Counter-Strike26.05.2006, Daniel
Counter-Strike

Special: Wir, die Killerspieler? - Teil 3

Im abschliessenden 3. Teil unserer Berichtsreihe über die Verbotsforderungen der Unionsinnenminister, kommen nun noch Bündnis 90/Die Grünen und die Junge Union zu Wort. Des weiteren gibt es Zitate der CDU/CSU aus einem anderen Interview. 

Bündnis 90/Die Grünen

Rede und Antwort stand uns Frau Grietje Bettin, medienpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen.

Counterstrike.de: Hallo Frau Bettin, es freut mich, dass Sie uns für dieses Interview zur Verfügung stehen. Damit unsere Leser eine nähere Vorstellung von Ihnen und Ihrer Arbeit bekommen, wäre es sehr nett, wenn Sie sich kurz vorstellen könnten.

G. Bettin: Ich bin 30 Jahre alt, von Beruf Diplompädagogin, seit mittlerweile sechs Jahren medienpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und komme aus dem ganz hohen Norden, aus dem Wahlkreis 1 (Flensburg).

Counterstrike.de: Die Innenminister von CDU/CSU fordern, dass so genannte "Killerspiele" mit Vertriebs- sowie Produktionsverbot belegt werden sollen. Was halten Sie allgemein von solchen Forderungen?

G. Bettin: Nichts. Die Union glaubt, damit die Gewalt von Jugendlichen bekämpfen zu können. Der Zusammenhang zwischen Computerspielen und Gewalthandlungen konnte wissenschaftlich bislang aber gar nicht nachgewiesen werden. Dafür wissen wir sehr genau: Ein schwieriges soziales Umfeld und Perspektivlosigkeit führt zu Gewalt – siehe das traurige Beispiel Rütli-Schule.

Counterstrike.de: Welchen Standpunkt vertreten Bündnis 90/Die Grünen diesbezüglich?

G. Bettin: Die Bundestagsfraktion hat auf meine Initiative hin einen Beschluss gefasst, der das über die bisherigen strafrechtlichen Regelungen hinaus gehende Verbote ablehnt. Wir wollen stattdessen eine konsequente Förderung von Medienkompetenz für Jugendliche und Erwachsene, Qualitätssiegel für Computerspiele und die Anerkennung und Förderung von Computerspielen als Kulturgut.

Counterstrike.de: Würden Bündnis 90/Die Grünen einem solchen Verbot zustimmen?

G. Bettin: Nein, siehe oben.

Counterstrike.de: Es gibt Unklarheiten über den Begriff "Killerspiele". Welche Spiele verstehen Sie unter diesem Begriff, Computerspiele oder Realspiele wie etwa Gotcha/Paintball?

G. Bettin: "Killerspiele" ist ein populistischer Begriff, der an die negativen Gefühle derjenigen appellieren soll, die aus Unkenntnis Vorbehalte gegenüber Computerspielen haben. Für die sachliche Debatte ist er nicht geeignet. Computerspiele und Gotcha kann man auch nicht ohne weiteres in einen Topf werfen.

Counterstrike.de: Über die Auswirkungen von Computerspielen ist ein Expertenstreit entbrannt. Einige Psychologen machen Computerspiele für das schlechte Abschneiden Deutschlands bei der Pisa-Studie verantwortlich. Andere wiederum sagen, dass vor allem Internet- und LAN-basierte Computerspiele die Teamfähigkeit fördern. Haben Sie weitere Informationen darüber?

G. Bettin: Spielen kann süchtig machen, vor allem Rollenspiele. Dann wird sehr viel Zeit damit verbracht, und es droht u.a. die Vernachlässigung der Schule. Das ist aber auch bei "Pen & Paper"- Rollenspielen wie "Dungeons and Dragons" oder "Das schwarze Auge" ein Problem, dass hat erstmal nichts mit dem Computer allein zu tun. Dennoch ist es problematisch, und die Betroffenen brauchen Hilfe.

 

Computerspiele werden schon lang zum Training bestimmter Fähigkeiten eingesetzt. In Berlin werden Straßenbahnführer in einem Simulator geschult, weil man weiß, dass Computerspiele bestimmte koordinatorische Fähigkeiten schulen können. Und gemeinsames Spielen fördert immer soziale Kompetenzen, nicht nur am Computer, aber eben auch dort. Das ist wissenschaftlich erwiesen.

