Black & White07.09.2000, Phillip
Black & White

Special:

Black & White (ab 23,50€ bei kaufen). Es wurde schon viel geschrieben und es wurden sagenhafte Screenshots gezeigt. Wir haben das Spiel auf der ETCS in Aktion gesehen und haben einmal alles zusammengeschrieben, was wir zu dem Spiel in Erfahrung bringen konnten.

Peter Molyneux, einer der bekanntesten und mit Sicherheit auch einer der besten Spieledesigner, schlägt wieder zu. Mit der neuen Company und seinem neuem Team versucht Molyneux an alte Erfolge anzuknüpfen. Nachdem er BullFrog vor ein paar Jahren verlassen hatte um Lionhead Studios zu gründen, ist sein nächstes Meisterwerk in greifbare Nähe gerückt. Und nach dem zu urteilen, was wir auf der ECTS in London gesehen haben, ist dies keine Übertreibung.

Die Rede ist vom Spiel Black&White. Wie man es von Molyneux gewohnt ist, handelt es sich um etwas völlig Neues, etwas Revolutionäres. Wir wollen Euch das geniale Spiel, das wir live auf der ECTS bestaunen konnten, vorstellen.

Auf der Messe gab es natürlich Hunderte von neuen Spielen, aber bei keinem Spiel standen so viele Menschen wie bei Black & White - vor allem nicht so lange und mit einem solchen Grinsen im Gesicht. Ich war einer von Ihnen. Leider konnte man selber nicht spielen; ein Lionhead Studios Mitarbeiter demonstrierte die Features. Er zeigte auch eine Devolpment-Version in der man in Menüs bestimmte Aktionen festlegen konnte, später aber mehr. Black & White wirkt auf den ersten Blick so, als hätte Molyneux alle Spiele, die er bisher entwickelt hat zusammen mit der Story von Matrix in einen Topf geworfen und kräftig umgerührt. Wo fängt man an, dieses Spiel zu beschreiben?

Der Spieler übernimmt wieder die Rolle eines Gottes. Das bedeutet, dass man nicht ein Wesen direkt steuert, sondern alles -ähnlich wie bei Populous- indirekt über den Weg der Sprüche und die Ausübung der Macht beeinflusst. Der Spieler hat die Aufgabe, sich einen Stamm in der Welt Eden untertan zu machen. Fangen die Einwohner dann an, den Spieler (bzw. den Gott, den er repräsentiert) durch Gebete und Rituale zu verehren, steigt die eigene Macht. Je mehr Lebewesen es in der Welt gibt und je stärker diese den Spieler anbeten, desto mehr Energie steht dem Spieler zur Verfügung. Damit kann er wiederum direkt auf die Aktionen seiner Bevölkerung einwirken. Es gibt z.B. eher destruktive Sprüche, die die Landschaft verändern (Erdbeben, Feuer, Winde, etc). Es gibt aber auch gute Sprüche, die z.B. für Regen sorgen. Mit diesen Aktionen kann man die Bevölkerung entweder wohlgesonnen stimmen oder einschüchtern.

Die Auswahl der Aktionen ist daher schwierig. Die meisten Menschen, so hoffe ich doch, werden es wohl bevorzugen ihren Gläubigen mit Wohltaten zu gefallen. Aber warum sollten Menschen, denen es sehr gut geht, überhaupt einen Gott anbeten? Meist betet man ja, wenn es einem schlecht geht, oder man Angst vor irgendetwas hat. Als Gott muss man wohl manchmal einen Mittelweg zwischen dem Guten und dem Bösen finden. Und hier liegt eigentlich der interessanteste Teil des Spiels: Laut Lionhead Studios wird die Welt, die nach einiger Zeit entsteht, den Charakter des Spielers widerspiegeln. Die eher destruktive Natur wird eine Welt vorfinden, die eher dunkel und düster ist. Friedfertigere Charaktere werden dafür eine grüne und blühende Landschaft heranzüchten.

