik, sie sind auch meine Einnahmen, da sie Steuergelder berappen müssen. Je mehr dort arbeiten, desto mehr Abgaben werden fällig. So habe ich ein Interesse, dass alle Arbeit haben. Mit dem Wachstum der Stadt kommt noch neues Gewerbe hinzu. Gehen mir die Arbeiter aus, muss ich einfach neue Viertel bauen.
Jede Klasse hat ihr eigenes Unterhaltungsbedürfnis: Die Unterschicht will nicht RTL 2, Bildzeitung und Oettinger-Bier, sondern lieber Basketball spielen, was ohnehin gesünder ist. McDonalds lässt grüßen: für die Mittelschicht gibt es Familienrestaurants. Die Befriedigung der Bedürfnisse dient aber auch dazu,
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Wenn eure Schlote so schön rauchen, stehen alle in Lohn und Brot. Nur die Umwelt freut sich nicht drüber. |
dass meine Einwohner irgendwann aufsteigen, wenn sie zufrieden sind. Dann wird aus einem Hilfsarbeiter ein Facharbeiter. Oben am Bildschirmrand wird eingeblendet, wie viel Prozent der Bevölkerung einer Gruppe angehören. Bestimmte Einrichtungen wie das Krankenhaus haben eine Belegschaft, die aus verschiedenen Schichten kommt. Hier arbeiten eben Putzkräfte ebenso wie Krankenschwestern und Ärzte, so dass die Mischung der Leute stimmen sollte.
Ansehnliche Kulisse
Für eine Aufbau- und Gesellschaftssimulation ist die Grafik sehr ansehnlich, die nicht ganz so trist wirkt wie bei anderen Spielen. Obwohl es einige Details wie Autos geben wird, kann die 3D-Darstellung freilich nicht ganz mit der Fülle eines Tycoon City: New York mithalten. Die Grafik erinnert auf den ersten Blick stark an Medieval Lords, ist aber nicht ganz so schematisch. Vielmehr werdet ihr auf das Straßenpflaster herunterzoomen können, was aber dann nicht mehr übersichtlich ist. Eine mittlere Zoomstufe ist daher auf Dauer am besten, da ich so alles im Blick habe. Für Erhellung sorgen die vielen Statistiken und Anzeigefilter, die allerdings nicht überfordern. Bestimmte Situationen wie hohe Arbeitslosigkeit werden als kleine Filmschnipsel angezeigt. Großbauten wie das Empire State Building wird es nicht zu bestaunen geben.