Counterstrike.de: Laut einer Aussage der Unionsinnenminister funktioniert die im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag vereinbarte Prüfung der Spiele durch die USK nur sehr mangelhaft und steht mit dem Jugendschutz nicht mehr im Einklang. Was halten Sie von derartigen Vorwürfen?

G. Bettin: Woher wollen die das wissen, die Evaluation (Bewertung, Beurteilung A.d.R.) hat doch noch gar nicht richtig angefangen! In allen Medienbereichen hat sich aber die regulierte Selbstregulierung als ein effektives und unbürokratisches System bewährt. Nach Allem was ich höre, gilt das auch für die USK.

Auch ich finde manche Altersfreigaben einzelner Computerspiele fragwürdig. Wenn kleine niedliche Würmer sich z.B. gegenseitig mit Feuerwerfern oder Napalm massakrieren und das ganz ohne Altersbeschränkung von der USK freigegeben wird, halte ich das für erklärungsbedürftig. Das stellt aber nicht das System in Frage, da muss man viel mehr die Kriterien der Freigabe überarbeiten.

Counterstrike.de: Machen solche Aussagen von hochrangigen Politikern den Umgang mit diesen Spielen für Eltern nicht erst recht schwierig?

G. Bettin: Eltern haben es schwer. Die Altersfreigabe der USK sagt nichts darüber aus, welche Spiele gut sind und welche nicht. Wir wollen deshalb Anreize für Qualität setzen, in dem wir Computerspiele als Kulturgut anerkennen und fördern, und wir wollen ein Qualitätssiegel einführen, dass als klare und einfache Kaufempfehlung für Eltern dient.

Counterstrike.de: Glauben Sie, dass der Jugendschutz in Deutschland diesbezüglich noch funktioniert?

G. Bettin: Insgesamt glaube ich, dass der Spielraum für den gesetzlichen Jugendmedienschutz ausgereizt ist. Das Problem der Gewalt ist in erster Linie ein soziales Problem, das kann man mit schärferen Verboten nicht in den Griff bekommen.

Counterstrike.de: Muss man überhaupt etwas verbieten, kann man Jugendliche und Kinder nicht auch auf andere Weise schützen?

G. Bettin: Man muss Jugendliche auf andere Weise schützen. Indem man ihnen und ihren Eltern viel mehr Medienkompetenz vermittelt als das in Deutschland bislang der Fall ist. Deswegen wollen wir analog zu PISA ein Medien-PISA einführen. Wir wollen messen, wie gut oder schlecht die Vermittlung medialer Kompetenz in unserem Bildungssystem funktioniert und damit Impulse für Verbesserungen geben.

 

Vor allem brauchen junge Menschen eine Lebensperspektive, Aussicht auf einen Ausbildungsplatz, zum Beispiel. Das ist die beste Gewaltprävention.

Counterstrike.de: Sollte man nicht statt auf Verbote, auf die Aufklärung durch die Eltern setzen und sich darum kümmern, dass Eltern besser in medialen Dingen geschult werden? Eventuell mit Diskussionsrunden, welche an Schulen angeboten werden könnten?

G. Bettin: Ja, wir brauchen Angebote für Eltern, sich über die Medienwelt der Kinder informieren zu können. Das kann auf ganz verschiedenen Wegen passieren. Diskussionsrunden sind eine Möglichkeit.

Counterstrike.de: Möchten Sie unseren Lesern zum Abschluss noch etwas sagen?

G. Bettin: Computerspiele sind Teil unserer Kultur. Genau so sollten wir sie auch behandeln.

Counterstrike.de: Vielen Dank für dieses Interview Frau Bettin.

G. Bettin: Vielen Dank.  

Interview mit A. Blumenthal - CDU/CSU
Interview mit D.Walther - Die Junge Union
Fazit - Die Parteien im Überblick

Wir, die Killerspieler - Teil 1

Wir, die Killerspieler - Teil 2  

         

Die CDU/CSU

Die Union, welche ja die ganze Diskussion entfacht hat, ist sich scheinbar nicht mehr so sicher, ob sie weiter öffentlich auf dem Verbotsstandpunkt beharren soll. Jedenfalls, wenn wir eine Interviewanfrage an den Sprecher der CDU geschickt haben, kam nur die Bitte zurück, sich doch an die Pressestelle zu wenden. Als wir diesem Rat folgten, kam jedoch überhaupt keine Antwort. Im wahrsten Sinne des Wortes gewinnt man somit den Eindruck einer sogenannten Verschleppungstaktik. Die selben Probleme hatten scheinbar die Kollegen vom GEE-Mag, welche es aber nach langem doch geschafft haben, einen Interviewpartner von der CDU zu bekommen.  Hier sind einige Auszüge aus dem Interview, welches mit Antje Blumenthal geführt wurde. Das ganze Interview könnt Ihr im GEE-Mag April 2006 nachlesen.