Welcher der beiden Spieltypen dann mehr Power hat, bleibt abzuwarten.

Ein anderer elementarer Bestandteil des Spiels ist die Rolle, die man als "Elternteil" spielen muss. Nach gewisser Zeit kann der Spieler ein wildes Tier "packen" und in die "Glaubensstätte" befördern, wo diese Kreatur dann eine magische Transformation erfährt. So bekommt der Spieler einen irdischen Repräsentanten, einen so genannten "Titanen". Dieser wird mit der Zeit immer größer und größer, so dass er irgendwann so große Ausmaße annimmt, dass er mit einem Tritt eine ganze Reihe von Häusern platttmachen kann. Diesen Titanen kann der Spieler zwar nicht direkt steuern, aber er kann diesen bestrafen und belohnen. Das funktioniert ähnlich wie in Dungeon Keeper. Man gibt ihm einen Klacks oder eine ordentliche Ohrfeige, oder man zieht ihm die Beine weg, so dass er ordentlich auf den Boden fällt. Man kann mit seinem "Kind" also so alles Mögliche anstellen und es nach seinen Vorstellungen erziehen. Dieser Titan sollte im optimalsten Fall (bei einer geglückten Erziehung) der Beschützer des eigenen Volkes werden. Dafür muss man dessen Spieltrieb aber recht schnell dämpfen, sonst schmeißt er eigene Dorfbewohner in der Gegend herum oder verspeist sie zum Mittag.

Ein wichtiger Punkt, den ich bewusst noch nicht angeschnitten habe, ist die Tatsache, dass man nicht der einzige Gott in diesem Universum ist. Es spielen noch andere -entweder computergesteuert, oder im Multiplayer-Modus- mit. Alle haben natürlich ein Ziel: ein möglichst mächtiges Volk aufzubauen, dass seinen Gott verehrt. Natürlich bleiben Kämpfe nicht aus; sie sind sogar ein elementarer Bestandteil des Spiels. Mit Hilfe der Sprüche kann man z.B. versuchen die Bevölkerung des Gegners zu dezimieren. Dadurch sinkt die Macht des gegnerischen Gottes, der wiederum weniger mächtige Sprüche auf die Bevölkerung loslassen kann. Bei Black & White muss man aber nicht zusehen, wie ein Tornado die eigene Bevölkerung dezimiert. Man hat immer die Möglichkeit einen entsprechenden Gegenspruch loszulassen - vorausgesetzt, man hat genug Power. Dies wird einem die eigene Bevölkerung auch danken, da man sie ja vor Schaden bewahrt hat.

Um im Spruch-Kampf mit einem gegnerischen Gott nicht unterzugehen, kann man sein Volk anweisen intensiv zu beten. Die Gläubigen tanzen dann wie von Sinnen um ihre Glaubensstätte herum und bringen dem Spieler so wieder mehr Power. Allerdings ist auch hier ein Mittelweg zu finden, denn die Bewohner können bei derartigen Aktionen auch vor Erschöpfung zusammenbrechen.

Der Titan, den man hoffentlich ordentlich erzogen hat, kann dem Spieler im Kampf gegen gegnerische Götter durchaus gute Dienste leisten. Zwar muss man dem Titanen abtrainieren, dass dieser das Volk des Spielers verspeist, aber gegen einen kleinen Snack aus dem Nachbarvolk ist eigentlich nichts einzuwenden....

Der Titan ist auch in der Lage Zaubersprüche loszulassen. Allerdings muss man ihm diese antrainieren und er wird auch nur die Sprüche beherrschen, die man ihm mühsam beibringt. Dieses Feature ist im Laufe des Spiels im Kampf sehr wichtig, denn die Sprüche des Titanen funktionieren unabhängig von der Power des Spielers. Der Titan hat nämlich seine eigene Lebensenergie.

