Special: Unser zweites HL2-Tagebuch beschäftigt sich mit der Grafik - Rampenlicht oder Taschenlampe?
Luftschnapper
In Far Cry gab es ein Schlüsselerlebnis, bei dem jedem Spieler der Atem stockte: Als man zum ersten Mal an die frische Luft kam, und das saftige Grün der Gräser und Bäume, das unglaubliche Blau der See sah – man konnte praktisch die wärmenden Strahlen der Sonne spüren, die gluthell am Himmel hing. In Half-Life 2 gibt es eine vergleichbare Szene: Den Moment, wenn ihr gleich zu Beginn den Bahnhof verlasst,
und einen ersten Blick auf City 17 werfen dürft! Der wolkenverhangene Himmel lässt gerade noch die hilflose Sonne durch, die die Straßenzüge kaum zu erhellen vermag. Ihr seht unheimlich authentisch wirkende Häuser, kahle Bäume und einen alles überragenden Wolkenkratzer, der im Hintergrund droht. Die bedrückende Atmosphäre wird durch den Ausdruck auf den Gesichtern der Menschen noch verstärkt: man kann ihnen die Sehnsucht nach einem besseren Leben sofort ablesen – grandios!Postkartenmotiv: Der Anblick, der sich euch beim Verlassen des Bahnhofs bietet, ist überwältigend.
Während Doom 3 den Spieler die meiste Zeit über durch dieselben grauen Gänge hetzte, wird hier optische Abwechslung groß geschrieben: Ihr trabt durch kleine und große Städte, durchwatet schummrige Kanäle, flitzt mit einem Propellerboot über Flüsse, rast mit einem Buggy über Landstraßen, klettert an einer gigantischen Brücke herum oder erkundet ein morbides Gefängnis. Besonderes Augenmerk haben die Texturen verdient: Die Wände sind voller Graffitis, abbröckelndem Putz, Dreck, Ruß, abgeplatzten Kacheln – die Innenlevels sehen realistischer und abgewrackter aus als bei Max Payne 2 !
Sieh’ mir ins Gesicht
Eines der groß angekündigten Grafikfeatures ist die Animation der Gesichter. Valve machte die Spieler schon vor einiger Zeit mit diversen Videos auf voll bewegliche Münder, Augen und Augenbrauen heiß. Und das Ergebnis übertrifft die Erwartungen: Alleine aus der Mimik einer Person kann man ihre Gefühle und Absichten herauslesen, die Sprachausgabe ist dank eines raffinierten Algorithmus’ in jeder Sprache lippensynchron; das bekommt ihr
besonders gut in den vielen Dialogen zu sehen und zu hören. Auch die Bewegungsanimationen sind vom Allerfeinsten: Egal ob ein Zombie langsam auf euch zuschwankt, ein Antlion kreischend in eure Richtung galoppiert, ein Wachmann nach Verstärkung winkt oder Alyx mit ihrem Robo-»Hündchen« spielt - es ist immer großartig anzusehen.Die Figuren sind voll animiert, ihren Gesichtern kann man die Gefühle sofort ablesen.
Besondere Erwähnung verdient das detaillierte Interieur sowie Feinheiten der Kulisse: Eine Tischlupe vergrößert tatsächlich das Bild, geriffeltes Glas in Türen bricht optisch das dahinter liegende Zimmer. Kacheln und Fliesen reflektieren dezent das Licht, auf Gordons Waffen spiegelt sich kaum erkennbar die tatsächliche Umgebung – und das Echtzeit-Hauptmenü passt sich grafisch dem letzten Savegame an! Durch diese liebevolle Inszenierung gewinnt die Umgebung erheblich an Leben und Realismus; alles wirkt »echt« und wie aus einem Guss. Beeindruckend ist in diesem Zusammenhang auch die Geschwindigkeit des Spiels: Die Systemanforderungen liegen deutlich unter Doom 3, und sind auch geringer als bei Far Cry – selbst auf Mittelklasse-Computern rast Half-Life 2 nur so dahin. Allerdings solltet ihr idealerweise eine DirectX9-Karte im Rechner werkeln haben, um in den Genuss aller Effekte zu kommen.
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