GEE: Vielleicht können Sie es mir erklären: Was ist ein Killerspiel und was ist keines?

A. Blumenthal: Wenn im Rahmen eines Spiels gezielt getötet wird, der Erfolg eines Spiels davon abhängt, wie viele Sie umgebracht haben. Das sind Killerspiele.

GEE: Wie sind Ihre persönlichen Erfahrungen mit diesen Spielen?

A. Blumenthal: Ich gucke so was grundsätzlich nicht. Als wir 2002 über den Jugendmedienschutz diskutiert haben, wurden uns entsprechende Filme von Experten vorgeführt.

GEE: Ein Verbot von Killerspielen berührt aber auch das im Grundgesetz garantierte Recht auf Meinungsfreiheit. Mir fallen wenige Beispiele ein, wann in der Bundesrepublik mal ein Kunstwerk verboten worden ist. Meistens wegen der Verletzung der Persönlichkeitsrechte. Der Roman "Mephisto" etwa wurde indiziert, weil Gustaf Gründgens darin als Mitläufer des Naziregimes dargestellt wurde. Das Verbot wurde erst in den achtziger Jahren aufgehoben.

A. Blumenthal: Sehen Sie, wie die Entwicklung fortschreitet. Irgendwann fragt man sich zwangsläufig, warum das verboten wurde. Das Verbot wird einfach von der Zeit überholt.

GEE: Noch einmal: Sie sagten, Sie haben selbst noch nie gespielt, Sie haben nur präsentiert bekommen, was ja noch mal was anderes ist. Denn Computerspiele unterscheiden sich von Videos dadurch, dass man dort aktiv eingreift.

A. Blumenthal: Selbst wenn ich spiele, wird sich dieser Rausch auf mich nie übertragen. Ich würde immer kritisch Spielen. Deswegen ist das kein Spielen in dem Sinne, wie es der Vertreiber dieses Spiels erreichen möchte. Das Sie da gebannt sind und das nächste Spiel besser spielen wollen. Der Reiz wird für mich nie ausgelöst werden, insofern nützt diese Erfahrung nichts.

GEE: Aber würde es nicht helfen, das selbst zu beurteilen? Selbst wenn man es kritisch spielt?

A. Blumenthal: Aber was denn? Wenn ich da Leute abknalle und eine Zehnerreihe an Toten habe? Das ist für mich abschreckend, aber mehr nicht.

GEE: ...Ja, unsere Wirtschaft findet das doch großartig. Leute zu haben, die strategisch denken und sich durchsetzen können.

A. Blumenthal: Nein, das ist genau das Falsche. Was wird denn erwartet heute in der Wirtschaft und der Gesellschaft? Da wird Teamfähigkeit  und Mitarbeiterführung erwartet. Das erwerben sie da überhaupt nicht.

GEE: Beim berüchtigten "Counter-Strike" müssen Teams gebildet werden, die von einzelnen Teamführern angeleitet werden. Sie entwicklen gemeinsame Strategien, wie sie ein bestimmtes Szenario durchspielen können, sie müssen sich über Funk ständing abstimmen. Ich finde das ist eine hochgradige Sozialschulung.

A. Blumenthal: Immer mit Tötungsabsichten.

GEE: ...Wissen Sie, dass die Erschließung des Internets hauptsächlich durch Computerspiele stattgefunden hat?

A. Blumenthal: Aber nicht durch Killerspiele.

GEE: Doch. Vor allem durch Killerspiele.

A. Blumenthal: Es gab doch auch andere. 

 

Interview mit G. Bettin - Bündnis 90/Die Grünen
Interview mit D.Walther - Die Junge Union
Fazit - Die Parteien im Überblick

Wir, die Killerspieler - Teil 1

Wir, die Killerspieler - Teil 2  

 

Durch dieses Interview kristalliert sich sehr deutlich heraus, dass manche unserer gewählten Volksvertreter sehr schnell ein Statement abgeben, aber nicht gewillt sind sich vorher mit dem umstrittenen Thema tiefgründiger auseinanderzusetzen. Sei es aus Unwissenheit oder Desinteresse. Eine Meinung zu vertreten die offensichtlich auf keinen fundierten Argumenten beruht, empfinden wir als äußerst fragwürdig.

