World of WarCraft04.01.2006, Marcel Kleffmann
World of WarCraft

Special:

Was macht ein passionierter World of WarCraft (ab 14,99€ bei kaufen)-Spieler, wenn der eigene Held die Level-Begrenzung von Stufe 60 erreicht hat? Wird das Spiel dann langweilig? Gibt es noch Herausforderungen? Genau diese Fragen haben wir gestern dem altgedienten Zwergenjäger Fusselbart gestellt, der sich mit uns in der "Taverne zum Salzigen Seemann" in Booty Bay traf. Trotz seines seltsamen Akzents und vieler Fachbegriffe wurde es ein gemütlicher Abend.

4Players: Guten Tag Herr Fusselbart! Schön, dass Sie sich Zeit genommen haben, um uns bei einem Humpen Donnerbier Rede und Antwort zu Ihren Aktivitäten in Azeroth zu stehen.

"Prost!"

Fusselbart: Sehr erfreut! Prost!

4Players: Prost! Wann sind Sie denn 60 geworden?

Fusselbart: Am 20. September - die letzten Jahre gingen nur langsam rum, obwohl ich fleißig in den westlichen Pestländern unterwegs war und Untote verhauen habe. Als mich endlich der goldene Schein erhellte, lud ich alle Gilden-Mitglieder auf zündende Donnerbiere und leckere geröstete Wachteln ein. Das war ein Fest und wieder hat man gesehen, dass Nachtelfen nicht trinkfest sind *lacht*.

4Players: Sie sprachen gerade von ihrer Gilde. Wie lange sind Sie Mitglied? Und haben Sie mit ihren Gefährten viel erlebt?

Fusselbart: Ja, genau die "Boten der Götter"! Kurz nach der Gründung bin ich durch einen mittlerweile verschollenen Paladin zu ihnen gestoßen und habe als "Tagelöhner" angefangen, bevor ich eine Mutprobe vor den Toren von Stormwind ablegen musste. Das war in meinen jugendlichen Jahren und momentan streife ich als "Todesbote" durch Azeroth und mache meinem Titel alle Ehre. Abenteuer habe ich in meiner steuerpflichtigen Mitgliedszeit viele erlebt. Neben internen Turnieren und Sitzungen verabreden wir uns regelmäßig, um Instanzen zu raiden.

4Players: Ähm, was genau meinen Sie mit "Instanzen zu raiden"?

Fusselbart: Ach, ihnen ist der Begriff nicht geläufig? *kramt im Bart herum* Überall in Azeroth gibt es Instanzen oder auch Dungeons genannt. Diese sind durch spezielle Portale zugänglich und teleportieren eine Gruppe oder gar einen Schlachtzug

in eine extra für sie geschaffene Herausforderung. Klingt bisher nicht wahnsinnig spektakulär, aber in eben diesen Instanzen warten haufenweise Gegner und mächtige Bosse, ganz zu Schweigen von besonderen Gegenständen oder diversen Schätzen. *Augen leuchten*

4Players: Könnten Sie unseren Lesern kurz eine Instanz beschreiben? Wo gehen Sie und ihre Gilde regelmäßig hin?

Fusselbart: Also gestern, waren wir zu acht in Stratholme ganz im Norden der östlichen Pestländer – eine meiner Lieblings-Instanzen. Dort wimmelt es von Untoten-Kreaturen, Spinnen, Akolyten, Monstrositäten und Ghouls, die sich in den brennenden Stadtruinen niedergelassen haben. Da die meisten Gegner dort "Stufe 60 Elite" sind und in kleinen Grüppchen warten, muss mit taktischem Geschick vorgegangen werden. So locken wir in der Regel einzelne Gegner oder ein Grüppchen an, sheepen böse Magier und achten auf das fiese Auge von Naxxramas. Eine falsche Attacke kann weitere Untote anlocken und schwupps kämpft die Gruppe nicht mehr gegen drei, sondern sechs oder mehr Feinde, was meistens in einem Wipe endet. Auch durch (gefearte) Pets oder kleine Befehlsunstimmigkeiten kann es zu diesen unschönen Ereignissen kommen, nicht wahr AggroTill? *guckt böse zu seinem Pet*

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, der Strath-Raid. Wie in jeder Instanz gibt es dort starke Bossgegner. Neben der Baroness wartet dort u.a. die große Spinne "Nerub'enkan", die nach dem Ableben mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp zehn Prozent die "Bestienjäger-Stiefel" droppt. Auf diese "Schuhe" ist meine Wenigkeit als Jäger besonders scharf! Aber von den zig Angriffen auf Stratholme fielen die Stiefel nur einmal und genau da hatte ich das Würfelglück - schließlich muss ja jeder Jäger eine faire Chance auf den Gegenstand haben und deswegen wird gewürfelt. Viel häufiger ließ Nerub'enkan eine Armbrust, ein Schild oder Plattenbeinschienen fallen, wie der Zufall es will!