Aber wie steuert man das Spiel? Der Spieler sieht die Welt aus der Vogelperspektive, kann aber auch sehr nah heranzoomen. Man kann soweit hinauszoomen, dass man die gesamte Welt sieht und dann blitzschnell auf einen kleinen Stein an einem See heranzoomen. Die Steuerung funktioniert dabei sowohl mit der Maus als auch mit der Tastatur. Auf dem Bildschirm steuert der Spieler eine Hand, ähnlich wie in Dungeon Keeper. Nur ist diese 3D-Hand sehr detailliert (dazu aber später mehr). Mit dieser kann man Dinge aufheben, den Titanen eins überbraten, oder Sprüche loslassen.

Das Loslassen der Sprüche ist nun auch nicht unbedingt der Standard. Mit der Maus muss man bestimmte "Symbole" auf den Bildschirm "zeichnen", die dann wiederum den entsprechenden Zauberspruch bewirken. Je präziser diese Bewegungen ausgeführt werden, desto stärker wird der Zauberspruch. Wenn das Spiel fertig ist werden Grafiktabletts (bei der man mit einem Stift die Maus steuern kann) bestimmt Hochkonjunktur haben.

Das gesamte Spielprinzip mit all seinen Details zu erklären ist kaum möglich - man muss es einfach gesehen haben.

Nun aber noch ein paar Worte zu der Grafik. Wie schon das Spiel, setzt auch die Grafik neue Maßstäbe. Derart detaillierte Landschaften hat man selten gesehen und vor allem sind diese volldynamisch. Die gesamte Landschaft kann sich sehr schnell in Echtzeit in eine Wüste verwandeln. Dabei hilft Back&White das Texturemorphing. Sogar die Titanen lassen sich dreidimensional von einem Wolf in einen Bären verwandeln, wobei auch die einzelnen Details, die durch Texturen dargestellt werden, gemorpht werden. Das sieht einfach fantastisch aus. Auch die Zaubersprüche sehen einfach sensationell aus. Feuer sieht eben aus wie Feuer, Blitze zucken realistisch usw. Auch die Charakteranimation ist absolut überzeugend.

Auf der ETCS wurde eine Development-Version vorgeführt. Rechts konnte der "Vorführer" sich durch Menüs klicken und dadurch bestimmte Aktionen des Titanen aufrufen. So konnte der Titan Grimassen schneiden, oder mit einem Regler sehr schlank bzw. fett gemacht werden - und das alles in Echtzeit. Der Hammer war jedoch, als ein Titan (in Form eines Wolfes) plötzlich anfing Breakdance zu tanzen. Es sieht einfach zu köstlich aus, wenn ein 40 Meter hoher Wolf in Menschengestalt einen Rückwärtssalto und danach eine Drehung auf dem Kopf macht. Wie schon gesagt, eine große Zuschauermenge war permanent vor dem Bildschirm vereint, und es wurde gelacht als hätte jemand ein Dick-und-Doof-Video vorgestellt.

Auch die Darstellung der unterschiedlichen Tageszeiten geschieht in Echtzeit und in beeindruckender Qualität.

Aber von der Grafik könnt Ihr Euch anhand der vielen Screenshots sicher ein eigenes Bild machen.

Ich kann es kaum noch erwarten bis das Spiel in den Läden steht, aber, um ehrlich zu sein, ist vor der nächsten ETCS damit nicht zu rechnen. Wie ich Peter Molyneux kenne, wird er sich Zeit lassen, das Spiel so umzusetzen wie er es sich vorgestellt hat. Und wenn die Jungs von Lionhead Studios wirklich halten was sie versprechen, ist Ihnen ein Hit meiner Meinung nach sowieso schon sicher. Das Spielprinzip ist einmalig und die Darstellungen und Animationen der Charakter sind dermaßen witzig, dass Al Bundy & Co. ihren Arbeitsplatz verlieren könnten.

 
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