 

Die Junge Union

Abschließend, kam die Zusage von der Jungen Union, genauer gesagt, vom Bundesschatzmeister und medienpolitischen Sprecher der Jungen Union, Daniel Walther. Wir haben mit Herrn Walther darüber gesprochen, ob die Union "Killerspiele" wirklich verbieten will oder ob es ein Alleingang der Innenminister war, so etwas zu fordern. Welche Meinung die Junge Union vertritt und was Herr Walther noch geantwortet hat, könnt Ihr im nachfolgenden Interview nachlesen.

Counterstrike.de: Hallo Herr Walther, es freut mich, dass Sie sich bereit erklärt haben, mir dieses Interview zu geben.

D.Walther: Mich auch.

Counterstrike.de: Es wäre nett, wenn Sie sich und Ihr Tätigkeitsfeld unseren Lesern etwas näher beschreiben könnten.

D. Walther: Politisch bin ich im Bundesvorstand der Jungen Union als Schatzmeister und medienpolitischer Sprecher engagiert. In der Medienpolitik legen wir unsere Arbeitsschwerpunkte zurzeit auf den Deutschen Film und die Novellierung des Urheberrechts.

Counterstrike.de: Die Innenminister der CDU/CSU haben nach ihrem Treffen in Wanzleben öffentlich gefordert, dass so genannte "Killerspiele" mit einem Vertriebs sowie einem Produktionsverbot belegt werden sollten. Welche Meinung vertritt die Junge Union diesbezüglich?

D. Walther: Das gemeine "Killerspiele" ist eine beliebte Sau, die sich gut durchs Dorf treiben lässt. Im Ernst: Der Begriff "Killerspiel" lässt sich bisher zumindest überhaupt nicht näher definieren - geschweige denn abgrenzen. Und ein undefiniertes "etwas" lässt sich nicht verbieten. Bei aller Verbotsdiskussion muss man schon erst einmal sehen, dass wir in Deutschland einen im weltweiten Vergleich sehr sehr starken und effizienten Jugendschutz haben. Will die Politik hier tatsächlich etwas unternehmen, sollte dieser Jugendschutz zunächst einmal auf europäischer Ebene harmonisiert werden, bevor neue Verbote ausgerufen werden.

Counterstrike.de: Vertreten die Innenminister mit ihren Verbotsforderungen die Meinung der gesamten CDU/CSU?

D. Walther: Die Mutterparteien CDU und CSU haben keine abschließende Beschlussfassung zu der populären Verbotsforderung von Killerspielen gefasst. Zuständig für Jugend und Jugendschutz ist jedenfalls die Ministerin für Familie, Senioren, Jugend & Frauen.

Counterstrike.de: Wo steht die Junge Union bei diesem Thema? Vertritt sie die gleiche Meinung, wie die Mutterpartei?

D. Walther: Nach Auffassung der Jungen Union gilt das zum Jugendschutz bereits gesagte. Hinzu kommt auch, dass es schon längst bewährte Altersbegrenzungen für Computerspiele gibt, die die USK festlegt - an der auch die Politik vertreten ist.

Counterstrike.de: Wie sieht Ihre persönliche Meinung zu diesem Thema aus?

D. Walther: Auf den ersten Blick ist der ursächliche Zusammenhang zwischen aggressiven Spielen und aggressivem Verhalten vorstellbar, wissenschaftlich gibt es dafür aber keinen Beleg. Solange der nicht erbracht ist, ist die geltende Rechtslage absolut ausreichend.

Counterstrike.de: Haben Sie schon mal persönliche Erfahrungen mit Ego-Shootern (Actionspiel aus der Ich-Perspektive) sammeln können?

D. Walther: Getestet ja, aber nach einer sehr intensiven C64- und Amigazeit Ende der 80er Jahre kann ich mich nur noch für das gute alte Pirates! und Autorennspiele begeistern.

Counterstrike.de: Glauben Sie, dass ein Verbot überhaupt etwas bewirken könnte?

D. Walther: Ohne Gebote und Verbote kommt ein Rechtsstaat nicht aus, z.B. wenn dies das Strafrecht oder der Jugendschutz erfordern. Das ist aber weitestgehend unstrittig, z.B. wenn links- oder rechtsextreme Inhalte in einem Spiel verherrlicht werden. Und was Spiele betrifft, die manchen Menschen zu gewalttätig erscheinen, darf man dieses natürlich nicht gleich verbieten. Schließlich muss einem erwachsenen Menschen schon die größtmögliche Freiheit gewährt werden, selbst zu entscheiden, welches Computerspiel er in seiner Freizeit spielen und was er sich damit zumuten möchte.