Höhepunkt ist selbstredend der Endkampf gegen den stinkenden "Baron Rivendare", der viele Schläge einstecken kann und sich mit Hilfe von beschwörten Skeletten heilt. Diese laufenden Gerippe müssen daher schnell aus dem Verkehr gezogen werden, weswegen Wasserspender ähm Magier oder Hexenmeister mit Area-Damage-Effekten so wichtig beim Baron-Run sind. Währenddessen lenkt der Tank (meist ein Krieger, seltener einer Paladin) die Aufmerksamkeit

Die Bestienjägerstiefel im Bilde.
des Bosses auf sich, bevor die Damage Dealer kurze Zeit später einsetzen. Der Baron ist übrigens ein beliebtes  Ziel für unsere abendlichen Raids, da er die "blauen Hosen" für die ersten Sets droppt.

4Players: Gefearte? Aggro-Til? Droppen? Ist das noch Deutsch? Egal: Und was meinen Sie denn mit Sets?

Fusselbart: Ein Set besteht aus einer Anzahl an Gegenständen, die zusammen gehören und einen festen Namen tragen - ich als Jäger freue mich beispielsweise über jedes Bestienjäger-Setteil. Je mehr Einzelstücke man findet, desto stärkere Bonus-Effekte werden freigesetzt. Wenn man also drei Bestienjäger-Items benutzt, wird die Angriffskraft gegen Wildtiere um 15 gesteigert, während fünf Teile die Schusswaffen/Bogen/Armbrust-Fähigkeiten um jeweils vier Punkte erhöhen. Jeder egal ob Magier, Krieger, Druide oder Paladin kann ein Set finden. So wird abermals der Sammeldrang geweckt, damit man im hohen Alter noch kraftvoll zuschlagen kann. Außerdem sehen die Setteile wesentlicher schicker aus als die normalen oder raren Gegenstände, bis auf die Helme – die sind alle hässlich.

Ein anderes beliebtes Ziel für "kleinere" Gilden ist die Schule der Dunklen Magie und zwar Scholomance auf der Insel Caer Darrow. Dort wartet am Ende "Dunkelmeister Gandling", der für alle Klassen-Sets die passende Kopfbedeckung droppt und mir meine Bestienjäger-Kappe 

"Hier waren wir in Scholomance unterwegs."
noch immer schuldig ist, obwohl ich fast ein Dutzend Mal dort war. *mit der Faust fuchtel*

4Players: Jetzt beruhigen Sie sich doch, Herr Fusselbart! Gibt es nur ein Set pro Klasse?

Fusselbart: Nein, natürlich nicht! In den größeren Instanzen kann man epische Sets finden, erkennbar an der lila Farbe. Dazu muss man "nur" in den Geschmolzenen Kern (MC), den Pechschwingenhort (BWL), nach Zul’Gurub (ZG) oder in die kommende Doppel-Instanz Ahn'Qiraj. Stolze 40 Kämpfer können sich in den ersten beiden Instanzen rumschlagen, während Zul’Gurub mit maximal 20 Mitgliedern betreten werden kann. Dort sind mehr Gegner, frische Herausforderungen sowie wesentlich größere, stärkere und hässlichere Bosse, wenn ich nur an Hakkar denke *pfui*. Für die Kampfes-Mühen entlohnen Beute und Triumph-Gefühl.

In Zul’Gurub bekommt man sein fünf-teiliges-Set übrigens durch Quests, in dem man Gegenstände (Münzen und Co.) für den Zandalar-Trollclan sammelt. Allerdings rücken diese hinterhältigen Trolle die heiß ersehnten Items erst dann raus, wenn man sich einen gewissen Ruf bei ihnen erarbeitet hat und das geht nur, wenn man Gegner in Zul’Gurub um die Ecke bringt.

4Players: Gibt es andere Möglichkeiten, sich abseits der Instanzen die Zeit lohnend um die Ohren zu schlagen?