Counterstrike.de: Würde ein totales Verbot von "Killerspielen" einer eventuellen Klage überhaupt standhalten?

D. Walther: Der Jugendschutz ist auch bei Gerichten immer ein sehr wichtiges Argument. Aber ich glaube nicht, dass es überhaupt zu einem Verbot von bisher nicht näher definierten "Killerspielen" kommen wird.

Counterstrike.de: Es steht noch nicht mal fest, ob diese Verbote überhaupt durchzusetzen sind. Liegt nicht ein gewisser Populismus den Verbotsforderungen der Innenminister zu Grunde?

D. Walther: Man muss schon sehen, dass weite Teile der Gesellschaft, darunter besorgte Eltern, Jugendschützer - und bestimmt auch einige Verhaltensforscher - gerne sehen würden, dass so manches Computerspiel aus dem Handel verschwindet. Insofern kommen die Innenminister bei ihren Überlegungen nur einer verbreiteten Forderung nach. Und mit Sicherheit ist das Killerspiel-Thema spätestens seit dem Massaker von Erfurt bundesweit schlagzeilenfähig.

Counterstrike.de: Die Innenminister Ihrer Partei haben der Unterhaltungssoftware SelbstKontrolle vorgeworfen, … "dass die im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag vereinbarte Prüfung der Spiele durch die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle nur sehr mangelhaft funktioniert und nicht mit dem Jugendschutzrecht in Einklang stehe." Wie geht die Partei damit um?

D. Walther: Die Politik ist in die Entscheidungen der USK vertreten, nämlich durch den Vertreter der Obersten Landesjugendbehörde des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Aber: Bei der Vielzahl von Entscheidungen, die die USK treffen muss, sind zwangsläufig auch manche diskussionsfähig. Insofern müssen die Innenminister eben mit der USK Gespräche führen, wenn Sie eine fehlerhafte Anwendung des Jugendschutzrechtes sehen.

Counterstrike.de: Der Jugendschutz ist in Deutschland besser als in sämtlichen anderen Ländern der EU. Müssten nicht erstmal die anderen Länder nachrücken?

D. Walther: Bevor man den deutschen Jugendschutz weiter verschärft und man diesen dann z.B. über den Einkauf von Spielen in Österreich leicht umgehen kann, ist es in der Tat zunächst ratsam, den Jugendschutz auf EU-Ebene zu harmonisieren.

Counterstrike.de: Die Experten streiten darüber, ob dauerhaftes Computerspielen Kindern und Jugendlichen schadet oder nicht. Haben Sie dazu genauere Informationen?

D. Walther: Es gibt Studien, die sagen so und andere sagen so. Und "Experten" vertreten noch mehr Meinungen. Fakt ist, dass der wissenschaftliche Beleg für den ursächlichen Zusammenhang zwischen aggressivem Computerspiel und realem gewalttätigem Verhalten nicht erbracht ist. Aber: Ganz gewiss trifft zu, dass bei einem Übermaß an täglichem Computerspielen das soziale Verhalten von Kindern und Jugendlichen zwangsläufig leiden muss - weil man dieses nur im Umgang mit seiner Umwelt außerhalb des Wohnzimmers lernen kann. Das hat aber nichts mit dem Genre des Computerspiels zu tun.

Counterstrike.de: Ist es nicht Aufgabe der Eltern, sich mit Ihren Kindern über gewalttätige Spiele auseinanderzusetzen und mit ihnen darüber zu Sprechen, was Realität und was Fiktion ist?

D. Walther: Natürlich gehört auch dies zum Erziehungsauftrag der Eltern. Aber gerade weil offensichtlich sehr viele Eltern heutzutage dieser Aufklärungsaufgabe nicht gerecht werden, ist ein effektiver Jugendschutz natürlich notwendig. Daran dürfte es keine Zweifel geben.

Counterstrike.de: Es ist unbestritten, dass brutale Ego-Shooter nichts in Kinderhänden zu suchen haben, aber für Kinder sind diese Spiele auch gar nicht gemacht worden. Wie ist es mit den Grundsätzen der freien Meinungsäußerung vereinbar, mündigen Erwachsenen ihr Hobby zu verbieten?

D. Walther: Nur weil Alkohol und Tabak ebenfalls nicht in Kinderhände gehören, wird er natürlich nicht für alle verboten. Und aus dem gleichen Grund werden auch Ego-Shooter nicht verboten solange sie nicht die bereits genannten Grenzen überschreiten.