Fusselbart: Sicher! Auf den Schlachtfeldern treffen Hordler und Allianz-Angehörige aufeinander und kämpfen um die Vorherrschaft, was mit Ehrenpunkten im PvP-Kampf belohnt wird. Je ehrenvoller man wird, umso weiter steigt der militärische Rang, der wiederum Zugang zu besonderen Gegenständen oder Rüstungsteilen ermöglicht. Trotzdem bin ich nicht so der Freund von PvP-Duellen und da meistens zu wenige Hordler auf den Schlachtfeldern sind, darf man in den Warteschleifen versauern.

"Eine Raid-Allianz mit mehreren Gilden ist in Planung. So können wir auch bald in den MC."

Natürlich sind auch PvP-Kämpfe außerhalb der Schlachtfelder möglich, aber ungleich nervtötender, da man beispielsweise niemals in Ruhe questen kann - da müsste man sicherheitshalber in einer Gruppe unterwegs sein. Außerdem hasse ich Untote-Magier, vor allem Eis/Arkan-Fetischisten, gegen die ich als Jäger kaum eine Chance habe, sofern nicht der erste gezielte Schuss sitzt.

4Players: Jammern hilft da allerdings auch nicht weiter. Was motiviert Sie dennoch weiterzuspielen, obwohl Sie das maximale Alter bereits erreicht haben?

Fusselbart: Meine Motivation beziehe ich hauptsächlich aus dem Zusammenspiel mit den Gildies. Nichts ist entspannender als einen Abend in gemütlicher Gesellschaft zu verbringen, in dem man zusammen in eine Instanz geht und Bosse umhaut. Dies fördert das Teamplay und ist oft taktisch anspruchsvoll – vor allem die Fieslinge in ZG. Abgesprochen wird sich mündlich über Teamspeak oder via Gruppen-/Schlachtzug-Chat.

Gemeinsames Kämpfen und die Bewältigung von Herausforderungen schweißen die Gruppe zusammen und nichts ist schöner, als wenn sich ein Mitglied über einen neuen Ausrüstungsgegenstand freut – außer wenn man das Item selbst seit Ewigkeiten sucht; aber keine Panik, der nächste Raid kommt bestimmt! Dieses Gemeinschaftsgefühl fehlt bei Partien mit einer Random-Group und wenn man tatsächlich einen Wipe verursachen sollte, was durchaus passieren kann *hust*, wird die Gilde schneller drüber hinweg sehen als eine fremde Gruppe.

4Players: Wie könnte Ihrer Meinung nach dieses Zusammenspiel verbessert werden?

Fusselbart: In Azeroth gibt es (noch) nicht genügend Möglichkeiten die Gilde zu individualisieren bzw. zu managen. Trotz Titelvergabe ist es unmöglich z.B. einen Kassenwart aufzustellen oder eine Gildenschatzkammer einzurichten, auf die alle Mitglieder Zugriff haben. Derzeit behelfen wir uns mit mehreren Kassenwart-Charakteren als adoptierte Twinks. Ferner wäre ein Ingame-Kalender (außer GuildAds) in den Events oder Raids eingetragen werden können, eine echt gute Sache. Von einem eigenen Gildenhaus kann erstmal nur geträumt werden…warten wir es ab!

4Players: Sie erwähnten gerade diese Twinks - haben Sie welche?

Fusselbart: Klar hab ich Twinks! Ich habe einen Gnomen-Magier und eine Nachtelfen-Kriegerin adoptiert– hin und wieder, wenn ich etwas anderes sehen will oder abends kein Raid stattfindet, schlüpfe ich in andere Rollen. Hierbei ist es immer wieder faszinierend wie unterschiedlich sich die Klassen im Kampf anstellen und entwickeln. So kann ein Magier problemlos Gegner über den Haufen zaubern, die mehrere Stufen über ihm sind. Der stärker ausrüstungsabhängige Krieger hingegen hat bereits Probleme mit Gegnern, die nur ein oder zwei Stufen über ihm sind, ganz zu Schweigen wenn mehrere Feinde gleichzeitig angreifen. Da hat der Magier nämlich ein Schaf im Ärmel oder den Eiszauber.

4Players: Herzlichen Dank für dieses Interview! Viel Spaß noch in Azeroth.

Fusselbart: Danke Schön! Ich werde mich nun auf einen Greifen in Richtung IF schwingen, um möglichst schnell zur nächsten Instanz zu kommen. Und danke fürs Bier…

 
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