Counterstrike.de: Möchten Sie unseren Lesern zum Schluss noch etwas Mitteilen?

D. Walther: Die Diskussion um das Verbot von "Killerspielen" bringt nix. Alle Seiten sollten sie beenden. Allen Gamern im Lande viel Spaß und keine viereckigen Augen!

Counterstrike.de: Herr Walther Vielen Dank für dieses Interview.

D. Walther: Immer gerne!  

Interview mit G. Bettin - Bündnis 90/Die Grünen
Interview mit A. Blumenthal - CDU/CSU
Fazit - Die Parteien im Überblick

Wir, die Killerspieler - Teil 1

Wir, die Killerspieler - Teil 2  

        

Die Parteien im Überblick

Zusammenfassend und zum Zwecke des Überblicks, haben wir euch eine Übersicht der gesammelten unterschiedlichen Meinungen zum Verbot sogenannter "Killerspiele" erstellt. Vielleicht könnte das Ganze als kleine Entscheidungshilfe für die nächsten Wahlen angesehen werden.

CDU/CSU:

keine Reaktion auf die Interviewanfrage

 

SPD:

"Wird einem Verbot nicht zustimmen" und will stattdessen die Medienerziehung fördern. - Vertreten die Meinung, dass Computerspiele in Maßen wichtige Kompetenzen fördert, hält unkontrolliertes längeres Spielen jedoch für schädlich. - Lehnen den Begriff "Killerspiele" ab, weil er plakativ ist und einer kostruktiven Diskussion nicht förderlich sei.

 

FDP:

Wird einem Verbot nicht zustimmen und hält die Forderungen der Unionsinnenminister für "populistisch". - Meint, dass die Teamfähigkeit beim Spielen gefördert werden kann, sagt aber auch, dass man dabei aufpassen muss, nicht nur noch zu Spielen. - Sagt, der Begriff "Killerspiele" wäre sehr schwammig. Meint, dass die Außendarstellung von Spielen mit Gewaltdarstellung vor allem durch die Selbstverantwortung der Spieler initiiert wird.

Bündnis 90/Die Grünen:

Lehnen weitere Verbote völlig ab und wollen stattdessen die Medienkompetenz für Jugendliche und Erwachsene fördern, sowie einen Medien-Pisa-Test einführen. - Sagen, dass Computerspiele süchtig machen können, meinen aber auch, dass es wissenschaftlich erwiesen sei, dass Computerspiele bestimmte koordinierende Fähigkeiten fördern können. - Auch die Grünen lehnen den Begriff "Killerspiele" als populistischen Begriff ab, da er an negative Gefühle derjenigen appelliert, die aus Unwissenheit Vorbehalte gegenüber Computerspielen haben.

Persönliches Fazit des Redakteurs

Mein persönliches Fazit nach diesem Bericht lautet wie folgt. Es gibt keine "Killerspiele" unter den Computerspielen, sondern allenfalls einige Spiele, welche für Kinder und Jugendlichen nicht geeignet sind. Was aber noch lange nicht heißen muss, dass man diese Spiele gleich völlig verbieten muss, da sie gar nicht für Kinder und Jugendliche gemacht und auch nicht für sie freigegeben sind. Die USK hat alles in ihrer Macht stehende getan, um für Kinder ungeeignete Spiele nicht ohne weiteres in Kinderhände gelangen zu lassen. Es besteht daher kein Grund die Arbeit der USK zu kritisieren. Der deutsche Jugendschutz ist einer der Effektivsten in Europa. Es ist Aufgabe der Eltern, sich darum zu kümmern, dass ihre Kinder so erzogen werden, dass sie Realität und Fiktion auseinander halten können. Dann wird auch keiner auf den Gedanken kommen, ein Spiel wie Quake oder ähnliches im Real Life nachzuspielen und dabei Menschen zu erschießen. Ich wiederhole mich in diesem Fall gerne, Spiele töten keine Menschen, das machen nur andere Menschen, das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Meine Forderung an die Politik lautet daher, lasst uns unseren Sport und unsere Computerspiele und kümmert Euch endlich um die wirklichen Probleme, denn davon hat Deutschland weiß Gott genug.

 
Interview mit G. Bettin - Bündnis 90/Die Grünen
Interview mit A. Blumenthal - CDU/CSU
Interview mit D.Walther - Die Junge Union

Wir, die Killerspieler - Teil 1

Wir, die Killerspieler - Teil 2   

 
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.